Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:
|
Auf Basis einer langfristigen, über 60 Jahre erfassenden Statistik ist der September am deutschen Aktienmarkt der mit Abstand schlechteste Monat. Und der wäre heute ausgestanden. Heisst das, dass man jetzt unbesorgt wieder auf Long umschwenken könnte?
Wie heisst es doch? Papier ist geduldig … und man möge nur einer Statistik trauen, die man selbst gefälscht hat. Beides ist zwar per se Unsinn, beides hat aber einen Kern, über den man nachdenken sollte. Die Statistik über die Performance des DAX bzw. seiner Vorläufer ab 1959, deren Ergebnis ist, dass der September schlichtweg ein im Schnitt miserabler Monat ist und es danach deutlich besser wird, kann jeder überprüfen. Aber es sind auch nicht die Zahlen, über die man nachsinnen sollte, sondern über die Aussage an sich.
Denn ja, der September weist in dieser Langzeit-Betrachtung im Durchschnitt ein Minus von 1,8 Prozent auf, die darauffolgenden Monate haben bis April einschliesslich ein Durchschnitts-Plus vorzuweisen. Aber wenn man 64 Jahre in einen Topf wirft, dann bedeutet das eben auch, dass der Oktober, der mit im Langzeit-Schnitt +0,72 Prozent zu den „Schwachen unter den Guten“ gehört, auch mal so richtig schlecht ausfallen kann. Letztlich könnte man bei keinem einzigen Monat sicher sein, dass die Statistik obsiegt und wirklich das passiert, was das langjährige Mittel suggeriert.
Ob der Oktober bzw. das übergeordnet von der Performance her tendenziell gut laufende vierte Quartal auch im Jahr 2023 ein gutes wird, kann man also auf Basis solcher Schnittwerte nicht wissen.
Aber der unmittelbare Vergleich mit dem Vorjahr lockt natürlich, das einfach zu unterstellen. Denn das jetzt endende dritte Quartal lief verblüffend ähnlich: Der Juli 2022 war noch gut, August und September aber schlecht. Im Saldo war das dritte Quartal 2022 ebenso wie 2023 ein negatives … und im Vorjahr drehte das Ganze eben genau beim Übergang ins vierte Quartal … und, wie wir uns erinnern, gewaltig. Warum sollte es 2023 nicht genauso laufen?
Expertenmeinung: Wer hinreichend Erfahrung an der Börse hat, weiss: Unmöglich ist dort in der Tat nichts. Aber wir sehen derzeit andere Rahmenbedingungen als vor einem Jahr. Sicher, die damaligen, die Kurse treibenden Argumente basierten auf reiner Hoffnung – und hoffen kann man immer. Aber genau diese Hoffnungen wurden eben enttäuscht:
Die Inflation war nicht ruckzuck besiegt. Auch jetzt nicht, denn dass die gestern veröffentlichte Jahresrate der deutschen Teuerung einen heftigen Rückgang auswies, liegt am statistischen Basiseffekt, im Monatsvergleich stiegen die Preise ja weiter. Und das weiss man. Man weiss heute auch, dass a) die Leitzinsen deutlich höher geklettert sind als man das vor einem Jahr unterstellte und b) nicht, wie Ende 2022 erhofft, schnell wieder gesenkt werden.

Das einzige Argument, um erneut eine Hoffnungs-Kaufwelle mit Blick auf das kommende Jahr lostreten zu können, wäre, wenn man behauptet, dass diejenigen grossen, im DAX notierten Unternehmen, die bislang (Stand 1. Halbjahr) starke Unternehmensgewinn-Steigerungen vorweisen könnten, diese immer weiter ausbauen werden. Und dass man, wo es nicht läuft, wie z.B. bei der Chemie oder im Einzelhandel, wieder durchstartet. Belege braucht es bei Hoffnungsrallyes bekanntlich nicht, so gesehen wäre das eine Chance. Das und der vergleichende Blick auf 2022, den sicherlich viele hoffnungsvollen Bullen jetzt vornehmen. Aber:
Alleine auf Basis von wiederbelebten Hoffnungen steigt keine Aktie und kein Index, da müssen dann eben auch genug Akteure nicht nur hoffen, dass irgendwer die Wende herbeikauft, sondern selbst Hand anlegen. Und ob das passiert, ist offen genug, um sich nicht auf die Statistik zu verlassen, sondern abzuwarten, ob die Charttechnik ebenfalls grünes Licht liefert.
Und dazu müsste unser DAX das jetzt fast erreichte untere Ende der „Trompeten-Formation“, diesem im Tageschart abgebildeten, nach rechts offenen Dreieck, verteidigen und sich in die obere Hälfte der Formation retten. Dafür wären aber Schlusskurse über 16.000 vonnöten. Dann wäre zwar sogar ein Run an das obere Ende der „Trompete“ möglich, das derzeit um 16.750 Punkte liegt. Aber bis zur 16.000 wäre alles, was man an Gegenbewegung schaffen würde, eben nicht mehr als das: eine Gegenbewegung, aber keine Aufwärts-Trendwende.

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2023? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top Flop – MDAX Top Flop – Euro Stoxx Top Flop – Dow Jones Top Flop – Nasdaq 100 Top Flop
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen