Der nächste Handelskrieg? Trump droht der EU mit drastischen Zöllen, doch die Börse zeigt sich vollkommen unbeeindruckt.
Zwischen Politiktheater und Realität
Als der US-Präsident am „Liberation Day“ erstmals wahnwitzige Zölle angedroht hat, hat er damit einen Crash ausgelöst. An der Börse fürchtete man sich zurecht vor den negativen wirtschaftlichen Folgen. Die Unvorhersehbarkeit der US-Administration dürfte aber nicht minder problematisch sein.
Nachdem man das Inkrafttreten der Zölle verschoben und Verhandlungen angekündigt hatte, erholten sich die Börsenkurse in Rekordzeit.
Am Wochenende hat Trump jedoch nachgelegt und angekündigt, dass die USA ab dem 1. August 2025 Zölle in Höhe von 30 Prozent auf Importe aus der Europäischen Union und Mexiko erheben werden. Begründet wird das mit nationalen Sicherheitsbedenken und dem Ziel, das Handelsdefizit der USA zu reduzieren.
Für viele Unternehmen in der EU könnte das gravierende Folgen haben, doch seltsamerweise kam es an der Börse zu kaum einer Reaktion.
Anleger scheinen aus den letzten Monaten eine Lehre gezogen zu haben:
Man reagiert nicht mehr sofort auf Drohungen oder andere irrationale Geschehnisse in Washington, da inzwischen jedem klar ist, dass die Situation Tage oder Stunden später schon wieder vollkommen anders sein kann.
Heute droht Trump zwar, aber vielleicht verkündet er nächste Woche schon einen „big beautiful Deal“.
Drohungen wirkungslos
Dieses Muster hat dazu geführt, dass seine Ankündigungen an Glaubwürdigkeit verloren haben. Investoren scheinen sich an die Rhetorik gewöhnt zu haben und warten ab, ob die Drohung diesmal tatsächlich in die Tat umgesetzt wird.
Wer dem US-Präsidenten weniger geneigt ist, könnte es auch so ausdrücken: Trump und seine Drohungen werden nicht mehr ernst genommen. Anders lassen sich die Kursreaktionen am deutschen Aktienmarkt kaum erklären.
Mercedes-Benz würde beispielsweise erheblich unter den Zöllen leiden, denn dadurch würde der Preis für Fahrzeuge in den USA steigen, was die Nachfrage senken und die Gewinne von Mercedes schmälern könnte.

Die Aktie notiert aktuell 1,69 % im Minus und hat sich im Handelsverlauf erholt. Die Kursschwankung ist heute, am ersten Handelstag nach dieser Drohung, auch nicht grösser als sonst.
Ähnliches gilt für andere exportorientierte Unternehmen in der EU, die auf den US-Markt angewiesen sind – und das sind viele.
Unter den Zöllen würden aber nicht nur die europäischen Exporteure leiden, auch die US-Verbraucher, die die Zölle am Ende zahlen müssen. Es gibt zahllose Beispiele für Produkte, die nicht in den USA gebaut werden und für die es für den US-Verbraucher und Unternehmen keine Alternativen gäbe.
Zölle würden den USA ebenso schaden
Darüber hinaus schwächt man durch Zölle auch in vielen Fällen die eigene Wettbewerbsfähigkeit.
Kaufen US-Unternehmen beispielsweise Autoteile oder Aluminium im Ausland ein, die mit Zöllen belegt sind, dann schwächt das die heimische Autoindustrie und die heimischen Aluminium-Hersteller.
Die internationale Wettbewerbsfähigkeit sinkt dadurch und steigt nicht.
Hinzu kommt, dass die Zölle die transatlantischen Lieferketten empfindlich stören könnten.
Wenn Zölle gegen die EU beschlossen werden, dann müssen sie auch erhoben und bearbeitet werden.
Statt einfach durchgewunken zu werden, müssten Waren fortan zolltechnisch erfasst werden. Also zuerst in einem Zolllager oder bei einem Spediteur verwahrt werden. Es wäre eine Zollprüfung notwendig, Zollabgaben und Steuern fällig und erst dann würde die Ware freigegeben.
All das kostet Zeit, bindet Kapital und führt zu entsprechenden Problemen in den Lieferketten, ausserdem erzeugt es auch Aufwand, vor allem bei den Importeuren in den USA, die den ganzen Papierkram erledigen müssen.
Die Kursreaktion an der Börse spricht dafür, dass man mit einer Einigung rechnet. Sollten die Zölle jedoch kommen, könnte die EU mit Gegenmassnahmen reagieren, wie von der EU-Kommission angedroht.
Im schlimmsten Fall könnte das zu einem Handelskrieg führen, den sich beide Seiten nicht leisten können und der am Ende niemandem hilft – darunter würde die Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks unnötig leiden.
Keine Seite würde gewinnen.
Mehr als 13.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Stabilität in stürmischen Zeiten. Bei LYNX selbstverständlich.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen