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Eine derart massiv auseinander laufende Performance zweier Indizes eines Landes wie die von DAX und MDAX sieht man selten. Vor allem existiert diese Schere bereits seit über zwei Jahren und wird immer grösser. Was hat das zu bedeuten?
Irgendjemand liegt falsch, entweder die offenbar bärische Mehrheit beim MDAX oder die Bullen beim DAX. Denn wer sich das langfristige Bild des MDAX auf Monatsbasis ansieht, erkennt sofort: Das sieht nicht nur ein wenig anders aus als der DAX, sondern völlig. Der MDAX hatte sein Rekordhoch im Jahr 2021 erreicht und notiert aktuell ganze 29 Prozent darunter, während der DAX sein Hoch vom Spätsommer 2021 derzeit um fast neun Prozent überboten hat.
Dass die 50 Unternehmen, die von der Marktkapitalisierung her direkt hinter den 40 DAX-Unternehmen kommen, derart anders dastehen als diese „Top 40“, in ein und derselben Volkswirtschaft, mit dem gleichen Zins- und Inflationsniveau und in einem Umfeld mit Nullwachstum, liesse sich getrost ausschliessen. Aber wer liegt richtig, wer falsch? Müsste der DAX zurückkommen oder der MDAX zulegen, um diese Performance-Schere zu schliessen?
Expertenmeinung: Würde man mit klassischen Werkzeugen an die Sache herangehen, würde das eher neue Fragen aufwerfen als Antworten liefern. Beispiel: die Bewertung. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) ist beim DAX, obwohl der zulegt, weit niedriger als das des MDAX. Was indes heisst: Der MDAX war vorher noch teurer bewertet, aber bis Sommer 2021 hat das niemand gestört. Das ist zwar so, aber damit bekommt man keine Antworten.
Denn der DAX ist rein nominal vom KGV billiger, das ist schon richtig. Aber das liegt daran, dass in ihm sehr viele Unternehmen gelistet sind, die von ihrer Branche her grundsätzlich niedrige KGVs haben: Autobauer, Energieversorger, Finanzwerte. Die alle im MDAX nicht drin sind. Da findet sich viel aus den Bereichen Software, Maschinenbau und Immobilien. Was indes zu einer ersten Antwort führt, denn:
Maschinenbau und Immobilien stehen derzeit auf wackligen Beinen, die Chemie ebenso, da ziehen Lanxess und Wacker am MDAX. Auch Dienstleister wie HelloFresh und Delivery Hero sind im Abwärtstrend, weil sich dort grosse Erwartungen in schrumpfende Hoffnungen verwandelt haben. Ein weiterer Punkt, der diese divergierende Performance erklären kann, ist:
So manches der aktuell im MDAX schwach laufenden Unternehmen war mal im DAX notiert, musste aber aufgrund seiner geschrumpften Marktkapitalisierung absteigen … und die schrumpft in erster Linie, wenn der Kurs fällt. Was heisst: Der DAX schüttelt seine schwächsten Glieder regelmässig ab. Die landen im MDAX … und was dort stark läuft, steigt oft bald in den DAX auf. Es klingt ein wenig despektierlich, aber aus dieser Warte heraus fungiert der MDAX ein wenig wie die „bad bank“ des DAX.
Hinzu kommt als weiterer Aspekt, dass internationale Investoren, vor allem, wenn sie von ausserhalb der Eurozone kommen, in der Regeln nur die Blue Chips kaufen, also DAX-Titel oder den Index an sich. Internationales Kapital fliesst also oft am MDAX vorbei. Fasst man das zusammen, kommt man zu dem Schluss:
Dass DAX und MDAX so gegensätzlich laufen, ist zwar keineswegs zwingend. Aber es ist mit Blick auf die Branchenverteilung und den Faktor der internationalen Wahrnehmung derzeit auch nicht völlig abstrus. Daher muss sich diese Schere auch nicht kurzfristig schliessen. Und wenn sie sich schliesst, werden erst die dann vorherrschenden Rahmenbedingungen vorgeben, ob das bedeutet, dass der DAX dem MAX hinterherfällt oder im Gegenteil der MDAX mit einer grösseren Kaufwelle den Performance-Abstand verkürzt.
Es wäre also eher riskant, von einem baldigen Schliessen dieser Schere auszugehen und daraufhin im MDAX Long und zugleich im DAX Short zu gehen. Besser ist, den DAX aus der Überlegung, wie man den MDAX angehen könnte, komplett auszublenden und die charttechnischen Fakten zu traden:
Derzeit notiert der Index unter seiner mittelfristigen Abwärtstrendlinie und der 200-Tage-Linie. Er müsste mindestens über 28.200 Punkten und damit über der im Tageschart zu sehenden Phalanx an Widerstandslinien schliessen, um für eine Long-Positionierung infrage zu kommen. Auf der Unterseite wäre bereits ein eindeutiger Ausbruch aus der momentanen Handelsspanne eine Vorlage für ein Aufstocken von Short-Positionen, das wäre mit Schlusskursen unter 25.000 Punkten gegeben. Was der DAX derweil tut, spielt auch, wenn wir da wie gesagt vom selben Wirtschaftsraum und den gleichen Realitäten sprechen, letzten Endes für unmittelbare Trading-Entscheidungen keine Rolle!
Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2024? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top Flop – MDAX Top Flop – Euro Stoxx Top Flop – Dow Jones Top Flop – Nasdaq 100 Top Flop
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