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Die RWE-Aktie hat gestern im Tagesverlauf ein neues Jahrestief markiert. Weil die Gewinne stocken und die Analysten bärisch sind? Nein, das Gegenteil ist der Fall. Die Gewinne sprudeln und alle Analysten sind klar bullisch! Da staunt der Fachmann … und der Laie wundert sich.
Ende Juli hatte der Energieversorger RWE vorläufige Ergebnisse zum ersten Halbjahr vorgelegt, diese am 10. August bestätigt und bereits vorher, Ende Juli, auf Basis der vorläufigen Ergebnisse die Gesamtjahresprognose angehoben. Dabei erlaubten es die vorliegenden Halbzeitdaten, nicht zu kleckern, sondern zu klotzen:
Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) wird jetzt zwischen 7,1 und 7,7 Milliarden Euro gesehen, der Nettogewinn zwischen 3,3 und 3,8 Milliarden. Die bisherige Prognose lag bei netto 2,2 bis 2,7 Milliarden Euro.
Dabei waren 2022 netto 2,7 Milliarden erzielt worden. In einem Ausnahmejahr also. Und so gut wie jeder ging davon aus: Dieser Gewinn wird einmalig bleiben, hervorgerufen durch den Umstand, dass RWE kaum Abhängigkeit zu russischem Gas und einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung hatte. Und jetzt avisiert der Konzern, dass der Gewinn jetzt, bei wieder normaleren Verhältnissen, trotzdem darüber liegen wird … und das nicht zu knapp!
Hinzu kommt, dass der Nettogewinn im ersten Halbjahr bereits 2,6 Milliarden Euro erreicht hatte. Knapp weniger also als 2022 im gesamten Jahr. Und das waren somit selbst mit Blick auf das obere Ende der avisierten Netto-Gewinnspanne bereits mehr als zwei Drittel des avisierten Gewinns – in der Hälfte der Zeit. Und was tut die Aktie?
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Expertenmeinung: Nach der Vorlage der Vorab-Daten machte RWE einen Satz nach oben, der aber gleich wieder abverkauft wurde. Nicht anders lief es, als die endgültigen Ergebnisse am 10. August kamen. Dabei wurde die hartnäckige, seit anderthalb Jahren bremsende Widerstandszone 41,70 zu 44,00 Euro nicht einmal attackiert. Und in der vergangenen Woche begann RWE auch noch kräftig abzurutschen und fiel deutlich unter die bisherigen, unteren Umkehrpunkte des Jahres. Was ist da los?

Man könnte allerlei anführen, was den Anlegern hier nicht passen könnte. Zum Beispiel, dass das Bundeskartellamt bei RWE eine marktbeherrschende Grösse vermutet. Oder dass ein dänischer Betreiber von Offshore-Windparks womöglich grössere Abschreibungen vornehmen muss … RWE ist ebenfalls ein grosser Betreiber solcher Windparks. Aber all das ist nicht wirklich stichhaltig.
Man könnte als grossen Haken ansehen, dass sehr viele Analysten davon ausgehen, dass sich dieser Gewinnlevel 2024 und darüber hinaus nicht halten lässt. Das könnte so kommen. Aber wissen kann man das nun einmal nicht. Das weiss RWE heute noch nicht, die Analysten somit auch nicht. Und erstens hatte man das auch für 2023 erwartet und lag komplett daneben mit der Prognose sinkender Gewinne. Und zweitens liegen die Kursziele der Analysten ja trotzdem durchweg höher als der aktuelle Kurs der Aktie, konkret findet sich der Schnitt der Kursziele mit 53,02 Euro meilenweit über dem derzeitigen Kurs … und sämtliche 24 die Aktie überwachenden Experten plädieren für „Kaufen“.
Aber was tun, wenn die Aktie trotzdem einfach nicht steigen will? Wenn eine Aktie einfach nicht läuft, wie sie könnte, wirkt Abstinenz ansteckend, dann kann sich das hinziehen. Daher wäre der einzig sinnvolle Weg abzuwarten, bis der RWE-Kurs „aufwacht“, was momentan dann zu unterstellen wäre, wenn es gelingt, den aktuell wichtigsten Kreuzwiderstand aus Mai-Abwärtstrendlinie und 200-Tage-Linie mit Schlusskursen über 40,30 Euro zu überwinden. Bis dahin wäre die RWE-Aktie nur in der Watchlist gut aufgehoben.
Quellen:
Prognose-Anhebung Gesamtjahr 2023, 25.07.2023 https://www.rwe.com/investor-relations/finanzkalendar-und-veroeffentlichungen/news-und-ad-hoc-mitteilungen/news/news-2023-07-25/
Bilanz 1. Halbjahr 2023, 10.08.2023: https://www.rwe.com/-/media/RWE/documents/05-investor-relations/finanzkalendar-und-veroeffentlichungen/2023-H1/rwe-zwischenbericht-h1-2023.pdf
Analysten-Kursziele: https://www.rwe.com/investor-relations/rwe-aktie/analystenempfehlungen-und-konsensus/
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