NASDAQ 100 Prognose Nasdaq 100: Die Defensive funktioniert – aber ohne Offensive bringt das nichts

News: Aktuelle Analyse des NASDAQ 100 Index

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NASDAQ 100
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Genau da, wo der Nasdaq 100 auf keinen Fall durchrutschen durfte, waren die Käufer am Montag und Dienstag zur Stelle. Ein markant bärisches Signal wurde abgewendet. Aber nur, wenn es gelingt, daraus auch ein bullisches Signal zu machen, ist das mehr als ein Zeitgewinn.

Ein Hauch des Grusel-Szenarios von 2008 schwebte Ende vergangener Woche durch den New Yorker Times Square, wo die Nasdaq residiert. Banken, die kollabieren, Offizielle, die beschwichtigen und Behörden, die genaue Untersuchungen ankündigen, während Sparer beginnen, Angst um ihr Geld zu bekommen. So ähnlich ging es 2008 zu. Bislang gibt es keinen Grund, davon auszugehen, dass die Lawine so wie damals jetzt erst ins Rollen gekommen ist. Es gibt aber auch keinen Grund, dass man das sicher ausschliessen könnte.

Hinzu kommt die Verunsicherung hinsichtlich der US-Notenbank. Die Experten geben sich die Mikrofone in die Hand, aber was jetzt der richtige Weg ist, darüber gibt es auffällig viele höchst konträre Ansichten. Wäre es richtig, die Zinserhöhungen vorerst zu stoppen um zu verhindern, dass sich Liquiditätsprobleme und Kapitalumschichtungen verstärken? Bringt das in dieser Hinsicht überhaupt etwas? Und wenn die „Fed“ das täte, wäre damit der Zinsanhebungs-Zyklus vorbei oder nur unterbrochen? Ist der Leitzins bereits hoch genug, um die Inflation wieder in die Region um zwei Prozent zu drücken? Oder müsste die US-Notenbank letztlich die Wahl treffen zwischen ernsten Problemen im Finanzsektor und ernsten Problemen mit einer nicht mehr einzufangenden Inflation, so dass es, egal, wie sie entscheidet, kritisch wird?

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Expertenmeinung: Vor diesem Hintergrund dürfte es vielen Tradern unwohl geworden sein, als der Nasdaq 100 Anfang vergangener Woche an der oberen Begrenzung eines kurzfristigen Abwärtstrendkanals nach unten drehte und zum Wochenschluss knapp unter die 200-Tage-Linie fiel. Da dann entschlossen die Hand aufzuhalten, obwohl die Wegweisung in Sachen US-Notenbank erst heute in einer Woche erfolgen wird, wirkte gewagt. Aber nötig war es eben trotzdem, wenn man verhindern wollte, dass der Index ein kapital bärisches Signal aussendet.

Wir sehen im Chart auf Wochenbasis, dass der Nasdaq 100 Mitte Januar die mittelfristige Abwärtstrendlinie überwand, dann aber in den Wochen danach in der markanten, bis ins Jahr 2020 zurückreichenden Widerstandszone zwischen 12.208 und 12.967 Punkten hängen geblieben war.

Da deutlich nach unten herauszurutschen, hätte eine markant negative Wirkung. Zumal, das sehen Sie im Chart auf Tagesbasis, dann auch noch die 100-Tage-Linie, vor allem aber die im Tageschart violett gehaltene 1.000-Tage-Linie fallen würde. Eingreifen war erforderlich … und es wurde eingegriffen.

Nasdaq 100: Tages-Chart vom 14.03.2023, Kurs 12.199,78 Punkte, Kürzel NDX | Online Broker LYNX

Genau auf Höhe der Kreuzunterstützung aus der 100-Tage-Linie und der unteren Begrenzung des kurzfristigen Abwärtstrendkanals drehte der Index am Montag und sah, wenngleich nach einer ziemlich holperigen Sitzung, am Dienstag Anschlusskäufe. Aber noch ist damit nur Zeit gewonnen. Erst ein bullisches Signal könnte die Kuh erst einmal vom Eis bringen.

Dazu müsste dieser kurzfristige Trendkanal nach oben verlassen werden. Dessen obere Begrenzung läge heute bei 12.325 Punkten. Geht der Nasdaq 100 da deutlich drüber, liesse sich dieser Abwärtstrendkanal als eine bullische Flagge, als eine Konsolidierung in einem Aufwärtstrend, interpretieren, was so manchen jetzt hoch nervösen Käufer wieder aktivieren würde. Aber noch ist das eben nicht gelungen … die Bullen haben es jetzt in der Hand!

Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 14.03.2023, Kurs 12.199,78 Punkte, Kürzel NDX | Online Broker LYNX
Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

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Vorherige Analysen des NASDAQ 100 Index

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So schwach der Nasdaq 100 im Vorjahr auch war: Unmittelbar zu Jahresbeginn startete der technologielastige Index durch und liess bei dieser Rallye wie in alten Zeiten alles hinter sich. Aber der Verlauf der vergangenen Woche war hochbrisant, die Geschichte dahinter ebenso.

Am leichtesten dürfte man die Lage erfassen, wenn man die Rahmenbedingungen und die Chart- und Markttechnik getrennt darstellt. Was den argumentativen Hintergrund der Rallye angeht, die den Index seit dem Closing des Jahres 2022 in der Spitze fast 18 Prozent nach oben zog, so sagte man sich, dass die grossen Hightech-Unternehmen im Vorjahr deutlich zu weit gefallen und damit jetzt günstig bewertet seien.

Und das unter der Prämisse, dass die sogenannten „Mega-Techs“ wie Apple, Alphabet, Microsoft etc. imstande sein würden, auch bei einer Schwächephase der Wirtschaft weiter zu wachsen und diese Schwäche womöglich ohnehin weit weniger massiv ausfallen werde als noch im Herbst befürchtet. Hinzu kam die Unterstellung, dass die Phase steigender Leitzinsen und damit steigender Refinanzierungskosten bald vorbei sein würde, was die Technologieunternehmen, die gemeinhin weit mehr Fremdkapital benötigen, entlasten werde. Doch dabei baut man durch die Bank auf das Prinzip Hoffnung. Und in die immer rasanter steigenden Kurse hinein kamen die ersten Ernüchterungen.

Ob Microsoft, Apple, Amazon, Meta Platforms oder Alphabet: Bei vielen Schwergewichten des Nasdaq 100 waren entweder schon die Ergebnisse des vierten Quartals enttäuschend oder der Ausblick schwach. Doch noch am Freitag versuchte man, diese kalte Dusche einfach „wegzukaufen“. Anfangs negative Reaktionen auf Bilanzen und Ausblicke wurden in den letzten Tagen oft aufgekauft und nach positiven Aspekten gesucht. Microsoft und Apple schafften Aufwärts-Turnarounds, Meta Platforms haussierten trotz fataler Zahlen nur wegen eines riesigen Aktienrückkauf-Programms. Aber der Verlauf des Freitags macht deutlich:

Es könnte gut sein, dass man da etwas übersehen hat. Nämlich, was diejenigen denken und vorhaben, die zuletzt nicht massiv gekauft hatten. Und das führt zu einem Chartbild, zu dem man eigentlich nur eines sagen kann: oh, oh …

Expertenmeinung: Im Chart auf Wochenbasis sieht die Sache noch harmlos aus. Der Nasdaq 100 ist zwar in eine Widerstandszone gelaufen und noch nicht darüber hinaus, aber was nicht ist, könnte ja noch werden. Aber wenn man sich den Chart auf Tagesbasis anschaut, wird es brenzlig:

Nasdaq 100: Tages-Chart vom 03.02.2023, Kurs 12.573,36 Punkte, Kürzel NDX | Online Broker LYNX

Wir sehen hier, dass der Index über das Zwischenhoch des Dezembers gelaufen war und am Donnerstag dann über den vorherigen, flachen Aufwärtstrendkanals hinaus ausbrach. Am Mittwoch war das die Reaktion auf eine US-Notenbanksitzung, die man aber nur dann als bullisch interpretieren würde, wenn man es unbedingt will.

Am Donnerstag zog dann das eigentlich ein Armutszeugnis darstellende Aktienrückkauf-Programm von Meta Platforms den Index höher, immerhin darf man sich fragen, ob Zuckerberg & Co. bei einbrechenden Gewinnen nichts Besseres mit 40 Milliarden anzufangen wissen, als eigene Aktien zurückzukaufen. Aber besonders kritisch war, dass man derart euphorisch unterwegs war, dass die grossen drei „A“ Apple, Alphabet und Amazon, die am Donnerstagabend ihre Bilanzen vorlegten, im Vorfeld ebenfalls massiv gekauft wurden. Und dann, im nachbörslichen Handel, kam der Katzenjammer, alle grossen drei „A“ kamen unter die Räder.

