EURO STOXX 50 Prognose Euro Stoxx 50: War das die Entwarnung oder nicht?

News: Aktuelle Analyse des EURO STOXX 50 Index

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EURO STOXX 50
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Der EZB-Entscheidung wurde mit Sorge entgegengesehen. Die Probleme einzelner Banken liessen einige erwarten, dass man den Kurs aufweichen könnte. Wie würde der Markt das aufnehmen? Doch die EZB blieb konsequent – und der Euro Stoxx 50 stieg. Entwarnung?

Wenn die Kunden ihr Geld zu schnell und in zu grossem Umfang abziehen, bekommen Banken ein Problem. Bislang hatten das nur einige US-Regionalbanken zu spüren bekommen. Und in Europa die Credit Suisse, die aber schon längere Zeit unter Druck stand und darüber hinaus als Schweizer Bank kein unmittelbares Problem der EU ist. Aber die Meldungen über schliessende oder zu rettende Banken machten vielen Investoren einen Aspekt klar, den sie zuvor ignoriert hatten: Stark steigende Zinsen nach Jahren billigen Geldes können zwar die Inflation bekämpfen. Aber ganz sicher haben sie auch Nebenwirkungen, die Banken zu schaffen machen können. Und mit ihnen auch der Gesamtwirtschaft.

Daher war man im Vorfeld der gestrigen EZB-Entscheidung äusserst nervös. Zum einen konnte niemand absehen, ob diese Entwicklung die EZB dazu bringen würde, die bei der letzten Sitzung Anfang Februar bereits avisierte Anhebung des Leitzinses von 3,0 auf 3,5 Prozent auf 0,25 Prozent zurückzunehmen oder gar ganz bleiben zu lassen. Zum anderen war man sich unsicher, ob das dann eine gute Massnahme zur Stabilisierung der Konjunktur wäre oder aber man dadurch dann vom Regen in die Traufe käme, weil dann die Inflation nicht gestoppt, sondern zu einem die Wirtschaft am Ende doch massiv abwürgenden Dauerproblem würde.

Jetzt wissen wir: Die EZB hielt Kurs und hob den Hauptrefinanzierungssatz, den sogenannten Leitzins, wie geplant um 0,50 Prozentpunkte an. Und wir wissen auch, dass der Euro Stoxx 50 diesen Handelstag zwei Prozent höher beendete und dabei knapp über der runden Marke von 4.000 Punkten nach oben drehte. Bedeutet das die Entwarnung? Ist die Korrektur vorüber?

Den aktuellen Kurs und Chart des EURO STOXX 50 sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Es ist sicher richtig, dass man diese Konsequenz der EZB positiv werten kann. Denn damit wird deutlich gemacht, dass man keine faulen Kompromisse bei der Inflationsbekämpfung eingehen wird – was für den Markt grundsätzlich positiv ist. Zugleich hat das Kurs halten eine psychologische Seite, indem man suggeriert, dass es überhaupt keinen Grund gibt, wegen der Banken Korrekturen vorzunehmen, weil es gar keine Probleme gibt.

Aber man machte auch klar, dass das eher nicht der letzte Schritt im Zinszyklus war. Bereits jetzt liegt der Leitzins mit 3,5 Prozent so hoch wie zuletzt im Herbst 2008. Und damals war der Leitzins auf einem hastigen Weg nach unten, weil der vorherige Anstieg von 2,0 Prozent im Jahr 2005 bis auf 4,25 Prozent im Jahr 2008 mit dazu beitrug, dass der Finanzsektor massiv ins Trudeln geriet … wobei damals zwar das Platzen der Subprime-Blase die treibende Kraft war. Aber heute finden sich andere kritische Elemente wie z.B. die deutlich höhere Verschuldung vor allem bei Privathaushalten und eben die Inflation, die deutlich höhere Zinsen zu einer – wenngleich nötigen – Rosskur machen.

