Heute findet an den US-Börsen feiertagsbedingt kein Handel statt. Es hat schon fast Tradition, in solchen Fällen mit einem Plus aus der Vorwoche zu gehen. Das, wie es sich für den Nasdaq 100 als Outperformer unter den US-Indizes gehört, natürlich ein neues Allzeithoch wurde.
Das wirkt alles so leichtfüssig dort. Sicher, alle paar Wochen wird ein bisschen Luft aus den Kursen gelassen, aber wenige Tage später ist das vorherige Hoch schon überboten. Das geht jetzt schon seit Anfang November so. Wobei, wenn man es genau nimmt und sich einmal den ganz langfristigen Chart ansieht: eigentlich geht das seit elf Jahren so. Und diejenigen, die da immer wieder kaufen, sehen keinen Grund, damit aufzuhören. Weil?
Weil es ja immer wieder gutgeht. Und gerade weil es stapelweise Argumente gäbe, dass der Technologieindex irgendwann einmal dramatisch korrigieren müsste, das aber ein ums andere Mal nicht passiert, kaufen die Trader weiter. Sie wissen beispielsweise um das ungewöhnlich hohe Kurs/Gewinn-Verhältnis des Index von 33,50 (durchschnittliches KGV der 100 gelisteten Aktien auf Basis der gemeldeten Zahlen, nicht der Prognosen).

Sie wissen, dass die Rahmenbedingungen schwierig sind, das Wachstum für Jahre instabil bleiben wird und das am Ende auch bei den Technologiewerten ankommen dürfte. Sie wissen, dass das Risiko gestiegen ist, seit der Nasdaq 100 ausgerechnet im Sommer 2020, mitten in der Corona-Krise, den „ewigen Aufwärtstrend“ auch noch nach oben verlassen hat, d.h. eine Phase des „Overshootings“ begonnen hat. Sie kaufen trotzdem weiter.
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Und warum auch nicht? Es geht ja immer wieder gut. Wer hier alleine aufgrund der Tatsache, dass der Nasdaq 100 eigentlich ein gutes Stück tiefer notieren müsste, eher 10.000 bis 12.000 Punkten angemessen wären als die am Freitagabend erreichte, neue Bestmarke von 13.807,69 Punkten, auf Verdacht Short ging, wurde niedergemacht. Und so profan es klingt: Wenn „runter“ die falsche Richtung ist, muss „rauf“ eben die richtige sein. Nur eines sollte man hier besser nicht werden: unaufmerksam.
Denn viele Akteure ziehen daraus, dass sie bislang nicht auf dem Bauch gelandet sind, den Schluss, dass das auch nicht mehr passieren wird. Aber die Börse ist keine Einbahnstrasse, selbst wenn der Nasdaq 100 so wirkt, als würde er die Ausnahme von dieser Regel sein.
Dass der Index den langfristigen Trendkanal nach oben verlassen hat, ist keineswegs normal. Das langfristige Chartbild ist logarithmisch skaliert, so dass die prozentuale Veränderung über die Jahre vergleichbar bleibt. Sie sehen, dass dieser Anstieg von seiner Intensität her nur mit dem nach der Baisse 2009 vergleichbar wäre. Doch damals hatte sich der Kurs des Nasdaq 100 im Vorfeld halbiert, diesmal nicht. Damals setzte man auf die Rückkehr zuvor dramatisch gefallener Unternehmensgewinne, diesmal kamen die meisten Nasdaq 100-Unternehmen ohne Gewinneinbussen davon. Somit ist der Index in der Tat teuer, auch teurer als damals.
Auffällig ist auch ein Aspekt auf kurzfristiger Ebene. Der im November etablierte Aufwärtstrendkanal sieht auf den ersten Blick völlig normal aus. Doch wenn man genau hinsieht erkennt man, dass die beiden Ankerpunkte auf der Unterseite erst nach denen auf der Oberseite entstanden. Das sollte andersherum sein, daher ist in diesem Fall die obere Linie des Kanals die Ankerlinie und könnte wie eine Hausse-Begrenzung funktionieren.
Aber allen Argumenten zum Trotz: Der Index läuft von einem Rekord zum anderen und wer sich dem entgegenstellt, hat nicht gerade viel Spass. Wichtig ist nur, konsequent das Geld vom Tisch zu nehmen, wenn es doch mal mehr würde als ein kurzer Rücksetzer. Die Kombination aus dieser unteren Trendlinie des November-Kanals bei aktuell 13.120 nebst der 20-Tage-Linie bei momentan 13.400 Punkten liesse sich da momentan als Orientierungsbasis nehmen.
Sollte der Nasdaq 100 diese Zone auf Schlusskursbasis um mindestens ein Prozent unterschreiten, könnte es doch mal ernst werden. Denn gerade weil die meisten Trader wissen, dass sie hier nur den Trend selbst als Stütze haben, könnte es gut sein, dass, wenn eben diese Stütze wegfällt, alle auf einmal aus dem Markt wollen.
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