Und der Freitag wurde dann erst recht interessant. Die US-Arbeitsmarktdaten fielen extrem stark aus, ein Freibrief für die US-Notenbank, Kurs zu halten. Das unterhöhlte die Erwartung eines baldigen Endes des Zinsanstiegs. Trotzdem wurde der Nasdaq 100, der deutlich im Minus startete, im Handelsverlauf kurzzeitig ins Plus gekauft. Auch, weil man immerhin bei Apple die schwachen Zahlen einfach wegkaufte. Was aber weder bei Amazon, noch bei Alphabet gelang. Und dann wurde es in der zweiten Sitzungshälfte unangenehm für die Bullen:

Der Versuch eines Aufwärts-Turnaround scheiterte, es setzten kräftige Abgaben ein, die dazu führten, dass der Nasdaq 100 nahe am Tagestief schloss. Rein vom Chartbild her folgte damit ein potenziell bärischer „Gravestone Doji“ auf eine „Exhausting Candle“ bei zugleich überkaufter Markttechnik unterhalb einer Widerstandszone. Vom Hintergrund her zeigte das:

Da sind nicht wenige, die ganz genau erkennen, wie dünn das Eis dieser Rallye ist. Und dass es mit schwachen Konjunkturdaten, bei denen aber genau die Daten, auf die es der US-Notenbank ankommt, stark bleiben (der Arbeitsmarkt und die Lohnsteigerungen) stark bleiben, immer dünner wird. Die haben in diese Rallye, mit der man versuchte, mit steigenden Kursen negative Fakten zu übertünchen, verkauft. Und gerade dann, wenn das Fundament einer Rallye bröckelig ist, kann so etwas ganz leicht zur Lawine werden.

Will das bullische Lager das verhindern, müsste es sofort massiv dagegenhalten, den „Gravestone Doji“ überrennen und über die Widerstandszone 12.900/13.020 Punkte hinaus. Gelingt das nicht, könnte dieser Freitag der Anfang vom Ende der Hoffnungsrallye gewesen sein.

Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 03.02.2023, Kurs 12.573,36 Punkte, Kürzel NDX | Online Broker LYNX
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2022 hat der Nasdaq 100 eine ungewohnte Underperformance zum Dow Jones gezeigt, aber seit der Jahreswende holt der Index mit grossen Schritten auf. Allerdings ist das Terrain aus charttechnischer Sicht jetzt schwierig. Die Bullen müssten dranbleiben, sonst geht das schief.

Wenn man sich das langfristige Chartbild seit 2008 (in logarithmischer Skalierung) ansieht, stellt man fest, dass der Nasdaq 100 eigentlich in der perfekten Situation wäre, um einen neuen, grossen Aufwärtsimpuls zu beginnen. Die 1.000-Tage-Linie wurde getestet und liegt aktuell unter dem Kurs, zugleich hat die ganz langfristige Aufwärtstrendlinie gehalten. Der Haken ist: Das geht schon seit vier Monaten so. Und bislang gelang es trotz dieser so idealen Voraussetzungen nicht, durchzustarten.

Die Frage ist, ob die von manchen schon als sicher eintretend propagierte Hoffnung, dass die Krise quasi schon beendet sei, weil die Inflation nicht mehr zurückkommen wird, die US-Notenbank das Geld bald wieder billiger machen wird und eine Rezession ein Spuk bleiben, aber sich nicht manifestieren wird, wirklich so verbreitet ist. Wäre sie es, könnte der Nasdaq 100 bis zum Beweis des Gegenteils weiter zulegen. Denn wenn sich in Kürze wieder ein solches „Goldilocks“-Umfeld einstellen würde, mit starkem Wachstum und billigen Krediten für alle, wären die 2022 so gebeutelten Nasdaq-Schwergewichte genau das, was man im Depot haben müsste.

Wenn man sich mit diesem Optimismus aber verhoben hat, wenn die Notenbank konsequent bleibt und die zuletzt mehrheitlich auffallend schwachen Konjunkturdaten schwach bleiben, dann wäre so manche Rallye der letzten Wochen nur eine Gegenreaktion vor neuen Tiefs. Aber man kann den Anlegern ja nicht in die Köpfe schauen, wie soll man erkennen, ob die Käufe weitergehen werden?

Expertenmeinung: Vorhersagen kann man das nicht, aber man kann einfach anhand des Charts prüfen, worauf es jetzt ankäme und abwarten, bis das Kursbild die nötigen Fakten liefert. Denn wenn es so sein sollte, dass die Mehrheit der Akteure jetzt auf „Goldilocks“ setzt, dann wird der Nasdaq 100 die Widerstandszone, an die er jetzt herangelaufen ist, auch überwinden. Wenn indes die Vorsicht dominiert, wird er abdrehen. Und das vermutlich sehr deutlich. Um welche Chartmarken geht es, was muss gelingen, was darf nicht passieren?

Nasdaq 100: Tages-Chart vom 27.01.2023, Kurs 12.166,60 Punkte, Kürzel NDX | Online Broker LYNX

Die ersten Schritte hat der Index geschafft: Die Rückeroberung der 1.000-Tage-Linie, der Ausbruch über die mittelfristige Abwärtstrendlinie und am Freitag den Anstieg über die 200-Tage-Linie. Jetzt müsste er über das am Freitag präzise erreichte Dezember-Hoch bei 12.166 Punkte und danach über die obere Begrenzung des leicht aufwärts weisenden, im Oktober etablierten Trendkanals hinaus. Das ist entscheidend, denn solange er da nicht nach oben hinauskommt, kann dieser Trendkanal auch eine bärische „Flagge“ sein, eine Konsolidierung im Abwärtstrend, die in der Mehrzahl der Fälle nach unten verlassen wird. Das bullische „Gesellenstück“ wäre dann ein signifikanter Anstieg über 13.000 Punkte.

Aber schon ein Rücksetzer unter die aktuell bei 11.400 Punkten verlaufende 1.000-Tage-Linie würde reichen, um die bullischen Ambitionen zu eliminieren, und allzu weit ist diese Linie noch nicht entfernt, Vorsicht bleibt also in jedem Fall angebracht!

Nasdaq 100: Monats-Chart vom 27.01.2023, Kurs 12.166,60 Punkte, Kürzel NDX | Online Broker LYNX
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Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Die angehobenen Zinsen durch die FED haben im vorigen Jahr vor allem Technologieaktien stark belastet. Darum lief auch die Nasdaq wesentlich schwächer als beispielsweise der S&P 500. Am besten von allen US-Werten haben sich noch die Standardwerte des Dow Jones entwickelt.

Nun aber könnte sich das Blatt eventuell wenden. Seit Jahresbeginn zeigen sich die ersten Technologiewerte positiv und weisen aktuell relative Stärke gegenüber den anderen Hauptindizes auf. Ist das die grosse Wende? Definitiv noch nicht, denn derzeit befinden wir uns hier in einer neutralen Phase, welche aber bald aufgelöst werden dürfte. Entweder kommt es im ersten Quartal zu einem entscheidenden Ausbruch Richtung Norden, welcher einen neuen Aufwärtstrend einleiten würde, oder die Tiefs der letzten Monate werden gebrochen, um die Bären wieder zurück ins Spiel zu bringen.

Chart Nasdaq 100 Index vom 20.01.2023 Kurs: 11.619,03 Kürzel: NDX | Online Broker LYNX

Expertenmeinung: Aktuell gebe ich persönlich eher den Bullen die besseren Karten. Die Anfang Januar begonnene Aufwärtsbewegung mündete zur Mitte der vorigen Woche in einer zu erwartenden Korrekturbewegung. Diese konnte an der 20-Tage-Linie hervorragend aufgefangen werden und zu Wochenschluss startete der Nasdaq 100 dann erneut durch.

Dies sind erste Anzeichen nachhaltiger Käufe, was die Wahrscheinlichkeit auf einen möglichen Ausbruch deutlich erhöht. Solange der Index nicht unter das Tief der vorigen Woche zurückfällt, sehe ich der weiteren Entwicklung vorläufig recht positiv entgegen.

Aussicht: BULLISCH

Chart Nasdaq 100 Index vom 20.01.2023 Kurs: 11.619,03 Kürzel: NDX | Online Broker LYNX
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Aktuell gibt es so gut wie keine Bullen. Was wäre aber, wenn die Krise ausbleibt? Ich möchte nicht mal behaupten, dass das wahrscheinlich ist, aber ist es unmöglich?

