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Wie erkennt man, was einem wirklich droht? Volatilität und dauerhafter Kapitalverlust sind schliesslich nicht dasselbe. Vor dem einen sollte man wirklich Angst haben, vor dem anderen nicht. Wie sieht es bei TUI aus?
Und täglich grüsst das Murmeltier
Es gibt Themen, bei denen fühle ich mich wie eine Schallplatte in Endlosschleife. Ich kann nicht zählen, wie viele warnende Artikel ich zu TUI über die Jahre veröffentlicht habe.
Wenn Sie weiterscrollen, werden Sie ein halbes Dutzend entsprechender Artikel aus den letzten Monaten finden. Zuletzt vom 17. Mai bei einem Kurs von 2,87 Euro:
Anlegerliebling TUI
Vor wenigen Tagen notierte die Aktie am Tief bei 1,45 Euro, was nahezu einer Halbierung entspricht. Es waren also nur wenige Wochen notwendig, um die Hälfte des Geldes zu verlieren.
Hoffentlich hat keiner unserer Leser, und davon gehe ich aus, diese schmerzhafte Abwärtsbewegung mitgenommen.
Lernen können wir alle etwas daraus, egal ob man an Bord des sinkenden Schiffs mit dem Namen TUI ist, oder nicht.
Machen Sie sich das Leben einfach
Man sollte sich das Leben an der Börse einfach machen und nicht versuchen, schlauer zu sein als der Markt.
Und glücklicherweise gibt es simple Methoden, die den Grossteil ernstzunehmender Probleme verhindern.
Was meine ich mit „ernstzunehmenden Problemen“? Damit meine ich dauerhaften Kapitalverlust.
Volatilität ist nicht das Problem. Es kann durchaus vorkommen, dass man ein Top-Unternehmen kauft und der Kurs anschliessend um 50% sinkt.
In diesen Situationen hat man eben zu viel bezahlt. Das ist unerfreulich, aber kein Genickbruch.
Wer in den letzten Jahrzehnten Berkshire Hathaway gekauft hat, musste vom Hoch zum Tief mehrfach einen Verlust von 50% hinnehmen.
Am Ende hat die Aktie aber immer wieder ein neues Hoch erreicht.
Es kam also nicht zu einem dauerhaften Kapitalverlust.
Ganz andere Situation
Bei TUI sieht das anders aus. Selbst wenn man das Jahrestief von 2019, 2014 oder meinetwegen 2002 getroffen hätte, wäre man heute erheblich im Minus.
Es droht nicht nur ein dauerhafter Kapitalverlust, er ist bereits eingetreten, egal ob man die Verluste realisiert hat oder sich noch davor sträubt.
Bei schlechten Unternehmen hilft es nicht, einen Crash auszusitzen. Die Kurse erholen sich zwischenzeitlich zwar, aber langfristig droht ein neues Tief.
Und selbstredend schneiden die Aktien von erfolgreichen Unternehmen langfristig besser ab – das ist gar keine Frage, sondern Fakt.
Versuchen Sie also nicht, schlauer zu sein als der Markt. Es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum man mit TUI in den letzten 5, 10 oder 20 Jahren kein Geld verdienen konnte.
Mittel und Wege
Kommen wir zu der einfachsten Methode, um uns solche Aktien wie TUI zu ersparen. Wir hatten es bereits in unzähligen Artikeln thematisiert. Schauen Sie sich einfach den Trackrecord an.
Der war bei TUI bereits vor Corona miserabel. Die Branche verzeichnete erhebliches Wachstum, bei TUI war der Umsatz allerdings rückläufig. Je nach Betrachtungszeitraum hätte man bestenfalls argumentieren können, dass er stagniert.
Für mich persönlich hätte sich die Aktie bereits an diesem Punkt erledigt. Sie haben richtig gelesen, das hätte bereits ausgereicht.
Warum sollte man sich mit einem offensichtlichen Branchenverlierer beschäftigen?
Dafür sollte Ihnen ihre Zeit zu schade sein.
Wer die Zeit dennoch aufgewendet und sich näher mit dem Unternehmen beschäftigt hat, wäre sicherlich nicht bullischer geworden.
Niedrige Margen, unstetige Gewinne, hohe Schulden, steigende Aktienzahl und so weiter.
Erosion
Durch Corona hat sich die Lage nicht verbessert. Während Krisen stehen Branchenverlierer plötzlich mit dem Rücken zur Wand und die Gewinner der Branche können ihre Stärke ausspielen. Sie bauen ihren Vorsprung weiter aus.
Diejenigen mit hohen Margen verzeichnen sinkende Gewinne, die mit niedrigen Margen wie TUI fahren Milliardenverluste ein, müssen vom Staat gerettet werden und sind zu Kapitalerhöhungen gezwungen.
Um zu verdeutlichen, wie extrem sich all das auswirkt, hilft vermutlich ein Blick auf die Daten je Aktie.
Vor zehn Jahren erzielte TUI einen Umsatz von 73 Euro je Aktie, heute sind es 9 Euro. In einigen Jahren könnte der Umsatz wieder bei 11-12 Euro je Aktie liegen.
Es hat also eine dramatische Verschiebung zuungunsten der Anleger stattgefunden. Wenn man bedenkt, dass TUI heute auch noch erheblich mehr Schulden hat als vor der Corona-Krise, wird es nicht besser.
Denn natürlich fallen für diese Schulden Zinsen an, was die Investitionskraft des Unternehmens unterminiert und die Profitabilität zusätzlich belastet.
Die operative Marge von TUI lag 2019 übrigens bei 2,20%. Wird es zukünftig noch weniger sein?