Ryanair Holdings Aktie Prognose Der Abwärtstrend nimmt Fahrt auf: Wie sich die Wirtschaft weltweit abkühlt

News: Aktuelle Analyse der Ryanair Holdings Aktie

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Wie steht es um die Konjunktur? Die neuesten Entwicklungen bei Ryanair und anderen Unternehmen liefern alarmierende Hinweise.

Weltwirtschaft im Rückwärtsgang

Vor wenigen Tagen hatte ich einen Artikel darüber geschrieben, dass sich die konjunkturelle Lage sukzessive eintrübt:
Besorgniserregende Signale – geraten die Märkte jetzt ins Wanken?

In China gibt es derzeit wirtschaftliche Probleme, Europa verzeichnet mässiges Wachstum, und auch die US-Wirtschaft zeigt Anzeichen einer Abkühlung. Viele Unternehmen haben in den letzten Wochen schwache Zahlen gemeldet und ihre Prognosen gesenkt.

Die Frage ist, wie lange sich die USA diesem globalen Abwärtstrend noch entziehen können. Trotz dieser Probleme ignorieren die Börsen die Lage bislang, und der S&P 500 hat ein neues Allzeithoch erreicht, möglicherweise aufgrund der Aussicht auf Zinssenkungen durch die FED.

Allerdings könnte es für die FED bereits zu spät sein, effektiv zu reagieren. Es dauert Monate, bis Zinssenkungen ihre Wirkung entfalten, und sollte sich die Wirtschaft weiter abkühlen oder in eine Rezession geraten, wären schrittweise Zinssenkungen nicht ausreichend, um die Wirtschaft zu beleben.

Darüber hinaus sind die Erwartungen hoch. Derzeit geht man davon aus, dass die Unternehmen im S&P 500 ihre Gewinne in diesem Jahr um durchschnittlich 9% steigern, was angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage schwer vorstellbar ist.

Werden die hohen Erwartungen enttäuscht, könnte das den Markt nachhaltig unter Druck bringen. Dazu ist keine Rezession notwendig, eine nennenswerte Abkühlung würde ausreichen.

Das nächste Puzzlestück – die Wirtschaft kühlt sich ab

Schützenhilfe aus Europa kann die US-Wirtschaft keinesfalls erwarten. Es stellt sich eher die Frage, ob sich die USA dem Abwärtssog aus Europa entziehen kann.

Ryanair ist sicherlich kein Schlüsselelement der europäischen Wirtschaft, aber es ist die grösste Airline des Kontinents. Darüber hinaus ist der Tourismussektor in nahezu allen EU-Ländern von grosser Bedeutung.
In Spanien, Portugal, Zypern, Malta und Kroatien entfallen mehr als 10% des BIP auf die Tourismusbranche, in Frankreich sind es fast 8% und selbst in Deutschland sind es fast 7%.

Eine Abkühlung in diesem Sektor ist aber aus einem anderen Grund von Bedeutung, denn das spricht für eine klare Abwärtsdynamik bei der Konsumlaune.

In welcher Geschwindigkeit es abwärts geht, hat Ryanair heute aufgezeigt. Der Umsatz ist im ersten Quartal (April bis Juni) zwar nur um 1% auf 3,63 Mrd. Euro gesunken. Ryanair konnte den Umsatz aber nur dadurch nahezu stabil halten, indem man die durchschnittlichen Ticketpreise um 15% gesenkt hat.

Vorerst wird es nicht besser

Man hat also für dasselbe Geld mehr Passagiere befördert. Dadurch sind die Kosten um 11% gestiegen und der Gewinn um 46% auf 360 Mio. Euro kollabiert.

Ryanair Aktie: Chart vom 22.07.2024, Kurs: 14,23 - Kürzel: RY4C | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Ryanair Aktie: Chart vom 22.07.2024, Kurs: 14,23 – Kürzel: RY4C | Quelle: TWS

Doch damit dürften die Probleme erst angefangen haben. Der CEO von Ryanair zeigte sich überrascht darüber, wie stark die Flugpreise gesunken sind. Im zweiten Quartal könnten die Flugpreise auf Jahressicht erheblich sinken, darüber hinaus verschlechtern sich die Rahmenbedingungen weiter.
(„We are surprised that fares are as weak as they are; Average fares for Q2 are ‘moving materially lower than they were in the prior year and pricing continues to deteriorate“)

Man will dennoch an dem Ziel festhalten, eine Auslastung von 94-95% zu erreichen und wird die Preise senken, wenn das notwendig ist, um dieses Ziel zu erreichen. („We intend to meet our 94-95% load factor target and will cut fares if needed to meet it“)

Damit setzt man die Strategie aus dem letzten Quartal fort und dementsprechend werden die Resultate auch ähnlich sein. Man wird mehr Passagiere für dasselbe oder weniger Geld befördern, wodurch die Profitabilität deutlich sinken wird.

Was passiert, wenn jetzt auch noch die Auslastung sinkt?

Es besteht allerdings die Gefahr, dass man die anvisierte Auslastung auch dann nicht erreichen wird, wenn man die Preise senkt.
Das hat der Vorstand bereits „durch die Blume“ mitgeteilt („We tried in recent weekends to close off some cheap seats but met resistance“).

Nach Abschluss des ersten Quartals hat sich die Lage scheinbar weiter verschlechtert. Dem Vorstand zufolge waren die Buchungen im Juli schwach und es gibt keinen Grund dafür, warum die Preise im August und September und möglicherweise auch im dritten und vierten Quartal nicht niedrig bleiben sollten („bookings got weaker as we moved to July; No reason why pricing won’t be soft into Aug and Sept, and even and Q3/Q42).

Wie stark die Preise im zweiten Quartal sinken werden, könne man nicht genau beziffern, aber es könnte sich um einen zweistelligen prozentualen Rückgang handeln („Can’t quantify ‘materially lower’ fares in Q2 but it ‘could’ get to double-digit percentage fall“).

Darüber hinaus könne man nicht abschätzen, wie das dritte und vierte Quartal ausfallen werden („Have almost zero’ Q3 and Q4 visibility“).

Man muss dem Vorstand ein Kompliment machen. Bei Ryanair wird klar kommuniziert und nicht um den heissen Brei herumgeredet.
So weiss man als Anleger wenigstens, woran man ist. Und man sollte eine Sache nicht vergessen: Ein oder zwei schlechte Quartale bestimmen nicht über den Wert eines Unternehmens.

Vorsicht bei Airlines

Mittelfristig dürften die Preise wieder steigen, denn durch die Probleme bei Boeing steigen die Kapazitäten langsamer als es notwendig wäre, um mit der Nachfrage schrittzuhalten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es bei Ryanair aktuell nicht gerade gut läuft, das Unternehmen ist aber immer noch solide profitabel.
Der Nachsteuergewinn lag zuletzt bei 10%, die meisten anderen Airlines erreichen das nicht mal in Hochzeiten.

Wenn sich die Profitabilität selbst bei Billig-Anbietern wie Ryanair halbiert, kann man sich ungefähr ausmalen, was den Legacy-Providern wie Lufthansa, Air France KLM oder IAG ins Haus steht.
Wenn bei anderen Airlines die Gewinnspannen um 10 Prozentpunkte fallen, rutschen die meisten davon in die roten Zahlen.

Die dunklen Wolken am konjunkturellen Horizont mehren sich.

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Stabilität in stürmischen Zeiten. Bei LYNX selbstverständlich.

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Vorherige Analysen der Ryanair Holdings Aktie

Keiner verdient im Airline -Geschäft mehr. Ryanair verdrängt die Konkurrenz und reisst sich eine Route nach der anderen unter den Nagel.

Fluchtreflex

Airlines sind ein grauenhaftes Geschäft. Der Betrieb ist kapitalintensiv, denn Flugzeuge sind nicht gerade günstig.
Hinzu kommen enorme Aufwendungen für die Wartung.

Der Markt für Ersatzteile wird weitgehend von Mono- und Oligopolen regiert, und die Flugzeuge selbst muss man bei Airbus oder Boeing kaufen, einem Duopol.

Hinzu kommen gut organisierte Gewerkschaften, die den Betrieb jederzeit lahmlegen können. Dasselbe gilt für das Bodenpersonal.
Den Flughafenbetreibern ist man ebenfalls ausgeliefert.

Darüber hinaus handelt es sich bei Flügen um ein weitgehend austauschbares Produkt. Daher sind die Margen niedrig und die meisten Airlines ein schlechtes Investment.

Die gesamte Branche war in den zurückliegenden Jahrzehnten ein wahres Minenfeld. Zahllose Investoren haben sich mit den zahllosen Insolvenzen im Sektor die Finger verbrannt.

Die etwas andere Airline

Ryanair nimmt jedoch eine Sonderstellung ein, da man die kostengünstigste und bestkapitalisierte Fluggesellschaft in Europa ist.
Die meisten Unternehmen in der Branche schleppen einen enormen Schuldenberg mit sich herum, Ryanair hat mehr Cash als langfristige Verpflichtungen.

Die Positionierung im Niedrigkostensegment (ULCC, Ultra Low Cost) hat es dem Unternehmen ermöglicht, profitabel zu wachsen und sich zur grössten Fluggesellschaft Europas zu entwickeln.

Dabei erzielt man attraktive Kapitalrenditen in einer Branche, die für die Zerstörung von Kapital bekannt ist.
Das gelingt vor allem dadurch, dass man eine überdurchschnittliche Auslastung erreicht und grenzwertig viele Sitzplätze in die Flugzeuge stopft.

Bequem ist das alles nicht. Aber der Markt für den Kurzstrecken-Luftverkehr in Europa hat sich als äusserst preissensibel erwiesen – ein Muster, das weltweit zu beobachten ist.
Solange ein Mindestmass an Zuverlässigkeit und Service erfüllt wird, gewinnen Preis und Bequemlichkeit, das heisst: Der kürzeste Flug.

Keiner kann mithalten

Und den bietet in vielen Fällen Ryanair an, unter anderem auch dadurch, dass man auch Flughäfen im Niemandsland anfliegt.

Im Airline-Geschäft gilt: Der günstigste gewinnt. Das bedeutet umgekehrt aber auch, dass man überall sparen muss, wo es auch nur geht.
Von der Streckenauswahl über die 25-minütigen Wenden, die Flugzeugkonfigurationen, die Flughafenauswahl und allem dazwischen.

Dadurch werden Legacy Carrier wie die Lufthansa preislich niemals mit den ULCC-Anbietern wie Ryanair mithalten können.
Das hat die hochpreisigen Legacy Carrier dazu veranlasst, den Kurzstreckenmarkt in Teilen zu verlassen, um sich auf den Langstreckenmarkt zu konzentrieren, wo das ULCC-Modell weniger Vorteile hat.

Hat man die Legacy Carrier erst verdrängt, erhöht man die Preise wieder.

Auf diese Weise gelingt es Ryanair in normalen Jahren eine operative Marge zwischen 13 und 23% zu erzielen.
Für die Branche ist das unerhört hoch.

Andere Billig-Airlines wie Wizz sind seit Jahren unprofitabel und kamen niemals auf derartige Margen. Air France oder die Lufthansa kamen vor 2020 meist auf operative Margen um die 5%.
Mit 10-15% steht die spanische IAG noch mit am besten da.
Von den Gewinnspannen von Ryanair träumt der Rest der Branche nur.

Steht der Sieger bereits fest?

Und dieser Trend dürfte sich noch weiter verfestigen, denn der Kostenvorteil im Vergleich zur direkten Konkurrenz bei Wizz oder EasyJet hat sich in den letzten Jahren vergrössert.
Das gilt für den beim Kostenaufwand pro angebotenem Sitzkilometer als auch der operative Aufwand pro Passagier (ohne Treibstoffkosten).

Ähnlich sieht es an den Flughäfen aus. Ryanair hat an den meisten Flughäfen die grössten Marktanteile, wodurch man wiederum auf bessere Flughafen- und Abfertigungsraten als die Wettbewerber kommt.

Je länger sich diese Trends fortsetzen, desto schwieriger wird es für die Konkurrenz und desto mehr Routen wird Ryanair erobern.
Der Sieger im Billig-Segment der europäischen Fliegerei scheint festzustehen.

Nachdem man im letzten Geschäftsjahr nur knapp an einem Rekordergebnis vorbeigeschrammt ist, dürfte es in diesem Jahr so weit sein.

In den ersten sechs Monaten ist die Zahl der Passagiere um 11% auf 105,4 Millionen gestiegen. Die Auslastung lag bei 95%.

Der Umsatz kletterte um 30% auf 8,58 Mrd. Euro und das operative Ergebnis um 59% auf 2,18 Mrd. Euro.
Der Gewinn je Aktie konnte sogar um 72% auf 1,91 Euro gesteigert werden.

Ryanair Aktie: Chart vom 04.12.2023, Kurs: 17,96 - Kürzel: RY4C | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Ryanair Aktie: Chart vom 04.12.2023, Kurs: 17,96 – Kürzel: RY4C | Quelle: TWS

Derzeit liegen die Konsensschätzungen für den Gewinn im aktuellen Geschäftsjahr, welches noch bis Ende März läuft, bei 2,11 Euro je Aktie.
Ryanair kommt demnach auf ein KGVe von 8,5.

In den fünf Jahren vor 2020 kam Ryanair durchschnittlich auf ein KGV von 14,9. Um wieder dieses Niveau zu erreichen, müsste die Aktie auf 31,43 Euro steigen.