Bisher scheint jedenfalls die Quadratur des Kreises zu gelingen. Die Fed hat den Leitzins in einem nie dagewesenen Tempo erhöht und trotzdem ist es in den USA bisher zu keiner Rezession gekommen, die den Namen auch verdient.
Das BIP war im ersten und zweiten Quartal 2022 mit -1,6% und -0,6% zwar leicht rückläufig, aber das ist sicherlich nicht das, was sich Otto Normalbürger unter einer Rezession vorstellen.

Rezession bedeutet für die meisten Menschen, dass es einen spürbaren Einbruch der Wirtschaft gibt und die Arbeitslosigkeit deutlich zunimmt.
Das war nicht der Fall. Die Rückgänge des BIP waren marginal, der Arbeitsmarkt stabil und in Q3 wuchs die Wirtschaft schon wieder um 3,2%.

Die Quadratur des Kreises

Die US-Arbeitslosenquote liegt seit März 2022 konstant bei unter 4%. Im Endeffekt herrscht Vollbeschäftigung.
Mir ist aber durchaus bewusst, dass die Arbeitslosenquote dank all der Tricksereien keine hohe Aussagekraft mehr hat.

Im Gegensatz dazu ist die Zahl der offenen Stellen sowie die Zahl der Beschäftigten und neu geschaffenen Stellen sehr aussagekräftig und diese Daten signalisieren dasselbe.

Die Zahl der offenen Stellen in den USA ist zwar von 11,9 auf 10,7 Millionen (Link) gesunken, bleibt damit aber auf einem ausserordentlich hohen Niveau.
Obendrein wurden in den USA in den letzten zwei Jahren in jedem einzelnen Monat hunderttausende neue Jobs geschaffen.
Die jüngsten Daten stammen aus dem November, in dem es 263.000 neue Stellen waren (Link).

In Summe waren im November 3,15 Millionen mehr Menschen in den USA beschäftigt als noch ein Jahr zuvor.
Eine Krise sieht wahrlich anders aus.

Das Erstaunlichste an der ganzen Geschichte ist allerdings nicht, dass die Wirtschaft halbwegs rund läuft und der Arbeitsmarkt robust ist, obwohl die Leitzinsen ausserordentlich schnell erhöht wurden.
Das Erstaunlichste ist, dass gleichzeitig auch noch die Inflation rückläufig ist – inzwischen bereits den fünften Monat in Folge (Link).

Entwarnung auch in Deutschland?

Und auch in Deutschland scheint sich die Lage zu entspannen. Die Gasspeicher sind nicht zuletzt auch dank der milden Temperaturen aktuell zu über 90% gefüllt, von Blackouts spricht keiner mehr.

Die Arbeitslosenquote liegt seit Monaten stabil bei knapp über 5%. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im Jahresverlauf 2022 sogar gestiegen.

Seit Dienstag wissen wir, dass die Verbraucherpreise im Dezember zum Vorjahr „nur“ um 8,6% gestiegen sind. Erwartet wurden 9,1% nach zuletzt 10,0%.

Noch interessanter ist aus meiner Sicht aber die Tatsache, dass die Verbraucherpreise im Dezember 1,1% niedriger waren als noch im November. Das war vor allem darauf zurückzuführen, dass die Energiekosten für Heizöl, Gas & Co. wieder rückläufig waren.

Strom und Gas

Und mittel- bis langfristig ist mit einer weiteren Entspannung zu rechnen. Wir haben bereits heute eine recht genaue Vorstellung davon, wohin es mit den Energiepreisen geht.
Wer heute Futures für die Lieferung von Gas im Jahr 2023 kauft, zahlt zwischen 22,52 und 22,54 USD. Zeitweise lag der Preis bei über 300 USD und die Tendenz ist weiterhin fallend.

Dasselbe gilt für Strom. Der durchschnittliche Preis für eine Megawattstunde (EEX Future) mit Lieferung 2023 liegt aktuell bei 369 Euro, im Folgejahr bei 270 Euro und für 2025 sind es nur noch 180 Euro.

Damit sind natürlich nicht alle Probleme vom Tisch, aber es zeichnet sich eine gewisse Entspannung ab.
Und da über all die negativen Entwicklungen mehr als genug berichtet wird, wollte ich Ihnen auch die andere Seite der Medaille zeigen.

Nennen Sie mich einen unverbesserlichen Optimisten, aber vielleicht, nur vielleicht ist die Lage nicht so schlecht, wie man uns einreden will.

