XAUUSD Prognose Gold: Mit dem Rücken zur Wand

News: Aktuelle Gold Analyse des London Gold Spot

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London Gold Spot
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Ticker: XAUUSD
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Die Gold-Bullen haben ein Problem: Da sind zu viele rote Kerzenkörper im Candlestick-Chart des Goldpreises in den letzten Wochen. Auch, wenn dadurch – zumindest bis jetzt – eher wenig Raumgewinn nach unten entstand, dürfte den Bullen schwanen: Wir sind nicht stark genug.

Wer mit dem Rücken zur Wand steht, die Niederlage vor Augen, kämpft umso energischer und trägt deswegen bisweilen unerwartet den Sieg davon, sagt man. Aber an der Börse ist nicht entscheidend, ob man energisch kämpft. Hier geht es einfach darum, welche Seite den höheren Kapitaleinsatz einbringt. Wenn diejenigen, die beim Goldpreis auf der Short-Seite stehen, mit grösseren Positionen agieren und diese sukzessiv ausbauen, werden die Bullen eben überrannt. Und danach sieht es momentan aus.

Man sieht das, wenn man sich diesen Chart auf Candlestick-Basis etwas genauer ansieht. Es fällt auf, dass seit dem Zwischenhoch vom Juli nahezu ausschliesslich rote Kerzenkörper entstehen, was bedeutet, dass Gold unter dem Eröffnungskurs schloss. Das wirkt im ersten Moment unproblematisch, wenn dabei der Kurs selbst nicht viel nachgibt, aber das kann täuschen, denn:

Gold: Chart vom 21.08.2023, Kurs 1.894,50 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Gold: Chart vom 21.08.2023, Kurs 1.894,50 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Expertenmeinung: Wenn trotzdem keine Gegenreaktion nach oben entsteht, obwohl der Goldpreis nicht allzu rasant fällt und es so selten gelingt, den Tag auch mal über dem Eröffnungskurs zu beenden, deutet das an, dass a) die Short-Seite permanent präsent und stärker ist und b) die Bären offenbar langsam, aber sicher die vom Volumen her unterlegenen, wenngleich vorhandenen Kauforders abarbeiten.

Dass sich das momentan an einer Supportzone abspielt, konkret an der ins erste Halbjahr 2022 zurückreichenden Zone aus mehreren oberen und unteren Wendepunkten zwischen 1.877 und 1.890 US-Dollar, ohne dass die Käuferseite sichtbare Anzeichen eines engagierten Gegenangriffs zeigt, dürfte die Bären nur noch entschlossener machen. Natürlich könnte jederzeit überraschend eine grosse Kaufwelle losgetreten werden, die die „Shorties“ überrumpelt, aber:

Erstens hat man momentan nicht allzu viele Argumente für Gold, schliesslich bietet die „Konkurrenz“ in Form von Anleihen derzeit Renditen, die so hoch sind wie seit vielen Jahren nicht. Und zweitens stellt sich die Frage: Wann, wenn nicht jetzt sofort, an dieser Supportzone, wollten die Bullen zurückschlagen, wenn sie es denn könnten?

Dass diese Zone fällt und Gold dann einen Anlauf an die untere Begrenzung des Abwärtstrendkanals startet, die langsam auf die Unterstützungszone 1.787/1.809 US-Dollar zusteuert, ist daher allemal ein denkbares Szenario. Um dem zu entkommen, müsste der Kurs des Edelmetalls umgehend zurück über die 200-Tage-Linie und dann mit Closings über 1.960 US-Dollar einen glaubwürdigen Befreiungsschlag zeigen. Aber das ist aktuell angesichts dieses Chartbilds die weniger wahrscheinliche Variante für die kommenden Wochen.

