Seit dem 20 Jahres-Tief vom September 2022 bei 0,9536 hat die Euro/US-Dollar-Relation eine deutliche Gegenbewegung vollzogen. Aber wie geht es jetzt weiter? Kann der Euro weiter Boden gutmachen … oder muss man fürchten, dass die Erholung bald endet?
Ein Blick auf das ganz langfristige Bild der Euro/US-Dollar-Relation auf Monatsbasis zeigt, dass die Gegenbewegung, die wir in den vergangenen gut fünf Monaten gesehen haben, die massive, charttechnische Zone, durch die der Kurs im Vorfeld sang- und klanglos hindurchgerutscht war, ebenso problemlos zurückerobert hat. Der Verdacht kommt auf, dass die die Trader befeuernden Argumente so stark waren, dass sie selbst derart markante Chartmarken überlagerten. Und das kann man so durchaus unterschreiben.

Denn es ging um Massnahmen und Ausrichtung der beiden für diese Währungen „zuständigen“ Notenbanken EZB und „Fed“, die durch die Inflation genötigt wurden, so aktiv und zugleich restriktiv zu werden, wie man das jahrelang nicht erlebt hatte. Und auch, wenn charttechnisch basiertes Trading auf kurzfristiger Ebene noch entscheidend ist: Der mittelfristige Trend wird mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr davon bestimmt, was die beiden Notenbanken tun werden als von langfristigen Chartmarken. Daher wäre es durchaus machbar, das langfristige Chartbild beiseite zu legen und zu überlegen, wie sich die Lage bei EZB und „Fed“ darstellt.
Den aktuellen Kurs und Chart des Währungspaars EUR.USD und historische Wechselkurse finden Sie hier.
Expertenmeinung: Der entscheidende Grund für den immensen Abstieg des Euros zum US-Dollar lag darin, dass die grosse Mehrheit der Trader am Forex-Markt sicher war, dass zum einen die US-Notenbank die Leitzinsen schneller und weiter anheben wird als die EZB. Und man unterstellte zum anderen, dass Europa wirtschaftlich so viel schwächer ist, so dass man dort den Leitzins nicht so weit anheben kann und zudem nicht so schnell aus der folgenden Rezession herauskommt. Da das internationale Kapital vor allem dorthin fliesst, wo es am „sichersten“ ist und wo zugleich die besten Zinsen warten, waren die Trader längere Zeit massiv im US-Dollar Long, im Euro Short. Doch dann zeigte sich, dass man falsch lag.
Die EZB startete ihre Zinserhöhungen zwar später, zeigt sich derzeit aber nicht minder, wenn nicht sogar mehr entschlossen, den Zins konsequent nach oben zu schrauben. Zugleich erwecken die Konjunkturdaten bislang den Eindruck, dass sich die Wirtschaft der Eurozone besser hält als die der USA. Als sich das im Herbst abzuzeichnen begann, machte der Euro kehrt und wurde stärker. Folgerichtig ist das schon. Aber ob es nachhaltig ist, ist die Frage.
Denn jetzt, da man sich im Klaren ist, dass Europa weder so zögerlich noch so schwach ist wie gedacht, hat der Euro zum US-Dollar eine Art „stabile Seitenlage“ zwischen 1,05 und 1,10 US-Dollar pro Euro eingenommen. Ein Versuch, sich noch weiter nach oben abzusetzen, wurde abverkauft. Nach oben wäre letztlich viel mehr drin, wenn die EZB die „Fed“ beim Leitzins überholt und die Eurozone-Konjunktur nicht nur deswegen noch stärker wirkt, weil sie der US-Entwicklung drei bis sechs Monate hinterherhinkt, sondern weil sie stärker ist. Doch das ist nicht allzu wahrscheinlich, daher:
Die Luft nach oben dürfte vorerst eher dünn sein. Und nach unten wäre der Weg allemal frei, wenn sich herausstellt, dass die Euro-Wirtschaft doch in die Rezession kippt und der Euro/US-Dollar-Kurs die im Tageschart zu sehende, wichtige Kreuzunterstützung im Bereich 1,0320/1,0350 US-Dollar durchbricht.

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