Inmitten einer nervösen Berichtssaison setzt Booking ein Zeichen. Läuft es in der Branche viel besser als alle gedacht haben?
Wir leben in einer verrückten Zeit
In dieser Berichtssaison mangelt es wahrlich nicht an Überraschungen. Von Unternehmen, die zwei Prognosen vorlegen, weil sie selbst nicht mehr wissen, was los ist, bis zu masslosen Enttäuschen und grandiosen Erfolgen war alles dabei.
Eine grosse Sorge hat sich bisher nicht bewahrheitet: Dass viele Unternehmen aufgrund der Unsicherheit keine Prognosen vorlegen würden. Das erhöht die Sichtbarkeit für Investoren und nimmt einen schwerwiegenden Unsicherheitsfaktor aus dem Markt.
Im aktuellen Umfeld zeigt sich auch, wie unterschiedlich es bei Unternehmen in derselben Branche laufen kann. Die US-Airlines kämpfen aktuell mit grossen Problemen, bei Reiseportalen wie Booking läuft es hingegen blendend.
Booking überraschend stark, folgt Expedia?
Laut Booking kam es zu einer Abschwächung bei der Zahl der Besucher aus Kanada und Europa, die in die USA einreisen. Diese Rückgänge wurden jedoch ausgeglichen, beispielsweise durch mehr Reisen aus Kanada nach Mexiko.
In Summe war die globale Nachfrage nach Freizeitreisen von Januar bis April, trotz wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheiten, stabil.
Es ist genau das geschehen, was ich erwartet und bereits in mehreren Artikeln als These aufgestellt hatte, zuletzt am Montag (Expedia: Trotz Rekordgewinnen immer noch ein möglicher Geheimtipp?):
Zitat: „Das ist aber vor allem für die dortigen Hotels und die Tourismusindustrie ein Problem und nicht für Expedia. Für ein Reiseportal ist es schliesslich unbedeutend, ob die Kanadier in den USA oder in Buxtehude Urlaub machen. Die negativen Auswirkungen auf das Geschäft von Expedia könnten daher geringer sein als viele annehmen.“
Der Gewinn von Booking lag in Q1 mit 24,81 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 17,20 USD. Mit einem Umsatz von 4,76 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 4,58 Mrd. USD ebenfalls übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 8% (trotz negativer Währungseffekte) und einem Gewinnsprung um 22%. Der freie Cashflow konnte sogar um 23% auf 3,2 Mrd. USD gesteigert werden.
Booking hat mit den Quartalszahlen für eine Überraschung gesorgt. Vielleicht wird bei Expedia in der kommenden Woche dasselbe geschehen, wenn man am 8. Mai ebenfalls Quartalszahlen präsentiert.
Ausblick und Bewertung
Für das zweite Quartal stellt man ein Umsatzplus von 10 – 12% in Aussicht und für das Geschäftsjahr ein Plus im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Der Gewinn soll im niedrigen bis mittleren Zehnerbereich steigen.
Das entspricht in etwa den Erwartungen. Derzeit geht man davon aus, dass der Gewinn in diesem Jahr um 12% auf 209,50 USD je Aktie steigen wird.
Da der Aktienkurs von Booking nachbörslich auf 4.750 USD gesunken ist, liegt die forward P/E bei 22,7.
Das lässt sich aus meiner Sicht problemlos rechtfertigen. Darüber hinaus deuten das erste Quartal und die Buchungsdynamik darauf hin, dass die Schätzungen zu niedrig sein könnten.
Hinzu kommen das laufende Sparprogramm und erhebliche Aktienrückkäufe, die das Ergebnis zusätzlich befeuern.
Im ersten Quartal hat man für 1,8 Mrd. USD eigene Aktien eingezogen, was mehr als 1% des Börsenwerts entspricht. Geschieht das jedes Quartal, summiert es sich.
Im laufenden Buyback-Programm stehen weitere 25,9 Mrd. USD zur Verfügung. Derzeit würde das ausreichen, um jede sechste Aktie einzuziehen.
Bei Booking ist das keine Theorie, denn die Zahl der ausstehenden Papiere ist bereits seit langer Zeit rückläufig.
Vor zehn Jahren gab es noch 51 Millionen Booking-Aktien, vor 5 Jahren waren es noch 41 Millionen und heute sind es nur noch 33 Millionen.

Booking bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen kurzfristigem Abwärtstrend und einem langfristigen Aufwärtstrend.
In Anbetracht der starken fundamentalen Entwicklung ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich am Ende die Bullen durchsetzen werden. Grössere Rücksetzer dürften sich daher als Gelegenheit herausstellen.
Fällt die Aktie beispielsweise unter 4.650 USD, könnte das eine Korrektur in Richtung 4.400 oder 4.150 USD einleiten.
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