Die News zur Daimler Aktie vom Donnerstagmorgen für das Krisenjahr 2020 wirkten grandios. Ein Plus von 52 Prozent bei dem Gewinn vor Steuern und Zinsen gegenüber 2019, das schindet Eindruck. Aber da sollte man unbedingt genauer hinsehen. Denn dieses Gold glänzt meines Erachtens nicht wirklich.
Zunächst fällt auf, dass Daimler wie alle anderen der Branche auch sinkende Umsätze im Jahr 2020 vermelden musste. Der Umsatz fiel um 10,6 Prozent. Wie gelingt da ein Gewinnanstieg um 52 Prozent?
Zum einen hatte Daimler 2019 ein Jahr absolviert, in dem der Gewinn durch Restrukturierungen, Rückstellungen etc. immer weiter zu Boden ging, obgleich da der Umsatz noch zugelegt hatte. Daimler hatte 2019 gerade einmal 2,22 Euro Gewinn pro Aktie vorzuweisen, 2018 waren es noch 6,78 Euro und im Gewinn-Rekordjahr 2017 sogar 9,84 Euro gewesen. Der 2019er-Gewinn war also „unnatürlich“ niedrig, deswegen war er 2020 trotz der Krise so deutlich zu übertreffen. Aber das ist noch nicht alles:
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Expertenmeinung: Im Zuge der Kommentare zu diesen 2020er-Zahlen wies der Finanzchef des Konzerns darauf hin, dass die Fixkosten bei Pkw & Vans 2020 um 14 Prozent gedrückt wurden, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung fielen um 11 Prozent, die Sachinvestitionen sogar um 17 Prozent. Kurz: Man fuhr herunter, was irgend herunterzufahren war. Aber was kurzfristig bei Forschung, Entwicklung und Investitionen eingespart wurde, kann ja nicht auf Dauer als Kostenfaktor wegfallen, Daimler muss ja weiterhin auf Innovation setzen. Diese Kostenblocks werden also wieder grösser.
Um wieder eine für die Jahre vor 2019 normale Bewertung über das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) zu erreichen, müsste Daimler diesen 2020er-Gewinn, der vor allem durch Kostensenkungen über dem des Vorjahres lag (der Umsatz fiel ja), verdoppeln. Denn zwischen 2013 und 2018 bewegte sich dieses KGV im Bereich zwischen 7 und 11, aktuell liegt es, auf Basis des gestern gemeldeten Gewinns, bei 19,8. Und damals war die Entwicklung des Wachstums bei Umsatz und Gewinn noch in Ordnung, während 2021 kein einfaches Jahr wird. So betrachtet bin ich, was den Spielraum des Kurses nach oben angeht, skeptischer als die Mehrheit der Analysten, deren mittleres Kursziel derzeit bei 72 Euro liegt.
Aus charttechnischer Sicht unternehmen die Akteure gerade einen zweiten Anlauf, den mittelfristigen Aufwärtstrendkanal nach oben zu durchbrechen. Auch, wenn die Reaktion auf das Zahlenwerk mit +2,22 Prozent nicht überschwänglich war, wäre das nicht auszuschliessen, denn wie gesagt, ich bin bei Daimler als Skeptiker in der Minderheit.
Aber es ist nun einmal nicht selten, dass euphorische Anleger unverhofft aus allen Wolken fallen (siehe z.B. die heutige Analyse zu VARTA). Und da die Aktie von mittelfristigen Supportmarken wie der unteren Begrenzung des Trendkanals (aktuell bei 54 Euro) sehr weit entfernt ist, wäre ein enger Stoppkurs, z.B. knapp unter dem letzten kurzfristigen Zwischentief (64,10 Euro), bei aggressiven Long-Trades meiner Meinung nach unbedingt zu überlegen.

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