Wer glaubt, bei Quantum Computing Inc. in die Zukunft zu investieren, kauft in Wahrheit … ja, was denn eigentlich?
Meilenweit entfernt
Erfahrene Anleger haben über die Jahre hinweg etliche Hypes erlebt. 3D-Druck, Marihuana, Lithium, Wasserstoff, Brennstoffzellen, Metaverse und was nicht noch alles. Die Muster sind immer dieselben.
Es wird auf das gigantische Potenzial verwiesen, das tatsächlich oder zumindest theoretisch vorhanden ist, die Bewertungen gehen komplett durch die Decke und am Ende kommt es zu einem totalen Kollaps.
Bei Quantencomputer-Aktien wird es genauso laufen. Das Potenzial ist wie in allen zuvor genannten Beispielen vorhanden, aber keiner kann sagen, wer in diesem Rennen als Sieger vom Spielfeld geht und wann das geschehen wird.
Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird einer der finanzstarken Akteure in diesem Bereich als Sieger hervorgehen, womöglich wird es Alphabet, IBM oder Microsoft sein. Aktuell gilt Alphabet als führend, doch selbst dort ist man meilenweit von einer kommerziellen Lösung entfernt.
Google hat im Dezember 2024 einen Meilenstein erreicht, indem es 105 Qubits mit einer akzeptablen Fehlerquote realisierte, doch selbst Google schätzt, dass mindestens 1.457 Qubits für zufriedenstellende Leistungen und 10.000 Qubits für eine Kommerzialisierung erforderlich sind.
Die technische Komplexität von Quantencomputing nimmt mit jedem zusätzlichen Qubit exponentiell zu, was den Fortschritt extrem schwierig macht.
IBM erwartet, dass es noch fünf bis zehn Jahre dauern wird, bis nennenswerte Umsätze erzielt werden können.
Milliarden-Hype ohne Substanz
Bis dahin dürften das Anlegerinteresse längst verflogen und die Kurse kollabiert sein.
Quantum Computing Inc. ist in diesem zum Untergang verdammten Sektor jedoch ein besonders faules Ei, mit einer ganz besonderen Geschichte.
Das Unternehmen wurde ursprünglich im Jahr 2001 unter dem Namen „Ticketcart Inc.“ gegründet und war ein Anbieter von wiederaufbereiteten Tintenpatronen. Das Geschäft war nie profitabel, daher übernahm man im Jahr 2007 einen Getränkevertrieb und änderte den Namen in „Innovative Beverage Group Holdings“.
Dieses Geschäft war auch nie profitabel und wurde 2013 eingestellt. Ab 2017 folgten gerichtliche Auseinandersetzungen und Vorwürfe von Betrug und Pflichtverletzung.
Im Februar 2018 benannte man sich schlussendlich in Quantum Computing Inc. um. Um der Unternehmenstradition treu zu bleiben, war auch dieses Geschäft niemals profitabel – und zwar nicht mal annähernd.
Für die Produkte von Quantum Computing Inc. scheint es schlichtweg keinen Markt zu geben. Im letzten Quartal lag der Umsatz bei 39.000 USD. Ja, Neununddreissig Tausend Dollar.
Der Bäcker bei Ihnen um die Ecke erzielt einen höheren Umsatz.
Quantenfantasie oder eher Börsenbetrug?
Der Grund dafür ist einfach: Es gibt weitaus günstigere Konkurrenten. Die „Dirac-3“-Quantenmaschine von Quantum Computing Inc. kann für 1.000 USD pro Stunde gemietet werden, das möchte aber niemand, denn die Angebote von IonQ sind sehr viel günstiger.
Nochmal: Quartalsumsatz 39.000 USD. Es fehlen keine Nullen. Neununddreissig Tausend Dollar.
Aber es wird noch schlimmer. In den letzten Jahren kam es mehrfach zu Prüfungsproblemen und Verzögerungen bei der Veröffentlichung von Quartalsberichten. Darüber hinaus mussten die Zahlen rückwirkend korrigiert werden, nachdem Missstände entdeckt wurden.
Bereits mehrfach kam es zu einer „Going-Concern“-Warnung durch Wirtschaftsprüfer, also zu Zweifeln an der Fortführung des Unternehmens.
Das einzig Positive an Quantum Computing Inc. ist der Umstand, dass das Unternehmen nur 34 Vollzeitbeschäftigte hat. Das hält die Verluste in Grenzen. Wie sich diese kleine Truppe gegen Forscherteams aus aller Welt durchsetzen will, die teilweise Milliardenbudgets haben, kann wohl niemand rational erklären.
Insider können ihr Glück kaum fassen
Die jüngsten Aktivitäten des Managements verstärken die Skepsis. Im April 2025 trat der langjährige CEO unerwartet zurück, ohne dass ein Grund genannt wurde. Kurz darauf hat der Interims-CEO und „Chief Quantum Officer“ 500.000 Aktien verkauft.
Den Insidern ist vollkommen klar, dass das Unternehmen masslos überbewertet ist. Daher werfen sie im grossen Stil Aktien auf den Markt.
Die Verkäufe haben bereits im März bei 8,48 USD begonnen. Seitdem haben der ehemalige CEO, der aktuelle CEO, der CFO und eine Handvoll anderer Insider etliche Verkäufe getätigt. Vermutlich können sie ihr Glück selbst nicht fassen, dass sie die Aktien zu derartigen Preisen loswerden.
Quantum Computing Inc. kommt mit einem Quartalsumsatz von Neununddreissig Tausend Dollar auf einen Börsenwert von 3 Milliarden Dollar.
Bevor all dieser Irrsinn begonnen hat, lag der Kurs von Quantum Computing Inc. unter 1,00 USD – und dorthin wird er auch wieder zurückkehren.
Bis es so weit ist, wird man so viele Aktien auf den Markt werfen, wie nur irgendwie möglich. Auf Jahressicht hat sich die Zahl der ausstehenden Aktien von 81,9 auf 153 Millionen Stück nahezu verdoppelt.
Die Insider werden Millionen abgreifen, die Zeche zahlen die Anleger. Der Wert des Unternehmens liegt aus meiner Sicht bei unter null.

Der zukünftige Kursverlauf dürfte ähnlich aussehen wie der Kursverlauf nach dem letzten Hype im Jahr 2021.