Brent Crude Oil Prognose Brent Crude Oil: Wie weit kann es jetzt nach unten gehen?

News: Aktuelle Analyse des Brent Crude Oil Futures

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Brent Crude Oil
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Ticker: COIL
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Währung: USD

Die Rohölsorte Brent Crude Oil hat in den vergangenen Tagen einen massiven Abwärtsruck vollzogen. Die Angst geht um, dass mit der weltweiten Konjunktur auch die Ölnachfrage einbricht. Aber kommt es so? Und wo liegen für Brent jetzt die nächsten Kursziele?

Monatelang tat man vor allem am Aktienmarkt so, als sei die Weltwirtschaft gegen die Kombination aus steigenden Leitzinsen und einer zu hohen Inflation gefeit. Dass einige regionale US-Banken jetzt ihre Tore schliessen mussten und man sich zudem um die Credit Suisse zu sorgen beginnt, hat diese Zuversicht jedoch kräftig verringert. Jetzt spielt man auf einmal ein „was wäre, wenn“-Szenario auf der bärischen Seite. Und für den Ölpreis hiesse das:

Sinkende Nachfrage wegen einer einsetzenden Rezession und damit grundsätzlich sinkende Preise. Das hat die Bären zurück an den Ölmarkt gebracht. Brent Crude Oil hatte innerhalb des im Sommer 2022 etablierten, übergeordneten Abwärtstrends im Dezember eine Seitwärtskonsolidierung begonnen, die aber durch jeweils höher liegende Zwischentiefs das Risiko für einen Ausbruch aus dem Trendkanal nach oben barg. Doch jetzt ist Brent Crude Oil mit Schwung nach unten ausgebrochen. Was wäre da jetzt auf der Unterseite drin?

Brent Crude Oil: Chart vom 15.03.2023, Kurs 73,75 US-Dollar, Kürzel COIL | Online Broker LYNX

Expertenmeinung: Aus charttechnischer Sicht gibt es jetzt zwei potenzielle Zwischenziele für das Bären-Lager. Zunächst das markante Zwischenhoch aus dem Herbst 2021 bei 68,38 US-Dollar, bezogen auf den jetzt als „Future-Frontmonat“ agierenden Liefertermin Juni. Darunter wartet dann bei aktuell 65,30 US-Dollar die untere Begrenzung des mittelfristigen Abwärtstrendkanals. Das wären zwei durchaus erreichbare Marken, sofern sich die Grundstimmung am Gesamtmarkt nicht umgehend und deutlich aufhellt. Aber was darüber hinaus passiert, ist jetzt noch nicht absehbar, denn:

Das hängt nicht nur von der Marktstimmung ab, also davon, wie stark und darüber hinaus wie entschlossen die Lager der Bullen und Bären in den kommenden Wochen sein werden. Da wird es dann um die Frage gehen, ob die jetzt aufgekeimte Sorge, dass der bisherige Optimismus fehl am Platz war, in den einlaufenden Konjunkturdaten ihre Bestätigung findet. Und um die Frage, wie die grossen Ölförderer, vornehmlich OPEC+ und die USA, auf eine veränderte Nachfrage reagieren. Denn da ein gezieltes Kürzen der Fördermengen zwar kurzfristig die Chance bietet, die Gewinne stabil zu halten, mittelfristig aber schadet, weil das den Druck auf eine wankende Wirtschaft noch erhöht, ist offen, wie man sich da entscheiden würde.

Daher wäre der beste Weg, sich beim Ölpreis konsequent von einem Chartsignal zum nächsten voranzutasten und auf keinen Fall einem Bild zu folgen, das man selbst hinsichtlich der kommenden Wirtschaftsentwicklung und der Reaktionen darauf beim Ölpreis entworfen hat. Das Risiko, dabei von unerwarteten Entwicklungen überrollt zu werden, ist gross.

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Vorherige Analysen des Brent Crude Oil Futures

Der Lagerbestand an Rohöl bei den US-Unternehmen verzeichnete, wie gestern gemeldet, in der Vorwoche den zweithöchsten Anstieg seit fast zwei Jahren. Man könnte denken, dass das den Kurs von Brent Crude Oil kräftig drücken müsste. Tat es aber nicht. Was steckt dahinter?

Um knapp 16,3 Millionen Barrel waren die Vorräte der US-Unternehmen zum Ende vergangener Woche angestiegen. Damit hatten die Experten nicht gerechnet, die nur einen kleinen Anstieg vermutet hatten. Schon vor fünf Wochen war es zu einem derartigen Sprung bei der Lagerhaltung gekommen. Damals waren die Bestände um fast 19 Millionen Barrel gestiegen. Insgesamt steigen diese Vorräte jetzt seit acht Wochen in Folge. Eine einfache Interpretation würde lauten: Das belegt, dass die US-Unternehmen aufgrund der nachlassenden Konjunktur weniger Energie benötigen, das müsste also den Ölpreis drücken. Doch das tut es nicht:

Ob das hier abgebildete Brent Crude Oil oder die Sorte Light Sweet Crude, die Kurse blieben nach diesen Daten recht stabil. Sie halten damit die Chance aufrecht, im Zuge des kurzfristigen Aufwärtstrendkanals aus dem übergeordneten, mittelfristigen Abwärtstrendkanal nach oben auszubrechen. Was man dann als gelungen ansehen könnte, wenn Brent Crude über 92 US-Dollar schliesst. Die Trader sehen also in diesen US-Lagerdaten keinen Grund, hier massiv Short zu gehen. Die Frage ist, wieso.

 

Expertenmeinung: Weil dieser massive Anstieg kein Beleg für einen wegbrechenden Verbrauch ist. Das könnte man vermuten, wenn der Anstieg der Vorräte gleichmässig vonstattengehen würde. Was er aber nicht tut. Der immense Anstieg vor fünf Wochen, dann der fast so umfassende Anstieg der Vorräte jetzt, dazwischen ein mittelgrosses Plus und fünf nur kleine Zuwächse der Bestände, das deutet auf etwas anderes hin:

Die US-Unternehmen haben speziell in diesen beiden Wochen mit sprunghaft gestiegenen Lagerbeständen gezielt und in grossen Mengen am Markt eingekauft. Und das tut man natürlich vor allem dann, wenn man die da geltenden Kurse als günstige Kaufkurse ansieht, sprich davon ausgeht, dass man mehr bezahlen müsste, wenn man noch länger wartet.

Daher ist dieser Anstieg der US-Lagerbestände kein Beleg für eine wegbrechende US-Wirtschaft. Ob die wirklich so schwach ist, würde sich erst zeigen, wenn die Veränderungen der Lagerbestände in den kommenden Monaten per Saldo negativ würden, ohne dass es wieder zwischendurch zu solchen Ausschlägen nach oben käme. So aber sind diese Zahlen nur das Zeichen dafür, dass die Entscheider bei grossen US-Firmen mit steigenden Ölpreisen rechnen. Und da diese „Grosskunden“ für den Trend eine wichtige Rolle spielen, könnte das die Trader sogar motivieren, diesen von den Unternehmen erwarteten/befürchteten Ausbruch nach oben auch einmal zu versuchen. Daher:

Noch weist der übergeordnete Trend abwärts, noch wäre ein Test der Supportzone bei 68 US-Dollar ein durchaus gut denkbares Szenario. Aber man sollte sich hüten, ein bullisches Signal durch Closings über 92 US-Dollar einfach kategorisch auszuschliessen!

Brent Crude Oil: Chart vom 15.02.2023, Kurs 85,55 US-Dollar, Kürzel COIL | Online Broker LYNX

Im Juli, August und November hatte Brent Crude Oil die 100 US-Dollar-Marke angelaufen und wurde jedes Mal nach unten abgewiesen. Nach den Horror-Preisen der Monate zuvor ein beruhigendes Bild. Aber ist die Gefahr einer neuen Ölpreis-Rallye damit schon gebannt?

Heute treffen sich die OPEC und Russland mal wieder. Im Vorfeld wird nicht erwartet, dass es dabei zu Entscheidungen kommt, die imstande wären, den Ölpreis deutlicher zu bewegen. Allerdings ist die Entwicklung der faktischen Angebot/Nachfrage-Situation durch Entscheidungen der OPEC+ auch keine zwingende Vorlage für die Bewegungen des Ölpreises am Markt. Hier machen auf kurzfristiger Ebene vor allem Trader die Trends. Will man abschätzen, ob Brent Crude Oil noch einmal über 100 US-Dollar laufen oder im Gegenteil noch ein gutes Stück tiefer rutschen wird, fährt man mit einer konsequenten chart- und markttechnischen Strategie besser, als wollte man auf Basis fundamentaler Erwägungen vorgehen, zumal:

Wie sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in zwei, drei Monaten darstellen wird, kann man beim besten Willen nicht abschätzen. Denn hier wird ja an zwei Hebeln gezogen: Zum einen verändert sich die Nachfrage, zum anderen wird das Angebot aktiv verändert. Ob Brent Crude Oil und die anderen Ölsorten im Frühjahr oder Sommer knapp sein werden oder im Gegenteil ein die Preise grundsätzlich drückender Überschuss vorliegen wird, weiss noch niemand. Also fährt man mit den Charts besser. Und da findet man eine interessante Konstellation vor:

Expertenmeinung: Wir sehen hier, dass sich Brent Crude Oil, hier im Futures-Frontmonat mit Liefertermin April, momentan etwa in der Mitte zwischen den beiden grossen „Anker-Marken“ 100/102 US-Dollar auf der Oberseite und 68 US-Dollar auf der Unterseite befindet. Dort ist der Kurs aber nicht dynamisch unterwegs, sondern förmlich eingekeilt. Auf der einen Seite bewegt sich der Kurs in dem im Frühsommer etablierten mittelfristigen Abwärtstrendkanal. Auf der anderen Seite läuft er innerhalb dieses Trendkanals in einem kurzfristigen Aufwärtstrendkanal. Der sich, je nachdem, wie es kurzfristig weitergeht, als „Trendbrecher“ des mittelfristigen Abwärtstrendkanals oder als bärische „Flagge“ mit Ausbruchsrichtung nach unten entpuppen wird.

In welche Richtung es am Ende zu einem Befreiungsschlag kommen wird, lässt sich nicht voraussagen. Auf welche Marken es dafür ankommt, aber schon. So sehen wir auf der Oberseite, dass die obere Begrenzung des kurzfristigen Trendkanals bereits nahe an die obere Begrenzung des übergeordneten Abwärtstrendkanals heran gelaufen ist, die aktuell noch durch die 200-Tage-Linie verstärkt wird. Über diese Zone zwischen 89,50 und 92,50 US-Dollar müsste Brent Crude hinaus, dann hätten wir hier ein markant bullisches Signal … und schon stünden100 US-Dollar und mehr wieder als Möglichkeit bzw. Risiko im Raum.

Auf der Unterseite haben wir ebenfalls eine wichtige Chartzone in Form der Herbst-Hochs 2021 und der unteren Begrenzung des mittelfristigen Abwärtstrendkanals im Bereich 68/69 US-Dollar. Sie wäre sofort ein greifbares Kursziel, wenn Brent Crude Oil nicht nur aus der im Chart blau markieren „Flagge“ herausrutschen, sondern dabei dann auch die beiden letzten kurzfristigen Tiefs bei 77,58 und 75,51 US-Dollar unterbieten sollte.

Brent Crude Oil: Chart vom 31.01.2023, Kurs 85,24 US-Dollar, Kürzel COIL | Online Broker LYNX

Zu Jahresbeginn rutschte Brent Crude Oil zwei Tage lang scharf ab. Doch seither zieht der Kurs wieder an. Daraus könnte sich ein Doppeltief entwickeln, das Richtung 100 US-Dollar führen könnte. Das würde den Aktienmarkt in Probleme stürzen … die hausgemacht wären.

Warum sollte der Ölpreis anziehen? Wenn es zu einer Rezession kommt, wie das EZB, Bank of England und US-Notenbank ebenso vermuten wie die meisten Volkswirte und Wirtschaftsinstitute, würde die Ölnachfrage eher sinken. Und dann würde auch die OPEC eher mehr als weniger Öl produzieren, denn wenn sich die Preise auch über Förderkürzungen nicht halten lassen, wird man es, wie meist in solchen Situationen, über die Masse versuchen: Wer am meisten verkauft, steht noch am besten da. So gesehen könnte dieser im Sommer etablierte, breite Abwärtstrend bei Brent Crude Oil eigentlich weitergehen.

Aber was tun denn die derzeit alles dominierenden Bullen am Aktienmarkt gerade? Sie handeln gegen die Politik der Notenbanken, ignorieren die gestiegenen Zinsen, unterstellen, dass die Inflation bald vorbei ist, die Zinsen sinken werden und das Wachstum deshalb schon bald wieder kräftig anziehen wird. Und behielten sie Recht, wäre ein steigender Ölpreis aufgrund der dann ja auch für Brent Crude Oil höheren Nachfrage logisch. Das nimmt man in den letzten Tagen hier ebenso vorweg, wie man das am Aktienmarkt seit Wochen tut. Doch damit gräbt man sich selbst eine Grube.