Dass man die Konsequenz der EZB als bullisch einstuft, ist also nicht selbstverständlich. Daher wäre es sinnvoll, diese Rallye des Donnerstags auch auf mögliche andere Ursachen abzuklopfen. Und da drängt sich die Kombination aus der charttechnischen Situation und dem heute laufenden, grossen Abrechnungstermin an der Terminbörse auf.

Der Chart des Euro Stoxx 50 auf Wochenbasis zeigt, dass es dabei am Tief weniger um die runde 4.000er-Marke ging als um die Nackenlinienzone des grossen Doppeltopps, das sich zwischen Oktober 2023 und Februar 2022 gebildet hatte. Die liegt im Bereich 4.027 und 4.047 Punkten. Und diese Zone war der nächstgelegene Supportbereich von Bedeutung, nachdem der Euro Stoxx 50 am Montag aus seiner wochenlangen Handelsspanne ausgebrochen war.

Euro Stoxx 50: Wochen-Chart vom 16.03.2023, Kurs 4.116,98 Punkte, Kürzel SX5E | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Wochen-Chart vom 16.03.2023, Kurs 4.116,98 Punkte, Kürzel SX5E | Quelle: TWS

Wäre auch diese Zone gefallen, wäre eine weitere Welle an Stop Loss-Orders ausgelöst worden und hätte einen den Abstieg ausgerechnet einen Tag vor der Abrechnung der Index-Optionen und Index-Futures intensiviert. Für die grossen Adressen am Terminmarkt wäre das zu einem Waterloo geworden. Es wäre also alles andere als abwegig, die Möglichkeit einzukalkulieren, dass man die Tatsache, dass die Akteure im Vorfeld nicht recht wussten, was die EZB tun wird und wie man dann reagieren soll, nutzten, um den Index aus der Gefahrenzone zu ziehen. Denn so konnte man sicher gehen, dass viele auf den Zug aufsprangen, die sich bezüglich der Wertung der EZB-Aussagen einfach an der Reaktion der Kurse orientierten.

Aber angenommen, das und nicht die Freude über einen grossen Zinsschritt wäre die treibende Kraft des gestrigen Anstiegs gewesen, wäre die Motivation, den Euro Stoxx 50 von dieser Zone wegzubekommen ab heute Abend, wenn die letzten Abrechnungen über die Bühne sind, nicht mehr gegeben. Das hiesse: Erst kommende Woche wird sich zeigen, was diese Rallye wert war. Erst, wenn der Index dann weiter zulegt und es dann mit Schlusskursen über 4.180 Punkten wieder über die Linie schafft, die zuvor wochenlang als unteres Ende der vorherigen Handelsspanne verteidigt wurde, liesse sich zumindest auf kurzfristiger Ebene Entwarnung geben.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 16.03.2023, Kurs 4.116,98 Punkte, Kürzel SX5E | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 16.03.2023, Kurs 4.116,98 Punkte, Kürzel SX5E | Quelle: TWS
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Vorherige Analysen des EURO STOXX 50 Index

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Sie scheinen alles wegzustecken: Die Angst vor höher als gedacht steigenden Leitzinsen, die Ernüchterung durch höher als gedacht ausfallende Inflationsdaten – die Bullen bleiben eisern am Ball. Aber wenn man sich den Chart des Euro Stoxx 50 ansieht, versteht man auch, warum.

Im ersten Moment meint man, es könne nur zwei Möglichkeiten geben, warum ein derart grosser und wichtiger Index so hartnäckig gegen die Rahmenbedingungen läuft. Erstens, wenn sich diejenigen, die die Rahmenbedingungen als negativ ansehen, irren. Zweitens, wenn Lage und Perspektiven zwar negativ sind, aber diejenigen, die immer weiter kaufen, das entweder nicht erkennen oder nicht erkennen wollen. Aber es gibt durchaus andere Gründe, warum sich eine solche Schere auftun kann, sogar gegen eine Wall Street, die einem bärischen Umfeld gleichzeitig sehr wohl Rechnung trägt.

Zum einen kann das daran liegen, dass Kapital aus anderen Regionen zufliesst, wo man davon ausgeht, dass Investments in der Eurozone das kleinere Übel sind, auch, wenn die Perspektiven grundsätzlich nicht ideal sind. Einfach, weil man sie andernorts als noch schlechter einstuft und Geld, das z.B. durch die weiter expansive Geldpolitik von Notenbanken wie die Chinas und Japans an den Aktienmarkt strömt und investiert werden will.

Zum anderen ist es keineswegs eine Seltenheit, dass grosse Adressen wie z.B. Hedgefonds oder Banken im Eigenhandel auf Basis von computergesteuerten Handelsprogrammen einfach dem Trend folgen und den so lange aktiv verteidigen, wie er eben hält.

Gut möglich ist, dass wir gerade eine Kombination aus den beiden letztgenannten Möglichkeiten sehen. Internationales Kapital fliesst in den Euro Stoxx 50, hat dadurch den im Oktober begonnenen Aufwärtstrend initiiert, der dann durch die grossen Summen, die auf rein chart- und markttechnischer Basis im Markt agieren und insbesondere durch die hohe Hebelwirkung des Terminmarkts imstande sind, Trends verblüffend lange aufrechtzuerhalten, zementiert wird. Was indes bedeutet:

Expertenmeinung: Wenn ein solcher Trend erst einmal brechen sollte, kann der Wind ganz schnell drehen. Und wenn wir uns den Euro Stoxx 50 im Chart auf Tagesbasis ansehen, erkennen wir: Genau darum geht es gerade. Was wirkt, als habe man selbst irgendetwas an den unerfreulich hohen Inflationsraten der Eurozone, die am Donnerstagvormittag für Februar gemeldet wurden, falsch verstanden, weil der Index am Ende des Tages einen Aufwärts-Turnaround hinlegt, ist der Kampf um den Erhalt dieses Trends.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 02.03.2023, Kurs 4.240,59 Punkte, Kürzel SX5E | Online Broker LYNX

Sie sehen im Chart, dass der Index am Tagestief genau dort aufsetzte, wo er halten musste: Am unteren Ende der Handelsspanne der letzten vier Wochen im Bereich 4.174/4.178 Punkte. Dort drehte er ganz sicher nicht zufällig oder, weil man schlechte Inflationsdaten auf einmal als bullisch umdichtete. Man sah einfach zu, dass man von dieser Linie wegkam. Und das Ziel musste sein, zum Handelsende auch wieder über diese Oktober-Aufwärtstrendlinie zu kommen, weil die am Tagestief bereits unterboten war.

Beides gelang. Aber damit wird immer mehr Tradern klar, dass das bullische Lager keineswegs nur aus überzeugten Optimisten besteht. Es sind viele Akteure darunter, die ahnen, wie heftig ein Ausbruch nach unten ausfallen kann, wenn diese beiden Chartmarken fallen und dadurch die (vermutlich vielen) Stop Loss-Verkaufsorders ausgelöst werden, die all diejenigen knapp unter diesen Bereich gelegt haben, die immer wieder am unteren Ende der Handelsspanne gekauft haben.

Damit ist klar, wo die Achillesferse liegt: Auf Höhe dieser Supportlinie um 4.174/4.178 Punkten bzw. ein halbes bis ein Prozent darunter, denn diese Stop Loss-Orders dürften mit einem gewissen Sicherheitspuffer unter dieser Zone liegen.

Angenommen es gelingt, dem Aufwärts-Turnaround des Donnerstags heute kräftige Anschlusskäufe folgen zu lassen, wäre nicht einmal ein Ausbruch nach oben und ein Anlauf an die Hochs vom November 2021 und Januar 2022 bei 4.396/4.415 Punkten unmöglich. Aber je öfter der Abgabedruck schnell wieder einsetzt, desto nervöser werden die bullischen Verteidiger. Und irgendwann, das ist auch ihnen klar, werden so viele von der Fahne gehen, dass es nicht mehr reicht, den Euro Stoxx 50 nach oben zu drehen, wenn es brennt.

Wir dürfen gespannt sein, ob und wie lange das für das bullische Lager gutgeht. Das kann Wochen so weitergehen, nicht einmal Monate wären auszuschliessen. Es kann aber auch von einem Moment auf den anderen vorbei sein. Die Bullen wissen das. Und ihr Problem ist: Die Bären wissen es auch.

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 02.03.2023, Kurs 4.240,59 Punkte, Kürzel SX5E | Online Broker LYNX
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Der Euro Stoxx 50 steigt, als wäre das Umfeld dafür ideal. Was es nicht ist, aber das hält die Bullen bislang nicht davon ab, weiter zu kaufen. Jetzt nahen massive Charthürden – werden sie die Hausse stoppen? Nicht unbedingt, denn dass da Hürden sind, ist Ansichtssache!

Basierend auf dem Schlusskurs des Freitags würden dem europäischen Leitindex Euro Stoxx 50 nur noch 3,3 Prozent fehlen, um das Hoch aus dem Herbst 2021 zu überwinden. Bis zum Hoch vom Herbst 2007, über das der DAX längst gelaufen war, würden noch 7,0 Prozent fehlen. Auch das wirkt, als könnte man das schaffen. Denn wenn man die grundsätzlich ja kritischen bis bärischen Rahmenbedingungen schon ignoriert, weil man sich sagt, dass die hier gelisteten 50 Grossunternehmen imstande sein werden, den Druck, der auf der Gesamtwirtschaft lastet, abzuschütteln, kann man auch einfach weiter kaufen.

Allerdings ist dieser Gedanke einer, der mehr auf Hoffnung als auf Vernunft basiert. Denn auch, wenn die „Dickschiffe“ der Eurozone auf Kosten der schwächeren Konkurrenz und oft ja auch auf Kosten der Verbraucher lange imstande sind, sich den Druck vom Leib zu halten: Irgendwann kommt er auch dort an. Und wer auf diesen so stetig und leichtfüssig wirkenden Anstieg des Euro Stoxx 50 schaut, sieht nur das, was diejenigen tun, die zuletzt aktiv waren. Das, was diejenigen denken und vorhaben, die gerade abwarten, weiss man nicht. Und die könnten leicht ganz anderer Meinung sein, was die Umsatz- und Gewinnperspektive der hier versammelten Grossunternehmen angeht und nur auf eine Gelegenheit warten, auszusteigen.

Wer hier Long ist, sollte das besser immer im Hinterkopf haben. Aber ob diese alten Hochs bei 4.415 Punkten (Herbst 2021) und 4.573 Punkten (Sommer 2007) die Käufe stoppen, ob da Abgaben einsetzen oder sich die Bären zurückmelden, ob sie das bereits vorher tun oder es sogar an das tatsächliche Rekordhoch weitergeht, das im Frühjahr 2000 bei 5.464 Punkten erreicht wurde, ist vor allem aus einem anderen Grund völlig offen:

Expertenmeinung: Eigentlich sind diese Hochs nämlich Ansichtssache, denn sie gelten nur für den Euro Stoxx 50 Kursindex. Dass das alte Hoch des Jahres 2000 noch fast 28 Prozent entfernt liegt, während der DAX längst über diese frühere Marke gestiegen war, basiert genau darauf:

Der DAX, wie man ihn in 99 Prozent der Fälle abgebildet sieht und der Euro Stoxx 50 in der üblichen medialen Berichterstattung sind zwei nicht vergleichbare Indizes, weil sie anders berechnet werden. Den DAX bildet man nämlich als sogenannten Performanceindex ab, das bedeutet, dass Dividendenzahlungen wie Kursgewinne gewertet werden, sprich den Kurs des Index steigern.

