EUR.USD Prognose Euro/US-Dollar: Der Euro-Verfall ist gestoppt – aber wie geht es hier weiter?

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Seit dem 20 Jahres-Tief vom September 2022 bei 0,9536 hat die Euro/US-Dollar-Relation eine deutliche Gegenbewegung vollzogen. Aber wie geht es jetzt weiter? Kann der Euro weiter Boden gutmachen … oder muss man fürchten, dass die Erholung bald endet?

Ein Blick auf das ganz langfristige Bild der Euro/US-Dollar-Relation auf Monatsbasis zeigt, dass die Gegenbewegung, die wir in den vergangenen gut fünf Monaten gesehen haben, die massive, charttechnische Zone, durch die der Kurs im Vorfeld sang- und klanglos hindurchgerutscht war, ebenso problemlos zurückerobert hat. Der Verdacht kommt auf, dass die die Trader befeuernden Argumente so stark waren, dass sie selbst derart markante Chartmarken überlagerten. Und das kann man so durchaus unterschreiben.

Chart vom 06.03.2023, Kurs 1,0671 US-Dollar, Kürzel EUR.USD | Online Broker LYNX

Denn es ging um Massnahmen und Ausrichtung der beiden für diese Währungen „zuständigen“ Notenbanken EZB und „Fed“, die durch die Inflation genötigt wurden, so aktiv und zugleich restriktiv zu werden, wie man das jahrelang nicht erlebt hatte. Und auch, wenn charttechnisch basiertes Trading auf kurzfristiger Ebene noch entscheidend ist: Der mittelfristige Trend wird mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr davon bestimmt, was die beiden Notenbanken tun werden als von langfristigen Chartmarken. Daher wäre es durchaus machbar, das langfristige Chartbild beiseite zu legen und zu überlegen, wie sich die Lage bei EZB und „Fed“ darstellt.

Den aktuellen Kurs und Chart des Währungspaars EUR.USD und historische Wechselkurse finden Sie hier.

Expertenmeinung: Der entscheidende Grund für den immensen Abstieg des Euros zum US-Dollar lag darin, dass die grosse Mehrheit der Trader am Forex-Markt sicher war, dass zum einen die US-Notenbank die Leitzinsen schneller und weiter anheben wird als die EZB. Und man unterstellte zum anderen, dass Europa wirtschaftlich so viel schwächer ist, so dass man dort den Leitzins nicht so weit anheben kann und zudem nicht so schnell aus der folgenden Rezession herauskommt. Da das internationale Kapital vor allem dorthin fliesst, wo es am „sichersten“ ist und wo zugleich die besten Zinsen warten, waren die Trader längere Zeit massiv im US-Dollar Long, im Euro Short. Doch dann zeigte sich, dass man falsch lag.

Die EZB startete ihre Zinserhöhungen zwar später, zeigt sich derzeit aber nicht minder, wenn nicht sogar mehr entschlossen, den Zins konsequent nach oben zu schrauben. Zugleich erwecken die Konjunkturdaten bislang den Eindruck, dass sich die Wirtschaft der Eurozone besser hält als die der USA. Als sich das im Herbst abzuzeichnen begann, machte der Euro kehrt und wurde stärker. Folgerichtig ist das schon. Aber ob es nachhaltig ist, ist die Frage.

Denn jetzt, da man sich im Klaren ist, dass Europa weder so zögerlich noch so schwach ist wie gedacht, hat der Euro zum US-Dollar eine Art „stabile Seitenlage“ zwischen 1,05 und 1,10 US-Dollar pro Euro eingenommen. Ein Versuch, sich noch weiter nach oben abzusetzen, wurde abverkauft. Nach oben wäre letztlich viel mehr drin, wenn die EZB die „Fed“ beim Leitzins überholt und die Eurozone-Konjunktur nicht nur deswegen noch stärker wirkt, weil sie der US-Entwicklung drei bis sechs Monate hinterherhinkt, sondern weil sie stärker ist. Doch das ist nicht allzu wahrscheinlich, daher:

Die Luft nach oben dürfte vorerst eher dünn sein. Und nach unten wäre der Weg allemal frei, wenn sich herausstellt, dass die Euro-Wirtschaft doch in die Rezession kippt und der Euro/US-Dollar-Kurs die im Tageschart zu sehende, wichtige Kreuzunterstützung im Bereich 1,0320/1,0350 US-Dollar durchbricht.

