Auf den ersten Blick wirkt Dell teuer. Seit dem erneuten Börsengang hat sich der Kurs verzehnfacht und seit Anfang vergangenen Jahres verdreifacht.
Ein scheinbar teurer Riese mit verstecktem Potenzial
Wenn es zu solchen Kursexplosionen kommt, hat man es in den meisten Fällen mit einer Überbewertung zu tun. Kaum ein Unternehmen verdreifacht in einer derartig kurzen Zeit den Umsatz oder Gewinn. Das war auch bei Dell nicht der Fall.
Im letzten Geschäftsjahr ist der Gewinn von Dell sogar um 6% gesunken und in diesem Jahr dürfte er „nur“ um 10% steigen. Wie will man in Anbetracht all dieser Tatsachen das aktuelle Kursniveau rechtfertigen – diese Frage dürften sich viele Anleger stellen.
Doch diese Sichtweise ist eben nur die Hälfte der Geschichte. Die andere Hälfte sieht wie folgt aus: Dell war am Beginn der Rallye ab Anfang 2023 unglaublich niedrig bewertet, die P/E lag damals unter 5.Aktuell liegt die P/E bei 15,6.
Das ist im Vergleich mit damals viel, aber in absoluten Massstäben eher wenig. Der S&P 500 kommt derzeit auf eine P/E von 24,8.
CSG und ISG: Ein Konzern, zwei Welten
Doch noch viel wichtiger ist der Umstand, dass die Wachstumsdynamik von Dell zuletzt wesentlich zugenommen hat.Nachdem der Umsatz im dritten und vierten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres noch um 10 und 11% gesunken ist, konnte man im ersten Quartal wieder ei Umsatzplus von 6% verzeichnen.
Im zweiten Quartal lag das Plus dann bei 9%.Auf den ersten Blick ist das ist das nicht sonderlich beeindruckend, wenn man es sich aber im Detail anschaut, kommt man vermutlich zu einem anderen Ergebnis.
Dell gliedert sich in zwei Geschäftsbereiche. Der erste ist Client Solutions Group (CSG) und fokussiert sich auf Endbenutzergeräte, also Hardware und Lösungen, die direkt von Personen genutzt werden. Dazu gehören vor allem PCs, Laptops, Workstations, Monitore und Zubehör.
Der zweite ist Infrastructure Solutions Group (ISG) und konzentriert sich auf die Bereitstellung von IT-Infrastruktur-Lösungen für Unternehmen. Dies umfasst Server, Speicherlösungen, Netzwerktechnologien und andere Hardware-Komponenten, die für Rechenzentren und Cloud-Infrastrukturen benötigt werden.
Im Bereich Client Solutions Group läuft es eher mittelprächtig. Im ersten Quartal stagnierte der Umsatz, im zweiten war er sogar um 4% auf 12,4 Mrd. USD rückläufig.
Im Segment Infrastructure Solutions Group ist die Lage vollkommen anders. Im ersten Quartal kletterte der Umsatz um 22% und im zweiten um 38% auf 11,6 Mrd. USD.
Der zukünftige Wachstumsmotor
Infrastructure Solutions Group steht kurz davor das einstige Kerngeschäft zu überholen. Vermutlich wird das im laufenden Quartal der Fall sein.Dadurch verändern sich die Dynamiken im gesamten Konzern. Sollte die hohe Nachfrage anhalten – und danach sieht es aus – sind zukünftig überproportional steigende Gewinne zu erwarten.
Michael Dell hat mit seiner Neuausrichtung des Konzerns wieder mal einen Geniestreich hingelegt. Nicht zuletzt auch aus diesem Grund habe ich mich seit dem Börsengang von Dell etliche male positiv zum Unternehmen geäussert.
Diese Erfolgsgeschichte scheint längst nicht zu Ende zu sein. Im laufenden Geschäftsjahr wird ein Anstieg des Gewinns um 10% erwartet, in den kommenden beiden Jahren sollen es jeweils Plus 15-19% werden.
Sind die Prognosen richtig, dürfte die Aktie auch heute unterbewertet sein. Einfach ausgedrückt: Die erwarteten Gewinnsteigerungen sind höher als die des S&P500 und die Bewertung ist wesentlich niedriger. Das ist eine gute Basis für eine solide Outperformance.
Bei Risiken und Nebenwirkungen…
Man muss aber ohnehin nicht viel Wachstum unterstellen, um bullische Szenarien zu zeichnen. In den letzten 5 Jahren hat Dell einen freien Cashflow von 25 Mrd. USD generiert.
Der Grossteil davon ist in die Reduktion der Schulden geflossen, die sind inzwischen aber auf ein akzeptables Niveau gesunken – von 49,2 auf 17,8 Mrd. USD. Das ist für ein Unternehmen von der Grössenordnung von Dell vollkommen im Rahmen.
Daher setzt man inzwischen auch verstärkt auf Aktienrückkäufe und eine Dividende. In Zukunft dürfte sich die Gewichtung immer stärker in Richtung Buybacks und Dividende verschieben.
Aber wie immer bestehen auch Risiken. Der Markt könnte beispielsweise entscheiden, dass eine niedrigere P/E angebracht ist. Ebenso könnte die enorme Nachfrage aus dem KI-Bereich nachlassen oder die Endverbraucher weiter schwächeln. Nichts davon ist sonderlich wahrscheinlich, aber an der Börse geschehen manchmal merkwürdige Dinge.
Dell Aktie: Chart vom 01.11.2023, Kurs: 301 – Kürzel: DELL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dell ist übergeordnet bullisch, es fehlt jedoch der finale Ausbruch, um einen erneuten Anlauf in Richtung Allzeithoch starten zu können.Dazu müsste der Widerstand bei 120 USD, uns besser noch 126 USD, per Wochenschluss überwunden werden.
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