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Expedia erzielt einen Gewinnsprung, erwartet ein Rekordergebnis und kauft im grossen Stil eigene Aktien zurück. Die Aktie stürzt ab.
Unvorhersehbare Kursreaktionen: Ein Rätsel
An der Börse kommt es immer wieder zu eigenwilligen und kaum verständlichen Kursreaktionen.
Wohin es mit den Kursen kurzfristig geht, unterliegt gewissen Wahrscheinlichkeiten, aber wirklich sicher weiss es niemand.
Wenn ein Unternehmen jedoch massives Wachstum verzeichnet, die Erwartungen übertrifft und die Aktie dennoch in den Sturzflug übergeht, ist das eine ganz andere Geschichte.
Das sieht man selten und meistens lässt sich dann auch ein Haar in der Suppe finden, wir werden sehen, was es bei Expedia ist.
Hat man die Krise bewältigt?
Expedia gehört zu den Vorreitern in der Online-Reisebranche und ist zum zweitgrössten Reisevermittler der Welt aufgestiegen.
Über Expedia und die anderen zum Konzern gehörenden Plattformen, wie beispielsweise Hotels.com, Trivago oder Vrbo, können Kunden Flüge, Hotels, Mietwagen und andere Reiseprodukte buchen und vergleichen. Für die Vermittlung und Abwicklung der Buchung erhält Expedia eine entsprechende Provision.
Hotelbetreiber, Reiseveranstalter, Airlines & Co. können auf den Plattformen natürlich auch Werbung schalten.
Ferner ist man in der Vermarktung von Reiseversicherungen und anderen reisebezogenen Dienstleistungen tätig.
Das ist ein einträgliches Geschäft. In den zurückliegenden zehn Jahren konnte man den Umsatz von 4,77 auf 11,67 Mrd. USD massiv steigern.
Der Gewinn kletterte in derselben Zeit von 3,22 auf 6,79 USD je Aktie.
Starke Rückkehr
Der Siegeszug wurde nur kurzzeitig durch Corona unterbrochen, doch man ist erstaunlich gut durch die Krise gekommen.
Im Geschäftsjahr 2020 hat man zwar einen Verlust eingefahren, aber 2021 war man bereits wieder profitabel und 2022 konnte man sogar ein Rekordergebnis einfahren, obwohl der Umsatz noch unter dem Niveau von 2019 lag.
Expedia hat die Zeit also genutzt, sich effizienter aufgestellt und profitiert jetzt überproportional von der Rückkehr zur Normalität.
Man könnte auch von einem Reiseboom sprechen.
Die meisten Hotels und Airlines haben das inflationäre Umfeld genutzt und die Preise erhöht. Die Nachfrageseite ist dennoch stark, was zu einem deutlich steigenden Wert aller Buchungen geführt hat und die Margen zusätzlich befeuert.
Diese Zahlen haben einen Kurssturz ausgelöst
Der Gewinn von Expedia lag in Q2 mit 2,89 je Aktie weit über den Erwartungen von 2,32 USD. Der Umsatz verfehlte mit 3,36 Mrd. die Analystenschätzungen von 3,37 Mrd. USD jedoch knapp.
Auf den ersten Blick ergibt die negative Kursreaktion also wenig Sinn. Man kann sicherlich bemängeln, dass der Umsatz unter den Erwartungen lag, aber in Anbetracht der stark gestiegenen Profitabilität spielt das aus meiner Sicht kaum eine Rolle.
Darüber hinaus war die Verfehlung so klein, dass der Abverkauf kaum erklärbar ist.
Dasselbe gilt auch, wenn man sich die Details anschaut. Der Umsatz konnte auf Jahressicht um 6 % gesteigert werden und erreichte das höchste Niveau der Unternehmensgeschichte.
Das Buchungsvolumen erreichte im zweiten Quartal ebenfalls ein neues Rekordniveau.
Beim Gewinn ergibt sich ein ähnliches Bild. Das Ergebnis konnte um 48 % gesteigert werden. Expedia hat in einem zweiten Quartal nie mehr verdient.
Buybacks: Dann eben mit der Brechstange
Expedia hat im Jahresverlauf bereits für 1,2 Mrd. USD eigene Aktien zurückgekauft, was in etwa 8,3 % des Börsenwerts entspricht.
Da man in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres einen freien Cashflow von 3,85 Mrd. USD erzielt hat und 5,57 Mrd. USD auf der hohen Kante hat, kann man es sich problemlos leisten.
Expedia hält derzeit 38 % des Börsenwerts in Cash.
Nach dem gestrigen Kurssturz wird Expedia umso mehr eigene Aktien einziehen und das ist auch gut so.
Denn der Reise-Gigant erwartet einen Gewinnsprung auf 9,60 USD, was nicht nur ein neuer Rekord wäre, sondern auch in etwa 50 % mehr als 2019 entspricht.
Expedia kommt demnach auf eine forward P/E von 10,3. In den fünf Jahren vor 2020 lag die P/E durchschnittlich bei 23,4.
In all den Jahren an der Börse habe ich viele eigenwillige oder auch schlichtweg sinnbefreite Kursreaktionen erlebt, diese ist ganz vorne mit dabei.

Aus technischer Sicht ist der Abpraller bei 120 USD dennoch ein Problem. Es wäre gut möglich, dass die Aktie jetzt wieder zur Unterstützung bei 90 USD zurückkommt.
Auf diesem Niveau wird nicht nur Expedia eigene Aktien kaufen, es dürften auch einige Grossinvestoren die Hände aufhalten, wie auch schon in den Monaten zuvor.
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