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Airbus wurde am Donnerstag zum DAX-Tagessieger. Mit +4,91 Prozent schloss die Aktie am Tageshoch und über einer Charthürde, an der sie anderthalb Jahre lang mehrfach abgedreht hatte. Der Haken: Die auslösenden Nachrichten waren eigentlich gar nicht so gut.
Würde nur zählen, was war, müsste man sich über diesen charttechnischen Befreiungsschlag nicht wundern. Denn obwohl der Flugzeugbauer die selbst angepeilte Zahl an auszuliefernden Maschinen im Vorjahr wegen Materialengpässen leicht verfehlte, wuchs der Konzern kräftig. Der Umsatz stieg gegenüber 2021 um 12,7 Prozent, der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) legte um 15,6 Prozent zu, netto blieb immerhin ein knappes Prozent mehr in der Kasse. All das war besser als das, was die Analysten im Schnitt im Vorfeld erwartet hatten. So gesehen wäre das schon einen charttechnischen Befreiungsschlag wert. Doch es zählt eben weniger das, was war, als das, was kommt.
Und mit seinem Ausblick auf 2023 bäckt Airbus kleinere Brötchen als von den Experten gedacht. Die Zahl von Flugzeugen, die man 2023 ausliefern will, wurde mit 720 beziffert, die Analysten-Prognose hatte bei 750 gelegen. Und das EBIT sieht Airbus 2023 bei 6,0 Milliarden Euro. Das wären gerade einmal knapp sieben Prozent mehr als 2022, die Analysten hatten im Durchschnitt 6,37 Milliarden erwartet. Kein allzu ermutigender Ausblick also. Und, nüchtern betrachtet, mager genug, um sich über diesen fulminanten Kursanstieg zu wundern.
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Expertenmeinung: Es wäre zwar möglich, dass die Akteure mit den Käufen auf die Meldung reagierten, dass Airbus ein Gebot für eine nennenswerte Beteiligung an einem Cyber-Sicherheitsunternehmen abgegeben hat. Da könnte man Synergieeffekte vermuten, allerdings war in den Meldungen offen geblieben, wie viel Airbus da bietet, zumal der französische IT-Konzern ATOS, mit dem gesprochen wird, klar machte, dass die Sache ergebnisoffen ist. Ansonsten hätten die Bullen indes keine Argumente, um ausgerechnet an dem Tag, an dem ein magerer Ausblick auf den Tisch kommt, so zuzugreifen. Kann es andere Gründe geben?
Da heute an der Terminbörse der monatliche Abrechnungstermin stattfindet, muss man mit Blick darauf zumindest einkalkulieren, dass er eine nicht unwichtige Rolle gespielt haben könnte. Denn wenn einige, die bei einem Kurs der Aktie über der gestern nunmehr überwundenen, hartnäckigen Widerstandszone 120/121 Euro gut fahren, am gestrigen Morgen gezielt den Ausbruch versucht haben sollten, hätte ihnen diese Gemengelage Rückenwind gegeben. Denn wer bei Airbus Short war, hätte natürlich über dieser Zone, an der die Aktie seit Sommer 2021 mehrfach nach unten abdrehte, einen Stop Loss platziert, d.h. die Bären hätten durch einen solchen Anstieg Leerverkäufe eingedreckt. Was den Anstieg genauso intensiviert hätte wie Käufe derer, die ohne genauen Blick auf die Zahlen einfach auf dieses rein charttechnisch betrachtet ja bullische Signal Long gegangen sind.
Es kann also durchaus sein, dass der Terminmarkt Basis dieser überraschend positiven Kursreaktion war. Was nicht heisst, dass dieser Ausbruch zur Bullenfalle werden muss. Aber es könnte passieren. Es wäre deshalb auf jeden Fall zu überlegen, Gewinne in bestehenden Long-Positionen eng, knapp unterhalb dieser jetzt überwundenen Chartzone 120/121 Euro, abzusichern und sich mit Blick auf den eher mageren Ausblick zweimal zu überlegen, ob man diesem Anstieg mit einem Neueinstieg noch hinterherlaufen möchte.

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