S&P 500 Prognose S&P 500: Ausfall der Bullen … schaffen sie den Befreiungsschlag?

News: Aktuelle Analyse des S&P 500 Index

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Das Chartbild des S&P 500 liess dem mit dem Rücken zur Wand stehenden bullischen Lager keine Wahl: Sie mussten einen Ausfall wagen, ansonsten wäre das Risiko, mit Mann und Maus unterzugehen, mit Händen greifbar gewesen. Der Gegenangriff gelang – aber reicht das aus?

Wenn wir uns den Chart des marktbreiten S&P 500 auf Tagesbasis ansehen wird klar: Die Kursgewinne vom Donnerstag und Freitag waren mehr „offensive Defensive“ als alles andere. Die Frage ist, ob man sie bereits als erfolgreich einordnen darf.

S&P 500: Tages-Chart vom 09.08.2024, Kurs 5.344,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 09.08.2024, Kurs 5.344,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Am 1. August fiel der S&P 500 zum dritten Mal innerhalb weniger Tage auf die im Herbst 2023 etablierte Aufwärtstrendlinie zurück. Einmal zu viel: sie brach am 2. August, mit ihr die zuvor als zuverlässiger Leitstrahl der Bullen fungierende 50-Tage-Linie. Dieser 2. August drückte den Index auf die 100-Tage-Linie, die aber nur an diesem Tag hielt. Am vergangenen Montag, den 5. August, brach auch sie. Und an diesem Tag gelang es nicht, das herbe Minus im Index nennenswert einzugrenzen.

Das wurde dann am Dienstag versucht, aber nachdem das Gap vom Freitag auf den Montag geschlossen wurde, kamen sofort Verkäufe auf. Zweiter Versuch am Mittwoch: Der ging noch massiver schief, der S&P 500 eröffnete weit im Plus, nur um dann doch im Minus zu schliessen. Das hätte reichen können für die nächste Verkaufswelle. Zweimal Gegenwehr, zweimal kam nichts dabei heraus: Ein weiterer Tag dieser Couleur hätte den Index an und womöglich unter das bisherige Korrekturtief von 5.119 Punkten drücken können. Was aber aus Sicht der Bullen keinesfalls passieren durfte, aus zwei Gründen:

Den aktuellen Kurs und Chart des S&P 500 sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Erstens, weil ihnen mehrheitlich klar sein dürfte, dass die aktuelle wirtschaftliche Perspektive der USA nach Druck auf die Unternehmensgewinne aussieht. Und der S&P 500 mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 28 auf Basis der tatsächlich gemeldeten Gewinne der letzten vier Quartale (und nicht auf Basis von Analystenschätzungen für zukünftige Quartale) hoch bis zu hoch bewertet ist. Zweitens, weil das langfristige Chartbild auf Monatsbasis nach dem „Doji“, den der Juli generiert hatte und dem angedeuteten Doppeltopp des sogar auf dieser langfristigen Zeitebene überkauften RSI-Indikators im Fall eines markant schwachen Augusts einen noch schwächeren September nach sich ziehen könnte.

S&P 500: Monats-Chart vom 09.08.2024, Kurs 5.344,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 09.08.2024, Kurs 5.344,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Also packte man die Brechstange aus: Der S&P 500 musste rauf, um jeden Preis weg von dem Korrekturtief. Das gelang erst einmal. Und ein potenzieller Vorteil ist, dass der S&P 500 auf Tagesbasis beim RSI-Indikator die überverkaufte Zone touchiert hat, was oft eine gute Ausgangsbasis für einen neuen Aufwärtsimpuls ist, so auch Ende Oktober 2023 und im April dieses Jahres. Oft, aber nicht immer. Denn schon Anfang Oktober 2023 gab es eine solche Berührung des „Oversold“-Bereichs … und dennoch markierte der Index ein weiteres Tief, erst im zweiten Anlauf begann dann die grosse Rallye.