Und das über die Jahre auch noch überproportional, weil ein Performanceindex so berechnet wird, als würden diese Dividenden auch noch sofort reinvestiert, so dass auch noch ein Zinseszins-Effekt entsteht. Der hier abgebildete Euro Stoxx 50 aber ist ein Kursindex: Bei dieser Berechnungsweise werden die Dividenden nicht berücksichtigt. Daher kommt er nicht so stark voran wie der DAX Performanceindex.

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 17.02.2023, Kurs 4.274,92 Punkte, Kürzel SX5E | Online Broker LYNX

Aber auch der Euro Stoxx 50 wird alternativ als Performanceindex berechnet, man sieht ihn eben nur fast nie als solchen. Und würde man sich das ansehen, würde man feststellen: Als Performanceindex hätte er das Hoch vom Herbst 2021 am Donnerstag bereits intraday überwunden, an den Hochs von 2007 und 2000 ist er in dieser „Dividenden inklusive“-Berechnung schon lange vorbeigezogen. Was bedeutet:

Diese Charthürden in Form markanter Hochs der Vergangenheit gibt es eigentlich gar nicht, wenn man den Performanceindex nimmt. Nur dieses eine, das Hoch vom Herbst 2021. Das lag, in der Berechnung des Performanceindex, bei 9.742 Punkten. Das Hoch der vergangenen Woche hatte bei 9.794 gelegen, die Woche beendet hatte der Euro Stoxx 50 Performanceindex dann am Freitag bei 9.702 Punkten. Aber ist das denn überhaupt relevant, wenn die Medien diese Berechnung des Index nie zeigen?

Für grosse Adressen schon. Da haben Handelsprogramme so etwas stets mit im Blick, weil ein Performanceindex den Gesamtertrag abbildet. Und wenn eine Abrechnung am Terminmarkt (die Freitag stattfand), mit dem Erreichen des bisherigen Rekordhochs zusammentrifft und den Profis zugleich ja völlig klar ist, dass die Rahmenbedingungen eine noch lange währende Fortsetzung dieser Hausse nicht hergeben, kann (muss nicht, aber kann) es durchaus sein, dass man bereits vor dem vermeintlichen Zielpunkt im Kursindex aussteigt oder Short geht.

Sich bei Long-Trades mit einem Stoppkurs gegen den Fall der Fälle abzusichern, den man knapp unter die diese Hausse begleitende Aufwärtstrendlinie legt (derzeit bei 4.130 Punkten) und ihn dann sukzessiv mit der Linie nachzieht, kann da wirklich nicht schaden!

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 17.02.2023, Kurs 4.274,92 Punkte, Kürzel SX5E | Online Broker LYNX
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Am Donnerstagabend fehlten dem Euro Stoxx 50 gerade mal ca. 4,1 Prozent zum Hoch vom November 2021. Was kein Rekordhoch war, aber der höchste Stand seit Anfang 2008. Und das bei bärischen Konjunkturdaten und steigenden Leitzinsen. Worauf setzen die Käufer hier?

Sie setzen darauf, dass es der Konjunktur und mit ihr den grossen, im Euro Stoxx 50 gelisteten Unternehmen gelingt, eine Brücke zu schlagen, indem sie ihre Gewinne hochhalten, bis das Wachstum durchstartet und die Leitzinsen wieder sinken. Diese Hoffnung basiert allerdings auf einer auffällig selektiven Wahrnehmung, indem man z.B. nur diejenigen Aussagen der EZB zur Kenntnis nahm, die dieses Szenario stützen würden.

So sagte Christine Lagarde im Zuge der Pressekonferenz im Anschluss an die Verlautbarung der Entscheidung, den Leitzins um 0,5 Prozent auf jetzt 3,0 Prozent anzuheben, dass man momentan erwarte, dass die Energiepreise signifikant nachgeben werden und die Inflation dadurch schneller als erwartet zurückkommen könne. Zudem sieht die EZB die Konjunktur der Eurozone als stabiler an, als man es im Herbst noch vermutet hatte und erwartet, dass die Wirtschaft sich über die nächsten Quartale hinweg erholt. Das klingt ohne Zweifel bullisch.

Doch es gab eben auch Aussagen, die für den Aktienmarkt ganz und gar nicht bullisch gewesen wären, hätte man sie nicht umgehend aus der Wahrnehmung entfernt. So war es ein Novum, dass die EZB gleich mit dieser Zinserhöhung ankündigte, den Leitzins auch in der nächsten Sitzung im März um weitere 0,5 Prozent anzuheben.

Zudem betonte Frau Lagarde, dass in allen konjunkturellen Szenarien signifikante Zinserhöhungen nötig seien. Man wird – und nicht „man überlegt“ – den Zins in den restriktiven Bereich anheben, der jetzt noch nicht erreicht sei. Und sie unterstrich, dass man gut daran täte, die Entschlossenheit der EZB nicht anzuzweifeln. Trotzdem wurde massiv weiter gekauft. Welche Karte spielen die Bullen da?

Expertenmeinung: Sie wetten darauf, dass die Zinserhöhungen zeitlich eng begrenzt sein werden und imstande sind, die Inflation so schnell niederzuringen, dass die Unternehmensgewinne nicht nennenswert unter Druck kommen. Ist das wahrscheinlich?

Es ist nicht ausgeschlossen, aber derzeit wäre es die weniger wahrscheinliche Variante der kommenden Monate. Denn dass höhere Zinsen mit drei bis sechs Monaten Verzögerung wirken, weiss man. Und jetzt beginnen einige Konjunkturdaten, unschön auszusehen, zuletzt z.B. der deutsche Einzelhandelsumsatz und der Auftragseingang, aber auch der Export und der Import im Dezember. Und in den USA, wo man von der Konjunktur her etwa drei Monate voraus ist, sind die Konjunkturdaten bereits äusserst unerfreulich.

Richtig ist, dass grosse Unternehmen sich länger halten können und werden als kleine und mittlere Firmen, so dass der Grundgedanke, dass die grossen Konzerne im Euro Stoxx 50 imstande sein werden, sich eine Zeitlang auf hohem Niveau durchzuschlängeln, nicht falsch ist. Aber andererseits muss man sich nur das langfristige Chartbild des Euro Stoxx 50 ansehen oder den überkauften Level der Markttechnik auf Tagesbasis, um zu sehen:

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 02.02.2023, Kurs 4.241,12 Punkte, Kürzel SX5E | Online Broker LYNX

Der Index ist jetzt schon sehr nahe an dem Punkt, an dem man zur Jahreswende 2021/2022 sicher war, dass die Inflation schnell verschwinden würde, die Leitzinsen bei null bleiben und das Wachstum durchstarten wird. Jetzt haben wir weder noch, aber einen europäischen Leitindex, der ein Best Case-Szenario einpreist.

Rein charttechnisch betrachtet ist dieser Ausbruch über die Seitwärts-Spanne der letzten Wochen natürlich bullisch und der Weg bis an diese beiden Hochs vom November 2021 und Januar 2022 im Bereich 4.396/4.415 Punkte frei.

Aber es ist ja nicht nur so, dass der Weg bis zum Erreichen der Phase niedriger Inflation, sinkender Leitzinsen und starkem Wachstum länger sein könnte als die meisten denken. Es ist nicht einmal sicher, ob es überhaupt gelingt, ein solches Szenario zu erreichen, das man jetzt bereits eingepreist hat.

Daher sollte man bei diesem steilen Anstieg nicht nur nach dem Gipfel Ausschau halten, sondern immer auch nach unten schauen. Was heisst: Long-Trades müssen konsequent gegen die bisweilen ja ohne Warnung zurückkehrende Realität abgesichert werden. Sobald der Index die Supportzone 4.027/4.047 und mit ihr dann auch den steilen Aufwärtstrendkanal durchbrechen sollte, würden die Bullen auf einmal ein äusserst ungutes Blatt in Händen halten. Das muss nicht so kommen, erst recht nicht kurzfristig. Aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass es jederzeit so kommen kann.

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 02.02.2023, Kurs 4.241,12 Punkte, Kürzel SX5E | Online Broker LYNX
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Plus 8,8 Prozent in den erst neun Handelstagen des neuen Jahres, der Ausbruch über eine wichtige Widerstandszone, das wirkt, als könnte den Euro Stoxx 50 niemand mehr bremsen. Aber immer dann, wenn Euphorie um sich greift, denken erfahrene Trader an den Ausstieg.

Da prallen zwei uralte Börsenregeln unvereinbar aufeinander. Auf der einen Seite heisst es: „Folge dem Trend“. Auf der anderen: „Trade nie gegen die Notenbanken“. Was denn nun?

Der Trend des europäischen Leitindex Euro Stoxx 50 weist nach oben, daran lässt sich nicht rütteln. Es ist gelungen, die Nackenlinien-Zone des Topps aus der Zeit April 2021 bis Februar 2022 bei 4.035/4.047 Punkten zu überwinden. Damit bewegt sich der Euro Stoxx 50 also in einer Zone, in der es damals noch keine ernsthafte Sorge vor Leitzinserhöhungen der EZB gab, die Inflation noch unterschätzt wurde und man für 2022 weit mehr Wachstum erwartet hatte, als es dann am Ende wurde.

Aus rein charttechnischer Sicht wäre damit der Weg in den Bereich der beiden Topps vom November 2021 und Januar 2022 frei, die bei 4.396 und 4.415 die nächsten, markanteren Widerstände darstellen. Noch einmal bis zu sieben Prozent Aufwärtspotenzial also. Und auch, wenn der Index aktuell markttechnisch überkauft ist, dürften viele bullische Akteure diese alten Hochs im Visier haben und daher davon ausgehen, dass die Party noch lange nicht vorbei ist. Aber ist das klug?

Expertenmeinung: Es ist nicht klug, wenn man sich beispielsweise die gestrigen US-Inflationsdaten ansieht, die zwar im Rahmen der Erwartungen zurückkamen, bei denen ein Blick ins Detail, z.B. in Bezug auf die weiter steigende Inflationsrate im Dienstleistungsbereich, aber deutlich macht, dass der Preisdruck trotz der in den USA deutlich angehobenen Leitzinsen nicht von alleine verschwinden wird. Und auch, wenn die jüngsten Vorab-Berechnungen der Dezember-Inflation der Eurozone einen Rückgang ausweisen:

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 12.01.2023, Kurs 4.126,68 Punkte, Kürzel SX5E | Online Broker LYNX

Zum einen ist die Rate immer noch meilenweit zu hoch, zum anderen ist die Erholung alleine das Ergebnis aus einem fallenden US-Dollar-Kurs und den dadurch für Euroland besonders deutlich gesunkenen Energiekosten. Beides nichts, auf dessen Stetigkeit man sich verlassen könnte. Zu ignorieren, dass die EZB stetig warnt, die Inflation nicht vorschnell abzuschreiben und darauf hinweist, dass weitere Zinsanhebungen nötig sind, ist damit leichtsinnig, aber:

Auch, wenn man vermuten darf, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Bullen sich da gerade überheben, hoch ist, weiss man doch nicht, wann die Käufer in ihrer Euphorie, die mit steigenden Kursen erfahrungsgemäss immer grösser wird, der Sonne so nahe kommen, dass sie wie Ikarus in der griechischen Sage haltlos zu Boden stürzen. Daher wäre es sinnvoll, bei diesem Konflikt zwischen Trendfolge und Rahmenbedingungen der Charttechnik den Vorrang einzuräumen, was hiesse:

Solange diese jetzt bezwungene Zone 4.035/4.047 Punkte nicht klar und auf Schlusskursbasis unterboten wird, ist Long grundsätzlich die richtige Seite. Aber falls die Sonne für die Überflieger zu heiss wird, kann es ansatzlos und schnell abwärts gehen, daher sollte man Long-Trades auf keinen Fall ohne konsequente Stop Loss, derzeit idealerweise knapp unter dieser Zone 4.035/4.047 Punkte, laufen lassen.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 12.01.2023, Kurs 4.126,68 Punkte, Kürzel SX5E | Online Broker LYNX
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Dass ein guter Jahresanfang für das gesamte Jahr richtungweisend wäre, ist weder statistisch noch logisch haltbar. Aber trotzdem sollten die Bullen sich jetzt ranhalten, denn dieser Monat kann beim Euro Stoxx 50 allein aus charttechnischer Sicht Weichen stellen.

Die gestern veröffentlichten deutschen Vorab-Inflationsdaten für den Dezember hätten nicht nur beim DAX, sondern auch beim Euro Stoxx 50 einen immensen Kurssprung auslösen können. Immerhin war das an den US-Börsen Mitte November und Mitte Dezember als Reaktion auf die jeweiligen Inflationszahlen des Vormonats der Fall. Und das riss damals auch den europäischen Leitindex mit.

Daher dürften viele gestern darauf gesetzt haben, dass diese Konjunkturdaten einem soliden ersten Handelstag im Jahr 2023 einen fulminanten zweiten folgen lassen. Zumal die Zahlen dann auch noch niedriger lagen, sprich besser ausfielen, als seitens der Experten im Vorfeld prognostiziert. Ein Plus von knapp 0,7 Prozent im Index war dahingehend eine herbe Enttäuschung. Denn das deutete etwas an, das dem bullischen Lager gar nicht gefallen kann:

Expertenmeinung: Es mag wohl sein, dass viele Anleger darauf hoffen, dass Europa um eine Rezession herumkommt. Darauf, dass diese Dezember-Inflationsdaten aus Deutschland der erste, klare Schritt zum schnellen Sieg über die Inflation ist. Und dass der Druck auf die Unternehmensgewinne ausbleiben oder so gering ausfallen wird, dass die derzeit niedrige Bewertung der meisten Aktien des Euro Stoxx 50 nicht nur vorübergehend niedrig ist, sondern die Basis für eine neue Hausse wird. Aber diese enttäuschend geringe Reaktion auf die Zahlen lässt fürchten, dass viele skeptisch genug sind, um diese Hoffnungen erst einmal nicht in Käufe umzusetzen. Was hiesse:

Entweder kommen weitere Belege dafür, dass die Perspektiven deutlich besser sind als befürchtet, wobei diese Inflationsdaten bei genauem Hinsehen alleine wegen Sonderfaktoren wie der Kostenübernahme des Dezember-Energieabschlags bei Gas noch kein solcher Beleg sein können. Oder man sieht, dass man mit seinen bullischen Hoffnungen nicht alleine ist, indem der Euro Stoxx 50 die Charthürden überwindet, die einem erneuten Rallye-Impuls momentan noch im Weg stehen.

Wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass sich der Euro Stoxx 50 zuletzt zwar stabilisiert hat.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 03.01.2023, Kurs 3.882,29 Punkte, Kürzel SX5E | Online Broker LYNX

Aber erst, wenn er die Nackenlinien-Zone der Toppbildung überwindet, die im vergangenen Februar vollendet wurde und in der er im Dezember zweimal nach unten abgewiesen wurde, wäre er nach oben wirklich erst einmal frei. Dazu müsste er über 4.050 Punkte laufen. Das ist mit Blick auf die mageren Käufe gestern kein allzu kurzer Weg. Hinzu kommt:

Wenn die Bullen im Januar keine Zeichen setzen, würde der Index wieder in die Handelsspanne der Jahre 2014 bis 2020 zurückfallen, aus der er sich gerade bemüht, im zweiten Anlauf herauszukommen. Das kann gelingen … aber der Dienstag macht deutlich, dass die Bullen da jetzt nicht nachlassen dürfen, sonst wird ihnen unweigerlich das Ruder aus der Hand gerissen.

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 03.01.2023, Kurs 3.882,29 Punkte, Kürzel SX5E | Online Broker LYNX