Expertenmeinung: Denn wenn der Ölpreis deutlicher zulegt, bevor die Nachfrage wirklich steigt, hat das zunächst einmal nur einen Effekt: Der Abstieg der Inflationsraten wird dadurch torpediert. Was hiesse: Wenn die Bullen am Ölmarkt so weitermachen, kippt das Denkmodell der Optimisten am Aktienmarkt, weil die Vorwegnahme dessen Endpunkts in Form des wieder anziehenden Wachstums dessen Erreichen erschweren würde. Denn dann müssten die Notenbanken konsequent weitermachen, dann wären höhere Energiepreise ein Grund mehr, eine Rezession zu erwarten, die dann auch ganz leicht nicht nur kurz und leicht ausfallen könnte. Eine bemerkenswerte Gemengelage, die dann richtig akut wird, wenn aus diesen beiden Tiefs der vergangenen Wochen wirklich ein vollendetes Doppeltief würde. Das wäre der Fall, wenn Brent Crude Oil mit Schlusskursen über 88 US-Dollar nicht nur das Zwischenhoch von Anfang Januar und damit die Nackenlinie der Formation, sondern auch noch die 50-Tage- und die 100-Tage-Linien überwinden würde. Das rechnerische Aufwärtspotenzial eines solchen Doppeltiefs würde dann um 99,50 US-Dollar liegen, knapp unter der Widerstandszone aus den Hochs der Monate August und November. Und käme es so, wäre das Vorwegnehmen eines bullischen Szenarios in Sachen Wachstum genau der Stock, der diesem Wachstum in die Speichen geworden würde. Es dürfte lohnen, das im Auge zu behalten!

Brent Crude Oil: Chart vom 13.01.2023, Kurs 85,32 US-Dollar, Kürzel COIL | Online Broker LYNX

Während man am Aktienmarkt übersehen will, dass eine Rezession als Folge höherer Zinsen weit negativer wäre als die Inflation, nimmt man das am Ölmarkt sehr wohl zur Kenntnis. Daher ist Brent Crude Oil derzeit auf dem absteigenden Ast. Und der könnte noch weit reichen.

Momentan scheint es den meisten Tradern egal zu sein, dass OPEC+ einem deutlicheren Verfall der Ölpreise zweifellos mit weiteren Förderkürzungen entgegenwirken dürfte. Man spielt gerade die Rezessions-Karte: Eine abflauende wirtschaftliche Aktivität wird die Rohöl-Nachfrage drücken und mit ihr den Preis.

Dabei sehen sich die Bären auch deswegen in einer komfortablen Position, weil die Förderkapazität auch und gerade ausserhalb der OPEC-Länder im Zuge der hohen Nachfrage 2021/2022, als man die Lockdown-Ausfälle im Eiltempo zu kompensieren versuchte und der Energiebedarf deshalb hoch war, hoch ist. Und wenn mehr Öl da ist als gebraucht wird, wird man sich an gekürzte Förderquoten eher nicht halten. Da gewinnt dann, wer über günstige Preise weiterhin ausreichend hohe Abnahmemengen erreichen kann.

Wird der Ölpreis also weiter fallen, womöglich sogar deutlich, obwohl Brent Crude Oil bereits wieder auf dem Level notiert, der vor Beginn des Ukraine-Krieges galt?

Expertenmeinung: Es ist jedenfalls denkbar. Das wird davon abhängen, ob es gelingt, die wirtschaftliche Abkühlung, die jetzt mit der üblichen Zeitverzögerung als Reaktion auf die Leitzinserhöhungen begonnen hat, im Griff zu behalten. Ob das gelingt, ist nicht vorhersehbar, zumal noch keineswegs klar ist, wie sich die Inflation in den kommenden zwei, drei Quartalen darstellen wird. Nicht zuletzt mit Blick auf das, was die Notenbanken „expansive Fiskalpolitik“ nennen, besteht das Risiko, dass die Versuche der Politik, die Folgen einer solchen Abkühlung aus Angst vor dem Zorn der Wähler und einem Dominoeffekt in Sachen platzender Kredite mit Geld abzumildern, schiefgehen. Dann würde die Inflation zu hoch bleiben, eine Lohn/Preis-Spirale einsetzen und die Leitzinsen immer höher steigen. Dann allerdings wäre in Sachen Ölpreis nach unten nichts unmöglich.

Aber man kann es eben nicht sicher absehen. Daher wäre der beste Weg, sich bezüglich des Kurslevels von Brent Crude Oil in drei oder sechs Monaten jeglicher vorgefasster Meinung zu enthalten und konsequent dem Trend zu folgen. Der weist derzeit eindeutig abwärts. Und solange die obere Begrenzung des aktuellen Abwärtstrendkanals bei momentan 94 US-Dollar im aktuellen Futures-Frontmonat März nicht überboten wird, bleibt die Short-Seite die aussichtsreichere.

Sollte Brent Crude die wichtige Support-Linie bei 68,40 US-Dollar brechen, könnte es sogar zu einem regelrechten Selloff kommen, den man, wenn man risikofreudig ist, durch eine Verstärkung der Short-Seite mitnehmen könnte … sofern man dann auch daran denkt, zügig mit Gewinnmitnahmen zu beginnen. Sicher ist immerhin eines: Brent Crude Oil wird auch 2023 allerhand spannende Trading-Chancen zu bieten haben!

Brent Crude Oil: Chart vom 06.01.2023, Kurs 78,43 US-Dollar, Kürzel COIL | Online Broker LYNX

Die OPEC hat die Fördermenge gekürzt, die Öl-Lagerbestände der US-Unternehmen schrumpfen erheblich, Russland will allen, die einen Preisdeckel anwenden, kein Öl mehr liefern und es wird immer kälter. Und der Ölpreis? Der fällt! Was passiert da gerade?

Man könnte jetzt mit Plattitüden wie „erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“ und Ähnlichem um sich werfen, aber das erklärt ja nichts. Und erklärbar ist diese scheinbar völlig falsche (für uns Verbraucher hingegen natürlich völlig richtige) Richtung des Kurses von Brent Crude Oil und in dessen Schlepptau der Kraftstoffpreise durchaus.

Es ist durchaus richtig, dass obengenannte Aspekte den Bullen Argumente liefern würden. Der Haken ist, dass man diese Dinge schon kannte bzw. vorwegnahm. Der letzte Run von Brent Crude Oil Richtung 100 US-Dollar vor einem Monat trug der Kürzung der Ölfördermenge von OPEC+ Rechnung. Der Ölpreisdeckel der EU gegenüber Russland war von langer Hand geplant. Und dass die Lagerbestände der US-Unternehmen in den vergangenen vier Wochen dramatisch gefallen sind, ist nicht zwingend bullisch, denn:

Das bedeutet nicht unbedingt, dass die US-Unternehmen zuletzt sehr viel mehr Öl verbrauchten und nicht imstande waren, ihre Bestände wieder aufzufüllen. Andersherum wird ein Schuh draus: Man füllt die Bestände jetzt nicht auf, weil man davon ausgeht, dies in einigen Wochen zu niedrigeren Preisen nachholen zu können. Sprich: Dort rechnet man mit einer weiter sinkenden Ölnachfrage, die den Preis trotz gekürzter OPEC-Fördermengen weiter drückt. Und das hat schon etwas für sich, denn:

Expertenmeinung: Was die Sicherung des Ölbedarfs angeht, planen grosse Unternehmen ja weit im Voraus. Der hier abgebildete Brent Crude Oil-Future ist der nächstgelegene Liefertermin und damit der für die Chartanalyse relevante „Frontmonat“. Und das ist der Liefertermin Februar. Was in den kommenden Wochen geliefert wird, ist mit Masse längst gekauft und bezahlt. Hier schaut man voraus. Und sieht, dass die Rahmenbedingungen nahelegen, dass die Rezession jetzt beginnt und damit die Nachfrage sinken wird, zumal das Gros des Bedarfs der grossen Verbraucher für die Wintermonate durch die üblichen Vorab-Käufe bereits gedeckt wurde. Dieser Abstieg von Brent Crude Oil blickt also mehrere Monate in die Zukunft. Und das ist bei anderen Assets ja nicht anders. So ist die inverse Zinskurve an den Anleihemärkten ebenso eine Vorwegnahme einer rezessiven Phase.

Brent Crude Oil: Chart vom 07.12.2022, Kurs 77,50 US-Dollar, Kürzel COIL | Online Broker LYNX

Und, geht das jetzt weiter mit dem Kursabstieg? Aus charttechnischer Sicht sähe es dahingehend gut aus, solange Brent Crude Oil die jetzt gerade gebrochene Zone 80,36 zu 82,22 US-Dollar im Februar-Kontrakt nicht wieder deutlicher überbietet. Jetzt notiert Brent Crude sogar einen Tick niedriger als vor dem Angriff auf die Ukraine am 24. Februar. Und die nächste nennenswerte Supportlinie wartet erst um 73,20 US-Dollar in Form der unteren Begrenzung des im Juni etablierten Abwärtstrendkanals. Hier wurde gerade ein grosses Topp vollendet. Auch, wenn man gerade bei Rohstoffen immer mit dem Unerwarteten rechnen sollte, so haben die Bären hier doch erst einmal die weitaus besseren Karten.