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Es gibt Unternehmen, die als sichere Nummer gelten. Das geht so lange, bis sich herausstellt, dass das doch nicht der Fall ist. So war es leider auch bei 3M.
Trügerische Sicherheit
Das Unternehmen galt als grundsolide, stark diversifiziert und ist nicht sonderlich konjunkturanfällig. Anleger schätzen die starke Produktpalette, namhafte Marken und starke Geschäftsentwicklung.
Der Kurs ist dennoch von 260 auf 102 USD abgestürzt.
Von dem Gedanken, dass es an der Börse wirkliche Sicherheit gäbe, muss man sich also verabschieden. Die Zukunft ist ungewiss und früher oder später sieht sich jedes Unternehmen mit Problemen konfrontiert.
Das ist aber kein Beinbruch, ganz im Gegenteil. Daraus ergeben sich regelmässig Chancen. Denn die meisten Anleger haben kein Interesse an Unternehmen, die gerade in Schwierigkeiten stecken.
Das gilt umso mehr, wenn der Chart so aussieht wie der von 3M.

Die Kurse kennen seit Monaten nur eine Richtung. Die Aktie befindet sich eindeutig in einem Abwärtstrend und mit Unterschreiten von 107 USD wurde ein neues Verkaufssignal ausgelöst.
3M ist ein fallendes Messer. Man kann schon verstehen, dass die meisten Anleger die Aktie nicht anfassen wollen.
Doch vielleicht übersehen sie dabei etwas.
Zum Beispiel, dass die Aktie am unteren Ende des Abwärtstrendkanals und einer zentralen Unterstützungszone angekommen ist.
65 Jahre
Ist es nicht eine Binsenweisheit, dass man Aktien von guten Unternehmen kaufen soll, die vorübergehende Schwierigkeiten haben?
Jeder Börsianer weiss, dass das eine erprobte und erfolgreiche Strategie ist.
Wenn man es aus dieser Perspektive betrachtet, könnte 3M plötzlich interessant sein. Das gilt umso mehr, wenn man weiss, dass das Unternehmen auf eine mehr als hundertjährige Geschichte zurückblicken kann.
In dieser Zeit hat 3M schon so einige Krisen überstanden und ist am Ende stärker daraus hervorgegangen.
Das Unternehmen hat es bereits vor vier Jahrzehnten zum Dividendenaristokraten gebracht und die Dividende sagenhafte 65 Jahre in Folge erhöht. So eine Serie gibt man nicht leichtfertig auf.
Aktuell liegt die Dividendenrendite bei 5,91%. 3M bietet somit mehr als dreimal so viel Dividende wie die durchschnittliche Aktie im S&P 500.
Bald 6% Dividende?
Darüber hinaus ist die Dividende gut finanziert. Man darf also davon ausgehen, dass sie nicht nur beibehalten, sondern wie gewohnt weiter erhöht wird.
Trotz all der Probleme, die wir gleich noch genauer thematisieren werden, verdient 3M gutes Geld.
Im laufenden Geschäftsjahr dürfte das Ergebnis zwar um 14% auf 8,65 USD je Aktie sinken, doch anschliessend werden wieder jährliche Gewinnsteigerungen von 7-12% erwartet.
Können diese Prognosen erfüllt werden, dürfte sich das Sentiment wieder spürbar aufhellen und höhere Bewertungen wären möglich.
Aktuell kommt 3M auf eine forward P/E von 11,7.
In der Vergangenheit lag die P/E von 3M meistens zwischen 15 und 20. Unterstellt man, dass die Prognose für das kommende Jahr erfüllt wird und die P/E wieder auf 15 steigt, ergibt sich daraus ein Kursziel von 144,75 USD.
Auf den ersten Blick scheint das etwas hoch gegriffen, immerhin entspräche das einem Potenzial von über 40%. In Anbetracht der Tatsache, dass die Aktie kürzlich noch weit höher notiert hat und der Abwärtstrendkanal sogar Raum bis 170 USD bieten würde, ist dieses Ziel aber sicherlich nicht übertrieben.
Solche Probleme möchte man nicht
Aber selbstverständlich ist es nicht grundlos zu dem Kursabsturz gekommen. 3M kämpft mit einer Klagewelle, die den Konzern im schlimmsten Fall wohl einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten könnte.
Bereits vor einigen Monaten gab es Klagen wegen mutmasslich defekter Hörschutzgeräte.
Jüngst sieht man sich auch noch mit Vorwürfen konfrontiert, wonach Chemikalien (PFAS) von 3M das Trinkwasser verunreinigt haben.
Man kann und darf damit rechnen, dass sich die jeweiligen Prozesse über Jahre hinweg ziehen werden.
3M hat dafür bereits Milliarden-Rückstellungen gebildet und die Produktion eingestellt.
Einem Bericht von Bloomberg zufolge könnten die PFAS-Klagen den Konzern bis zu 40 Mrd. USD kosten.
Dieses Thema dürfte ebenfalls sehr viele Anleger abschrecken und das zurecht.
Worst-Case
Nehmen wir an, das Worst-Case-Szenario tritt ein. In diesem Fall wird 3M jährlich die stattliche Summe von 1,3 Mrd. USD zahlen müssen.
Das ist eine Menge Geld, es entspricht allerdings „nur“ 22% des Konzerngewinns. Dem steht ein Kurssturz von über 60% entgegen.
Ein Blick auf den Börsenwert ergibt ein ähnliches Bild. Die Marktkapitalisierung ist um 87 Mrd. USD eingebrochen, also mehr als das Doppelte der möglichen Kosten. Und in dieser Rechnung wurde noch nicht mal berücksichtigt, dass die Kosten über einen langen Zeitraum anfallen und daher abdiskontiert werden müssten.
Das Interessanteste an der Geschichte ist allerdings, dass die Probleme um die PFAS seit geraumer Zeit bekannt sind. Bereits 2010 wurde man vom US-Bundesstaat Minnesota verklagt und zahlte am Ende eine Strafe von 850 Mio. USD.
Abschliessend könnte man die Situation von 3M vielleicht wie folgt zusammenfassen:
Die Sache ist so haarig, dass ich fast schon Beklemmungen bekomme, wenn ich an die Klagen denke.
Schlimmer kann es kaum kommen, doch das ist eine gute Nachricht. Ist das Worst-Case-Szenario bereits eingepreist und das Sentiment am absoluten Nullpunkt, kann es fast nur noch zu positiven Überraschungen kommen.
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