RWE Aktie Prognose RWE: Über 40% Luft bis zum durchschnittlichen Analysten-Kursziel

News: Aktuelle Analyse der RWE Aktie

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Die RWE-Aktie hat gestern im Tagesverlauf ein neues Jahrestief markiert. Weil die Gewinne stocken und die Analysten bärisch sind? Nein, das Gegenteil ist der Fall. Die Gewinne sprudeln und alle Analysten sind klar bullisch! Da staunt der Fachmann … und der Laie wundert sich.

Ende Juli hatte der Energieversorger RWE vorläufige Ergebnisse zum ersten Halbjahr vorgelegt, diese am 10. August bestätigt und bereits vorher, Ende Juli, auf Basis der vorläufigen Ergebnisse die Gesamtjahresprognose angehoben. Dabei erlaubten es die vorliegenden Halbzeitdaten, nicht zu kleckern, sondern zu klotzen:

Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) wird jetzt zwischen 7,1 und 7,7 Milliarden Euro gesehen, der Nettogewinn zwischen 3,3 und 3,8 Milliarden. Die bisherige Prognose lag bei netto 2,2 bis 2,7 Milliarden Euro.

Dabei waren 2022 netto 2,7 Milliarden erzielt worden. In einem Ausnahmejahr also. Und so gut wie jeder ging davon aus: Dieser Gewinn wird einmalig bleiben, hervorgerufen durch den Umstand, dass RWE kaum Abhängigkeit zu russischem Gas und einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung hatte. Und jetzt avisiert der Konzern, dass der Gewinn jetzt, bei wieder normaleren Verhältnissen, trotzdem darüber liegen wird … und das nicht zu knapp!

Hinzu kommt, dass der Nettogewinn im ersten Halbjahr bereits 2,6 Milliarden Euro erreicht hatte. Knapp weniger also als 2022 im gesamten Jahr. Und das waren somit selbst mit Blick auf das obere Ende der avisierten Netto-Gewinnspanne bereits mehr als zwei Drittel des avisierten Gewinns – in der Hälfte der Zeit. Und was tut die Aktie?

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur RWE Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Nach der Vorlage der Vorab-Daten machte RWE einen Satz nach oben, der aber gleich wieder abverkauft wurde. Nicht anders lief es, als die endgültigen Ergebnisse am 10. August kamen. Dabei wurde die hartnäckige, seit anderthalb Jahren bremsende Widerstandszone 41,70 zu 44,00 Euro nicht einmal attackiert. Und in der vergangenen Woche begann RWE auch noch kräftig abzurutschen und fiel deutlich unter die bisherigen, unteren Umkehrpunkte des Jahres. Was ist da los?

RWE Aktie: Chart vom 05.09.2023, Kurs 36,56 Euro, Kürzel: RWE | Online Broker LYNX
RWE Aktie: Chart vom 05.09.2023, Kurs 36,56 Euro, Kürzel: RWE | Quelle: TWS

Man könnte allerlei anführen, was den Anlegern hier nicht passen könnte. Zum Beispiel, dass das Bundeskartellamt bei RWE eine marktbeherrschende Grösse vermutet. Oder dass ein dänischer Betreiber von Offshore-Windparks womöglich grössere Abschreibungen vornehmen muss … RWE ist ebenfalls ein grosser Betreiber solcher Windparks. Aber all das ist nicht wirklich stichhaltig.

Man könnte als grossen Haken ansehen, dass sehr viele Analysten davon ausgehen, dass sich dieser Gewinnlevel 2024 und darüber hinaus nicht halten lässt. Das könnte so kommen. Aber wissen kann man das nun einmal nicht. Das weiss RWE heute noch nicht, die Analysten somit auch nicht. Und erstens hatte man das auch für 2023 erwartet und lag komplett daneben mit der Prognose sinkender Gewinne. Und zweitens liegen die Kursziele der Analysten ja trotzdem durchweg höher als der aktuelle Kurs der Aktie, konkret findet sich der Schnitt der Kursziele mit 53,02 Euro meilenweit über dem derzeitigen Kurs … und sämtliche 24 die Aktie überwachenden Experten plädieren für „Kaufen“.

Aber was tun, wenn die Aktie trotzdem einfach nicht steigen will? Wenn eine Aktie einfach nicht läuft, wie sie könnte, wirkt Abstinenz ansteckend, dann kann sich das hinziehen. Daher wäre der einzig sinnvolle Weg abzuwarten, bis der RWE-Kurs „aufwacht“, was momentan dann zu unterstellen wäre, wenn es gelingt, den aktuell wichtigsten Kreuzwiderstand aus Mai-Abwärtstrendlinie und 200-Tage-Linie mit Schlusskursen über 40,30 Euro zu überwinden. Bis dahin wäre die RWE-Aktie nur in der Watchlist gut aufgehoben.

Quellen:
Prognose-Anhebung Gesamtjahr 2023, 25.07.2023 https://www.rwe.com/investor-relations/finanzkalendar-und-veroeffentlichungen/news-und-ad-hoc-mitteilungen/news/news-2023-07-25/
Bilanz 1. Halbjahr 2023, 10.08.2023: https://www.rwe.com/-/media/RWE/documents/05-investor-relations/finanzkalendar-und-veroeffentlichungen/2023-H1/rwe-zwischenbericht-h1-2023.pdf
Analysten-Kursziele: https://www.rwe.com/investor-relations/rwe-aktie/analystenempfehlungen-und-konsensus/

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Vorherige Analysen der RWE Aktie

Die Analystenkursziele liegen meilenweit über dem aktuellen Kurs der RWE-Aktie. Die Vorab-Zahlen zum ersten Halbjahr sind grandios, der Gesamtjahresausblick wurde angehoben. Aber die Aktie will einfach nicht nach oben ausbrechen. Wo klemmt es?

Man kann es eigentlich gleich vorwegnehmen: Einen rationalen Grund dafür, dass die RWE-Aktie immer noch nicht über die Hürde von 44 Euro hinauskommt, gibt es nicht. Denn ein „ja, aber“, mit dem man da kommen müsste, ist immer ein wackliges Argument. Zumal das „ja, aber“ schon alt ist und gerade widerlegt wurde. Denn man sagt sich: Ja, aber nächstes Jahr wird der Gewinn dann stark fallen“. Das erwartete man zu Jahresbeginn auch schon für 2023. Aber das Gegenteil ist der Fall.

Die am Dienstagabend vorgelegten Vorab-Ergebnisse zum ersten Halbjahr weisen einen deutlich höheren Gewinn aus als allgemein erwartet. Das EBITDA stieg von 2,86 Milliarden im ersten Halbjahr 2022 auf jetzt 4,5 Milliarden. Und netto kam man auf 2,6 Milliarden nach 1,57 Milliarden im Vorjahreszeitraum.

Damit ist die bisherige Prognosespanne von RWE für 2023 in Sachen Nettoergebnis schon fast überboten worden, denn die lag bei 2,2 bis 2,7 Milliarden Euro, 2,6 Milliarden sind jetzt nach den vorläufigen Zahlen bereits verdient … in der Hälfte des Jahres. Dementsprechend könnte man sogar mutmassen, dass der neue, mit den Vorab-Zahlen mitgelieferte Ausblick auch noch im Lauf der nächsten Monate nach oben korrigiert wird. Denn jetzt sieht man für das EBITDA statt zuvor 5,8 bis 6,4 Milliarden eine Spanne zwischen 7,1 bis 7,7 Milliarden. 4,5 Milliarden hat man bereits erreicht. Und beim Nettoergebnis avisiert RWE jetzt nach bislang 2,2 bis 2,7 Milliarden eine Range von 3,3 bis 3,8 Milliarden an, hier sind 2,6 Milliarden bereits „im Kasten“.

Expertenmeinung: Wie kann das keinen gewaltigen Kurssprung auslösen? Zumal die Kursziel-Spanne der Analysten zwischen 48 und 60 Euro liegt, der Schnitt liegt um 52,50 Euro, also weit über dem aktuellen Kurs. Und, natürlich, urteilen sämtliche Analysten mit „Kaufen“, zumal die Bewertung über das Kurs/Gewinn-Verhältnis deutlich höhere Kurse hergeben würde. Trotzdem machte die Aktie gestern als Reaktion auf diese Prognose-Anhebung nur einen eher mickrigen Satz nach oben und bleibt damit deutlich unter der Widerstandszone 43,55/43,97 Euro, die es für einen Befreiungsschlag zu überwinden gälte.

RWE Aktie: Chart vom 26.07.2023, Kurs 40,60 Euro, Kürzel: RWE | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
RWE Aktie: Chart vom 26.07.2023, Kurs 40,60 Euro, Kürzel: RWE | Quelle: TWS

Wie gesagt: Da ist man nicht rational unterwegs, hier wird argumentiert, dass der Gewinn in den kommenden Jahren deutlich fallen wird. Dass RWE aktuell zeigt, dass man auch ohne die Ausnahmesituation, die durch den Beginn des Ukraine-Konflikts entstand, erhebliche Gewinne machen kann, nicht zuletzt, weil man sich rechtzeitig und stark auf den Bereich der erneuerbaren Energien konzentriert und diesen kräftig ausgebaut hat, scheinen die Bullen zu ignorieren. Was tun, wenn eine Aktie höher stehen könnte, ja müsste, es aber einfach nicht tut?

Wer einen langen Atem hat, könnte diese Situation nutzen, um sich sukzessive eizukaufen, im Vertrauen darauf, dass der Ausbruch über kurz oder lang doch noch erfolgt. Nicht zuletzt, weil sehr viele DAX-Aktien derzeit eher zu hoch bewertet sind und RWE irgendwann zur Alternative, wenn nicht gar zu einem „sicheren Hafen“ werden kann. Wer indes kurzfristig tradet, sieht angesichts dieser mageren Reaktion, dass da für den Moment nichts gehen will … und sucht sich Basiswerte mit einem positiveren Momentum, denn ein „müsste eigentlich“ hat noch keine Aktie in Marsch gesetzt, wenn es schon so lange klemmt.

Quellen:
Prognose-Anhebung Gesamtjahr 2023, 25.07.2023 – https://www.rwe.com/investor-relations/finanzkalendar-und-veroeffentlichungen/news-und-ad-hoc-mitteilungen/news/news-2023-07-25/
Analysten-Kursziele – https://www.rwe.com/investor-relations/rwe-aktie/analystenempfehlungen-und-konsensus/

Alle drei von mir heute besprochenen DAX-Titel haben eines gemeinsam: Sie sind eher günstig bewertet und weisen zugleich eine gute Dividendenrendite auf. Das gilt auch für RWE. Müsste die Aktie in einem schwachen Gesamtmarkt damit nicht ein sicherer Hafen sein?

Strom brauchen wir alle. Und selbst, wenn wir davon weniger verbrauchen würden, weil er gerade sehr teuer wäre, wäre RWE vermutlich gut aufgestellt, seinen Gewinn zu halten, ggf. sogar auszubauen. Denn der Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromproduktion ist beim Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk, wie RWE ursprünglich hiess, recht hoch und wird durch immense Investitionen weiter steigen.

Zwar avisiert RWE für 2023 einen unter dem Vorjahr liegenden Nettogewinn. Aber erstens war 2022 ein Ausnahmejahr, was den Energiesektor angeht. Zweitens basiert der avisierte Gewinnrückgang auf immensen Investitionen in den Bereich „grüne Energie“. Was erst einmal viel kostet, mittelfristig aber ebenso viel einbringen dürfte. Und operativ, gerechnet als EBITDA, läge das obere Ende der von RWE avisierten Zielzone von 5,8 – 6,4 Milliarden sogar leicht über dem EBITDA des Jahres 2022 von 6,31 Milliarden. RWE ist also gut aufgestellt, arbeitet daran, sich noch besser aufzustellen … und die Analysten honorieren das einhellig.

Expertenmeinung: Das durchschnittliche Kursziel der Analysten für die RWE-Aktie liegt momentan bei gut 52,60 Euro und damit über 30 Prozent über dem aktuellen Kursniveau. Und alle Einstufungen lauten „Kaufen“. Das müsste doch eigentlich die Käufer anlocken? Zumal die Dividende mit den 1,00 Euro pro Aktie, die RWE für 2023 anpeilt, zwar „nur“ eine Dividendenrendite von 2,5 Prozent bietet. Aber damit läge die Aktie immerhin im Mittelfeld des DAX. Dafür ist das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) mit momentan gut 10,5 auf Basis der 2023er-Gewinnschätzung günstig. Andere europäische Energieversorger wie E.ON, Iberdrola oder Enel sind durchweg teurer bewertet. Trotzdem bleibt die Aktie ein Mauerblümchen. Was hält die Käufer fern?

Mittlerweile könnte es sogar das Chartbild selbst sein. Sie sehen in diesem Chart auf Wochenbasis, dass Aufwärtsbewegungen bereits seit über einem Jahr mehrfach im Bereich 43,50/44,00 Euro abgewiesen wurden. Und so etwas wird für bullische Trader schnell zum Menetekel: Wenn günstiges KGV und durchweg den Daumen hebende Analysten den Ausbruch nicht befördern konnten, warum sollte in Kürze gelingen, was vorher x-mal nicht gelang? Da sagen sich viele: Das kann man dann auch gleich bleiben lassen … zumal man als Argument gern hört, dass der Gewinn bei RWE 2024 ohnehin weiter nachgeben werde.

Aber kann man sich dessen sicher sein? In einem Umfeld wie dem derzeitigen würde ich so etwas lieber nicht als festgezurrt ansehen. Und wenn RWE endlich mit Schlusskursen über 44 Euro diesen so massiv wirkenden Deckel sprengt, kann all das, was man momentan noch als zu mageres Zugpferd ansieht, nämlich Bewertung und Analysten-Meinungen, blitzschnell als Argument herhalten, warum die Aktie dann auf einmal doch Luft nach oben hat. Und da RWE im Branchenvergleich auch dann noch nicht zu hoch bewertet wäre, wenn das durchschnittliche Analysten-Ziel von 52,60 Euro erreicht würde, könnte die Aktie bei einem wackligen Gesamtmarkt vermutlich gut als ruhender Pol funktionieren.

RWE Aktie: Chart vom 26.06.2023, Kurs: 39,56 Euro, Kürzel: RWE | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
RWE Aktie: Chart vom 26.06.2023, Kurs: 39,56 Euro, Kürzel: RWE | Quelle: TWS

Quellenangaben: Kursziele Analysten: https://www.finanzen.net/kursziele/rwe

RWE legte am Donnerstag vorläufige Zahlen zum 1. Quartal vor, die die Erwartungen weit übertrafen. Und auch, wenn man die Gesamtjahresprognose nicht anhob: Um die nicht zu übertreffen, müsste viel schiefgehen. Und die Aktie? Hängt immer noch fest! Wie lange noch?

Auf EBITDA-Basis lag der Gewinn in den ersten drei Monaten 2023 um knapp 92 Prozent höher. Vor Steuern und Zinsen (EBIT) übertraf RWE das Ergebnis des Vorjahreszeitraums um 109 Prozent. Und netto waren es 127 Prozent auf 1,67 Milliarden Euro. Alle anderen Kennzahlen werden zum eigentlichen Bilanztermin am 11. Mai vorgestellt. Und womöglich geht man dann eine Anpassung der Prognose an. Denn der bisherige 2023er-Ausblick von RWE lautet auf einen Nettogewinn zwischen 2,2 und 2,7 Milliarden Euro. Da hat man mit den 1,67 Milliarden also schon in einem Viertel der Zeit weit mehr als die halbe Miete drin.

Auch das Erreichen der 3,23 Milliarden Euro Nettogewinn des Jahres 2021 wäre jetzt greifbar. Mindestens. Und dass man bei RWE einen unter 2021 liegenden Nettogewinn avisiert hatte, war ja ein Argument gewesen, wieso die Aktie einfach nicht über die hartnäckige Widerstandslinie bei 44 Euro hinausging. Jetzt bröckeln die Argumente der Skeptiker. Und die Analysten, die zuvor schon durch die Bank Kursziele über dieser 44 Euro-Hürde ausgelobt hatten und nahezu durchweg klar „Kaufen“ empfahlen, wurden nach den Vorab-Zahlen noch optimistischer. Die seit den vorläufigen Ergebnissen vom Donnerstag neu vergebenen Kursziele liegen zwischen 49 und 56 Euro. Nur die Aktie nicht. Das kann doch nicht ewig so weitergehen?

Expertenmeinung: Unmöglich ist an der Börse bekanntlich nichts, also auch kein ewiges Anklopfen an die 44er-Linie, ohne dass den Käufern aufgetan wird. Aber auch, wenn die relativ magere Reaktion der Aktie auf derart starke Zahlen bezeichnend ist … Sie sehen im Chart auf Wochenbasis, dass diese grüne Wochenkerze nicht gerade gewaltig ist: Wahrscheinlicher wäre es schon, dass der Kurs diesen Widerstand herausnimmt.

Je länger ein solcher Widerstand bestand hat, desto mehr Trader gehen in diesem Bereich Short. Das macht den Widerstand immer massiver … aber dadurch handeln sich die „Shorties“ auch eine Achillesferse ein. Denn wenn die Käufe dann eben doch stark genug werden, um die Phalanx an dort wartenden Verkaufsorders wegzukaufen, landet der Kurs schnell in der Zone, in der, knapp über der Hürde, Unmengen an Stop Loss-Kauforders der Bären liegen, mit denen sie ihre Leerverkäufe absichern. Was hiesse:

Wenn RWE erst einmal durch die 44 Euro-Marke geht … wofür man jetzt umso mehr Argumente hätte … kann die Aktie binnen Minuten massiv steigen. Dann würde die Sache kurze Zeit zu einem Selbstläufer. Aber die Aktie dorthin zu bringen, das müssten die Käufer eben erst einmal selbst zuwege bringen!

VERBIO Aktie: Chart vom 28.04.2023, Kurs: 33,74 Euro, Kürzel: VBK | Online Broker LYNX
VERBIO Aktie: Chart vom 28.04.2023, Kurs: 33,74 Euro, Kürzel: VBK | Quelle: TWS

Quellenangaben: Vorläufige Quartalszahlen Q1 (27.04.2023): https://www.rwe.com/presse/rwe-ag/2023-04-27-rwe-mit-gutem-ergebnis-im-ersten-quartal-2023/

Analysten-Kursziele: https://www.rwe.com/investor-relations/rwe-aktie/analystenempfehlungen-und-konsensus/

Dass RWE 2022 grandiose Gewinne eingefahren hatte, wusste man bereits durch Vorab-Zahlen. Was man nicht wusste war, wie der Energieversorger das Jahr 2023 einschätzt. Diese Perspektive kam gestern und fiel eigentlich gut aus. Warum machte die Aktie keinen Sprung?

2022 war aufgrund der extremen Bewegungen bei den Energiepreisen eine Ausnahme. RWE profitierte von dieser Sondersituation, weil man so gut wie keine Abhängigkeit von russischem Gas hatte und der Ausbau von erneuerbaren Energien als Quellen der Stromerzeugung weit vorangeschritten war. Das Ergebnis war ein Nettogewinn, der mit 3,23 Milliarden Euro sagenhafte 105 Prozent über dem des Jahres 2021 lag. Trotzdem notiert die Aktie kaum höher als vor einem Jahr. Ein Argument dafür wäre:

2023 ist diese Ausnahmesituation vorbei und damit wieder Normalität zu erwarten, auch in Sachen Gewinne. Und eine derzeit wacklige Konjunktur dürfte verhindern, dass man eine sinkende Gewinnmarge durch deutlich steigende Nachfrage ausgleichen kann. Und ja, dieses Argument ist auch stichhaltig. Nur bedeutet das nicht, dass der Gewinn bei RWE wieder auf den Level vor dem Ukraine-Konflikt zurückfallen müsste.

RWE erwartet für 2023 einen Nettogewinn zwischen 2,2 und 2,7 Milliarden Euro. Das ist zwar weniger als die 3,23 Milliarden des Jahres 2022. Aber dennoch deutlich mehr als der 2021er-Nettogewinn, der bei 1,57 Milliarden gelegen hatte. Und damit steht durchaus die Frage im Raum, wieso die Aktie nicht anspringt.

Expertenmeinung: Zumal die Analysten durchweg den Daumen heben. Fünf Analysten hatten bis zum Dienstagnachmittag auf diesen 2023er-Ausblick reagiert. Alle votierten dabei mit „Kaufen“, die Kursziele lagen zwischen 50 und 59 Euro und damit weit über dem aktuellen Kurs … und auch weit über der oberen Begrenzung der Handelsspanne der letzten zwölf Monate. Mehrfach drehte die RWE-Aktie in den letzten Monaten bei knapp 44 Euro wieder nach unten, den bullischen Analysten, deren durchschnittliches Kursziel derzeit bei ca. 52 Euro liegt und die bis auf eine „Halten“-Empfehlung alle mit „Kaufen“ urteilen, zum Trotz.

RWE Aktie: Chart vom 21.03.2023, Kurs 38,93 Euro, Kürzel RWE | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
RWE Aktie: Chart vom 21.03.2023, Kurs 38,93 Euro, Kürzel RWE | Quelle: TWS

Dass man fürchtet, irgendetwas könnte für die Energieversorger trotzdem noch schiefgehen, auch für die gut aufgestellte RWE, ist zwar verständlich. Aber ob es auf Dauer gelingt, die Aktie unter dieser entscheidenden Charthürde bei 44 Euro zu halten, ist dennoch fraglich. Einem Ausbruch nach oben aber blind vorzugreifen, ist dennoch riskant, immerhin waren die Argumente dafür auch schon vor der Vorlage des 2023er-Ausblicks gut und es ist nichts passiert.

Daher wären Long-Positionen zwar haltenswert, solange die Aktie nicht durch den Bruch der gerade erst getesteten mittelfristigen Aufwärtstrendlinie (aktuell bei 37,50 Euro) nach unten ausbricht. Aber Positionen auszubauen wäre andererseits erst dann sinnvoll, wenn die Aktie über 44 Euro schliesst und damit belegt, dass endlich der Vorwärtsgang eingelegt wurde.

Dass RWE von der Sondersituation 2022 stark profitieren würde, war klar. Dass der Konzern aber derart viel verdienen würde, wie er das gestern am Nachmittag meldete, hätte wohl niemand vermutet. Doch wird das die Aktie wirklich durch die Decke tragen?

Das war schon ein Pfund, mit dem RWE wuchern konnte, was da laut der bislang noch ungeprüften Berechnungen an Gewinn hereingekommen ist. Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) blieben 6,31 Milliarden Euro in der Kasse. Deutlich über der bisherigen, unternehmenseigenen Prognose von 5,0 bis 5,5 Milliarden. Und noch viel deutlicher über dem 2021er-EBITDA von 3,65 Milliarden. Netto fiel der Gewinnsprung sogar noch deutlicher aus. RWE meldete ein Nettoergebnis von 3,32 Milliarden, da hatte man selbst zuvor 2,1 bis 2,6 Milliarden avisiert, 2021 waren es netto noch 1,57 Milliarden Euro gewesen.

Als diese Zahlen gegen 16 Uhr auf den Tisch kamen, stieg RWE zwar, aber nicht gerade stark. Und die Aktie gab vom Tageshoch, das unmittelbar nach der Meldung bei 43,55 Euro erreicht wurde, einiges wieder ab, am Ende blieb noch ein Zugewinn von 1,42 Prozent. Um diese hartnäckige, die Aktie seit dem letzten Frühjahr deckelnde Widerstandszone 41,71/43,97 Euro endlich zu überwinden, muss also heute mehr kommen.

Aber werden die Anleger wirklich weiter kaufen, den Deckel sprengen, der auf der Aktie liegt? Und selbst wenn sie es täten – würde das vorhalten, sprich würde der Ausbruch dann nachhaltig, statt als Bullenfalle zu enden?

Expertenmeinung: So absurd, wie ein Wegbleiben der Käufer oder aber ein Fehlausbruch angesichts dieser so massiv überbotenen Gewinnprognosen im ersten Moment wirkt, wäre ein solches Szenario nämlich nicht. Denn ja, 2022 lief herausragend, RWE scheffelte Geld wie Heu. Aber es ist eben auch jedem klar, dass 2022 ein Ausnahmejahr war. Es ist zumindest aus momentaner Sicht nicht zu erwarten, dass 2023 auch nur ansatzweise solche für RWE idealen Rahmenbedingungen liefern wird.

Daher ist dieser Blick zurück weitaus weniger entscheidend für eine Kauf- oder Verkaufsentscheidung als das, was ab jetzt ansteht. Und da ist man sich nahezu einig, dass der Gewinn zurückkommen wird. Nur ist bislang nicht absehbar, ob er nur moderat oder deutlich unter Druck kommt. Da könnte RWE mit einem Ausblick auf 2023 zwar den Nebel lichten. Aber die komplette Bilanz steht erst am 21. März an. Und vorher könnte man auch auf einen 2023er-Ausblick vergebens warten.

Daher sollte man sich hüten, einen Befreiungsschlag über 43,97 Euro als ausgemachte Sache zu sehen. Es wäre auch ein „selling on good news“ möglich. Und sollte RWE dann unter dem Vorwochen-Verlaufstief (40,73 Euro) schliessen und mit ihm auch die 20-Tage-Linie unterbieten, die zuletzt als Unterstützung funktioniert hatte, wäre klar: Was war, interessiert nicht mehr … und was kommt, ist eben offen, ausser, dass das neue Jahr für RWE nicht mehr so grandios werden wird wie das alte.

RWE-Aktie: Chart vom 25.01.2023, Kurs 42,75, Kürzel RWE | Online Broker LYNX