AIXTRON Aktie Prognose Aixtron: Erst zu teuer, jetzt zu billig? 

News: Aktuelle Analyse der AIXTRON Aktie

In diesem Artikel

AIXTRON
ISIN: DE000A0WMPJ6
|
Ticker: AIXA --- %

---
EUR
---% (1D)
1 W ---
1 M ---
1 J ---
Zur AIXTRON Aktie
Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:

In fallende Kurse und in einen bestehenden Abwärtstrend hinein einzusteigen, spricht grundsätzlich gegen alle Regeln klugen Investierens. Im Fall von Aixtron wäre der Gedanke aber zumindest nicht so ganz abwegig – zumindest sollte man die Aktie im Auge behalten.

Mit dem Tagestief von 14,89 Euro hatte die Aktie des für die Chipindustrie fertigenden Anlagenbauers Aixtron gestern den tiefsten Stand seit Mai 2021 erreicht, die aus diesem Tief und dem Jahrestief 2022 bei 15,20 Euro bestehende Supportzone zum Handelsende aber gehalten. Nur vorerst? Vielleicht. Aber da der Kurs zugleich die untere Begrenzungslinie eines nach dem Kurseinbruch Ende Februar entstandenen Abwärtstrendkanals erreicht hat, könnte der jetzt erreichte Bereich halten. Oder, wenn er unterboten würde, nur unterboten werden, damit das Bären-Lager Leerverkäufe im Zuge einer erneuten Verkaufswelle beunruhigter Trader eindecken kann. Wäre Letzteres der Fall, würde die Aktie dadurch wieder anziehen.

Aber wenn wir hier einen derart markanten Abwärtstrend sehen, die Aktie seit dem Hoch bei 39,89 Euro vor neun Monaten mittlerweile über 60 Prozent verloren hat, dann kommt das doch nicht von Ungefähr, dann würde man ja blind in ein fallendes Messer greifen, wollte man die jetzt erreichte Konstellation zum Kauf nutzen, oder?

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur AIXTRON Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Man müsste auch nicht sofort einsteigen, könnte allemal zuwarten, bis der Kurs die bei 20,30 Euro verlaufende Abwärtstrendlinie überwindet. Aber grundsätzlich wäre hier eben schon ein Punkt erreicht, an dem man nicht mehr über den Verkauf oder Short-Trades nachdenken sollte, sondern nach Chancen zum Einstieg Ausschau halten könnte. Denn in den Kurs wurde schon einiges an „Krise“ eingepreist, bevor die überhaupt da ist.

Aixtron Aktie: Chart vom 04.09.2024, Kurs 15,34 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Aixtron Aktie: Chart vom 04.09.2024, Kurs 15,34 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS

Über ein, zwei Jahre hinweg hatte ich an dieser Stelle immer wieder betont, dass nach dem Auftragsboom nach der Corona-Phase bei den Zulieferern der Chipindustrie über kurz oder lang ein Auftragsloch folgen müsse, immerhin sind die von Aixtron hergestellten Anlagen Investitionen, die viele Jahre laufen. Haben sich die Halbleiterunternehmen erst einmal eingedeckt und die Nachfrage steigt nicht (was derzeit ja längst der Fall ist), müsste bei Aixtron das Auftragsbuch dünn werden. In Ansätzen ist das jetzt der Fall, aber:

Das Konsens-Kursziel der Analysten rangiert derzeit im Bereich von 27,50 Euro. Und selbst das niedrigste aller Kursziele liegt mit 20 Euro komfortabel über dem aktuellen Kurs. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis für die 2024er-Gewinnschätzung bewegt sich um 15, selbst wenn sich der Gewinn 2025 halbieren würde, wäre die Bewertung also noch nicht abwegig teuer. Und sieht man sich an, dass die Aktie 60 Prozent verlor, obwohl der Ende Juli für das erste Halbjahr gemeldete Auftragseingang mit 296 Millionen Euro nur 6,8 Prozent unter dem des Vorjahres lag und die im Zuge der Zahlen auf 620 – 660 Millionen Euro gesenkte Umsatzprognose gegenüber dem 2023er-Umsatz von 630 Millionen Stabilität ausweist, wird klar:

Ein deutlicher Rückgang des Unternehmensgewinns ist schon im Kurs drin. Das bietet Spielraum für positive Überraschungen. Nicht zwingend sofort und auf diesem Level, aber um hier auf bullische Signale wie auf einen Ausbruch aus dem laufenden Abwärtstrendkanal zu lauern, drängt sich diese Gemengelage förmlich auf!

