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Auf den ersten, stärkeren Verlusttag nach Erreichen eines neuen Rekordhochs im Nasdaq 100 folgten drei Handelstage mit einem sehr blutleer wirkenden Stabilisierungsversuch und gestern dann der nächste Schuss vor den Bug der Bullen. Aber wie muss man das werten?
Als Erstes könnte man sich fragen, wieso man auf einmal so aufgeregt wegen zwei schwächeren Tagen binnen fünf Handelstagen reagiert. Bei einem Index, der vorher in zwölf Wochen in der Spitze um fast 22 Prozent und von einem neuen Rekord zum nächsten gestiegen war. Schliesslich beträgt der Abschlag von dem am letzten Mittwoch bei 20.691 Punkten markierten Verlaufsrekord jetzt gerade einmal 4,3 Prozent. Also, so what?
Und dass da dann diejenigen Aktien unter den Hammer kommen, die diese Hausse vorher fast im Alleingang bestritten haben und dabei in der selben Zeit seit dem Zwischentief des 19. April um über 40 Prozent wie im Fall Apple oder gar um über 75 Prozent wie Nvidia gestiegen sind, ist ebenso normal. Da, wo „Speck dran“ ist, werden Gewinne mitgenommen, nicht dort, wo man nur auf ein paar magere Prozent Gewinn blicken kann. Erneut also die Frage: Wo ist das Problem?
Richtig ist zwar, dass die Eröffnung am Mittwoch mit einer Abwärtskurslücke erfolgte und der Nasdaq 100 dadurch die beiden nächstliegenden Supportlinien in Form der 20-Tage-Linie und des April-Hochs bei 19.980 Punkten unterbot. Und damit auch die runde Marke von 20.000, was aus psychologischer Sicht wie eine Niederlage wirken könnte, die grösser scheint, als sie eben in Wirklichkeit ist. Aber womöglich ist man dennoch nicht ganz ohne Grund nervös, denn:
Expertenmeinung: Diese Nasdaq-Hausse mit ihren brenzlig wenigen Zugpferden hatte, was diese Dauer-Rallye der grossen Mega-Caps, der „Magnificent Seven“ angeht, schon seit einiger Zeit die Bodenhaftung verloren. Und das dürfte sogar vielen weniger erfahrenen Anlegern bewusst sein. Nur war man sich sicher, dass man mit seinen Zweifeln womöglich alleine steht, denn die Kurse stiegen ja trotzdem immer weiter. Und dass man schon noch rechtzeitig aussteigen könne, wenn die anderen anfangen zu verkaufen. Bis dahin folgte man dem Trend, der indes nicht nur chart- und markttechnisch, sondern eben auch in Bezug auf den fundamentalen Unterbau immer problematischer wurde. Und jetzt sieht es auf einmal so aus, als könnten die Zweifel doch sinnvoll gewesen sein.
Dass der Nasdaq 100 am vergangenen Donnerstag so ohne jeden zwingenden Anlass ins Rutschen geriet, überraschte viele. Dabei ist das eher der Normalfall. Irgendwann fallen Gewinnmitnahmen deutlich grösser aus als das, was der Markt in diesem Moment gerade über Kauforders aufnehmen kann … das passiert einfach mal. Aber es schürt Unruhe, wenn man unterschwellig weiss, dass das Eis bei den am extremsten gestiegenen Aktien nicht mehr dünn, sondern gar nicht mehr da ist, denn KI-Hype hin oder her: Irgendwann pflegt ein vorauseilender Markt eben auch mal zurückzulaufen und auf Belege für die grossen Erwartungen zu warten.
Aber heisst das, der richtige Druck kommt erst noch? Dahingehend ist es entscheidend, ob das Gros derer, die aktuell massiv aktiv sind, gezielt agiert oder nur nervös auf die auf einmal rutschenden Kurse reagiert.
Ein Indiz gäbe es, das andeutet, dass da viele ganz genau wissen, was sie tun. Denn während gestern wieder einmal die „Dauerläufer“ der letzten Monate die Verliererliste anführten, fanden sich bei den wenigen Tagesgewinnern im Nasdaq 100 viele Aktien, die in der bisherigen Jahresperformance die stärksten Verlierer waren. Aktien wie Xcel Energy, KraftHeinz, Global Foundries oder Warner Bros. Zufall? Höchstwahrscheinlich nicht.
Es sieht so aus, als würden einige vermutlich grosse Akteure jetzt gezielt Risiko herausnehmen, indem sie bei stark gelaufenen Long-Trades den Gewinn kassieren und bei stark gelaufenen Short-Trades ebenso. Denn ob die Kurse der bisherigen Jahres-Verlierer stiegen, weil man auf einmal glaubt, dort wäre jetzt der dicke Gewinn zu holen oder ob da einfach nur von den Bären zuvor leer verkaufte Aktien zurückgekauft werden, um die Short-Positionen zu schliessen und so den Gewinn zu sichern, kann man im Chart nicht unterscheiden.
![Nasdaq 100: Tages-Chart vom 17.07.2024, Kurs 19.799,14 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX Nasdaq 100: Tages-Chart vom 17.07.2024, Kurs 19.799,14 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX](https://www.lynxbroker.ch/app/uploads/2024/07/20240718-nasdaq-100-tageschart-viel-rauch-um-noch-nichts.jpg)
Es kann also sehr gut sein, dass hier von denen, die besonnen agieren, sehr gezielt Risiko reduziert wird. Dann wäre der Abstieg des Nasdaq 100 an sich ein kontrollierter und könnte unter Kontrolle bleiben, die ganze Phalanx potenzieller Auffanglinien, die wir im Chart auf Tagesbasis sehen, insgesamt halten. Diese Überlegung hat allerdings eine Unbekannte, die es in sich haben könnte:
Und das sind die vielen wenig erfahrenen Anleger, die jetzt „ihre“ Aktien wegsacken sehen und nicht wissen, wie sie das einordnen und was sie tun sollen. Wenn die nicht die Ruhe bewahren … und dieses Risiko besteht bei unerfahrenen Anlegern nun einmal … kann die Sache dennoch aus dem Ruder laufen. Zumal wir im Chart auf Wochenbasis sehen können, dass die Entwicklung auf dieser mittelfristigen Zeitebene schon weit weniger harmlos aussieht.
![Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 17.07.2024, Kurs 19.799,14 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 17.07.2024, Kurs 19.799,14 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX](https://www.lynxbroker.ch/app/uploads/2024/07/20240718-nasdaq-100-wochenchart-viel-rauch-um-noch-nichts.jpg)
Denn da würde, sollte der Index sich nicht heute und/oder morgen wieder fangen, ein bärischer Abendstern im Chart entstehen, der den Nasdaq 100 zu allem Überfluss auch noch in den vor zwei Wochen nach oben verlassenen Aufwärtstrendkanal zurückdrücken und so aus dem Overshooting eine Bullenfalle machen würde.
Bislang ist noch nichts wirklich angebrannt. Aber wenn zu viele glauben, dass es eben doch lichterloh brennt und in Panik geraten, wird aus einem etwas sportlicher verlaufenden Rücksetzer ganz schnell mehr. Es ist ein Nervenspiel, das jetzt läuft. Und wir wissen: Wenn es emotional wird, ist nichts unmöglich, daher kann man nur jedem, der hier aktiv ist, raten, sich in Ruhe und rechtzeitig zu überlegen, was man wann und unter welchen Umständen zu tun gedenkt.
Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2024? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top Flop – MDAX Top Flop – Euro Stoxx Top Flop – Dow Jones Top Flop – Nasdaq 100 Top Flop
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