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Vorherige Analysen des London Gold Spot

Die Gold-Bullen haben es derzeit nicht leicht. Viele Marktteilnehmer glauben, die Lage sei gut genug, um keinen „sicheren Hafen“ zu brauchen. Und die, die das anders sehen, erkennen die Chancen des Anleihemarkts. Was es jetzt bräuchte, ist ein klares, bullisches Signal!

Die Renditen am Anleihemarkt sind derzeit so hoch wie seit vielen Jahren nicht, das gilt wegen der invertierten Zinskurven vor allem für die kürzeren Laufzeiten. Und wenn erst einmal das Hoch der Leitzinsen erreicht ist und die Zinssenkungen beginnen, dann winken auch noch Kursgewinne bei den Bonds. Da müsste Gold schon sehr dynamisch laufen, um dies und die Inflation obendrein zu schlagen.

Ausserdem wirkt es für viele, als gäbe es ohnehin keine Krise, immerhin sind noch viele Bereiche der Wirtschaft stabil oder wachsen sogar weiter. Dass das täuschen und zum Bumerang werden kann, mag sein. Aber wer das nicht erkennen kann oder will, sieht ebenso keine Notwendigkeit, bei Gold einzusteigen. Vor allem nicht bei diesem Chartbild.

Denn kaum etwas kann mehr abschrecken als ein gescheiterter Ausbruchsversuch nach oben. Dass Gold im Mai das alte, schon im Frühjahr 2022 vergeblich attackierte Rekordhoch aus dem Sommer 2020 bei 2.075 US-Dollar pro Feinunze kurz überwand, dann aber sofort abdrehte und dynamisch fiel, wirkt für viele wie eine Betonmauer, wie ein Beweis dafür, dass da Edelmetall dort nicht vorbeikommen kann. Ist das so?

Expertenmeinung: Nicht unbedingt. Die Argumente für Gold würden sehr schnell sehr viel grösser, wenn sich herausstellen sollte, dass ein immer noch starker Arbeitsmarkt und ein trotz hoher Zinsen überraschend stabiler Immobilienmarkt nicht ausreichen, um die Gesamtwirtschaft zu stabilisieren – was für die USA und Europa gleichermassen gälte. Und wenn man realisiert, dass genau diese Bereiche, die man weiter als stark ansieht, dann dafür verantwortlich sind, dass die Leitzinsen weiter steigen und länger als gedacht hoch bleiben müssen. Denn dann wären gleich beide Argumente gegen den „sicheren Hafen“ Gold auf einmal dahin.

Aber zunächst müsste das Chartbild in Position gebracht werden, sprich der Aufwärtstrend muss wieder aufgenommen werden. Und da hätten die Bullen jetzt zwar eine Chance. Aber die müsste man eben auch nutzen.

Wir sehen im Chartbild, dass es gelungen ist, den Goldpreis über der Supportzone 1.877/1.890 US-Dollar und der knapp darunter bei 1.868 US-Dollar verlaufenden 200-Tage-Linie zu stabilisieren. Das ist zwar schon mal gut. Aber erst, wenn Gold sich mit Schwung von dieser Zone absetzt und die jetzt angegangene Widerstandszone 1.932/1.960 US-Dollar bezwungen hätte, wäre aus der reinen Chance ein echtes, aufwärts weisendes Chartsignal geworden, das die Basis für einen neuen Anlauf an die Rekordmarke bieten würde. Noch also sollte man sich eines neuen Aufwärtsimpulses nicht zu sicher sein, da bliebe noch ein wenig Arbeit für die Bullen zu tun.

Gold: Chart vom 11.07.2023, Kurs: 1.932,20 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Wenn ein Rekordhoch attackiert wird und die Bullen damit scheitern, wird ein solcher Ausbruchsversuch gerne mal zum Bumerang. Das sieht man überall und immer mal wieder, so zuletzt auch bei Gold. Aber müsste dieser bärische Effekt nicht langsam vorbei sein?

Dass die Börse nicht logisch ist, weil die, die die Kurse „machen“, sprich die Marktteilnehmer, oft emotional und selten strikt rational agieren, weiss man ja eigentlich. Trotzdem wundert man sich immer wieder, was der Markt so an Kuriositäten hervorbringt. Das Chartbild des Goldpreises könnte man durchaus als eine solche einstufen, denn nüchtern betrachtet müsste man konstatieren:

Angenommen, der Versuch, das alte Rekordhoch von 2.075 US-Dollar zu bezwingen, wäre gelungen … würde sich in einem inflationären Umfeld mit sehr hohen Leitzinsen jemand über einen Goldpreis oberhalb 2.075 US-Dollar wundern?

Expertenmeinung: Eher nicht. Aber auch diese Abwärtsbewegung lässt sich mit Argumenten unterfüttern … gerade bei Gold kann man so ziemlich alles von zwei Seiten betrachten. Denn ja, hohe Inflation, Druck auf die Wirtschaft und teure Kredite sind ein kritisches Umfeld, das Gold als „sicheren Hafen“ stützen könnte, aber:

Zum einen tut man bislang am Aktienmarkt so, als gäbe es keine Krise, so dass diese unmittelbare Motivation einer Aktienmarkt-Baisse als Argument für Gold-Käufe derzeit nicht existiert. Und zum anderen bedeuten Zinsen, die hoch sind und womöglich noch höher laufen werden, eine Konkurrenz für die Edelmetalle, denn auch, wenn dieser Spruch „hinkt“, sagen sich dann eben doch viele: „Gold bringt keine Zinsen“.

So gesehen agieren die Gold-Bären derzeit durchaus nicht gegen die Rahmenbedingungen. Und dadurch, dass sie den Vorteil der Trendrichtung jetzt wieder auf ihrer Seite haben, könnte zwar jede Supportzone halten und die Korrektur damit stoppen. Sie muss es aber nicht.

Aktuell geht es da um den Bereich 1.874/1.895 US-Dollar, der in die Zeit Frühjahr/Sommer 2022 zurückreicht. Eine Supportzone, die zwar schon alt, deswegen aber nicht weniger relevant ist. Sollte sie fallen, rückt die 200-Tage-Linie, derzeit bei 1.856 US-Dollar, unmittelbar in den Fokus der Akteure.

Noch ist zwar offen, ob der Goldpreis diese aktuell angesteuerte, potenzielle Auffangzone auch noch bricht. Aber solange es nicht gelingt, Widerstände zu bezwingen und dadurch erkennbar wird, dass das Lager der Short-Seller vom Gold ablässt, sollte man nicht allzu viel darauf wetten, dass das Abwärtspotenzial hier dem Ende zugeht. Eine Widerstandszone, die relevant genug ist, um deren Überwinden wirklich zu einem bullischen Signal zu machen, findet sich derzeit bei 1.934 zu 1.960 US-Dollar. Solange Gold nicht klar über 1.960 US-Dollar notiert, ist nach unten daher erst einmal nichts unmöglich.

Gold: Chart vom 29.06.2023, Kurs: 1.908,60 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Genau davor fürchtet man sich als bullischer Trader: Erst tändelt der Kurs eine halbe Ewigkeit in Reichweite des bisherigen Rekordhochs, dann kommt der Ausbruch – und der geht schief. So geschehen beim Goldpreis am 4. Mai. Jetzt könnte das Ganze zum Bumerang werden.

Gold war, ist und wird immer eines sein: eine hoch emotionale Angelegenheit. Eine, bei der man nicht einfach einen „Fair Value“ festlegen kann, so dass es die Grundstimmung an den Börsen einerseits und das rein charttechnische Trading andererseits sind, die Gold bewegen. Die Sorge vor Inflation und Rezession, zuletzt noch erweitert durch die Gefahr von US-Bankpleiten und einer Staatspleite in den USA, führten den Goldpreis seit dem Herbst 2022 sukzessive zurück an das Rekordhoch des Jahres 2020 bei 2.075 US-Dollar, das im Frühjahr 2022 vergeblich attackiert worden war. Dieser damalige Versuch, neue Rekorde zu erreichen, mündete in eine längere, weitreichende Abwärtsbewegung. Nicht ganz zu Unrecht dürften sich bullische Trader diesen Chart auf Wochenbasis ansehen und fürchten, dass sich das jetzt wiederholen könnte.

