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Dereinst waren die Aktionäre von Alibaba erfolgsverwöhnt. Über Jahre hinweg ging es mit den Kursen bergauf. Dann kam der Kollaps. Geht es jetzt in neuer Struktur endlich mal wieder aufwärts?
Es war so schön
Schaut man sich die Zahlen an, versteht man sofort warum. In den etwas mehr als sechs Jahren zwischen dem Börsengang und dem bisherigen Allzeithoch, welches 2020 markiert wurde, kletterte der Konzernumsatz von 12,29 auf 109,46 Mrd. USD.
Das Nettoergebnis stieg von 3,91 auf 22,98 Mrd. USD. Die Verwässerung der Aktienbasis hielt sich in Grenzen und daher konnte der Gewinn von 2,25 auf 9,94 USD je Aktie.
Doch dann kam der grosse Knall. Die Absage des Ant-Börsengangs, ein Handelsstreit zwischen den USA und China, das Delisting einiger Aktien, grundlegende wirtschaftliche Probleme auf beiden Seiten des Pazifiks und obendrein noch eine Regulierungswelle im Reich der Mitte.
Man könnte es auch als handfeste Konfrontation zwischen den grossen Tech-Konzernen des Landes, im speziellen Jack Ma, und der Zentralregierung bezeichnen.
Die Machthaber in Peking haben eindrucksvoll gezeigt, dass sie am längeren Hebel sitzen – und zwar bei weitem.
Ohne die Gnade von der Partei geht im Riesenreich gar nichts. Alibaba und Jack Ma wurden gehörig die Flügel gestutzt.
Dann war’s nicht mehr so schön
Konkret bedeutet das mehr Regulierung und obendrein kassierte man noch eine Rekordstrafe.
Die Folge davon war eine rückläufige Profitabilität, im laufenden Geschäftsjahr verzeichnete der Konzern zudem erstmals kein Wachstum.
Es kam alles zusammen, was man sich vorstellen kann. Ein perfekter Sturm, wie man ihn selten erlebt.
Für die Aktionäre führte das zu einem Kursverfall von 320 auf 60 USD.
Ein Grossteil der Probleme ist inzwischen aber ausgeräumt. Die Streitigkeiten zwischen den chinesischen und amerikanischen Börsenaufsichtsbehörden wurden beispielsweise beigelegt.
Die Regulierungsrunde in China wurde höchst offiziell beendet, die Tech-Giganten sollen fortan wieder für Wachstum sorgen, so der O-Ton aus Peking.
So sieht die neue Struktur aus
Das hatte die Laune der Anleger deutlich aufgehellt, zwischenzeitlich konnte sich der Kurs von Alibaba sogar von 60 auf 120 USD verdoppeln und das ohne einen Paukenschlag wie den gestrigen.
Da gab Alibaba bekannt, dass man sich in sechs Einheiten aufspalten wird. Jede davon soll die Möglichkeit haben, sich externe Finanzmittel zu beschaffen und an die Börse zu gehen.
Die Teilung soll wie folgt aussehen.
Alibaba wird zukünftig als Holdinggesellschaft fungieren und behält das lokale Einzelhandelsgeschäft in China unter vollständiger Kontrolle.
Darauf entfällt rund zwei Drittel des Konzerngeschäfts.
Als semi-autonome Geschäftseinheiten mit eigenen Vorständen entstehen:
Die Cloud Intelligence Group, zu der die Cloud- und KI -Projekte des Unternehmens gehören. Zuletzt entfielen auf das Cloud-Segment rund 9% der Konzernumsätze, was umgerechnet einem Jahresumsatz von rund 11,6 Mrd. USD entspricht.
Ein halbes Dutzend Milliarden-Konzerne
Das Logistik-Geschäft von Alibaba firmiert zukünftig als Cainiao Smart Logistics. Auf diese Sparte entfallen rund 6,4% der Konzernumsätze, was umgerechnet einem Jahresumsatz von rund 8,2 Mrd. USD entspricht.
Global Digital Commerce Group umfasst das internationale E-Commerce-Geschäft von Alibaba, darunter AliExpress und Lazada.
Zuletzt entfielen auf den Bereich rund 7,7% der Konzernumsätze, was umgerechnet einem Jahresumsatz von rund 9,9 Mrd. USD entspricht.
Die Local Services Group umfasst unter anderem den zu Alibaba gehörenden Essenslieferdienst Ele.me sowie dessen Mapping.
Vermutlich entspricht das der bisherigen Einheit „Local Comsumer Services“. In diesem Fall erzielt der Bereich rund 5,7% der Konzernumsätze, was umgerechnet einem Jahresumsatz von rund 7,3 Mrd. USD entspricht.
Das Streaming- und Filmgeschäft gehört fortan zur Digital Media and Entertainment Group. Auf die kleinste Sparte entfielen zuletzt rund 3,5% der Konzernumsätze, umgerechnet rund 4,51 Mrd. USD.
Geht jetzt die Party los?
Wie die exakten Zahlen der jeweiligen Sparten sowie ihre Entwicklung aussehen, werden wir erst erfahren, sobald sie gesondert vorgelegt werden.
interessanterweise verzeichnete das Logistik-Segment zuletzt das höchste Wachstum.
Was bedeutet das für die Anleger? Tatsächlich ändert sich nicht so viel, wie man auf den ersten Blick auf eine Schlagzeile wie „Alibaba spaltet sich in sechs Einheiten auf“ vermuten würde.
Das gilt vor allem, solange die neuen Töchter nicht an die Börse gehen, was aber das Ziel sein dürfte.
Der grosse Vorteil der neuen Struktur sind schnellere Entscheidungswege und für Anleger eine klarere Sichtbarkeit der einzelnen Segmente.
Sollte es dann zu Börsengängen kommen und die Bewertungen entsprechend hoch ausfallen, könnte das die Alibaba-Aktie beflügeln.
Aktuell beflügelt vor allem die Hoffnung darauf, dass das passieren wird. An den operativen Kennzahlen dürfte die Aufspaltung vorerst wenig ändern.
Im laufenden Geschäftsjahr, das zum Monatsende abgeschlossen sein wird, soll das Ergebnis um 7% auf 7,78 USD je Aktie sinken.
In den kommenden beiden Jahren werden jedoch jeweils Gewinnsteigerungen von 12% p.a. erwartet.

Kann man geschäftlich endlich wieder an die alten Erfolge anknüpfen, dürfte das zu einer Neubewertung von Alibaba führen. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass die P/E zeitnah wieder auf das Niveau steigt, welches früher normal war (etwa 30), aber auch schon viel weniger würde erhebliches Potenzial bieten.
Die P/E von Alibaba liegt aktuell bei 12,6. Können Gewinnsprünge von 12% oder mehr erzielt werden, würde das wesentlich mehr rechtfertigen.
Selbst wenn man nur eine P/E von 15 unterstellt, ergäbe sich auf Sicht von 8 bis 12 Monaten ein Kursziel von 130,50 USD.
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