Wochenlang war die 20.000er-Marke so nah und doch so fern. Jetzt könnte sie bereits heute erreicht und überboten werden. Charttechnisch ist das ein blitzsauberer Befreiungsschlag. Aber gerade das könnte auslösen, was bislang auf Sparflamme lief: Gewinnmitnahmen.
Einen Monat vor dem Jahresultimo steht die DAX-Performance 2024 bei 19 Prozent. In den vorangegangenen 20 Jahren lag die Performance im Schnitt bei 7,5 Prozent. Der Index ist also weit im Bereich der starken Jahre. Nur das Umfeld, das ist es nicht. Und das ist ein Damoklesschwert, das man zwar ausblenden, aber dadurch nicht entschärfen kann.
Die Bewertung über das Kurs/Gewinn-Verhältnis hat aktuell knapp 18 erreicht, berechnet als Schnitt der tatsächlich gemeldeten Gewinne der einzelnen DAX-Unternehmen. Das wäre in einem Umfeld soliden Wachstums nicht gerade billig, in den vergangenen 20 Jahren lag der DAX ausserhalb von durch Rezessionen bzw. Verzerrungen wie Corona beeinflussten Phasen nur einmal höher. Das war Anfang 2015, als man dachte, die EZB würde das Wachstum umgehend wieder befeuern. Und sich irrte. Danach ging es fast ein Jahr lang in mehreren Schüben markant bergab. Zwar gibt es zu 2015 Unterschiede. Nur machen diese die Sache nicht besser, sondern noch kritischer:
2015 war das Wachstum mager, aktuell haben wir gar keines. Und ausgerechnet Schlüsselbranchen wie Automobile, Pharma oder Chemie haben Probleme. 2015 pendelte die Inflation um die Nulllinie, heute liegt sie leicht über dem Zielbereich der EZB. 2015 lagen die Leitzinsen quasi bei null, heute sind sie, auch nach den ersten Senkungen, so hoch wie im Herbst 2008. Und trotzdem steigt der DAX von einem Rekord zum nächsten. Das muss ja schiefgehen … oder?
Expertenmeinung: Das wird es vermutlich. Aber wann und auf welchem Kursniveau, das ist die Frage. Das könnte heute seinen Anfang nehmen, falls der DAX die 20.000 erreicht, überschreitet und das dann nicht eine weitere Kaufwelle, sondern Gewinnmitnahmen auslöst. Aber dieses „könnte“ muss man dick unterstreichen, denn es muss nicht so kommen.
Letztlich ist es der Weg des Geldes, das den Trend bestimmt und nicht die Logik. Wäre die reine Logik der einzige und unbestechliche Leitstrahl der Kurse, wäre der DAX ja nie so weit gekommen, würde eher mit der 15.000 ringen statt mit der 20.000. Schliesslich ist da auch kein Silberstreif am Horizont, mit dem man diese Hausse argumentativ unterfüttern könnte, sondern weitere dunkle Wolken:
China kümmert sich erst einmal um sich selbst, in den USA muss man damit rechnen, dass die Mauern für die deutschen Exporteure noch eine Schicht höher werden. Und immer mehr Verbraucher drehen den Euro zweimal um, bevor sie ihn ausgeben … angesichts der kaum eingrenzbaren Kosten für neue Autos oder Heizungen, immer mehr Meldungen über Stellenabbau in vierstelligen Höhen und steigende Kfz- und Krankenversicherungskosten. Woher soll der Aufschwung denn kommen? Aber wie gesagt:
Die Logik ist nicht der Motor dieser Hausse, sondern das Geld. Solange mehr hinein als hinaus fliesst, läuft der DAX weiter.
Wie aber weiss man, wann der Zufluss frischen Geldes schwächer wird, dafür aber so viele ihren Gewinn mitnehmen, dass der Index dreht? Wie könnte man vorab abschätzen, ob die Käufer das dann nicht als ein Signal dafür sehen, jetzt besser selbst auch nicht mehr weiter zu kaufen, sondern auch lieber schnell ein wenig Kasse zu machen und dadurch aus harmlosen Gewinnmitnahmen eine Lawine wird?
Man weiss es nie vorher. Aber solche „magischen Marken“, kombiniert mit kritischen Rahmenbedingungen, sind immer eine Nagelprobe für eine Hausse. Wenn der DAX diese 20.000er-Marke überwindet und sich zwei, drei Tage darüber hält, ohne dass massiverer Druck aufkommt, wäre sie aus Sicht der Bullen überstanden. Wenn es indes dort zu Abgaben kommt, ist Vorsicht geboten.
Allerdings ist eine solche Konstellation für das Bullen-Lager auch von Vorteil, zumindest für diejenigen, die wachsam agieren. Denn durch den Break über die Hochs der Monate September bis November ist nicht mehr die Zone 18.780 zu 19.045 Punkte, sondern eben diese Hochs zwischen 19.468 und 19.675 Punkten die entscheidende Unterstützungszone, unter der man sich absichern kann und sollte. Was hiesse: Augen auf und Stop Loss nachziehen!
Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2024? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top Flop – MDAX Top Flop – Euro Stoxx Top Flop – Dow Jones Top Flop – Nasdaq 100 Top Flop
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