Gold: Wochenchart vom 17.05.2023, Kurs: 1.984,10 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Gold: Wochenchart vom 17.05.2023, Kurs: 1.984,10 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Denn Gold schaffte es zwar, das alte Hoch bei 2.075 US-Dollar zu überwinden. Aber das Edelmetall blieb weniger als eine Stunde über diesem Level, im asiatischen Handel in der Nacht zum 4. Mai. Um US-Handel wurde dann zwar noch ein Anlauf unternommen, diese Marke zurückzuerobern, aber vergebens. Seither bröckelt der Goldpreis ab. Und das kann nicht überraschen, aus zwei Gründen:

Expertenmeinung: Ein Fehlausbruch nach oben ist immer eine Situation, in der die Käuferseite erst einmal überrascht zurückzieht. Kauforders werden storniert, der Markt neigt dadurch dazu, in einen Angebotsüberhang zu rutschen. Denn natürlich schauen sich alle dieses Chartbild an und stellen fest: Schon wieder am Hoch gescheitert … wann, wenn nicht jetzt, sollte man da Long-Gewinne mitnehmen? Und je weiter sich der Kurs dabei vom Level des Fehlausbruchs entfernt, desto mehr Trader gelangen zu der Erkenntnis, dass ein erneuter Anlauf vorerst ausbleiben dürfte und verkaufen auch bzw. weiter. Und mittlerweile ist Gold recht weit vom Hoch entfernt.

Gold: Tageschart vom 17.05.2023, Kurs: 1.984,10 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Gold: Tageschart vom 17.05.2023, Kurs: 1.984,10 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Zugleich mehren sich die Meldungen, dass man sich in den USA wohl noch rechtzeitig auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze einigen wird. Auch von den Regionalbanken hört man momentan wenig. Und der Aktienmarkt zieht an, das nimmt den Gold-Bullen zumindest psychologisch weiteren Wind aus den Segeln. Wir sehen aber auch:

Bislang ist der Weg nach oben nicht zugestellt, die mittelfristig entscheidenden Linien liegen noch unter dem Goldpreis. Der Wochenchart zeigt: Erst, wenn der Kurs zunächst die Supportzone 1.959/1.965 US-Dollar und darüber hinaus dann die untere Begrenzung des im Herbst etablierten Aufwärtstrendkanals bei aktuell 1.920 US-Dollar brechen würde, wären die Bullen vorerst ausgeknockt. Dazu muss es nicht kommen, aber nach einem solchen Fehlausbruch sind es eben die Bären, die zunächst die grundsätzlich besseren Karten haben.

Beeindruckend viele Anleger am Aktienmarkt sind derzeit bullisch. Aber der Goldpreis macht deutlich, dass „viele“ nicht „alle“ bedeutet. Hier scheint man auf eine Zunahme der Probleme zu setzen … und das hartnäckig genug, dass der Deckel, der auf dem Goldpreis liegt, wackelt.

Man könnte vermuten, dass das grössere Volumen und die grössere Zahl der Akteure am Aktienmarkt dazu führen müssten, dass die Gold-Bullen, die ja angesichts ihrer Erwartung, dass ein angeblich „sicherer Hafen“ steigen wird, negativ für Aktien und Konjunktur sein dürften, am Ende vom Optimismus des Aktienmarkts überrollt werden. Aber zum einen müssen Trends bei Gold und Aktien nicht zwingend logisch korrelieren. Zum anderen hätten die Gold-Bullen eigentlich die besseren Argumente.

Am Aktienmarkt greift die Überzeugung um sich, dass die grossen westlichen Notenbanken wie US-Notenbank, Bank of England und EZB entweder nahe am Hoch des Zinserhöhungszyklus sind oder ihn schon erreicht haben. Zudem wird unterstellt, dass die ersten Leitzinssenkungen noch in diesem Jahr erfolgen. Zwar wird ein Irrglaube für viele immer mehr zur Wahrheit, je öfter er einem vorgebetet wird. Aber nüchtern betrachtet bieten beispielsweise die aktuellen März-Inflationsdaten aus den USA oder das gestern veröffentlichte Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung keine Basis für solche Erwartungen.

Zwar war die Gesamtrate der US-Inflation im März mit +0,1 Prozent minimal weniger gestiegen als im Vorfeld im Schnitt erwartet (+0,2 Prozent). Aber die „Fed“ hatte oft genug betont, worauf es ihr jetzt ankommt: auf die Kernrate, d.h. auf die Preise in den Bereichen ausserhalb der volatilen Nahrungsmittel- und Energiepreise. Und da gab es eben keine Entwarnung, die Kernrate hatte im März mit 0,4 Prozent deutlich zu stark angezogen, so dass die Kerninflation im Jahresvergleich mit 5,6 Prozent sogar schon höher liegt als die Gesamtrate, die auf 5,0 Prozent zurückfiel. Und im Notenbank-Protokoll gab es ebenso wenig Andeutungen dahingehend, dass das Leitzinshoch erreicht wäre wie in der Pressekonferenz direkt nach der Sitzung. Von Zinssenkungen mal ganz zu schweigen.

Expertenmeinung: Selbst, wenn man am Aktienmarkt stur ein Szenario spielt, das bullisch ist, aber keine taugliche Basis besitzt, könnte der Goldpreis auf Basis der de facto unverändert kritischen Kombination aus einem zu engen Arbeitsmarkt, einer viel zu hohen Kerninflation und weiter konsequent Kurs haltenden Notenbanken zulegen. Die Gold-Trader haben sich schon oft genug von den Aktien abgekoppelt, um das auch diesmal tun zu können. Und schliesslich spricht ja auch das Chartbild für steigende Notierungen:

Gold: Wochen-Chart vom 12.04.2023, Kurs: 2.014,10 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Gold: Wochen-Chart vom 12.04.2023, Kurs: 2.014,10 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Wir sehen in den Charts, dass es im Bereich der Widerstandslinie 1.998/2.000 US-Dollar in den letzten Tagen zu mehr Volatilität kam, bislang gelingt es aber, den Kurs in diesem Bereich zu halten. Und wenn man sich ansieht, dass die obere Begrenzung des im Herbst etablierten Aufwärtstrendkanals mittlerweile den Level des bisherigen Rekordhochs bei 2.075 US-Dollar kreuzt, wird klar: So leicht lassen sich die Bullen nicht abschrecken. Die Gesamtsituation wäre allemal geeignet, auch den Ausbruch über diesen letzten Widerstand hin zu neuen Rekorden zu ermöglichen. Solange der Goldpreis nicht mit Schlusskursen unter 1.870 US-Dollar aus dem Trendkanal nach unten herausrutscht, behalten die Bullen das Ruder in der Hand.

Gold: Tages-Chart vom 12.04.2023, Kurs: 2.014,10 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Gold: Tages-Chart vom 12.04.2023, Kurs: 2.014,10 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Wenn erste Banken wackeln und mal wieder mit Milliarden gestützt und gerettet werden muss, beginnen viele mit der hektischen Suche nach einem „sicheren Hafen“, in den sie ihr Kapital retten können, solange der Sturm anhält. Manche sehen ihn in Anleihen. Viele auch im Gold.

