Der Dow Jones ist jetzt zweimal daran gescheitert, den Widerstand in Form des Rekordhochs vom Dezember herauszunehmen. Noch ist dadurch nichts angebrannt. Aber die Bullen dürften sich die Frage stellen, was jetzt den Ausbruch befeuern soll, wenn es bisher nicht gelang?
Die Phase der Quartalsbilanzen ist jetzt mit Masse durch – und hat keine neuen Hochs hervorgebracht. Der Versuch, die Zoll-Strategie von Donald Trump als für den Rest der Welt problematisch, für die USA aber positiv zu interpretieren, hat bei den Anlegern nicht verfangen. Und dass das Wachstum weiter robust daherkommt, ist zwar grundsätzlich bullisch, wird aber in seiner Wirkung von Konjunkturdaten gedämpft, die mit dem Wachstum auch eine für Zinssenkungen zu hartnäckige Inflation andeuten. So auch am Freitag:
Zwar lag die Zahl neu geschaffener Arbeitsplätze im Januar etwas höher als prognostiziert, zudem wurde das Dezember-Ergebnis nach oben korrigiert. Und die Arbeitslosenrate lag mit 4,0 Prozent auf einem komfortablen, Wachstum indizierenden Level, aber: Mit +0,5 Prozent waren die Löhne im Januar gegenüber Dezember verdächtig und unerwartet stark gestiegen, dadurch blieb die Steigerungsrate des durchschnittlichen US-Stundenlohns auf Jahresbasis mit 4,1 Prozent hoch. Inflationstreibend hoch.
Und dass das auch die Konsumenten umtreibt, zeigte sich in den aktuellsten Daten zum von der Universität von Michigan erhobenen Daten zum US-Verbrauchervertrauen. Ihre aktuelle Lage beurteilten die befragten US-Bürger deutlich negativer als noch im Januar, die Erwartungshaltung fiel zumindest ein wenig zurück. Was aber vor allem auffiel, war der drastische Anstieg der Inflationserwartung. Für die kommenden zwölf Monate rechnen die befragten US-Verbraucher im Schnitt mit einem Anstieg der Inflation auf 4,3 Prozent. Ein ganzer Prozentpunkt mehr als bei der letzten Befragung und der höchste Stand seit Ende 2023. Damit hatten die Analysten im Vorfeld nicht gerechnet … und viele Anleger offenbar auch nicht, wie der Abwärtsimpuls des Dow Jones am Freitag belegte.
Und dass man diese Sorge vor einem Inflationsschub ernst nehmen sollte, belegten die am Freitagabend hereingekommenen Daten zur Veränderung des Nettokreditvolumens der US-Haushalte. Die bezogen sich zwar auf den Dezember, laufen also vielen anderen US-Daten hinterher, waren aber verblüffend genug, um beachtet zu werden. Statt wie erwartet um 15,5 Milliarden war das Kreditvolumen der US-Bürger um drastische 40,9 Milliarden US-Dollar angestiegen. Das ist der zweithöchste Anstieg der letzten fünf Jahre. Und der höchste war im Sommer 2022, als man wegen der Erwartung steigender Preise und Kreditzinsen versuchte, so viel wie möglich vorzukaufen. Jetzt offenbar auch.
Expertenmeinung: Damit wird es für das bullische Lager beim Dow Jones jetzt knifflig. Dass der Index immer noch nicht am bei 45.074 Punkten gelegenen Dezember-Rekordhoch vorbeigekommen ist, jetzt nach dem ersten Fehlversuch Ende Januar den zweiten Anlauf nicht geschafft hat, wäre aus rein charttechnischer Sicht noch kein Beinbruch, denn:

Erst, wenn das US-Index-Flaggschiff das letzten Montag markierte Zwischentief bei 43.879 Punkten unterbietet und damit ein kleines Doppeltopp vollendet, welches sich dann unterhalb des Januar-Tiefs zu einem grossen Doppeltopp auswachsen würde und dann auch noch die Supportzone 41.200 zu 41.650 Punkte fällt, liesse sich wirklich von einem Trendwechsel zu Gunsten der Bären sprechen. Dann wäre der Dow Jones auch wieder in den 2022er-Aufwärtstrendkanal gerutscht und die Perspektive klar bärisch. Das liesse sich jetzt also durch zügige Käufe bereits im Keim ersticken, nur:
Was soll die Käufer jetzt dazu motivieren? Das frische Sparer-Geld über die Monatswende könnte bereits im Markt stecken. Die Quartalszahlen lösten keine Euphorie aus. Die Konjunkturdaten deuten an, dass die Teuerung wieder Fahrt aufnimmt und mit weiteren Leitzinssenkungen somit vorerst nicht zu rechnen wäre. Und die potenziellen Käufer haben jetzt gesehen, dass zum einen Donald Trumps Aktivitäten viele nervös und skeptisch machen und die Trader zuletzt zweimal am alten Hoch Kasse machten.
Ja, wenn es gelingt, das Dezember-Hoch klar zu überwinden, wäre erst einmal aus rein charttechnischer Sicht Luft nach oben vorhanden. Aber selbst dann müsste man fürchten, dass die Anschlusskäufe schnell versanden. Daher kann es gut sein, dass, wer vorher noch in den Startlöchern für Zukäufe stand, jetzt, nach diesem erneuten schwachen Tag direkt am bisherigen Hoch, im Gegenteil darüber nachdenkt, Gewinne mitzunehmen. Diese zunehmende Skepsis überzeugend „wegzukaufen“, ist möglich. Aber es ist nicht wahrscheinlich genug, um sich einfach darauf zu verlassen!

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