LYNX – Der Partner von Interactive Brokers in Deutschland

Sie interessieren sich für ein Depot bei Interactive Brokers? Dann kombinieren Sie jetzt die Möglichkeiten von IB mit den Vorteilen eines Depots über LYNX. Vergleichen Sie unsere Leistungen und profitieren Sie doppelt. Jetzt informieren: Interactive Brokers

Wie hilfreich fanden Sie den Artikel?(erforderlich)
Wenig hilfreichSehr hilfreich
Ab jetzt täglich die neuesten Börsenblick-Analysen per E-Mail erhalten
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

--- ---

--- (---%)
Mkt Cap
Vol
T-Hoch
T-Tief
---
---
---
---

Displaying the --- chart

Heutigen Chart anzeigen

Loading ...
Alle Börsenblick-Artikel

Vorherige Analysen der AIXTRON Aktie

Das gestern von Aixtron vorgelegte Halbjahresergebnis barg keine Überraschungen, denn der für die Halbleiterindustrie fertigende Anlagenbauer hatte bereits Vorab-Zahlen vorgelegt und dabei den 2024er-Ausblick gesenkt. Aber da hatte man zuversichtlich reagiert – gestern nicht.

Das war schon ein Ding gewesen: Als Aixtron Anfang Juli die Gesamtjahresprognose senkte, schoss der Kurs um knapp 18 Prozent nach oben. Allerdings konnte man das durchaus begründen. Viele hatten damit gerechnet, dass der Wind rauer wird. Und sie hatten dabei mit Schlimmerem gerechnet als das, was Aixtron da dann avisierte. Ausserdem ist das, was war, weniger wichtig, als das, was kommt. Letzteres kann nur solide bleiben, wenn die Aufträge weiter in ausreichendem Volumen hereinkommen. Und genau das ist bei Aixtron bislang der Fall, wie man auch am Donnerstag bestätigt fand:

Der Auftragseingang des ersten Halbjahrs lag mit 296 Millionen Euro nicht weit unter den 317,7 Millionen des Vorjahreszeitraums, das passte. Aber mit einem vollen Auftragsbuch allein ist es nicht getan. Die Frage ist, wie sich Kosten und Preise entwickeln, ob die Gewinnmarge also unter Druck gerät oder weiter gut bleibt, steht ebenso im Raum. Denn Aufträge, an denen man zu wenig verdient, können niemandem behagen. Und wie sieht es in dieser Hinsicht aus?

Aixtron sieht die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (EBIT-Marge) zwischen 22 und 25 Prozent. Vor der Prognose-Senkung hatte die Guidance bei 24 bis 26 Prozent gelegen. 2023 lag diese EBIT-Marge bei 24,9 Prozent, das obere Ende der neuen Prognose könnte die Vorjahres-Marge also sogar noch erreichen. Nicht dramatisch also … solange es dabei bleibt.

Expertenmeinung: Aber das Umfeld ist eben knifflig. Und das dämmert den Anlegern, nicht zuletzt, weil die Hausse in Europa längst gestoppt ist und jetzt auch die US-Märkte wackeln. Zwar agierten einige spontan, freuten sich über ein „weniger schlimm als gedacht“ und griffen umgehend bei der zuvor deutlich abgerutschten Aktie zu. Aber Sie sehen es im Chart:

Aixtron Aktie: Chart vom 25.07.2024, Kurs 19,575 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Aixtron Aktie: Chart vom 25.07.2024, Kurs 19,575 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS

Die Anschlusskäufe blieben aus. Und gestern wurden die endgültigen Zahlen nicht mit Käufen honoriert, sondern mit einem Minus von 2,61 Prozent. Damit wird die Sache langsam eng.

Mit dem gestrigen Minus ist die Kurslücke, die nach den Vorab-Zahlen am 5. Juli entstanden war, geschlossen. Das wird von vielen Tradern als Grundlage dafür gesehen, die vorherige Trendrichtung, sprich nach oben, wieder aufzunehmen. Das Loch ist zu, jetzt kann man weiter marschieren, um es salopp auszudrücken. Das aber muss jetzt eben auch passieren. Und wäre es sicher, dass es ab jetzt wieder aufwärts geht, hätten die Käufe bereits gestern einsetzen und Aixtron in einen Aufwärts-Turnaround tragen müssen. Was ausblieb.

