Siltronic Aktie Prognose Siltronic: +7,48 Prozent … und trotzdem (noch?) nicht genug

News: Aktuelle Analyse der Siltronic Aktie

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Wenn Anleger im Vorfeld von Bilanzdaten den Kopf einziehen, weil ihnen Ungemach schwant, entsteht Raum für positive Überraschungen. So geschehen gestern bei der Siltronic-Aktie, die nach den Quartalsergebnissen kräftig Boden gutmachte. Aber reicht das schon für die Wende?

Es reicht nicht, zumindest noch nicht, jetzt müssen Anschlusskäufe her, wie Sie im Chart sehen. Das Plus von 7,48 Prozent machte die Aktie des Wafer-Herstellers zwar am Donnerstag zum Tagessieger im MDAX ebenso wie im TecDAX und löste den Kurs vom unteren Ende einer seit Ende April bestehenden Seitwärts-Range. Aber es trug sie nicht nach oben hinaus.

Siltronic Aktie: Chart vom 25.07.2024, Kurs 76,15 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siltronic Aktie: Chart vom 25.07.2024, Kurs 76,15 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS

Und auch, wenn das mit Schlusskursen über 78,50 Euro gelingen sollte: Die entscheidende charttechnische Hürde käme dann erst noch, konkret der die 200-Tage-Linie einschliessende Widerstandsbereich 81,70/82,50 Euro. Rein prozentual wäre das kein Unding, aber:

Gelingen müsste es eben trotzdem, sprich jetzt müssten die Bullen dranbleiben. Und das wird davon abhängen, ob man das „besser als befürchtet“, was Siltronic im Zuge der Quartalszahlen meldete, als tragfähig und gut genug für einen grösseren Aufwärtsimpuls ansieht. Denn wer da dann knapp über 80 Euro einsteigt, will ja Kursgewinne erzielen, müsste also davon ausgehen, dass Siltronic danach noch weiter zulegt. Was kam da auf den Tisch?

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Siltronic Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Umsatz und Gewinn gaben zum Vorjahr zwar heftig nach, lagen aber über den Prognosen der Analysten. So fiel der Umsatz zwar von 404 auf 353 Millionen, die Analysten hatten im Schnitt aber nur 331 Millionen erwartet. Gleiches beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA): Da kam Siltronic auf 90,6 nach 119 Millionen, die Prognose hatte aber nur 69 Millionen avisiert. Und die EBITDA-Gewinnmarge fiel zwar von 29,4 auf 25,8 Prozent, das war aber weit besser als die von den Experten im Durchschnitt befürchteten 20,7 Prozent.

Dass man auch bei Siltronic selbst angenehm überrascht war, manifestierte sich in einer leichten Anhebung des Gesamtjahres-Ausblicks. Da grenzte das Unternehmen das Margenziel auf der Unterseite ein und sieht jetzt eine EBITDA-Marge zwischen 23-25 statt zuvor 21-25 Prozent. Und der Umsatzrückgang soll jetzt nicht mehr auf um die zehn Prozent kommen, sondern im hohen einstelligen Prozentbereich liegen.

Das ist keine dramatische Aufhellung. Aber eine, die viele nicht zu erhoffen gewagt hatten. Und da die Halbleiterbranche, für die Siltronic Wafer liefert, derzeit weiter unter Druck steht … die üblen Zahlen von STMicroelectronis am Donnerstag unterstrichen das erneut … war das ein Zahlenwerk, das sich sehen lassen konnte. Die Chance, dass Siltronic Anschlusskäufe sieht, wäre also da. Aber da Chancen und das, was wirklich kommt, zwei Paar Schuhe sind, sollte, wer hier über den Einstieg nachdenkt, besser abwarten, ob der Befreiungsschlag auch wirklich gelingt.

Quellenangaben: Ergebnis 1. Halbjahr 2024, 25.07.2024: https://www.siltronic.com/de/presse/presseinformationen/nachfrageschwaeche-praegt-wie-erwartet-das-ergebnis-der-siltronic-ag-im-ersten-halbjahr-2024-umsatz-im-zweiten-quartal-leicht-ueber-dem-vorquartal.html

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Vorherige Analysen der Siltronic Aktie

An diesem Donnerstag steht das Quartalsergebnis des Wafer-Herstellers Siltronic im Terminkalender. Wenn das Unternehmen da am Freitag, also nur wenige Tage vorher, die Gesamtjahresprognose senkte, konnte es nicht um „Peanuts“ gehen. Und die Aktie?

Die lag zum Handelsende 0,91 Prozent zum Vortag niedriger. Also doch „Peanuts“? Nein, denn erstens war diese Prognoseanpassung nicht ohne. Zweitens sehen Sie im Chart, dass das Minus, kurz nachdem die Meldung am Nachmittag auf dem Tisch lag, ganz anders ausgesehen hatte. Was kam da auf den Tisch?

Siltronic Aktie: Chart vom 26.04.2024, Kurs 76,05 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siltronic Aktie: Chart vom 26.04.2024, Kurs 76,05 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS

Immer noch hohe Lagerbestände bei den Kunden, Lieferverschiebungen und die Unberechenbarkeit dieser Situation in Bezug auf Dauer und Dimension veranlasste Siltronic, die ursprüngliche 2024er-Prognose, die am 12.2. vorgelegt wurde, nach nur gut zehn Wochen zu kassieren und eine neue auszugeben:

Der Umsatz wird jetzt etwa zehn Prozent unter dem des Jahres 2023 gesehen, bislang rechnete man mit einem Umsatz in etwa auf Vorjahresniveau. Die operative Marge (EBITDA-Marge) sieht Siltronic jetzt zwischen 21 und 25 Prozent (bislang 29 Prozent bzw. unter Berücksichtigung der Anlaufkosten einer neuen Fabrik bis zu drei Prozent weniger).

Was klar macht: Der Gewinn wird, wenn es bei dieser Gemengelage bleiben würde, sehr deutlich unter dem des Vorjahres liegen. Und 2023 hatte sich das EBIT schon gegenüber 2022 halbiert. Nicht gut. Wie kann es da sein, dass die Aktie am Ende so glimpflich davonkam?

Expertenmeinung: Da an den Orders, die dazu führten, dass das zeitweise satte 10,4 Prozent ausmachende Minus zum Handelsende so klein wurde, kein Zettel dranhängt, auf dem steht, wer da warum gekauft hat, kann man das nur mutmassen:

Die Möglichkeit, dass sehr viele trotz der zuvor ja besseren, jetzt kassierten Prognose mit viel Schlimmerem gerechnet hatten und daher Short-Positionen, die sie zuvor aufgebaut hatten, eindeckten, um den Gewinn, der ihnen in den Schoss fiel, mitzunehmen, ist eine Möglichkeit.

Zur Reduzierung des Minus kann auch beigetragen haben, dass bullische Trader versuchten, einen kompletten Selloff zu verhindern, indem sie den Kurs durch Käufe wieder über die im Tief bereits gefallene Supportlinie bei 70,80 zurück an die Auffanglinie bei 76,10 Euro zogen.

Aber Gewinne eindeckende Bären sind deswegen nicht bullisch, dürften also jetzt, nach dieser Chance, einen guten Short-Gewinn mitzunehmen, womöglich überlegen, erneut leer zu verkaufen. Und „Rettungskäufe“ sind eben keine aus Überzeugung, sondern Käufe aus Angst vor grösseren Verlusten, sowas macht man nicht mehrmals nacheinander. Und diese niedrigere Prognose ist eben schlecht genug, um der Aktie Luft nach unten zu bieten, zumal Intels Bilanz am Donnerstagabend bewies, dass die Kundschaft, sprich die Halbleiterindustrie, nicht unmittelbar vor einem rasant anziehenden Bedarf an Wafern steht. Dieses Aufkaufen markanter Verluste als bullisches Signal zu interpretieren, wäre daher ziemlich verwegen.

Quellenangaben:
Anpassung der 2024er-Prognose, 26.04.2024, 13:25 Uhr:
https://www.siltronic.com/de/investoren/finanzmeldungen/ad-hoc-meldungen/siltronic-passt-die-prognose-fuer-das-geschaeftsjahr-2024-an-2753759-1714130734.html

Die Halbleiter-Branche wartet immer noch auf die schon lange erhoffte Nachfragebelebung, da können Zulieferer wie Siltronic natürlich bei Umsatz und Gewinn keine Bäume ausreissen. Aber irgendwann wird sie ja kommen, diese Belebung, also: Warum ist man hier so bärisch?

Die Aktie des Wafer-Herstellers steht vermutlich vor allem deswegen unter Druck, weil aus dem Kurs gerade die Hoffnung entweicht, dass der Turnaround bei den Chips (ausserhalb des begrenzten Sektors mit KI-Phantasie, wo man noch etwas intensiver hofft) in absehbarer Zeit kommt.

Und wenn die Chip-Branche durchhängt, drückt das nicht nur den Umsatz von Zulieferern drastisch, sondern vor allem ihre Gewinnmarge. Nicht umsonst heissen Aktien von Unternehmen, die konjunktursensible Branchen beliefern, Fahrstuhl-Aktien: Wenn es läuft, sausen Gewinne und Kurs nach oben wie in einem Express-Fahrstuhl. Wenn aber nicht, stürzen sie auch in vergleichbarem Tempo ab. Und momentan rechnet man mit Letzterem.

Expertenmeinung: Derzeit sehen die Analysten den Gewinn bei Siltronic im laufenden Jahr nur noch knapp über der Nulllinie bei einem gegenüber 2023 (als der Umsatz zum Vorjahr um gut 16 Prozent fiel) gehaltenen Umsatz. Das Auf und Ab im Fahrstuhl soll also weitergehen, wenn die Experten Recht behalten. Zwischen 2016 und 2018 war Siltronics Gewinn pro Aktie rasant gestiegen, sackte dann 2019 weg, erholte sich bis 2022 … und sackt jetzt erneut weg. Aber wo bleibt hier die Zuversicht, das sonst so typische Vorgreifen der Trader in Erwartung wieder besserer Zeiten?

Das könnte jederzeit zurückkehren. Da sollte man sich den 2. Mai dick im Terminkalender anstreichen. Da stehen Siltronics Ergebnisse zum ersten Quartal an … und sollte man imstande sein, den Markt positiv zu überraschen, wäre nach oben wieder nichts unmöglich. Bis dahin jedoch sollte man sich hüten, sich gegen ein aktuell eben noch eindeutig bärisches Chartbild zu stemmen.

Siltronic Aktie: Chart vom 22.04.2024, Kurs 76,80 Euro, Kürzel: WAF | Online Broker LYNX
Siltronic Aktie: Chart vom 22.04.2024, Kurs 76,80 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS

Sie sehen im Chart, dass die Siltronic-Aktie in den vergangenen Wochen zwei Versuche sah, sich nach oben abzusetzen, die beide scheiterten. Daraus lässt sich eine Abwärtstrendlinie konstruieren, die den Kurs zuletzt recht deutlich unter die 200-Tage-Linie gedrückt hat. Zwar hat der Kurs die nächstliegende, potenzielle Unterstützungslinie bei 76,10 Euro zunächst gehalten. Und unter dieser Linie würden bei 70,80 und 66,70 Euro weiter Linien warten, die die Bären zum Eindecken und die Bullen zum Einstieg animieren könnten, aber:

Solange die Stimmung hier so grau in grau ist, müsste man das „könnte“ so dick unterstreichen, dass es besser wäre abzuwarten, ob Siltronic am 2. Mai wirklich imstande ist, das Ruder durch erfreuliche Nachrichten herumzureissen.

Siltronic ist einer der weltweit führenden Hersteller von Wafern für die Halbleiterindustrie. Startet die Aktie jetzt richtig durch?

Boom-Branche

Reinstsiliziumwafer sind die Basis fast aller Halbleiterbauelemente und damit wesentliche Grundbausteine der weltweiten Elektronikindustrie.
Diese Chips finden Anwendung in einer Vielzahl von elektronischen Geräten wie Smartphones, Computern, Automobilen und Industrieanlagen.

Siltronic produziert hochreine Siliziumwafer in verschiedenen Grössen und Spezifikationen, um den Anforderungen der Kunden gerecht zu werden. Das Unternehmen setzt dabei auf fortschrittliche Fertigungstechnologien und strenge Qualitätskontrollen, um Produkte von höchster Qualität und Zuverlässigkeit zu gewährleisten.

Die Kunden von Siltronic sind führende Unternehmen der Halbleiterindustrie, darunter Halbleiterhersteller, Auftragsfertiger und Systemintegratoren.

Die Halbleiterbranche boomt, bei den meisten Unternehmen ist der Gewinn in den letzten Jahren komplett durch die Decke gegangen und steigt unaufhörlich weiter. Man muss keine Extrembeispiele wie Nvidia heranziehen, es gibt zahllose Profiteure.

… oder auch nicht

Zeitweise schien Siltronic ebenfalls dazuzugehören. Nach einem eher schwachen Geschäftsjahr 2020, legte der Gewinn in den beiden darauffolgenden Jahren jeweils um mehr als 50% zu.
Doch seitdem geht es mit grossen Schritten abwärts.

Halbleiter sind eben nicht gleich Halbleiter. Im letzten Geschäftsjahr kam es zu einer regelrechten Auftragsflaute. Die Nachfrage, insbesondere aus der Konsumelektronikbranche war schwach.

Darüber hinaus sind die Preise für Rohstoffe und Energie stark gestiegen. Dadurch sind die Kosten von Siltronic gestiegen, was die Margen zusätzlich belastet hat.
Hinzu kamen nachteilige Wechselkurseffekte, die die Probleme weiter verstärkten.

Unter dem Strich ist der Umsatz 2023 um 16,1% auf 1,51 Mrd. Euro gesunken. Die Bruttomarge war von 34,1% auf 24,6% rückläufig, das EBIT ist von 496 auf 231 Mio. Euro eingebrochen.
Der Gewinn je Aktie hat sich von 13,02 auf 6,15 Euro mehr als halbiert.

Auf der Suche nach Lösungen

Da man enorme Investitionen tätigen musste, wie beispielsweise den Bau einer neuen Fabrik in Singapur und die Erweiterung der Anlagen in Freiberg, war der freie Cashflow war sogar negativ und lag bei -624,2 Mio. Euro.

Man kann sich daher vortrefflich darüber streiten, wie gross die realwirtschaftlichen Gewinne tatsächlich sind, wenn 624 Mio. Euro mehr ausgegeben wurden als man eingenommen hat.
In Wirklichkeit wissen wir das heute noch nicht, denn das hängt massgeblich davon ab, ob die neuen Fabriken und Anlagen in Zukunft einen nennenswerten Return on Investment erzielen oder nicht.

Wenn die Resultate in Zukunft so ausfallen werden wie in der Vergangenheit, sieht es für die Aktionäre eher schlecht aus. Der Aktie notiert nicht grundlos auf demselben Niveau wie vor einem halben Jahrzehnt.

Siltronic Aktie: Chart vom 13.03.2024, Kurs: 83,55 - Kürzel: WAF | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siltronic Aktie: Chart vom 13.03.2024, Kurs: 83,55 – Kürzel: WAF | Quelle: TWS

Darüber hinaus stellt sich die Frage, warum es bei der direkten Konkurrenz deutlich besser läuft.
GlobalWafers Co. hat im letzten Geschäftsjahr einen Gewinnsprung um 24% verzeichnet, während sich der Gewinn von Siltronic halbiert hat.

Rosige Aussichten oder trügerische Hoffnung?

Vorerst ist auch keine Verbesserung zu erwarten. Siltronic zufolge dürfte 2024 von einer Nachfrageschwäche geprägt sein, vor allem im ersten Halbjahr. Darüber hinaus soll die Marge um 3 Prozentpunkte sinken.
Das EBIT soll gegenüber dem abgelaufenen Geschäftsjahr spürbar sinken, der Cashflow soll weiterhin negativ sein.

Warum man in Anbetracht von 335,7 Mio. Euro an Nettoschulden und der schwachen Geschäftsentwicklung eine Dividende zahlen will, ist unverständlich.
Die Dividende wird wortwörtlich auf Pump finanziert.

Ist der Cashflow negativ, steigen die Schulden ohnehin. Zahlt man die geplante Dividende kommen nochmal 36 Mio. Euro an Schulden, für die dann Zinsen anfallen, obendrauf.

Geht es nach dem Vorstand, soll langfristig aber alles besser werden:

Der Vorstand bestätigt die im November 2023 kommunizierten Mittelfristziele bis zum Geschäftsjahr 2028. Diese sehen ein deutliches Umsatzwachstum auf mehr als EUR 2,2 Mrd. und eine Verbesserung der EBITDA-Marge auf einen hohen 30-Prozent-Wert vor. Getragen werden die Ziele von der weiter zunehmenden Relevanz globaler Megatrends mit einer stark steigenden Halbleiter- und damit Wafernachfrage. Die Verbesserung der Konzernprofitabilität wird vor allem vom erwarteten Volumenwachstum und einer höheren Kosteneffizienz getrieben.

Die Mittelfristziele unter der Lupe

An diese rosigen Aussichten kann man glauben oder nicht. Oder man rechnet nach und stellt fest, dass die Aussichten gar nicht rosig sind.
Bei einer EBITDA-Marge von 35% würde Siltronic 2028 ein EBITDA von 770 Mio. Euro erzielen.

Im Geschäftsjahr 2022 waren es 671,6 Mio. Euro. Siltronic stellt demnach ein halbes Jahrzehnt der Nahezu-Stagnation in Aussicht und das auch noch auf Basis einer was Frankenstein-Kennzahl wie dem EBITDA.

In Wirklichkeit ist vollkommen unklar, wie hoch der Gewinn am Ende sein wird. Denn zwischen dem EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Abschreibungen auf materielle und immaterielle Vermögenswerte) und dem eigentlichen Unternehmensgewinn liegen Welten.

Das Fazit ist simpel:
Wenn der Gewinn nicht nachhaltig steigt, wird es die Aktie auch nicht.

Kurz nach dem Ende des regulären Handels veröffentlichte der Wafer-Hersteller Siltronic seine Prognose für das Geschäftsjahr 2024. Und diese Prognose dürfte viele, die hier zuletzt auf das Prinzip Hoffnung gesetzt hatten, herb enttäuschen, das nachbörsliche Minus belegte das.

Es war eine kurz gehaltene Meldung mit klaren Zahlen, wobei man bereits im ersten Absatz wusste, dass die Stunde geschlagen hatte, denn da war die Formulierung zu lesen: „Aufgrund der anhaltenden Nachfrageschwäche …“.

Siltronic plant für 2024 mit einem Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres, also um die 1,5 Milliarden Euro, 2022 waren es noch 1,81 Milliarden gewesen. Auch die operative Gewinnmarge (EBITDA-Marge) sieht man auf dem 2023er-Level von 29 Prozent. Eine erwartete Besserung auf der Kostenseite wird, so wird seitens des Unternehmens vermutet, durch ein schlechteres Währungssicherungsergebnis und höhere Personalkosten egalisiert. Darauf basierend will Siltronic die Dividende für das beendete Geschäftsjahr 2023 deutlich auf 1,20 Euro kürzen, die 2022er-Dividende hatte bei 3,00 Euro gelegen.

Das waren ernüchternde Zahlen, denn eine derart massive Kürzung der Dividende hatten die Analysten ebenso wenig erwartet wie eine ausbleibende Erholung bei Umsatz und Gewinn.

Expertenmeinung: Zwar hielt der Wafer-Hersteller an seinen mittelfristigen Zielen fest, was einen soliden Anstieg des Umsatzes ebenso wie die operative Marge bis 2028 umfasst. Aber die Trader bewegen sich im Hier und Jetzt. Jetzt zählt nicht, was in vier Jahren sein könnte, sondern, was in diesem Jahr ist. Und dass diese Jahresprognose überraschend unerfreulich war, zeigt sich im Chartbild, bei dem wir nicht den offiziellen Schlusskurs per 17:30 Uhr, sondern den Stand im nachbörslichen Handel gegen 20:30 Uhr abgebildet haben. Sie sehen:

Siltronic Aktie: Chart vom 12.02.2024, Kurs 92,25 Euro, Kürzel: WAF | Online Broker LYNX
Siltronic Aktie: Chart vom 12.02.2024, Kurs 92,25 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS

Die Aktie, die per 17:30 Uhr noch mit 92,25 Euro in Schlagdistanz zu einem Ausbruch nach oben aus dem Handel ging, sackte am Abend erheblich durch und notierte da bereits unterhalb der mittelfristigen Aufwärtstrendlinie, die im Vorfeld mehrfach Tests standgehalten hatte.

Am Abend hielt das „Sprungtuch“ der Bullen in Form der Unterstützungszone 81,86/82,46 Euro, aber sollte dieser Bereich und die derzeit bei 79 Euro verlaufende, knapp darunter als allerletzte Haltelinie fungierende 200-Tage-Linie brechen, wäre die Chance, das „Prinzip Hoffnung“ aufzuwärmen, welches den Kurs zuvor lange und weit nach oben getragen hatte, dahin. Diese Aktie könnte also unter dem Eindruck enttäuschter Hoffnungen leicht zu einem „fallenden Messer“ werden.

Quellen:
Prognose für Geschäftsjahr 2024, 12.02.2024: https://www.siltronic.com/de/investoren/finanzmeldungen/ad-hoc-meldungen/siltronic-gibt-prognose-fuer-das-geschaeftsjahr-2024-und-einen-dividendenvorschlag-von-eur-120-fuer-das-geschaeftsjahr-2023-bekannt-2703181-1707756842.html

Siltronic lieferte gestern früh Vorab-Zahlen zum Jahr 2023, die zwar die selbst gesteckten Ziele erreichten, mehr aber auch nicht. Ist das genug, um die Aktie in ihrem bislang mehrfach getesteten und verteidigten Aufwärtstrend zu halten?

Umsatz und Gewinn waren 2023 erwartungsgemäss deutlich zurückgegangen. Der Umsatz um gut 16 Prozent, der operative Gewinn, gerechnet als EBITDA, überproportional um gut 35 Prozent, weil die dünnere Nachfrage auch auf die Gewinnmarge drückte. Letztere ging operativ auf 29 Prozent zurück, 2023 waren noch 34,4 Prozent erzielt worden. Solche Zahlen passen nicht zu einem immerhin schon seit über sieben Monaten laufenden Aufwärtstrend – eigentlich.

Denn die steigenden Kurse wären nachvollziehbar, wenn klar wäre, dass die Nachfrage 2024 wieder deutlich zunimmt und mit ihr die Margen wieder steigen. Da Siltronic als Wafer-Hersteller Zulieferer der hochvolatilen Chipindustrie ist, ist immer in beide Richtungen starke Bewegung beim Unternehmensgewinn zu erwarten, nicht umsonst werden Aktien derart konjunktursensibler Branchen „Fahrstuhlaktien“ genannt: schnell und weit rauf … und ebenso schnell und weit runter. Ein bullischer Ausblick auf 2024 wäre also allemal ein gutes Argument dafür, dass die Siltronic-Aktie am Donnerstag als Reaktion auf die Vorab-Bilanz nicht in die Knie ging, sondern zeitweise sogar recht kräftig zulege. Nur … den gab es gar nicht.

Expertenmeinung: Konkrete Aussagen zu 2024 will Siltronic erst im März treffen, wenn die offizielle Bilanz ansteht, dann folgt auch der Dividendenvorschlag für das abgelaufene Jahr. Was bedeutet: Eine nennenswerte Verbesserung von Rahmenbedingungen, Umsatz, Marge und Gewinn mussten sich die Bullen gestern sozusagen denken, schwarz auf weiss kam da erst einmal nichts. Und das ist eine Achillesferse für diesen Aufwärtstrend.

Siltronic Aktie: Chart vom 01.02.2024, Kurs 88,85 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Einerseits ist es zwar beeindruckend, dass die Trader die Finger von der Verkaufen-Taste liessen, denn auch, wenn das Plus am Ende des Tages zusammenschmolz, ins Minus drehte Siltronic nicht. Ausserdem hätte man jetzt den Vorteil, dass man darauf setzen kann, dass „bad news“, sofern es in Sachen Ausblick überhaupt welche würden, erst im März anstehen, so dass auch die Bären keine neuen Argumente hätten. Andererseits ist die Aktie seit Mai letzten Jahres schon weit gelaufen und damit alles andere als günstig bewertet. Der Aufwärtstrend lebt also nur vom Optimismus der Käuferseite. Das kann leicht mal zu wenig sein, daher:

Diese Aufwärtstrendlinie, derzeit bei 85,20 Euro, sollte man im Auge behalten. Zusammen mit den beiden markanten Hochs des Vorjahres bei 87,25 und 88,35 Euro bildet diese Linie die Zone, die halten muss. Und in den letzten Wochen vermochte Siltronic diesen Bereich zwar zu verteidigen, konnte sich aber andererseits nicht nach oben absetzen. Das sollte jetzt relativ bald gelingen, wenn nicht, kann mit dieser Aufwärtstrendlinie auch der Optimismus kippen und so mancher Trader umgehend die Seiten wechseln.

Quellenangaben: Vorläufige 2023er-Ergebnisse, 01.02.2024: https://www.siltronic.com/de/presse/presseinformationen/siltronic-erreicht-jahresziele-fuer-2023.html