Der DAX liefert derzeit eine in Intensität und Reichweite ungewöhnliche Hausse-Welle ab. Das führt dazu, dass immer mehr Akteure Probleme haben, die damit einhergehenden Chancen und Risiken einzuordnen. Wie lässt es sich mit einer solchen Sondersituation umgehen?
Fundamental kann man beim DAX keinen Hebel mehr ansetzen, der Index ist vom Kurs/Gewinn-Verhältnis so teuer wie zuletzt für ganz kurze Zeit Anfang 2015. Und im Gegensatz zu damals gibt es jetzt keine Phantasie in Hinsicht eines bald kräftig durchstartenden Wirtschaftswachstums, eher muss man mit dem Gegenteil rechnen. Trotzdem läuft der deutsche Leitindex wie auf Schienen immer weiter, warum sollte also, was die Käufer zuletzt nicht kümmerte, morgen oder in einer Woche jemanden irritieren?
Aber auch auf chart- und markttechnischer Ebene sind die Experten mit ihrer Weisheit langsam am Ende. Denn eigentlich passt dieses „wie auf Schienen“ gar nicht mehr: Der DAX ist längst aus ihnen hinausgesprungen. Das zeigen die diesmal für alle drei Zeitebenen (Tages-, Wochen- und Monatsbasis) mitgelieferten Charts:



Der Index hatte den übergeordneten, am Baisse-Tief 2009 begonnenen Aufwärtstrendkanal bereits Anfang 2024 überboten, im August 2024 dann einen perfekten Pullback an den Ausbruchslevel gezeigt und steigt seither weiter. Auf Wochenbasis sehen wir, dass er im Januar mit dem 2020er- und dem 2022er-Aufwärtstrendkanal gleich zwei wichtige „Schienen“ nach oben verlassen hat. Und die Tagesbasis zeigt, dass sogar der steile August-Aufwärtstrendkanal und sein noch steileres November-Pendant überboten wurden.
Zwar ist der DAX aus markttechnischer Sicht auf allen drei Zeitebenen überkauft. Und das kommt nun wirklich nicht oft vor. Aber da es den Index bislang nicht aufgehalten hat, er sogar eher noch an Dynamik gewonnen hat und „überkauft“ kein direktes Ausstiegs-, sondern nur ein Warnsignal ist, bringt das diejenigen, die sich fragen, wo sie aussteigen und/oder auf die Short-Seite drehen sollten, keinen Deut weiter. Also?
Expertenmeinung: Also würde man am besten fahren, wenn man sich diese Frage gar nicht erst stellt. Eine Fragestellung, bei der man damit rechnen muss, keine Antwort zu bekommen, lenkt nur ab. Mein Eindruck verdichtet sich, dass ein hoher Anteil dieser von den US-Börsen genauso wie von der Ratio abgekoppelten Hausse auf computergesteuerten Handelsprogrammen basiert. Und ein solches System fragt sich weder, ob der DAX zu teuer ist, noch was die Wall Street so treibt oder ob die Rahmenbedingungen zu der Kaufwelle passen. Es kauft, solange das Momentum hoch ist. Einige solcher Systeme drehen zwar, wenn ein gewisser Überhitzungslevel erreicht ist, aber nicht alle. So gesehen gilt, noch zumindest: Was steigt, steigt auch weiter.
Dass dieses Motto logischerweise irgendwann nicht mehr greift, mag jedem zwar klar sein. Und womöglich auch dass es, wenn es kippt, womöglich sehr schnell und heftig kippen kann. Aber wann, wo wir doch längst jenseits tauglicher Charthürden und Trendkanäle sind?
Wenn man dazu einfach mal festhält, dass diese Hausse aktuell unberechenbar ist, warum dann nicht einfach genau dem Rechnung tragen, indem man nicht versucht, einen Zeitpunkt oder Kurs für das Hoch zu erraten, sondern einfach mal Gewinne mitnimmt? Da, wo es am heissesten kocht, anfangen und die restlichen Positionen mit Stop Loss-Verkaufsorders gegen einen in solchen Phasen immer und jederzeit möglichen „sudden death“ der Rallye absichern. Richtig ist: Mittlerweile sind charttechnisch relevante Marken für Stop Loss-Orders bereits unerfreulich weit weg, so z.B. dieses Zwischentief nach dem „DeepSeek“-Kurseinbruch bei 21.082 Punkten. Aber was spräche dagegen, Stopps gestaffelt zu platzieren?
Einen ersten zwei, drei Prozent unter dem aktuellen Kursniveau, den nächsten dann unter das „DeepSeek“-Tief, wiederum den nächsten unter 20.500, warum nicht? Wenn der DAX noch weiter zulegt, nimmt man wieder ein klein wenig an Gewinnen mit und zieht die Stopps im überschlagenen Vorgehen nach, indem man den niedrigsten oben dransetzt, sprich den 20.500er-Stop Loss löscht und ihn über dem vorher höchsten wieder ansetzt.
Das geht problemlos und würde der Sache das Gefühl der Orientierungslosigkeit nehmen, das alleine deswegen nur schadet, weil man noch so lange mit dem Fuss aufstampfen kann: Wenn es erst einmal zugeht wie jetzt, ist es mit Orientierung eben immer Essig!
Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2025? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top Flop – MDAX Top Flop – Euro Stoxx Top Flop – Dow Jones Top Flop – Nasdaq 100 Top Flop
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen