In nur drei Handelstagen hat sich der TecDAX durch eine Phalanx aus Widerständen gekämpft und dadurch gestern mit Schwung ein neues Jahreshoch erzielt, das auch mittel- und langfristig bedeutsam ist. Wo kann da ein Haken sein?
Je öfter ein Kurs in einem bestimmten Bereich abgewiesen wird, desto hartnäckiger wirkt diese Zone als Widerstand. Und der Bereich zwischen 3.349 und 3.490 Punkten sah beim TecDAX seit März ganze sieben vergebliche Ausbruchsversuche. Der achte Anlauf ist nunmehr erfolgreich verlaufen … und wenn wir uns das Chartbild auf Monatsbasis ansehen, so ist das nicht nur einfach ein neues Jahreshoch.
Dieser Ausbruch hat den Weg an das 2021er-Hoch bei 4.010 Punkten freigegeben, nennenswerte Hürden zwischen dem aktuellen Kurslevel und diesem höchsten Kurs seit November 2000 stehen da nicht im Weg. Kurz:
Aus charttechnischer Sicht ist dieser Befreiungsschlag perfekt. Und wenn man sich überlegt, dass der DAX längst weit vorausgelaufen ist, könnten die Marktteilnehmer jetzt, da die Widerstände aus dem Weg geräumt sind, Nachholbedarf ausloben und durchstarten. Sie könnten. Aber so ganz ohne potenzielle Verkäufer und/oder Bären sollte man die Rechnung besser nicht aufmachen. Denn auch, wenn man darauf nicht wetten sollte: Die Möglichkeit, dass dieser Impuls als Bullenfalle endet, ist vorhanden. Und das vor allem aus einem Grund.
Expertenmeinung: Dass der TecDAX jetzt den höchsten Stand seit fast drei Jahren erreicht hat, ist dabei nicht zwingend ein Problem. Das Signal ist stark und die Marktstimmung derzeit völlig vom Dauerregen bärischer deutscher Konjunkturdaten losgelöst, da wäre es eher überraschend, wenn die Gewinnmitnahmen so unmittelbar nach einem bullischen Signal einsetzen würden. Da könnten noch einige Tage mit steigenden Kursen nötig sein, um das auszulösen. Der potenzielle Haken liegt woanders, konkret in der Struktur des TecDAX.
Der hat nämlich zwei Super-Schwergewichte, die Deutsche Telekom und SAP. Diese beiden Aktien tragen den Index. Und sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass der TecDAX in den vergangenen Tagen so stark gelaufen ist. Aber beide Aktien sind auch schon ziemlich teuer bewertet und markttechnisch heissgelaufen. Was bedeutet:
Es bräuchte gar keine grösseren Gewinnmitnahmen im Index selbst, um aus diesem Ausbruch eine Bullenfalle zu machen, es könnte alleine deswegen dazu kommen, weil Trader bei SAP und der T-Aktie Kasse machen. Aber das muss nicht so kommen, denn wie gesagt: Aktuell ist die Stimmung euphorisch, da ist in Sachen Aufwärtspotenzial nichts komplett unmöglich, was heisst:
Dieses Risiko sollte man im Hinterkopf haben, aber es ist eben nur ein Risiko, keine Gewissheit, dass diese TecDAX-Rallye abreisst. Und immerhin hätte man auf der Long-Seite jetzt einen grossen Vorteil: Durch dieses Durchbeissen durch diese massive Widerstandszone kann man Stop Loss Long deutlich nachziehen, sprich ans untere Ende dieser jetzt als Support fungierenden Zone 3.349 zu 3.490 Punkte anheben. Denn erst, wenn die gefallen wäre, würde aus einem Pullback an den Ausbruchslevel wirklich eine Bullenfalle.
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