Zuversicht verflüchtigt sich schnell, wenn der Kurs sie nicht mehr reflektiert. Daher müsste man einkalkulieren, dass die Aixtron-Aktie das bisherige Jahrestief bei 17,87 Euro testet, sollte der Kurs jetzt nicht umgehend drehen, sondern durch das Gap durchrutschen und unter dem gestrigen Tags-Verlaufstief von 18,99 Euro schliessen.

Quellenangaben: Ergebnis 2. Quartal 2024, 25.07.2024: https://www.aixtron.com/de/presse/presseinformationen/AIXTRON%20%C3%BCberzeugt%20in%20Q2%20mit%20starkem%20Auftragseingang_n12629

Am späten Abend des Donnerstags veröffentlichte Aixtron vorläufige Ergebnisse zum zweiten Quartal, zugleich wurde die Gesamtjahresprognose gesenkt. Das scheinbar absurde Ergebnis eines gesenkten Ausblicks: +17,84 Prozent in der Aktie. Aber dahinter steckt durchaus Logik.

Man kann die Sache mit einem Satz zusammenfassen: Die Zahlen waren besser als erwartet, auch, wenn die Gesamtjahresprognose gesenkt wurde … denn man hatte, durchaus berechtigt, Schlimmeres erwartet. Wie sah das Bild konkret aus?

Zwar sackte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr relativ deutlich durch, fiel von 173,5 auf 132 Millionen Euro. Aber damit hatte man gerechnet, die Analysten hatten im Vorfeld im Schnitt 134 Millionen gesehen – kein Beinbruch also. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) sah indes schon weniger gut aus, da ging es von 44,6 Millionen im Frühjahrsquartal 2023 auf nur noch 13 Millionen bergab, die Experten hatten mit im Schnitt 26,3 Millionen deutlich mehr erwartet. Der scharfe Abstieg des Gewinns basierte auf einer unerwartet markant von 19,6 auf 10,0 Prozent zurückgegangenen EBIT-Gewinnmarge.

Das las sich im ersten Moment äussert ungut und nicht wie ein Grund, die Aktie umgehend zu kaufen, aber die Anleger sahen in zwei Bereichen Kaufargumente: im Auftragseingang und der, wenngleich gesenkten, Jahresprognose. Grund:

Expertenmeinung: In Bezug auf den markanten Rückgang der EBIT-Marge wurde im Rahmen der Vorab-Meldung keine Erklärung mitgeliefert. Aber da Aixtron die EBIT-Margen-Prognose für das Gesamtjahr nur von 24 bis 26 auf 22 bis 25 Prozent nach unten korrigierte, ging man davon aus, dass die Marge sich im zweiten Halbjahr wieder auf ein solide hohes Niveau erholen wird. Und das wäre natürlich positiv. Und auch beim Umsatz fiel die Abwärts-Korrektur eher moderat aus, hier geht Aixtron von 630 bis 720 auf 620 bis 660 Millionen nach unten. Mit Blick auf den 2023er-Umsatz von 628 Millionen also auch nicht dramatisch, zumal:

Der Auftragseingang bleibt stark, hier verbuchte man im zweiten Quartal 176 Millionen, im Vorjahreszeitraum waren es mit 177,9 Millionen nur unwesentlich mehr gewesen. Und solange die Aufträge nicht wegbrechen, bleibt die Lage stabil. Das hatten viele nicht zu hoffen gewagt, denn ein Blick auf den Chart der Aixtron-Aktie zeigt: Seit Jahresbeginn ging es massiv abwärts, da hatten die Anleger längst den Kopf eingezogen und ein Worst Case-Szenario eingepreist, das sich angesichts dieser moderaten Prognose-Senkung erst einmal nicht eingestellt hat. Und deshalb wurde die Aktie blitzschnell wieder eingesammelt.

