Die Lage ist ernst und das wird sich kurzfristig auch nicht ändern. Trotzdem gelang es, das Unterschreiten des April-Tiefs im DAX in eine Bärenfalle zu verwandeln, nachdem in der zweiten Wochenhälfte kräftig gekauft wurde. Die Frage ist indes: Wie weit kommen die Käufer?
Wer gegen einen Abwärtstrend tradet, hat die Charttechnik gegen sich … die Trendlinien kommen sukzessiv näher, die gleitenden Durchschnitte ebenso. Widerstände gibt es viele, Unterstützungen nur wenige. So wie aktuell beim DAX. Das April-Tief bei 13.566 Punkten war die einzige Linie, die den deutschen Leitindex noch vom bisherigen, im März bei 12.439 Punkten markierten Jahrestief trennte. Es gelang zwar, den Index trotz des Bruchs dieser Linie in der zweiten Hälfe der vergangenen Woche wieder darüber zu hieven, den Ausbruch nach unten also zur Bärenfalle zu machen. Und seither hat er auch einiges an Boden gutgemacht. Aber kein Punkt der seither erzielten Kursgewinne ist charttechnisch bereits von Bedeutung.
Denn die entscheidenden Widerstandslinien kommen eben erst jetzt. Zunächst die Januar-Abwärtstrendlinie, an der der DAX Anfang des Monats so abrupt abdrehen musste und die jetzt bei 14.200 Punkten verläuft. Und dann wäre jedes der letzten Zwischenhochs ein potenzieller Widerstand. Die warten bei 14.315, 14.598 und 14.925 Zählern. Da hindurchzukommen, wird nicht leicht. Es sei denn, es gelänge schnell ein erster Schritt, also der Ausbruch über die Abwärtstrendlinie. Das würde rein charttechnisch orientierte Trader womöglich dazu bringen, auf den Zug aufzuspringen. Aber wäre dieser Gedanke realistisch … bei den rundum bärischen Rahmenbedingungen?
Expertenmeinung: Es ist nicht wahrscheinlich, dass der DAX wirklich sehr weit kommt. Nicht in diesem Umfeld, nicht, nachdem er im März und April ja bereits eine solche, grosse Gegenbewegung gezeigt hatte und die Anleger erkennen mussten, dass man negative Faktoren wie explodierende Erzeugerpreise, geopolitische Spannungen, reissende Lieferketten und die Erwartung steigender Zinsen nicht alle zusammen „wegkaufen“ kann. Aber:
„Nicht wahrscheinlich“ ist nicht dasselbe wie „unmöglich“. Sicher sein kann niemand, dass es nicht zu unerwartet positiven Meldungen käme, die, auch, wenn sie nicht die Gesamtheit der Belastungsfaktoren einfach egalisieren, die Käufer motivieren könnten. Denken wir an die Meldung über die ersten, einsatzbereiten Impfstoffe Anfang November 2020 und was der DAX daraufhin an Boden gutmachte, obgleich man realistisch gesehen nicht erwarten durfte, dass dadurch auf einmal wieder alles im Lot ist … oder auch nur zwingend überhaupt wieder ins Lot kommen würde. Sie sehen es im DAX-Chart auf Monatsbasis, wie das den Index, der bis Ende Oktober gerade auf dem Weg war, das alte „Corona Crash“-Tief vom März anzusteuern, massiv nach oben katapultierte und die erste, aufwärts gerichtete Reaktion in eine monatelange, vor allem von Hoffnung befeuerte Rallye überging.

Aber das damalige Szenario als Blaupause zu nehmen und zu unterstellen, dass es diesmal genauso gelingt, wäre leichtsinnig. Davon abgesehen, dass man mutmassen darf, dass die zunächst gelungene Verteidigung der März-Tiefs bei MDAX und TecDAX und die daraufhin folgenden Käufe den DAX mit nach oben gespült haben, sollte man die Käufe im DAX erst ernst nehmen, wenn er zumindest klar über 14.200 Punkten und damit über der mittelfristigen Abwärtstrendlinie geschlossen hat. Bis dahin gälte weiterhin: „the trend is your friend“!

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