Chart vom 04.01.2023 – Kurs: 10.941 Kürzel: NQ - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 04.01.2023 – Kurs: 10.941 Kürzel: NQ – Wochenkerzen

Vielleicht werden Sie sich jetzt fragen, wer am stärksten profitieren würde, wenn die Krise ausbleibt.
Die Antwort darauf ist einfach. Natürlich genau die Sektoren, die aufgrund der aufziehenden Krise besonders stark abgestraft wurden:
Technologie, zyklische Konsumgüter und Kommunikation.

Als Anleger könnte man sich beispielsweise im Nasdaq umschauen. Der Nasdaq 100 steht heute nur unwesentlich höher als vor drei Jahren und müsste um 55% zulegen, um wieder das Allzeithoch zu erreichen.

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Auch zum Jahresende gab es kein Erbarmen: Der Nasdaq 100 wurde Mitte Dezember an seiner Abwärtstrendlinie abgewiesen, beendete das Jahr nahe am Jahrestief und unter der 1.000-Tage-Linie. Doch jetzt könnte der Wind drehen … wenn die Käufer ihre Chance nutzen!

Der Boden wäre bereitet für eine Aufwärtswende. Es ist zwar richtig, dass die Befürchtung, viele der grossen Hightech-Unternehmen könnten aufgrund ihres tendenziell recht hohen Verschuldungsgrads und ihrer Konsumnähe 2023 den massiven Druck auf die Unternehmensgewinne abbekommen, der 2022 noch mehrheitlich ausblieb oder moderat war, berechtigt ist, aber:

Wenn man sich ansieht, wie stabil der Dow Jones 2022 im Vergleich zum Nasdaq 100 daherkam, liesse sich unterstellen, dass im Hightech-Index schon sehr viel an „bad news“ eingepreist ist. Und wenn man sich ansieht, wie überkauft viele Aktien der „Old Economy“ sind, die man als vermeintlich sicheren Hafen wie wild einsammelte, wäre ein Jahreswechsel eine ideale Chance, dieses Ungleichgewicht ein wenig zu regulieren, indem man abgestürzte Technologieaktien bzw. ihren Leitindex einsammelt.

Und das wäre nicht nur rein von der fundamentalen Seite aus jetzt interessant, sondern auch aus chart- und markttechnischer Sicht. Denn die Charts machen klar: Wann, wenn nicht jetzt könnten sich die Bullen wieder zeigen?

Expertenmeinung: Dass der 2022 so immens schwach gelaufene Index diese Schwäche nicht kurz vor dem Jahresende würde beenden können, war zu vermuten. Denn die grossen Hedgefonds, die hier Short sind, würden sich ihre eigene Performance beschneiden, wenn sie ausgerechnet kurz vor dem Stichtag, an dem ihr Jahres-Ergebnis ermittelt wird, solche Positionen schliessen würden. Aber jetzt ist dieser Stichtag eben vorüber. Und der Nasdaq 100 hätte eine ideale Position, um durchzustarten.

Nasdaq Index Monatschart vom 30.12.2022, Kurs 10.939,76 Punkte, Kürzel NDX | Online Broker LYNX

Zum einen sehen wir im langfristigen Chart auf Monatsbasis, dass er sich zwar bis zum Jahresultimo nicht von den beiden langfristig entscheidenden Linien in Form der 2009 etablierten Aufwärtstrendlinie und der knapp darüber verlaufenden 1.000-Tage-Linie hatte lösen können. Aber diese Zone insgesamt, die hielt. Wann, wenn nicht jetzt wäre eine Chance, um sich nach oben abzusetzen? Zumal der Chart auf Tagesbasis zeigt, dass das 2022er-Verlaufstief vom Oktober (10.440 Punkte) noch hält, während der Index markttechnisch in der überverkauften Zone rangiert (hier im Chart unten der Stochastik-Oszillator).

Nasdaq Index Tageschart vom 30.12.2022, Kurs 10.939,76 Punkte, Kürzel NDX | Online Broker LYNX

Die Käufer könnten jetzt also Zeichen setzen. Aber ob diese Chance auch genutzt wird? Die ersten ein, zwei Handelswochen dieses neuen Jahres dürften das entscheiden. Wenn es gelingt, die zuletzt nicht bezwungene Januar 2022-Abwärtstrendlinie und idealerweise die knapp darüber, bei zuletzt 12.292 Punkten, verlaufende 200-Tage-Linie zu überwinden, wäre das Eis gebrochen. Dem vorzugreifen, wäre gewagt … den Nasdaq 100 jetzt engmaschig im Auge zu behalten, aber auf jeden Fall ratsam.