Aixtron Aktie: Chart vom 05.07.2024, Kurs 22,23 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Aixtron Aktie: Chart vom 05.07.2024, Kurs 22,23 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS

Der Chart zeigt zwar, dass das noch keine mittelfristige Aufwärtswende hervorgebracht hat. Aber der Supportlevel der gescheiterten Bodenbildung vom April/Mai wurde zurückerobert. Und, das ist ein ermutigendes Signal für die Bullen: Er wurde im Verlauf des Freitagshandels auch gegen aufkommende Gewinnmitnahmen verteidigt. Fazit:

Der Weg nach oben ist zwar charttechnisch mit Hürden bestückt, aber immerhin wieder gangbar. Und solange diese am Freitag zurückeroberte Zone zwischen 20,70 und 21,30 Euro nicht wieder unterboten wird, ist die Aixtron-Aktie für das Bären-Lager erst einmal „verbrannt“.

Quellenangaben: Vorläufiges Ergebnis 2. Quartal, 04.07.2024:
https://www.aixtron.com/de/presse/presseinformationen/AIXTRON%20SE%20berichtet%20vorl%C3%A4ufige%20Q2/2024%20Ergebnisse%20mit%20starkem%20Auftragseingang.%20Die%20Dynamik%20bei%20SiC-%20und%20GaN-Power%20setzt%20sich%20fort.%20Prognose%20f%C3%BCr%202024%20angepasst._n12621

Aktien von Zulieferern konjunktursensibler Branchen werden oft Fahrstuhlaktien genannt, weil sich die Unternehmensgewinne ebenso wie die Aktienkurse mit der Konjunkturlage entwickeln wie Fahrstühle: schnell rauf, schnell runter. Ist bei Aixtron jetzt das Kellergeschoss angesagt?

Aixtron liefert Produktionsanlagen für die sehr konjunkturabhängige Chipindustrie. Da es sich dabei um Investitionsgüter handelt und nicht um Mengenverbrauchsgüter wie z.B. Wafer, kann die Auftragslage mal boomen, mal in ein tiefes Loch fallen. Letzteres z.B. dann, wenn viele Halbleiter-Unternehmen ihre Produktionskapazität ausgebaut haben, dafür zahlreiche Anlagen bestellt haben und dann die Nachfrage stagniert oder sogar sinkt. Denn diese Anlagen bleiben lange in Betrieb … und bei Aixtron würde im Auftragsbuch Flaute herrschen.

Diese Entwicklung hatten einige (auch ich) schon weitaus früher erwartet, doch seit letzten Herbst wurde der Rückgang beim Auftragseingang dann doch deutlich erkennbar. Aber nachdem die Akteure die Aktie zuvor in der sicheren Erwartung, dass, was unerwartet lange ausbleibt, auch nicht mehr kommen wird, auf eine riskant hohe Bewertung nach oben getrieben hatten, hat sich der Kurs seit dem Hoch vom Dezember 2023 bei 39,89 Euro bereits mehr als halbiert. Das sollte doch genügen, um einem geringeren Auftragseingang Rechnung zu tragen?

Expertenmeinung: Das Problem bei diesen „Fahrstuhlaktien“ ist, dass ein Rückgang der Aufträge zugleich auch fast immer heftig auf die Gewinnmarge drückt, weil potenzielle Auftraggeber ja wissen, dass man auf einmal froh um jeden neuen Auftrag ist und sie das nutzen, um den Preis zu drücken. Es ist daher keineswegs sicher, dass das Kellergeschoss bereits erreicht ist. Da dürften die Ergebnisse zum jetzt endenden zweiten Quartal Weichen stellen, die am 25. Juli erwartet werden.

Auftragseingang und Marge werden da weitaus wichtiger sein als der Umsatz und Gewinn des jetzt endenden Quartals … der Blick nach vorne ist der, auf den es ankommen wird. Und wenn der auch nur einigermassen positiv ausfällt, hätte die Aktie in der Tat wieder Luft nach oben. Der Haken für den Moment:

Aixtron Aktie: Chart vom 21.06.2024, Kurs 18,62 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Aixtron Aktie: Chart vom 21.06.2024, Kurs 18,62 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS

Bis zu den Zahlen sind es eben noch fünf Wochen. Wochen, in denen vieles passieren kann, was den Kurs angeht. Und aktuell sind es eben eindeutig die Bären, die das Ruder in Händen halten. Wir sehen in unserem Chart auf Wochenbasis, dass die Aixtron-Aktie zuletzt durch eine ganze Phalanx an potenziellen Supportlinien durchgerutscht ist. In der vergangenen Woche fiel das markante Zwischentief vom Juli 2022 bei 20,16 Euro. Damit wäre der Weg aus rein charttechnischer Sicht grundsätzlich bis an die Tiefs der Jahre 2021 und 2022 bei 14,82/15,20 Euro frei.

Dort wäre dann zwar in der Tat ein Kellergeschoss erreicht, so dass risikofreudige und zugleich erfahrene Trader überlegen könnten, auf der Long-Seite erste, vorsichtige Positionen aufzubauen. Aber bei Fahrstuhlaktien weiss man eben nie sicher, wo „unten“ sein wird, daher wäre es fahrlässig, diese Aktie, die aktuell schon wie ein Schnäppchen wirkt, auch als ein solches zu bezeichnen.

Bis zum Herbst 2023 schaukelte sich die Aixtron-Aktie immer höher, seither aber hat sich der Kurs fast halbiert. Ob jetzt die Aufwärtswende gelingt oder der Abstieg weitergeht, könnte entscheidend von den Ergebnissen von Nvidia abhängen … und die kommen heute Abend.

Was Aixtron mit Nvidia zu tun hat? Ganz unmittelbar zwar eher wenig. Indirekt aber ist das, was Nvidia heute nach US-Handelsende an Perspektiven für das laufende Quartal und die kommenden Monate ausgeben wird, auch eine Guidance für die Chipindustrie an sich und, und damit sind wir bei Aixtron, für deren Zulieferer.

Aixtron festigt Produktionsanlagen für die Halbleiter- sprich Chipindustrie. Als nach den Corona-Lockdowns die Nachfrage nach Chips massiv anzog und die Hersteller gar nicht so viel herstellen konnten, wie ihnen aus den Händen gerissen wurde, bauten sehr viele ihre Produktionskapazität erheblich aus. Das bedurfte neuer Anlagen … und so wurde bei Aixtron das Auftragsbuch immer dicker, der Umsatz stieg immens, der Gewinn stieg mit.

Dass der Auftragseingang länger zulegte, als man das hätte vermuten können, verleitete manche dazu, Aixtron als immun gegen Schwankungen im so volatilen Halbleitermarkt und die Aktie als Einbahnstrasse nach oben anzusehen. Bis das Volumen der Neuaufträge dann doch zu sinken begann. Jetzt werden bei den meisten Marktteilnehmern in Sachen Erwartungen kleinere Brötchen gebacken. Aber bislang rechnen die Analysten bei Aixtron für 2024 nur mit einem moderaten Gewinnrückgang zum Vorjahr, während die Aktie ausgehend von ihrem im Dezember bei 39,89 Euro markierten 2023er-Hoch so markant gefallen ist, dass man allerhand von einer kommenden Krise eingepreist hat. Die aber noch gar nicht da ist. Aber:

Expertenmeinung: Es bräuchte ein Argument dafür, dass der Rückgang im Auftragseingang nur vorübergehend ist, um die Aktie nach oben in Marsch zu setzen, die Bodenbildung zu vollenden und mit einem Anstieg über die Widerstandszone 24,40 zu 25,90 Euro den Weg nach oben freizumachen. Und da kommt Nvidia als „Flaggschiff“ des KI-Hypes ins Spiel.

Sollte Nvidia einen zunehmenden Auftragsboom melden, womöglich andeuten, dass auch andere Unternehmen im Halbleitersektor mitgezogen werden, dann wäre das Problem, dass Aixtrons Aufträge ins Loch fallen, weil solche Produktionsanlagen ja über viele Jahre in Betrieb bleiben, schnell vergessen. Dann dürften viele sicher sein: Das Aufrüsten bestehender Systeme zur KI-Fähigkeit und ein hoher Bedarf an ganz neuen Systemen und Gerätschaften wird Aixtrons Aufträge wieder beleben. Dann wäre nach oben wieder alles möglich.

Aixtron Aktie: Chart vom 21.05.2024, Kurs 22,62 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Aixtron Aktie: Chart vom 21.05.2024, Kurs 22,62 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS

Aber noch liegen Nvidias Zahlen eben nicht auf dem Tisch, noch ist offen, inwieweit die Ergebnisse die ganze Branche tangieren könnten. Dass man da ein wenig nervös ist und sehr wohl weiss, wo man heute Abend hinschauen muss, zeigt sich am Chartbild: Der Kurs setzte gestern ohne neue Nachrichten kräftig zurück und bewegt sich damit in etwa in der Mitte zwischen dem unteren Ende der vorgenannten Widerstandszone 24,40 zu 25,90 Euro und dem Tief der Bodenbildung bei 21,29 Euro. Ein Ausbruch wäre somit in beide Richtungen ruckzuck vollzogen. Und dem sollte man, in Unkenntnis dessen, was bei Nvidia in seiner Rolle als Zünglein an der Waage auf den Tisch kommen wird, besser nicht vorgreifen.

Wirklich grandios waren die Zahlen für das erste Quartal nicht, die Aixtron am Donnerstag vorgelegt hatte. Aber das Minus der Aktie hielt sich in Grenzen und wurde am Freitag schon fast wieder aufgeholt. Damit hielt der kleine Boden, den die Aktie zuletzt ausbildete, aber:

Die Sache hat zwei Haken, einen charttechnischen und einen fundamentalen. Letzteren zuerst:

Das Ergebnis war mit dem des Vorjahresquartals nicht zu vergleichen, weil das, bedingt durch umfassende Verschiebungen von Auslieferungen nach China, komplett verzerrt war. Aber der Auftragseingang war davon damals ja nicht betroffen. Und mit den jetzt für das erste Quartal 2024 gemeldeten 120,3 Millionen Euro lag man schon deutlich unter den 139,9 Millionen ein Jahr zuvor. Das ist kein dramatischer Rückgang, aber schon im Herbstquartal 2023 waren die Brötchen da kleiner geworden. Das bremst natürlich das Wachstumspotenzial.

Hinzu kam, dass Aixtron-Chef Grawert festhielt, dass man im Moment eine Schwäche bei den Aufträgen im Power Electronics-Segment habe, die, wenn sie anhalten sollte, eher das untere Ende der Gesamtjahresprognose in den Blickunkt rücken würde. Und diese Prognose ist ja ohnehin nicht gerade üppig:

Aixtron plant mit einem Umsatz zwischen 630 und 720 Millionen Euro nach 630 Millionen im Jahr 2023 und einer EBIT-Gewinnmarge zwischen 24 und 26 Prozent nach 24,9 Prozent im Vorjahr. Gut, wenn das obere Ende bei beiden Messgrösser erreicht würde. Stillstand bis leichter Gewinnrückgang, wenn es das untere Ende würde. Was bedeutet:

Expertenmeinung: Diese Zahlen zum ersten Quartal sind keineswegs so stark, dass sie ein Brechen dieses kleinen, in den letzten knapp drei Wochen entstandenen Bodens zwingend verhindern müssten. Immerhin hatte die Aktie ja als Reaktion auf das Zahlenwerk am Donnerstag fünf Prozent nachgegeben, nur wurde das am Freitag grösstenteils wieder wettgemacht. Das initiale Minus zeigt aber, dass dieser Boden nicht allzu solide ist. Und diejenigen, die auf diesem Mini-Boden gerne eine Wende aufbauen würden, haben noch ein ganz anders Problem, wie wir im Chart sehen:

Dieser Boden liegt nicht über, sondern unter einer massiven Chartzone. Diese Zone, deren Ursprünge bis in den Herbst 2022 zurückgehen, reicht von 23,63 bis 25,86 Euro. Und an deren unterer Begrenzung war die Aixtron-Aktie gerade erst im Verlauf der vergangenen Woche abgewiesen worden.

Die Käuferseite müsste diese Zone also jetzt umgehend nicht nur angehen, sondern auch hindurchkommen, um zu verhindern, dass das bärische Lager wieder aktiv wird. Und das dürfte mit diesen ordentlichen, aber eben nicht inspirierenden Ergebnissen im Gepäck ein eher steiniger Weg werden.

Aixtron Aktie: Chart vom 26.04.2024, Kurs 22,82 Euro, Kürzel: AIXA | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Quellenangaben: Ergebnis des 1. Quartals, 25.04.2024:
https://www.aixtron.com/de/investoren/AIXTRON%20SE%20Starkes%20Q1%20und%20wachsender%20Erfolg%20bei%20SiC_n12568