Sucht man nach einer Messlatte, mit der man den Grad der Nervosität der Anleger messen könnte, wäre der Gold-Chart nicht die schlechteste Lösung. Phasen mit mehreren langen grünen Kerzen nacheinander indizieren, dass hier auf einmal deutlich mehr los ist als üblich … und viele einsteigen wollen, aber kaum jemand verkauft. Dieses Bild zeigten zuletzt die Anleihemärkte, aber eben auch Silber und Gold. Aber dünne Neven bleiben erfahrungsgemäss nur für eine begrenzte Zeit dünn. Sobald man sich beruhigt und/oder an eine negative Veränderung der Rahmenbedingungen gewöhnt hat, kann es mit dem Run ins Gold auch schnell vorbei sein.

Daher kann man die Frage, was da jetzt nach oben möglich wäre und, in deren Schlepptau, ob man jetzt noch einsteigen oder lieber schon aussteigen sollte, nicht alleine anhand der chart- und markttechnischen Konstellation beantworten. Würde man es trotzdem tun, würde man im Chart sehen, dass der Goldpreis nahe an die Widerstandslinie bei 1.998 US-Dollar herangelaufen ist. Man würde sehen, dass die obere Begrenzung des durch den Aufwärtsschwenk in der vorvergangenen Woche etablierte Aufwärtstrendkanals irgendwann um Ostern herum das bisherige, Anfang 2022 vergebens attackierte Rekordhoch aus dem Jahr 2020 bei 2.075 US-Dollar erreichen würde. Und man würde sehen, dass das Edelmetall markttechnisch noch nicht heiss gelaufen ist. Aber das ist eben nur eine Seite der Medaille.

Expertenmeinung: Richtig ist zwar, dass Gold in normalen Phasen sehr stark durch kurzfristige Trader beeinflusst wird, die sich an solchen Vorgaben wie den vorstehend beschriebenen eng orientieren. Richtig ist aber auch, dass dieser immens starke Impuls, der das Edelmetall im Wochenverlauf durch die Widerstandszone 1.874/1.890 US-Dollar getragen hat, nicht auf charttechnischen Erwägungen basierte, sondern eben vor allem auf blanken Nerven von Marktteilnehmern, die nicht zwingend regelmässig im Gold aktiv sind. Sobald diese Käufe nachlassen, kann der Goldpreis sang- und klanglos zurückfallen, ggf. auch wieder unter diese gerade mit hohem Momentum überbotene Zone 1.874/1.890 US-Dollar. Es sei denn …

Gold: Chart vom 17.03.2023, Kurs 1.980,47 US-Dollar, Kürzel XAUUSD | Online Broker LYNX
Gold: Chart vom 17.03.2023, Kurs 1.980,47 US-Dollar, Kürzel XAUUSD | Online Broker LYNX

… die „Stammmannschaft“ der Trader wäre der Ansicht, dass Gewinnmitnahmen verfrüht seien und es tatsächlich zu einem Anlauf an und womöglich sogar über die bisherige Rekordmarke von 2.075 US-Dollar kommen kann. Und das wird von der Nachrichtenlage der kommenden Tage abhängen. Zum einen davon, was sich im Bankenbereich tut. Zum anderen – und vor allem – davon, wie sich die US-Notenbank zu dieser Situation stellt, die übermorgen, am Mittwoch um 19 Uhr ihre Entscheidung bekanntgeben wird (19 Uhr und nicht 20 Uhr, weil in den USA bereits auf Sommerzeit umgestellt wurde). Wie man dort entscheidet, wie man bei der „Fed“ auf die Banken-Problematik reagiert, ist nicht vorhersagbar. Aber sollte es gelingen, diesen Schritt über die Charthürde bei 1.998 US-Dollar zu vollziehen, so dass nach längerer Zeit wieder eine „2“ als erste Ziffer zu sehen ist, wäre die Chance, dass es nach oben weitergeht, durchaus eine gute.