Das bärische Lager könnte mit dem Stand des Freitags überrumpelt sein. Aber nicht einmal das sollte man als sicher annehmen, denn in solchen Fällen kommt die bärische Gegenwehr erst wieder, wenn die Bullen sich wieder sicher fühlen und es sich für die Short-Seller richtig lohnt. Und das wäre erst ein Stückchen über dem Freitags-Closing der Fall.

Sie sehen, dass da noch ein Gap, d.h. eine Abwärts-Kurslücke offen wäre, die man schliessen könnte/müsste. Nicht, das so etwas rein von der Logik her zwingend wäre, aber es ist so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz der Trader, dass offene Kurslücken Kursziele von Gegenbewegungen sind, bevor der Trend sich in der vorherigen Richtung fortsetzt.

Diese Kurslücke entstand zwischen dem 1.8. und 2.8. und reicht bis 5.447 Punkte nach oben. Genau dort verläuft auch momentan der alte Leitstrahl des bullischen Lagers, die 50-Tage-Linie. Dorthin bzw. knapp darüber an die Oktober 2023-Trendlinie bei aktuell 5.480 Punkten könnte eine Gegenbewegung führen. Erst, wenn der S&P 500 klar darüber schliesst, wäre hier mehr gelungen als ein Ausfall der belagerten Bullen. Bis dahin aber täte man gut daran, diesen vermeintlichen Boden als das einzuordnen, was er bislang noch ist: wacklig.

Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2024? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top FlopMDAX Top FlopEuro Stoxx Top FlopDow Jones Top FlopNasdaq 100 Top Flop

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Vorherige Analysen des S&P 500 Index

In China brennt die Hütte, in Europa läuft es mittelprächtig und die US-Wirtschaft kühlt sich ebenfalls ab. Stehen uns böse Überraschungen bevor?

Wie lange kann das noch gutgehen?

In den letzten Wochen haben etliche Unternehmen schwache Zahlen gemeldet, ihre Prognosen gesenkt oder Probleme signalisiert.
In Europa trifft das gefühlt auf nahezu jedes Unternehmen zu, vor allem auf diejenigen, die ein China-Exposure aufweisen.

Wenn die Wirtschaft in China nicht rund läuft, und das dürfte sicher sein und sich die Konjunktur in Europa ebenfalls abkühlt, wie lange kann sich die USA dann noch diesem Abwärtstrend entziehen?

S&P500 Index: Chart vom 16.07.2024, Kurs: 5.643 - Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P500 Index: Chart vom 16.07.2024, Kurs: 5.643 – Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Bisher wird dieses Problem an der Börse vollkommen ignoriert. Der S&P 500 feiert die anstehenden Leitzinssenkungen mit einem neuen Allzeithoch.
Das ist einerseits verständlich, doch es wäre möglich, dass die FED bereits „behind the curve“ ist.

Ist es für die FED schon zu spät?

Es ist verständlich, dass man zunächst sicher sein wollte, dass die Inflation auch nachhaltig gesunken ist.
Doch das bringt auch Gefahren mit sich.

Sollte sich die Wirtschaft jetzt spürbar abkühlen oder sogar in Richtung Rezession tendieren, wird man nicht mehr rechtzeitig reagieren können, denn es dauert einige Monate, bis Leitzinssenkungen ihre Wirkung entfalten.

Darüber hinaus würde es, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, nicht ausreichen, den Leitzins um 1-2 Schritte zu senken.
Das zieht die Sache weiter in die Länge.

Die Erwartungen sind zu hoch

Eine ganze Reihe von US-Unternehmen hat bereits Quartalszahlen vorgelegt. In den meisten Fällen wurden die Erwartungen übertroffen, die Wachstumsraten waren aber eher verhalten.

Trotzdem geht man derzeit davon aus, dass die Unternehmen im S&P 500 ihren Gewinn in diesem Jahr durchschnittlich um 9% steigern werden.
Um das zu erreichen, müsste sich die konjunkturelle Lage im Jahresverlauf aufhellen.

Wie das mit der aktuellen Lage zusammenpassen soll, kann wohl niemand beantworten.
Die meisten Indikatoren zeigen zur Unterseite das schon länger.
Im dritten Quartal 2023 lag das US-Wirtschaftswachstum noch bei 4,9%. Im Schlussquartal waren es 3,4% und im ersten Quartal 2024 nur noch 1,4%.

Der Trend zeigt zur Unterseite – auch in den USA

Die Atlanta FED musste ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum in Q2 in den letzten Wochen mehrfach nach unten revidieren, in Summe von über 4% auf 2%.
Ein Wirtschaftswachstum von 2% ist noch weit entfernt von einer Rezession, aber die Richtung zeigt abwärts.

Dafür sprechen auch die Mitteilungen vieler Unternehmen. Laut JP Morgan ist die Kreditnachfrage gedämpft. Maersk, Pepsi, Fastenal, L’Oreal verweisen auf zurückhaltende Kunden und eine schwache Nachfrage.
Nike musste die Prognose zusammenstreichen, ebenso wie General Mills, Dassault, Pfeiffer Vacuum, Swatch, Hugo Boss und so weiter.

All das innerhalb weniger Wochen. Wirklich positive Überraschungen gab es hingegen kaum.
Hält dieser Trend an, ist vollkommen klar, wie es um die Konjunktur steht.

Diese Woche legen mehr als 10% aller Unternehmen im S&P 500 Quartalszahlen vor. Danach werden wir ein gutes Bild davon haben, wie es um die meisten Unternehmen steht.

Die Weltwirtschaft kühlt sich ab, doch der S&P 500 erreicht neue Höchststände. Steht die Rallye auf tönernen Füssen, oder geht das so weiter?

Noch nie dagewesen

Die aktuelle Lage ist mit nichts vergleichbar, was wir in den letzten 20 Jahren erlebt haben, und ich finde auch keine historische Referenz.
Die Wirtschaft läuft weltweit eher mittelprächtig, in den USA kühlt sie sich gerade ab und wie schlecht es in China aussieht, können wir nur erahnen. Wie es um Europa oder Deutschland steht, wissen wir leider allzu gut.

Die offiziellen Inflationsdaten sind drastisch gesunken, doch durch die Preissprünge ab 2020 hat ein massiver negativer Vermögens- und Kaufkraftverlust stattgefunden.
Es hilft den Menschen herzlich wenig, dass die Inflation jetzt wieder bei 2 % liegt, wenn sie so viel verdienen wie 2019 – aber alles 30 % mehr kostet.

Das ist auch der Hauptgrund dafür, warum überall auf der Welt radikale Parteien Zulauf erhalten. Den meisten Menschen geht es heute finanziell wesentlich schlechter als 2019.

Die Kaufkraft ist implodiert. Bei vielen Unternehmen ist die Lage umgekehrt, sie haben die Situation genutzt und die Preise überproportional erhöht. Die Margen von vielen Unternehmen sind heute deutlich höher als 2019.

Die Situation wurde ausgenutzt

So manch ein Mauerblümchen hat dank der Vorgänge eine wahre Renaissance erlebt und bei den grossen Unternehmen wie Microsoft, Apple, Nvidia, Alphabet oder Amazon sprudeln die Gewinne regelrecht.

Daher steigt der Markt auch unaufhörlich. Die Sorgen, die 2022 noch vorherrschten, sind längst Geschichte. Die Mega-Krise, die medial heraufbeschworen wurde, kam nie.

Stattdessen hat der S&P 500 eine massive Rallye hingelegt und ein neues Allzeithoch markiert. Wer Buy & Hold betreibt, kann sich freuen, die meisten anderen Anleger dürften jedoch in die Röhre schauen.
Das ist nur einer der vielen Gründe, warum ich immer wieder zu Buy & Hold rate.

Es stellt sich nur die Frage, ob die Rallye langsam am Ende der Fahnenstange angekommen ist.
Als antizyklischer Investor würde ich mich über einen Crash freuen, doch danach sieht es aktuell nicht aus.

