Eigentlich ist die grösste Überraschung in Sachen Mercedes Benz-Aktie, dass offenbar viele von der Prognosesenkung überrascht waren. Immerhin hatten VW und BMW längst Probleme eingeräumt. Aber jetzt stellt sich die Frage: Was fängt man mit der Aktie auf diesem Level an?
Diese gesenkte Prognose hatte es schon in sich. Wenngleich der Konzern davon ausgeht, dass man rein vom Absatz her und über die einzelnen Bereiche hinweg auf dem Vorjahresniveau landen wird, wird der operative Gewinn wegen deutlich gesunkener Margen fallen.
Die mit der bisherigen Schätzung von 10 bis 11 Prozent ohnehin schon unter dem 2023er-Niveau liegende, operative Gewinnmarge sieht Mercedes-Benz jetzt nur noch bei 7,5 bis 8,5 Prozent – das ist ein Wort. Dass man den Ausblick für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) daraufhin von „leicht unter Vorjahr“ auf „deutlich unter Vorjahr“ senken musste, wundert da nicht.
Aber eigentlich ist ja die Bewertung so niedrig gewesen – das Kurs/Gewinn-Verhältnis lag vor der Prognosesenkung unter sechs – dass ein geringerer Gewinn die Aktie immer noch nicht „teuer“ machen würde. Also, warum überhaupt über den Ausstieg nachdenken, statt das Minus von 6,81 Prozent, mit dem man diese neue Guidance quittierte, zum Einstieg zu nutzen? Zumal ja einige offenbar am Freitag schon die Hand aufgehalten hatten, die Aktie schloss gut anderthalb Prozent über dem Tagestief von 54,05 Euro.
Expertenmeinung: Da gäbe es so einiges, dass es wert wäre, über den Gedanken eines direkten Einstiegs zweimal nachzudenken. Zunächst fällt auf, dass die adhoc-Meldung über die Senkung des Ausblicks keine Massnahmen beinhaltete, um sofort gegenzusteuern. Zudem sollte man sich erinnern, dass die höhere Gewinnarge von 10 bis 11 Prozent keine zwei Monate zuvor, Ende Juli, im Rahmen der Halbjahreszahlen bestätigt wurde. Das wirkt, als sei man von Faktoren, die bei anderen Unternehmen längst operative Hektik ausgelöst haben, überrascht worden, so zum Beispiel vom angegebenen Hauptgrund der Prognosesenkung, einem schwachen Absatz in China.
Zweitens könnte man sich zwar unter der Prämisse eines zu 2023 stabilen Absatzes und der niedrigeren Marge ausrechnen, dass der 2024er-Gewinn irgendwo zwischen knapp 20 und gut 25 Prozent unter dem des Vorjahres hereinkommen könnte. Aber womöglich ist das mit dem Absatz ebenso sicher, wie es die Marge bis zu dieser Prognosesenkung scheinbar auch war, nämlich gar nicht.
Zwar mögen die Anleger Auto-Aktien, so dass man vermuten darf, dass diese, die Mercedes-Aktie ebenso wie der Rest der Branche, immer wieder Hoffnungs-Kaufwellen sehen könnten. Vielleicht sogar kurzfristig, immerhin ist der Kurs noch nicht signifikant aus der die Aktie seit November 2022 führenden Handelsspanne herausgefallen. Aber wenn solche gerne gekauften Aktien zu oft enttäuschen, kann das Pendel auch heftig umschlagen.
Grundsätzlich wäre jetzt ein weiterer Abstieg an die nächste Supportzone im Bereich 50,19 zu 50,65 Euro, die Tiefs vom Sommer und Herbst 2022, denkbar. Aber angenommen, es ginge dorthin, an diese runde 50-Euro-Marke, wäre die Aktie dann ein „Schnäppchen“?
Aus meiner Sicht nicht, alleine, weil die Aktie auf eine Meldung, die einen so deutlich niedrigeren Gewinn auf Basis eines Problems (China) ankündigt, das sicher nicht in ein paar Quartalen vom Tisch ist, bislang noch ziemlich mässig reagiert hat. Und es deshalb keineswegs sicher ist, dass dies das letzte Mal sein wird, dass man die Prognose senken muss. Ein Touchdown auf der 50er-Marke wäre eine denkbare Trading-Chance für risikofreudige Akteure, die kein Problem damit haben, sofort konsequent auszusteigen, wenn klar wird, dass sie sich zu früh vorgewagt haben. Aber ein Schnäppchen, das muss die Aktie auch bei 50 Euro noch nicht sein.
Quellenangaben: Anpassung der 2024er-Prognose, 19.09.2024:
https://group.mercedes-benz.com/investoren/berichte-news/ad-hoc/ad-hoc-meldung-427712.html
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