„Selling on good news“ ist ein Phänomen, das am Aktienmarkt oft auftaucht. Die Anleger erwarten positive Nachrichten und kaufen deshalb bereits im Vorfeld. Sie hoffen darauf, dass andere Trader erst einstiegen, wenn die positiven Nachrichten auf dem Tisch liegen und wollen dann in die erneut steigenden Kurse hinein den Gewinn kassieren. Aber wenn zu viele vorgekauft haben, geht das schief, dann geht es mangels Käufern unverhofft ab- statt aufwärts. Bei der Aktie des Chipindustrie-Zulieferers ASML Holding hätte es ebenso kommen können. Aber es kam nicht so: Die Aktie erreichte im Zuge der am Morgen vorgelegten Ergebnisse des vierten Quartals neue Rekorde. Will denn hier niemand den Gewinn mitnehmen?
Offenbar nicht. Bereits am vergangenen Donnerstag kam es zu einem Ausbruch auf neue Hochs, basierend auf zwei zeitgleich erfolgten Kursziel-Anhebungen durch Analysten. Im Vorfeld von Bilanzergebnissen erscheint dergleichen gewagt, aber die vorgelegten Zahlen rechtfertigten die höheren Kursziele:
Der Gewinn stieg 2020 um beeindruckende 38 Prozent. Und daran hatte das vierte Quartal einen entscheidenden Anteil. Der Umsatz stieg zwischen Oktober und Dezember auf 4,24 Milliarden Euro und übertraf damit die unternehmenseigene Prognose (eine Range zwischen 3,6 und 3,8 Milliarden) und die Analystenprognose (im Schnitt 3,73 Milliarden) beeindruckend deutlich. Der Gewinn lag allein in diesem vierten Quartal bei 1,35 Milliarden Euro (Prognose 1,02 Milliarden). Zugleich wurde die Dividende für 2020 auf 2,75 nach 2,40 Euro angehoben.
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Expertenmeinung: Diese Ergebnisse waren derart stark, dass es nicht überrascht, dass, wer womöglich im Vorfeld vorhatte, die Gelegenheit zum Ausstieg zu nutzen, dies bleiben liess. Aber wenn man sich den Chart ansieht, stellt man fest, dass diese Aktie schon ziemlich heiss gelaufen wirkt. Seit Ende Oktober ist der Kurs sagenhafte 50 Prozent gestiegen, ist seitens der Markttechnik (hier im Chart der Stochastik-Oszillator) überkauft und nähert sich der oberen Begrenzung des mittelfristigen Aufwärtstrendkanals. Die untere Begrenzung des Kanals, d.h. die mittelfristige Aufwärtstrendlinie, ist ca. 23 Prozent entfernt, die 200-Tage-Linie 28 Prozent.
Das ist ungewöhnlich, aber: Diese Bilanzzahlen sind es auch. Dass ein Zulieferer der immens konjunktursensiblen Chipindustrie derart stark durch das schwierige Jahr 2020 kam, in dem manch anderes grosses Unternehmen massiv unter Druck geriet, beeindruckt die Akteure zu Recht. Und wenn die Analysten Recht behalten, wird die ASML Holding 2021 weiter steigende Gewinne vermelden, da liegen die Prognosen in einer Range um die +25 bis +30 Prozent.
Trotzdem wäre es unrealistisch davon auszugehen, dass die Hausse einfach wie ein Strich weitergehen wird. Jetzt, nachdem die „good news“ erst einmal auf dem Tisch liegen, könnten Gewinnmitnahmen jederzeit einsetzen, nicht zuletzt mit Blick auf die nahe, aktuell bei 467 Euro wartende obere Begrenzung des Trendkanals.
Wer kurzfristig und aggressiv agiert, könnte erwägen, einen Teil der Position in noch steigende Kurse hinein glattzustellen und den Rest knapp unterhalb der kurzfristigen, steilen Aufwärtstrendlinie bei momentan 415 Euro abzusichern. Wer hingegen gezielt mittel- und langfristig investiert, könnte sich die Gelassenheit leisten, einen Stopp unter die mittelfristige Aufwärtstrendlinie bei momentan 352 Euro zu legen und einfach am Ball zu bleiben.

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