Abgesehen von der Möglichkeit eines schwarzen Schwans, also einem unvorhersehbaren Schock, spricht nicht sonderlich viel für sinkende Kurse. Mit dieser Meinung stehe ich vermutlich allein da, doch das spricht umso mehr dafür, dass die Einschätzung richtig ist.

Ist der Markt zu hoch bewertet?

Wie komme ich zu dieser Einschätzung? Es ist zwar vollkommen richtig, dass der S&P 500 hoch bewertet ist, jedoch nicht so hoch, dass das zwangsweise eine Rallye verhindern würde.
Kurzfristig scheren sich Anleger keinen Deut darum, ob die P/E einer Aktie bei 20 oder 25 liegt, und daher gilt dasselbe auch für den Index – er ist ja nur eine Reflexion seiner Teile.

Darüber hinaus soll der Gewinn des S&P 500 in diesem und im kommenden Jahr jeweils um 13-14 % steigen.
Die enormen Gewinnsteigerungen sind vor allem auf Megacaps wie Microsoft oder Nvidia zurückzuführen.

Daher ist die Marktbreite auch sehr gering. In der Vergangenheit war das meistens ein Warnzeichen, heute ist es schlichtweg eine Reflexion der wirtschaftlichen Realitäten:
Eine kleine Gruppe von Unternehmen erwirtschaftet einen immer grösseren Teil aller Gewinne.

Warum sollten die Kurse sinken?

Daher müssen sich die Bären die Frage stellen, warum die Kurse sinken sollten, wenn die Gewinne stark überdurchschnittlich steigen.

Hinzu kommt der Umstand, dass die Leitzinsen mittelfristig sinken sollten, was Aktien zusätzlichen Auftrieb beschert.
Das ist übrigens keine Theorie. Jeder vernünftige Fonds arbeitet mit Bewertungsmodellen, die eine Diskontierung beinhalten. Je niedriger die Zinsen, desto niedriger ist die Diskontierung und desto höher ist der Wert von Unternehmen.

Ein weiterer Faktor ist die Stimmung und Positionierung von Privatanlegern. Fear & Greed steht auf „neutral“, obwohl der Markt am Allzeithoch notiert.
Hochs werden in der Regel ausgebildet, wenn „extreme greed“ vorherrscht.

Andere Sentiment-Indikatoren sehen ähnlich aus. Von Extremwerten, wie sie regelmässig an Hochs erreicht werden, keine Spur.

S&P 500 Index: Chart vom 08.07.2024, Kurs: 5.567 USD - Kürzel: SPX | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Chart vom 08.07.2024, Kurs: 5.567 USD – Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Die Chancen stehen daher nicht schlecht, dass die Rallye vorerst weitergeht.

Ein weiterer Faktor bestärkt diese These:
Der Markt mag hoch bewertet sein und am Allzeithoch stehen, doch es gibt nach wie vor erstaunlich viele attraktiv bewertete Unternehmen.
Das unterscheidet die aktuelle Rallye beispielsweise von der Lage Ende 2021. Damals gab es so gut wie keine Aktien mehr, die nicht überbewertet waren.

Aus rein charttechnischer Sicht hätte der S&P 500 noch solide vier Prozent Luft bis zur oberen Begrenzung seines im letzten Herbst etablierten Aufwärtstrendkanals. Aber die Charttechnik ist nur ein Aspekt von mehreren, die den Trend bestimmen. Und andere Aspekte sind kritisch.

Ende April drehte der marktbreite S&P 500 auf der 100-Tage-Linie nach oben, Ende Mai dann auf der 50-Tage-Linie. Das unterstreicht, dass das bullische Lager hier bislang nichts anbrennen lässt. Zugleich wäre bis zum oberen Ende des Ende Oktober 2023 etablierten Aufwärtstrendkanals wie gesagt noch ein gutes Stück Spielraum vorhanden.

S&P 500: Tages-Chart vom 03.07.2024, Kurs 5.537,02 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 03.07.2024, Kurs 5.537,02 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Im überkauften Bereich rangiert der S&P 500 zwar schon jetzt. Und das nicht nur auf Tages-, sondern auch auf Wochen- und sogar auf Monatsbasis. Überkaufte Zustände sind alleine aber kein Argument, um eine Hausse zu beenden. Solange das Aufwärts-Momentum stark bleibt, bleiben die technisch orientierten Trader am Ball. Die Risiken liegen woanders, nicht im Chart.

Expertenmeinung: Der S&P 500 ist eine Art „Getriebener“, gezogen von den auch hier gelisteten und den Nasdaq 100 fast im Alleingang von einem Hoch zum anderen ziehenden Mega-Caps im Technologiesektor. Das hat ihn zuletzt auf neue Rekorde getragen, während der Dow Jones bis dato in einer Seitwärts-Range festsitzt. Dadurch ist die Marktbreite des Aufwärtstrends ungewöhnlich dünn. Vor dem gestrigen Feiertag lag die Zahl der neuen 52-Wochen-Hochs nur um 19 über den neuen Tiefs. Am Ende des vorherigen Rallye-Impulses Ende März lag die Indikation zeitweise über 100. Wenn nur wenige Aktien einen Trend tragen, ist das immer riskant, vor allem, wenn die „Zugpferde“ bereits extrem gelaufen, teuer bewertet und überkauft sind.

Das führt auch dazu, dass die Bewertung des S&P 500 ungewöhnlich hoch ist. Basierend auf den Gewinnen der in ihm enthaltenen Unternehmen über die letzten vier Quartale liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis momentan bei 24,05 und damit 22 Prozent höher als vor einem Jahr.

Zugleich werden die Konjunkturdaten zügig negativer. Es scheint, als habe der hohe Zinslevel jetzt doch noch seine bremsende Wirkung erzielt. Das dürfte Druck auf die Gewinne auslösen. Was wiederum viele Analysten bereits realisieren, nur die Bullen am Markt offenkundig noch nicht. Das durchschnittliche Kursziel von 50 befragten US-Marktstrategen für den S&P 500 liegt für Ende 2024 bei 5.302 Zählern. Und diese Umfrage wurde gerade erst vor zwei Wochen abgeschlossen. Damit bewegt sich der Index zur Halbzeit des Jahres fast viereinhalb Prozent über dem Konsens-Ziel der Experten für Ende Dezember.

Und was die politische Bühne angeht, mag man es verdrängen, wie man will, aber: In vier Monaten findet die Wahl statt, in der die US-Bürger laut aktuellem Stand die Wahl zwischen zwei alten Männern haben, denen das jeweils gegnerische politische Lager komplett die Fähigkeit abspricht, das Land führen zu können.

S&P 500: Monats-Chart vom 03.07.2024, Kurs 5.537,02 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 03.07.2024, Kurs 5.537,02 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Diese Gemengelage steht einem bislang tadellos bullischen Chartbild gegenüber. Das nicht von heute auf morgen bärisch werden müsste, immerhin sind die Belastungsfaktoren nicht brandneu und konnten auch bisher ignoriert werden. Klar ist indes, dass der alte Spruch „der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht“ hier perfekt passt. Was tun?

Wer nicht gezielt spekulativ antizyklisch agieren will und dafür die nötige Erfahrung nebst starken Nerven mitbringt, folgt dem Trend … aber mit dem in einem solchen Gesamtbild zwingend nötigen „Fallschirm“. Aktuell wäre es die massive, aus 50-Tage- und 100-Tage-Linie, der unteren Begrenzung des Herbst-Trendkanals und dem März-Hoch zusammengesetzte Supportzone, auf die ankommt. Solange diese zwischen 5.200 und 5.300 Zählern liegende Zone hält, ist nichts angebrannt. Fällt sie indes, könnte es schnell gehen, daher: Long ohne einen regelmässig nachgezogenen Stop Loss darf man hier auf gar keinen Fall sein!

Der marktbreite S&P 500 beendete den Mittwoch mit einem neuen Verlaufs- und Schlussrekord. Doch auch, wenn die US-Inflationsdaten positiver ausfielen als erwartet: Dass die Aussagen der US-Notenbank die Bullen nicht irritierten, ist ungewöhnlich.

Mit unveränderten Preisen in der Gesamtrate und einem Anstieg um 0,2 Prozent in der Kernrate, bei der die volatilen Nahrungsmittel- und Energiepreise herausgerechnet werden, fielen die Mai-Daten zur US-Inflation jeweils um 0,1 Prozent niedriger aus als prognostiziert. Die Jahresraten lagen dadurch ebenfalls einen Zehntelpunkt unter der Prognose der Volkswirte, bleiben aber mit einer Gesamtrate von 3,3 und einer Kernrate von 3,4 Prozent weiterhin zu hoch.

Dass man aber diesen zumindest kleinen Fortschritt – auch, wenn offen bleibt, ob er sich verstetigt – mit Käufen beantwortete, war nachvollziehbar. Vor allem, weil der US-Aktienmarkt derzeit ohnehin in einer Stimmung ist, in der viele glauben, dass nichts und niemand diese Hausse wird stoppen können. Aber dass das, was die US-Notenbank zu sagen hatte, die Käufe zwar ausbremste, aber kaum Abgaben auslöste, so dass der S&P 500 trotzdem 0,85 Prozent im Plus und mit neuem Rekord aus dem Handel ging, wirkt, als hätte man der „Fed“ nicht zugehört.

Expertenmeinung: Denn die US-Notenbank hob ihre Prognose zur Inflation in der Gesamtrate von den zuletzt im März projizierten 2,4 auf 2,6 Prozent an, für die Kernrate sieht man jetzt zum Jahresende 2,8 nach 2,6 Prozent. Zugleich sieht man im Schnitt der Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC), dem Entscheidungsgremium der „Fed“, nur noch eine Leitzinssenkung im laufenden Jahr, im März waren es noch drei gewesen. Trotz der ermutigenden Mai-Inflationsdaten änderte die US-Notenbank ihre Haltung also mehr in Richtung einer längeren Zeit mit Leitzinsen auf hohem Niveau. Eigentlich ist das für den Aktienmarkt, dessen Hausse im Herbst ja auf der Erwartung baldiger und weitreichender Zinssenkungen basierte, fatal. Aber der S&P 500 stieg trotzdem.

Hat man also tatsächlich nicht hingehört und/oder vergessen, dass die alte Börsenregel, sich niemals gegen die Notenbankpolitik zu positionieren (never fight the „Fed“) nicht nur für eine dem Aktienmarkt zuträgliche Zinspolitik gilt, sondern auch für die Gegenrichtung? Man könnte es denken. Und ja, es scheint, als würden viele wirklich glauben, der hohe Leitzinslevel sei egal. Aber nicht alle. Denn eines sollte man in Bezug auf den gestrigen US-Handelstag besser nicht übersehen:

S&P 500: Tages-Chart vom 12.06.2024, Kurs 5.421,03 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 12.06.2024, Kurs 5.421,03 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Der Dow Jones, der aufgrund der Käufe als Reaktion auf die eine Stunde vor Handelsbeginn veröffentlichten Verbraucherpreise mit einer grossen Aufwärts-Kurslücke startete und kurz nach Handelsbeginn in der Spitze gut 360 Punkte vorne lag, beendete den Handelstag 35 Punkte im Minus. Dass der S&P 500 am Ende im Plus blieb, liegt daran, dass er eine Art „Mittler zwischen den Welten“ ist, die Dow Jones-Aktien ebenso enthält wie die grossen Mega-Caps des Nasdaq 100. Und eben dieser Nasdaq 100 reagierte nicht negativ auf die US-Notenbank. Ausgerechnet der Nasdaq 100?

Dort finden sich viele Wachstumsunternehmen, die in erheblichem Umfang fremdfinanziert sind, so dass länger als gedacht hohe Zinsen dort deutlich negativer wirken als bei Unternehmen, die vor lauter überschüssigem Geld massiv Aktien zurückkaufen müssen. Was indes nicht das Problem der „grossen drei“ dort ist: Apple, Microsoft und Nvidia. Und alle drei Top-Schwergewichte liefen am Mittwoch erneut höher, weil da gerade ein Wettrennen um die Krone der höchsten Marktkapitalisierung weltweit läuft. Da kann man dann schon eine Augenbraue heben … denn wenn so etwas die Wahrnehmung mehr anzieht als die Notenbankpolitik, wird es gefährlich. Aber:

Morgen in einer Woche findet die Abrechnung der Optionen und Futures an der Terminbörse statt. Und bereits jetzt wird klar: Das Ziel der grossen Akteure an der Terminbörse ist – wie oft, aber nicht immer – die Derivate auf höchstmöglichem Kursniveau in die Abrechnung zu bringen. Und die Verlockung, da dann die runden 40.000 beim Dow Jones wiederzusehen und den Nasdaq 100 an die magische Marke von 20.000 zu tragen, die ja mittlerweile in Schlagdistanz liegt, ist gross. Mit der Inflationsdaten und der Notenbanksitzung sind jetzt potenziell kritische Termine erledigt, die Bahn wäre also frei … und den S&P, der zwischen den Stühlen der beiden Indizes sitzt, würde das automatisch mit nach oben ziehen.

S&P 500: Monats-Chart vom 12.06.2024, Kurs 5.421,03 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 12.06.2024, Kurs 5.421,03 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Aber angenommen, dieser Plan geht auf, stellt sich angesichts der teuren Bewertung des Aktienmarkts und des Umstands, dass das Ignorieren der US-Notenbank die Sachlage ja nicht umkehrt, die grosse Frage, ob die grossen Akteure am Markt nach dieser Abrechnung erneut auf Hausse setzen oder in einer solchen Euphorie das tun, was dann zur Juli-Abrechnung den grössten Gewinn verspricht:

Das volle Boot der Bullen zu versenken, indem man sie auf dem falschen Fuss erwischt. Und auch, wenn der Trend des S&P 500 auf charttechnischer Ebene völlig intakt ist, markttechnisch ist er schon wieder heiss gelaufen. Wer hier Long ist, sollte sich also vor Euphorie hüten und diese zügig gegen Vorsicht eintauschen, was eine konsequente Absicherung nach unten durch einen Stop Loss bedeuten würde. Derzeit dürfte dafür der momentan wohl wichtigste Leitstrahl des Aufwärtstrends, die 100-Tage-Linie bei aktuell 5.131 Punkten, eine sinnvolle Basis sein.

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Mitte Mai sahen wir in den US-Indizes einen fulminanten Ausbruch auf neue Allzeithochs. Die Stimmung war teils euphorisch und zuletzt konnten zudem starke Zahlen wie von Nvidia vor allem dem technologielastigen Nasdaq Composite unter die Arme greifen.

Doch exakt hier liegt das Problem. Im Laufe dieser Woche sahen wir eine Vielzahl von Fehlausbrüchen und nur wenige Papiere konnten sich dem positiven Trend der Börsen anschliessen. Eine Nvidia allein ist wohl zu wenig, um die Indizes auf Dauer oben zu halten. Im gestrigen Handel kam es dann zum Paukenschlag. Der Ausbruch auf ein neues Allzeithoch im S&P 500 wurde quasi negiert, denn der Index schloss deutlich unter der Ausbruchsmarke. Steht nun eine Korrektur bevor?

Expertenmeinung: Noch wurde der Fehlausbruch nicht bestätigt. Hierzu müsste der Index ein weiteres tieferes Tagestief generieren. Dennoch sieht die Gesamtlage alles andere als vielversprechend aus, denn die Bullen haben wichtiges Terrain verloren.

Aus technischer Sicht könnte es von hier aus ein gutes Stück weit nach unten gehen. Solange der S&P 500 unter der Ebene von 5.250/5.260 Punkten verweilt, herrscht Alarmstufe Rot.

Aussicht: NEUTRAL

S&P 500 Index: 30.05.2024, Kurs: 5.236,17, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: 30.05.2024, Kurs: 5.236,17, Kürzel: SPX | Quelle: TWS