Der chinesische Yuan hat zum US-Dollar seit Januar erheblich abgewertet. Das ist kritisch, da es zum einen zeigt, dass China konjunkturell offenbar erhebliche Probleme hat, darüber hinaus erreicht die Abwertung jetzt einen Level, auf dem die USA dagegenhalten könnten.
Wertet eine Währung im Vergleich zu einer anderen ab, hat das für die Wirtschaft des Landes, dessen Währung billiger wird, einen grossen Vorteil beim Export in das andere Land. Und gerade in Bezug auf China, das als einzige Industrienation einen unmittelbaren Einfluss auf den Wert der eigenen Währung nehmen kann, indem es die Spanne festlegt, in welcher der Yuan zu einer anderen Währung schwanken soll, kann man unterstellen: Dieser Effekt ist gewollt. Ein Beispiel:
Wenn ein chinesisches Unternehmen einen Artikel in die USA exportiert, den man in China für 100 Yuan verkaufen würde, hätte das zum bisherigen Jahrestief des Dollars zum Yuan im Januar (6,70 Yuan pro US-Dollar) einem Preis von 14,92 US-Dollar entsprochen. Aktuell, mit einem Wechselkurs von 7,30 Yuan pro US-Dollar, wären es aber nur noch 13,70 US-Dollar. Was bedeutet:
Entweder senkt das Unternehmen aufgrund des veränderten Wechselkurses den Preis dieses Produkts in den USA und hat damit eine bessere Preisbasis gegenüber Konkurrenzprodukten, z.B. gegenüber vergleichbaren Produkten, die „made in USA“ sind. Oder aber man hält den bisherigen Preis von 14,92 US-Dollar aufrecht und würde dadurch, wenn man dieses eingenommene Geld in Yuan zurücktauscht, eben nicht 100, sondern 108,91 Yuan erlösen.
Sie sehen: Eine Währung abzuwerten, hat schon etwas für sich, wenn man die Wirtschaft stützen will. Natürlich hat das den Nachteil, dass Importe dadurch im eigenen Land teurer werden. Aber wenn man gerade bei Rohstoffen so gut positioniert ist, dass man diesen Nachteil aussitzen kann, ist so eine Abwertung im Saldo ein Vorteil. Für China. Aber nicht für die USA. Vor allem nicht in dieser Dimension. Und das könnte Probleme machen.
Den aktuellen Kurs und Chart des Währungspaars USD.CNY und historische Wechselkurse finden Sie hier.
Expertenmeinung: Sie sehen im Chart, dass die US-Dollar/Yuan-Relation jetzt nahe am im Herbst 2022 erreichten Hoch von 7,3750 Yuan pro US-Dollar notiert. Dass man in den USA im Herbst 2022 nicht allzu unwirsch auf diese Benachteiligung der US-Unternehmen im eigenen Land durch China-Importe und die zeitgleiche Benachteiligung der US-Exporte nach China reagierte, war nachvollziehbar, denn:

Man ging dort davon aus, dass es sich da nur um eine kurze Phase handelt, mit der China, durch die dort bis Ende 2022 immer wieder wichtige Industrieregionen lahmlegenden Lockdowns gebeutelt, schnell wieder in Schwung kommen wollte. Was auch so gedacht war. Und als man hüben wie drüben dachte, dass Chinas Wachstumsmotor wieder durchstarten werde, wurde diese Abwertung des Yuan auch schnell zurückgenommen. Aber jetzt wertet der Yuan eben erneut ab. Das wird die US-Unternehmen ebenso wie die US-Politik äusserst verärgern. Und grundsätzlich könnte man, wie in früheren Jahren schon praktiziert, mit „Strafzöllen“ auf China-Importe dagegenhalten. Wird man das?
Das ist gar nicht mal so sicher, wie es das vor einigen Jahren gewesen wäre. Denn in Washington sieht man natürlich, dass diese Abwertung weniger deswegen entstanden ist, um die USA zu schwächen, sondern um eine chinesische Wirtschaft zu stärken, die weit weniger gut läuft, wie man das Anfang des Jahres noch dachte. Dass die Peoples Bank of China, die chinesische Notenbank, seit einiger Zeit auch die Zinsen senkt, macht das zusätzlich deutlich, hinter den Erwartungen zurückbleibende Konjunkturdaten ebenfalls. Und all das ist eben nicht nur ein Problem Chinas.
Denn China ist schon lange nicht mehr einfach nur die billige Produktionsstätte westlicher Unternehmen. China ist der Exportmarkt, der das grösste Wachstumspotenzial hat. Nicht nur deutsche Automobilhersteller haben dort ihren wichtigsten Markt, auch sehr viele US-Unternehmen sind darauf angewiesen, das China ihre Waren bereitwillig abnimmt. Daher würde man, wollte man gegen diese Yuan-Abwertung vorgehen, Gefahr laufen, sich den Ast abzusägen, auf dem man selbst sitzt, denn Restriktionen gegenüber Importen aus China würden nicht ohne Gegenmassnahmen bleiben.
Gut möglich also, dass man in den USA zähneknirschend die Füsse stillhält. Auch, wenn jetzt die Chance besteht, dass der US-Dollar zum Yuan an diesem Herbst-Hoch 2022 nach unten abdreht, sprich der Yuan vice versa wieder aufwertet: Solange der übergeordnete Aufwärtstrend bei aktuell 6,95 Yuan pro US-Dollar intakt bleibt und die Lage in China konjunkturell wacklig bleibt, wäre es gewagt, beim US-Dollar zum Yuan Short zu gehen!
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