Tageschart vom 06.03.2023, Kurs 1,0671 US-Dollar, Kürzel EUR.USD | Online Broker LYNX
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Vorherige Analysen von EUR.USD

Dass ein „müsste aber“ einen an der Börse nicht weiterbringt, ist bekannt. Aber man sollte wissen, wenn ein Impuls gegen die Logik läuft, denn dann ist die Chance, dass daraus ein Trend wird, deutlich kleiner. Und das könnte bei Euro/US-Dollar gestern der Fall gewesen sein.

Der Euro hatte gestern nach der US-Notenbankentscheidung kräftig zum US-Dollar zugelegt und beendete den Mittwoch mit einem Anstieg von 1,38 Prozent auf dem höchsten Stand seit zehn Monaten. Doch gestern kam der Euro wieder zurück, der US-Dollar gewann also etwas Boden zurück, nachdem die EZB-Entscheidung verkündet wurde. Und das ist, rein von den Rahmenbedingungen der Notenbank-Entscheidungen her, nicht logisch.

Denn auf der einen Seite hatte die US-Notenbank die Schrittweite ihrer Zinserhöhungen verringert und zumindest angedeutet, dass man langsam nahe am Zielpunkt in Sachen Leitzinsen sei. Auf der anderen Seite hatte die EZB gestern nicht nur mit 0,50 Prozent den grösseren Zinsschritt vollzogen, sondern gleich noch avisiert, dass der nächste Schritt im März ebenfalls 0,50 Prozent betragen werde und es nötig sei, die Zinsen auf jeden Fall konsequent anzuheben.

Diese beiden Entscheidungen zusammengenommen sind gut für den Euro und schlecht für den US-Dollar. Der lange, weitreichende Abstieg des Euros basierte ja darauf, dass man lange unterstellt hatte, dass sich die Zinsschere zwischen den USA und der Eurozone immer weiter vergrössern würde, weil die EZB wegen der schwächeren Eurozone-Wirtschaft  zaudern werde, den Zins vergleichbar konsequent nach oben zu nehmen wie die US-Notenbank. Jetzt aber beginnt sich die Schere zwischen den Leitzinssätzen zu schliessen … und zumindest bislang kommt die Eurozone stabiler daher als die US-Konjunktur. Der Euro hätte eine solide Basis, um zu steigen. Warum also fiel er nach der EZB-Entscheidung?

Expertenmeinung: Das dürfte tatsächlich nichts anderes als „Selling on good News“ gewesen sein. Denn wenn man sich ansieht, wie massiv der Euro in den vergangenen vier Monaten zugelegt hat und dabei jetzt schon einen Grossteil des Abstiegs des Vorjahres ausgeglichen hat, ist es nicht überraschend, wenn Trader, die seit mehreren Wochen oder sogar Monaten Euro-Long waren, jetzt mal den Gewinn mitnehmen. Denn die Notenbankentscheidungen sind jetzt eben „durch“, neue Argumente pro oder contra Euro kommen kurzfristig also vermutlich nicht.

Hinzu kommt, dass die Euro/US-Dollar-Relation an die obere Begrenzung eines im November oberhalb des ursprünglichen Aufwärtstrendkanals etablierten Kanals gelaufen war und zugleich nahe an der Widerstandszone 1,1121/1,1185 US-Dollar notierte. Sollte der Kurs kurzfristig unter den Supportbereich 1,0780/1,0805 rutschen, wäre es gut denkbar, dass der Euro weiter bis an die zentrale Aufwärtstrendlinie bei derzeit 1,06 US-Dollar zurücksetzt. Aber solange die EZB sich konsequenter und restriktiver zeigt als die US-Notenbank, dürfte die mittelfristige Trendrichtung des Euro weiterhin nach oben weisen.

Euro/US-Dollar: Chart vom 02.02.2023, Kurs 1,0914 US-Dollar, Kürzel EUR.USD | Online Broker LYNX

In den letzten gut drei Monaten hat der Euro zum US-Dollar in der Spitze über zwölf Prozent aufgeholt. Für dieses Währungspaar ist das eine beeindruckende Rallye. Die Frage ist: Geht diese Aufwärtsbewegung weiter … oder müssen die Euro-Bullen jetzt in die Defensive?

Ein entscheidender Grund, weshalb die Inflation der Eurozone im Dezember so deutlich zurückkam, findet sich hier. Dadurch, dass der Euro zum US-Dollar zulegte, der US-Dollar also aus Euro-Sicht billiger wurde, wirkte der Rückgang der Energiepreise im Euroraum besonders stark, da alle Rohstoffe in US-Dollar fakturiert werden. Aber das war nur die Folge des steigenden Euros, die Ursache der Erholung der europäischen Gemeinschaftswährung lag woanders.

Über weite Teile des vergangenen Jahres war man davon überzeugt, dass die Wirtschaft der Eurozone im Vergleich zu den USA die deutlich schwächere sei, zusätzlich unter Druck durch den Ukraine-Konflikt. Daher wurde unterstellt, dass die EZB den Zins weniger stark und weniger lang anheben wird als die US-Notenbank, die Inflation dadurch hartnäckiger bleiben wird, die Wirtschaft zu Boden gehen wird und internationale Investoren Europa daher meiden werden. Das waren alles Argumente für den US-Dollar und gegen den Euro. Aber mittlerweile sieht man das etwas anders.

Expertenmeinung: Zumindest bislang hält sich die Eurozone wirtschaftlich überraschend gut. Und die EZB tritt weit konsequenter auf, als man das im Vorfeld dachte. Also begann man, den Euro zurückzukaufen. Man sollte zwar im Hinterkopf haben, dass der eigentliche Druck auf die Konjunktur als Konsequenz deutlich höherer Zinsen erst jetzt beginnt. Man weiss also weder, ob der Druck in den USA oder in der Eurozone stärker ausfallen wird, noch, wie stark er insgesamt sein und wie lange er anhalten wird. Aber bislang ist man noch Euro-positiv. Ob sich das ändern wird, wird sich weisen, aber das Chartbild, für das wir bewusst die Monatsbasis gewählt haben, um den Stand der Dinge im langfristigen Kontext zu zeigen, bietet den Euro-Bullen jetzt in der Tat Chancen, die Rallye fortzusetzen.

Euro/US-Dollar war bis zum Ende des dritten Quartals 2022 sang- und klanglos durch langfristig wichtige Supportlinien gefallen. Ernsthafte Gegenwehr gab es nicht, der Weg nach unten war eigentlich frei. Aber dann drehte der Wind. Und jetzt ist es gelungen, diese durchbrochenen Chartlinien bei 1,0340, 1,0523 und 1,0636 US-Dollar alle zurückzuerobern.

In der vergangenen Woche wurde es zwar zeitweise brenzlig, der Euro drohte in diese Zone zurückzufallen. Aber die zwar nicht fundierte, aber von vielen nur zu gerne angenommene Interpretation der US-Konjunkturdaten des Freitags als Signal an die US-Notenbank, die Leitzinsen nur noch wenig oder gar nicht mehr anzuheben, drückte erneut auf den US-Dollar und half, den Euro zum Wochenschluss wieder knapp über diese jetzt wieder als Support fungierende Zone 1,0340/1,0623 US-Dollar zu ziehen.

Wenn es gelingen sollte, diese optimistische Sichtweise in Sachen US-Zinsen über den Januar zu retten und der Euro dadurch per Ende des Monats über 1,0623 US-Dollar bleibt, wäre nach oben in der Tat noch Luft, denn der nächste, wirklich markante Chartwiderstand würde erst bei 1,1496 US-Dollar warten.

Chart vom 06.01.2023, Kurs 1,0645 US-Dollar, Kürzel EUR.USD | Online Broker LYNX

Die gestern veröffentlichten November-Daten zur US-Inflation fielen erfreulich aus. Die Trader preisten daraufhin umgehend einen deutlich sanfteren Kurs der US-Notenbank ein. Der US-Dollar fiel, die Euro/US-Dollar-Relation stieg. Ist das der Beginn einer Euro-Hausse?

Die Verbraucherpreise stiegen in den USA im November nur um 0,1 Prozent in der Gesamtrate und um 0,2 Prozent in der Kernrate, bei der man Nahrungsmittel und Energiepreise ausklammert. In beiden Berechnungen hatte die Prognose bei +0,3 Prozent gelegen. Dadurch lag die Jahresrate der Inflation niedriger als vorhergesagt. Konkret betrug sie in der Gesamtrate 7,1 Prozent nach 7,7 Prozent im Oktober, in der Kernrate 6,0 Prozent nach 6,3 Prozent. Die Reaktion: Der US-Dollar kam unter Druck, der Euro legte somit im Verhältnis zum US-Dollar zu. Ist das logisch und damit auch tragfähig?

Grundsätzlich ja, auf den ersten Blick zumindest. Denn wenn die Inflation in den USA schneller und deutlicher zurückgeht als man das bislang erhoffen durfte, liesse sich unterstellen, dass die US-Notenbank darauf reagiert, indem sie den Leitzins weniger weit und weniger lange anheben wird als geplant und womöglich früher als gedacht Zinssenkungen anstehen. Damit fällt die Erwartung für die Renditen am US-Anleihemarkt niedriger aus, US-Dollar-Investments werden weniger lukrativ und damit auch die Nachfrage nach dem US-Dollar geringer.

Auf der anderen Seite liesse sich unterstellen, dass die EZB nicht parallel agieren wird, weil sich die Inflation in der Eurozone hartnäckiger gestalten könnte. Damit würde sich die Zinsschere, die zuletzt zu Gunsten des US-Dollars weit aufklaffte, weil die US-Notenbank den Zins schneller und massiver anhob, schneller verkleinern: Das würde den seit Sommer 2021 massiv gefallenen Eurokurs stützen. Geht man in seinen Überlegungen nur bis hierhin, hätte der Euro/US-Dollar-Kurs somit allerhand Aufwärtspotenzial.

Expertenmeinung: Aber weist denn die Inflationstendenz in den USA so klar nach unten, wie es sein müsste, damit die US-Notenbank wirklich zeitnah auf einen „Schmusekurs“ zu Gunsten der Anleger und zu Ungunsten des US-Dollars einschwenkt? Wenn man genauer hinschaut, muss man das zumindest mit einem Fragezeichen versehen.

Die Kerninflation kommt sukzessiv näher an die Gesamtinflation heran, was indiziert, dass die Teuerung jetzt alle Bereiche erreicht hat. Und die genaueren Daten zur Inflation im November zeigen, dass die niedrigere Monatsveränderung vor allem durch den deutlichen Rückgang der Öl- und Benzinpreise im November zurückzuführen ist. Der aber, wenn man sich dessen Dimension ansieht, den grössten Teil seines Wegs schon hinter sich haben könnte. Andere Bereiche, so die Lebensmittel und die Mieten, steigen hingegen deutlich. Und das weiss auch die US-Notenbank.

Daher sollte man wenn, dann mit eher vorsichtigem Optimismus rechnen, wenn die US-Notenbank heute Abend ihr Statement vorlegt und danach die übliche Pressekonferenz abhält. Erst, wenn die „Fed“ und die EZB morgen ihre Entscheidungen getroffen, Prognosen vorgelegt und Zielrichtungen formuliert haben, liesse sich absehen, ob der gestern unternommene Versuch der Euro-Bullen, die Euro/US-Dollar-Relation über die im Juni 2021 etablierte Abwärtstrendlinie und das 2020-Jahrestief bei 1,0636 US-Dollar pro Euro zu heben, wirklich gelingt.

Wenn Euro/US-Dollar zum Wochenschluss klar über dieser Linie notieren sollte, wäre aus rein charttechnischer Sicht Luft bis 1,1168/1,1239 US-Dollar. Und die Dynamik eines solchen Ausbruchs könnte dann auch eine wacklige, fundamentale Argumentation überspielen. Aber das sollte eben erst einmal gelingen, bis dahin ist dieser Befreiungsschlag noch nicht in trockenen Tüchern!

Euro/US-Dollar: Chart vom 13.12.2022, Kurs 1,0617 US-Dollar, Kürzel EUR.USD | Online Broker LYNX

Wer hätte das vor zwei Monaten gedacht: Der Euro legt kräftig zu. Und nicht nur an, sondern deutlich über die Parität zum US-Dollar. Aktuell ist er sogar auf dem Sprung, eine langfristig entscheidende Widerstandszone zu nehmen. Aber Vorsicht, noch ist das auf Sand gebaut!

Der massive Selloff des Euros zum US-Dollar basierte auf folgenden Annahmen: Die Wirtschaft der Eurozone ist im Vergleich zu der der USA deutlich schwächer. Ausserdem ist man in Bezug auf den Ukraine-Konflikt stärker involviert und die unsichere Lage in Sachen Energieversorgung wird den Abwärtsdruck auf die Eurozone noch intensivieren. Daher wird die EZB die Leitzinsen trotz einer potenziell höheren Inflation nicht so sehr anheben können wie die US-Notenbank, so dass der Zinsvorteil beim US-Dollar bleibt. Zudem wird die Nähe zum Krisenherd Ukraine und die wirtschaftliche Schwäche dazu führen, dass internationales Kapital bevorzugt im US-Dollar-Raum investiert.

Euro/US-Dollar: Monats-Chart vom 05.12.2022, Kurs 1,0495 US-Dollar, Kürzel EUR.USD | Online Broker LYNX

Alles Punkte, die für einen starken US-Dollar sprechen, also drückte man den Euro stur und stetig unter die wichtige Supportzone 1,0340/1,0636 US-Dollar, unter die Parität 1:1 und dann einfach immer weiter. Es folgte der Versuch einer Bodenbildung, deren Erfolgsaussichten jedoch wochenlang fraglich waren, bis Anfang November dann doch kräftig Zug in den Eurokurs kam. Die zwei jetzt relevanten Fragen lauten: Warum diese Käufe? Und wie vertrauenerweckend ist die Rallye?

Expertenmeinung: Basis der Euro-Käufe sind vornehmlich wohl zwei Aspekte. Zum einen unterstellen die Investoren, dass sich die Eurozone-Wirtschaft doch besser halten wird als befürchtet, immerhin war das Bruttoinlandsprodukt des dritten Quartals überraschend stark und allerorten wird behauptet, die Energieversorgung sei jetzt gesichert. Zum anderen hatte die US-Notenbank zuletzt angedeutet, dass die Dimension der nächsten Zinsanhebungen eine kleinere sein wird. Diese Erwartung kam bereits Anfang November auf … und drückte auf den US-Dollar, zog somit die Euro/US-Dollar-Relation höher, weil man vermutet, dass die doch robustere Eurozone-Wirtschaft und die höhere Inflationsrate es der EZB nicht ermöglichen, den Fuss ebenfalls umgehend vom Gas zu nehmen.

Sind diese Annahmen richtig, wäre die Erholung des Euro logisch unterfüttert und könnte auch weitergehen, über die jetzt angelaufene, langfristige Widerstandszone 1,0340/1,0623 US-Dollar hinaus in Richtung der nächsten kurzfristigen Ziele bei 1,0790 und 1,1120/1,1185 US-Dollar. Aber ob das alles so richtig ist, ist eben die Frage, denn:

Am Devisenmarkt agiert man normalerweise fundierter in Bezug auf volkswirtschaftliche Aspekte. Da wissen die Trader mehrheitlich sehr wohl, dass diese vermeintliche Stabilität der Eurozone auf ganz dünnen Beinchen daherkommt und es zudem völlig offen ist, ob die EZB tatsächlich weiter grössere Zinsschritte vollzieht, wenn die US-Notenbank es nicht tut. Täte sie es wirklich, würde sich die Zinsschere zu Gunsten des Euros in der Tat langsam schliessen und einen weiteren Anstieg der europäischen Leitwährung unterstützen. Aber es wäre sicherlich kein Fehler, vor allzu grossen Long-Trades erst einmal abzuwarten, was die EZB am Donnerstag nächster Woche wirklich tut bzw. zu sagen hat!

Euro/US-Dollar: Tages-Chart vom 05.12.2022, Kurs 1,0495 US-Dollar, Kürzel EUR.USD | Online Broker LYNX

Der Rutsch des Euro unter die Parität zum US-Dollar wirkte nicht nur eindeutig, sondern auch endgültig. Doch auf einmal ist der Euro wieder stark. Die Frage ist: Ist das nur ein letztes Aufbäumen oder wird das wirklich die Wende? Ein Blick auf den Chart und die Hintergründe.

Das Wiedererstarken des Euro basiert auf einer grundsätzlich logischen Argumentation: Ursprünglich war der US-Dollar zum Euro so lange und massiv gestiegen, weil man davon ausging, dass die Inflation in den USA stärker ausfallen wird, die US-Notenbank entsprechend schneller und stärker reagiert und sich dadurch die Schere zwischen US-Zinsen und denen der Eurozone ausweiten wird. Das macht US-Anleihen attraktiver, zumal man unterstellt, dass wirtschaftlich wie geopolitisch der Dollar-Raum der für internationales Geld sicherere Hafen wäre. All das macht den US-Dollar attraktiver – also wurde er von den Spekulanten massiv gekauft.

Jetzt aber glauben viele, dass die US-Inflation auf dem Rückzug ist. Ob das wirklich so ist, spielt dabei nicht zwingend eine Rolle, wichtig ist, ob genug Trader das glauben wollen. Damit sieht man die US-Zinsen nur noch wenig steigen und erwartet, dass sich die bislang den US-Dollar begünstigende Schere wieder schliesst. Denn in der Eurozone ist die Inflation höher, die Bugwelle durch die extrem viel mehr als in den USA gestiegenen Erzeugerpreise grösser und die EZB daher nicht in der Lage, den Fuss vom Leitzins-Gaspedal zu nehmen. Ergo kauft man den Euro zurück. So weit, so logisch, aber:

Expertenmeinung: Ob man mit der Unterstellung, dass die US-Notenbank quasi schon wieder an Zinssenkungen denkt, richtig liegt, werden die kommenden Monate erst zeigen müssen. Die neuen Euro-Bullen können sich zwar sagen, dass man bis dahin ja freie Bahn habe, den Euro zum US-Dollar höher zu ziehen. Aber da würde man die Rechnung ohne diejenigen machen, die dieses Denkmodell in Zweifel ziehen und mutmassen, dass die US-Notenbank die Zinsschraube noch deutlich länger anzieht, als viele derzeit glauben. Nicht zuletzt, weil eine Inflation mit einer Jahresrate von zuletzt 7,7 Prozent eben immer noch sehr weit vom Ziel von 2,0 Prozent entfernt ist und es fraglich ist, ob das derzeitige Leitzinsniveau ausreicht, um ein Stopp der Teuerung zu erreichen.

Daher sollte man diese Rallye des Euro noch nicht zu hoch hängen. Das könnte/sollte man dann tun, wenn die entscheidende charttechnische Zone, die der Euro jetzt zwar erreicht, nicht aber bereits überwunden hat, bezwungen wird. Denn das würde zeigen, dass die vorgenannten Skeptiker nicht zahlreich und/oder entschlossen genug sind, um ein mittelfristig relevantes, bullisches Signal des Euro zu verhindern. Die Charts zeigen, worum es da aktuell geht:

Euro/US-Dollar: Monats-Chart vom 16.11.2022, Kurs 1,0370 US-Dollar, Kürzel EUR.USD | Online Broker LYNX

Der Euro ist zum US-Dollar jetzt in die bereits seit 2015 wichtige Zone 1,0340/1,0520 US-Dollar pro Euro hineingelaufen. Diese Zone wird momentan, das sehen wir im Chart auf Tagesbasis, noch durch die 200-Tage-Linie verstärkt, an welcher der Euro am Dienstag und Mittwoch erst einmal abgewiesen wurde. Wenn Euro/US-Dollar diese Zone 1,0340/1,0520 US-Dollar auf Schlusskursbasis um mindestens einen halben Cent überboten hat, dann hätten wir hier ein massives Long-Signal für den Euro. Vorher aber nicht!

Euro/US-Dollar: Tages-Chart vom 16.11.2022, Kurs 1,0370 US-Dollar, Kürzel EUR.USD | Online Broker LYNX