Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:
|
Man hatte der US-Notenbankentscheidung mit grosser Spannung entgegengesehen. Aber die „Fed“ blieb eher vage, vor allem hinsichtlich weiterer Zinserhöhungen. Das wurde im Dow Jones am Ende negativ aufgenommen. Die Bullen haben damit eine grosse Chance vertan.
Die Mitglieder des FOMC, (Federal Open Market Committee), des Entscheidungsgremiums der US-Notenbank, wussten, dass man diesmal noch mehr auf jede Veränderung in den Formulierungen des Statements achten würde als sonst. Es war immens wichtig, den Spagat zwischen Entschlossenheit und Flexibilität zu vermitteln, der jetzt nötig ist, nachdem erste, regionale US-Banken als Folge deutlich angehobener Zinsen ins Wanken geraten sind. Und das ist Fed-Chef Powell und den Komitee-Mitgliedern durchaus gelungen.
Der Leitzins wurde um 0,25 Prozent auf jetzt 5,0 Prozent angehoben. Damit signalisierte man, dass man einerseits konsequent weiter Druck auf die Inflation ausübt, andererseits die Probleme der Banken als nicht kritisch genug ansieht, um von diesem Pfad abweichen oder auch nur pausieren zu müssen. Zugleich erläuterte der Notenbankchef in der Pressekonferenz eingängig die Problematik, die zur Folge hat, dass man sich letztlich entlang der hereinkommenden Daten orientieren und damit alle Türen offenhalten muss.
Angenommen, die Probleme bei Banken würden fortbestehen oder sogar zunehmen, würde das die Bedingungen der Kreditvergabe verschärfen. Es würde also weniger auf Kredit konsumiert, gebaut oder investiert. Und das würde auf die Preise drücken, so dass eine solche Entwicklung weitere Zinserhöhungen quasi ersetzen würden und man die Zinsanhebungen in diesem Fall deswegen und nicht aus Angst vor einem Bankenkollaps früher beenden könnte. Ob es aber zu einer solchen Verschärfung kommt oder aber die Lage schnell komplett im Griff ist, so dass der weiterhin problematische Anstieg der Preise – vor allem im Dienstleistungsbereich – weitergeht und mehr Zinserhöhungen nötig macht, kann man jetzt eben einfach noch nicht abschätzen. Kurz: Unter dem Strich stand die Aussage, dass die US-Notenbank flexibel entlang der auflaufenden Daten vorgehen wird.
symbol_link]
Expertenmeinung: Die Lage so darzustellen, wie sie ist und damit auf Polemik zu verzichten, was zweifellos der US-Notenbank würdig und auch richtig so. Aber es war natürlich eher nicht das, was sich das bullische Lager im Vorfeld erhofft hatte. Eine realistische Lagedarstellung bedeutete eben auch, ein Problem nicht einfach als nicht vorhanden oder als gelöst zu bezeichnen, das in Wahrheit weiter ein Problem ist.
Allerdings wurde den Tradern dadurch auch vor Augen geführt, was man offenbar in den vergangenen Monaten gezielt ausgeblendet hatte: Wenn die Inflation schnell sinken sollte, wenn die US-Notenbank nicht nur bald mit den Zinserhöhungen aufhören, sondern sie sogar zurücknehmen soll, wäre es ein zunehmender Druck auf die Konjunktur, der diese Tür aufstossen würde. Man kann also doch nicht alles zugleich haben: Wachstum, sinkende Preise und sinkende Zinsen.

Dementsprechend negativ fiel die Reaktion am Aktienmarkt aus. Der Dow Jones war zwar im Anschluss an die Notenbankentscheidung zunächst ins Plus gelaufen, drehte dann aber wieder ins Minus und gab am Ende in zwei Verkaufswellen über 500 Punkte ab, wie Sie in dem einen der beiden Charts sehen, der den Verlauf des Mittwochs-Handels ab 18 Uhr unserer Zeit, also ab eine Stunde vor der Notenbankentscheidung, darstellt.
Ob diejenigen, die da auf Baisse setzten oder auch nur aus Long-Trades ausstiegen, gehofft hatten, dass die „Fed“ Zinssenkungen andeuten würde … dem Publikum versichern würde, in Sachen Banken könne nichts weiter schiefgehen … oder womöglich einen kompletten Plan für die Stabilisierung der Banken vorlegen würde, sei dahingestellt. Fazit ist, dass man offenbar von dieser sehr offenen und letztlich besonnenen Vorstellung der US-Notenbank enttäuscht war.
Die Bedeutung dieses sehr deutlichen Minus ist aber nicht nur psychologischer Natur. Wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass das US-Index-Flaggschiff dadurch noch deutlich unterhalb der kurzfristigen Abwärtstrendlinie an der Widerstandslinie um 32.500 Punkte abdrehte und durch den kräftigen Selloff auch noch die gerade erst am Vortag zurückeroberte 200-Tage-Linie wieder unterbot. Ein Szenario, bei dem der Dow Jones das bisherige, vorige Woche bei 31.430 Punkten markierte Jahres-Verlaufstief testet, ist dadurch mit Händen zu greifen. Und sollte dieser Support fallen, könnte es für die Bullen schnell noch deutlich ungemütlicher werden, denn die nächste charttechnische Auffanglinie von Bedeutung würde dann erst bei knapp 30.500 Punkten warten.

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2023? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top Flop – MDAX Top Flop – Euro Stoxx Top Flop – Dow Jones Top Flop – Nasdaq 100 Top Flop
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen