ASML hatte ein überraschend starkes Quartal, doch der Auftragseingang enttäuscht. Der Weltmarktführer schwächelt.
Technik vom Feinsten
ASML ist der weltweit führende Anbieter von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie. Das Unternehmen spielt eine entscheidende Rolle in der Herstellung von integrierten Schaltkreisen (Mikrochips). ASML entwickelt und produziert hochkomplexe Maschinen, die für die Produktion von Chips unverzichtbar sind.
Das Geschäftsmodell von ASML basiert auf zwei Hauptsäulen: Dem Verkauf von Lithographiesystemen und der Bereitstellung von Dienstleistungen für die bereits installierten Lithographiesysteme.
Das Servicegeschäft umfasst die Wartung, Upgrades und technische Unterstützung.
Die Kernprodukte von ASML sind Lithographiesysteme, die in zwei Hauptkategorien unterteilt werden können: Extreme Ultraviolet (EUV)-Lithographiesysteme und Deep Ultraviolet (DUV)-Lithographiesysteme.
Die EUV-Systeme stellen die Spitze der Technologie dar und sind entscheidend für die Herstellung der modernsten und kleinsten Mikrochips, die in Geräten wie Smartphones, Computern und anderen hochentwickelten Technologien verwendet werden.
Faktisches Monopol
Diese Maschinen ermöglichen es Halbleiterherstellern, Strukturen im Nanometerbereich zu erzeugen, was für die fortschreitende Miniaturisierung von Chips unerlässlich ist.
Egal ob KI, Rechenzentren, Hochleistungscomputer, autonomes Fahren oder moderne Smartphones – überall stecken Chips drin, die auf EUV-Basis hergestellt wurden.
ASML ist der einzige Anbieter von EUV-Lithographiesystemen weltweit.
Hinzu kommt das Servicegeschäft, auf das inzwischen ein bedeutender Teil der Umsätze entfällt. Im letzten Quartal waren es 2,10 Mrd. Euro. Der Gesamtumsatz lag bei 7,69 Mrd. Euro.
Durch diese Kombination kann ASML sowohl von der Nachfrage nach neuen Systemen als auch von der langfristigen Betreuung bestehender Kunden profitieren.
Zuletzt läuft das Geschäft dennoch eher schleppend. Die Exportbeschränkungen gegenüber China belasten den Auftragseingang, gleiches gilt für die allgemeine Unsicherheit und die Zoll-Drohungen der USA.
Sinnbefreit
ASML ist ein gutes Beispiel dafür, wie sehr Zölle die US-Wirtschaft schädigen könnten. Nehmen wir beispielsweise an, die USA würden Zölle in Höhe von 30 oder 300 % gegen die EU verhängen.
In diesem Szenario würde kein Konkurrent von ASML in den USA gestärkt, da es keinen gibt.
Stattdessen würden die Maschinen von ASML für die Chiphersteller in den USA schlichtweg teurer und da es keinen heimischen Hersteller für EUV-Systeme gibt, könnte man nicht ausweichen.
Das würde eine wettbewerbsfähige Herstellung von Hochleistungschips in den USA geradezu unmöglich machen und die gesamte Branche schädigen.
Die damit einhergehende Unsicherheit hat dazu beigetragen, dass Investitionen zurückgestellt wurden.
Daher entwickelt sich der Auftragseingang von ASML mittelprächtig. Langfristig könnte das zu einem Problem werden. Steigen die Produktionskapazitäten nicht ebenso schnell, wie die Nachfrage, könnte das zu steigenden Halbleiter-Preisen führen, was wiederum den globalen Konsum belasten würde.
Gemischtes Bild
Im zweiten Quartal lag der Gewinn mit 2,29 Mrd. Euro weit über den Erwartungen von 2,02 Mrd. Euro. Mit einem Umsatz von 7,69 Mrd. Euro hat man die Analystenschätzungen von 7,38 Mrd. Euro ebenfalls übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 23 % und einem Gewinnsprung von 45 %.
Da ASML gleichzeitig eigene Aktien zurückkauft, ist das Ergebnis um 47 % auf 5,90 USD je Aktie gestiegen.
Das Problem ist jedoch der Auftragseingang, der im letzten Quartal nur bei 3,94 Mrd. Euro lag und in diesem Quartal bei 5,54 Mrd. Euro, also jeweils weit unter dem Umsatz. Noch reicht der Auftragsbestand aus, aber sollte sich das nicht zeitnah ändern, wird ASML nicht wachsen können.
Dem CEO zufolge soll der Umsatz in diesem Jahr um 15 % steigen und das zweite Halbjahr wesentlich stärker ausfallen als das erste Halbjahr. Ein besonders hoher Anteil der Auslieferungen fällt voraussichtlich auf das vierte Quartal.
Das Geschäft mit EUV-Systemen soll dabei um etwa 30 % wachsen und die installierte Basis um 20 %.
Schwächelnder Auftragseingang: Ein Warnsignal?
Trotz geopolitischer Unsicherheiten, insbesondere durch Zölle und makroökonomische Faktoren, hält ASML an seiner Wachstumsstrategie fest. Der CEO zeigt sich verhalten optimistisch für 2026, auch wenn eine konkrete Wachstumsprognose aufgrund der Unsicherheiten derzeit nicht möglich sei. Man bereite sich dennoch weiterhin auf Wachstum vor, vorwiegend getragen durch die starke Nachfrage aus dem KI-Sektor.
Trotz der Exportbeschränkungen bleibe China ein wichtiger Markt, auf den mehr als 25 % der Umsätze entfallen. Der CEO betont, dass die Auswirkungen der Zölle bislang weniger negativ ausgefallen seien als zunächst befürchtet. Dennoch bestehe weiterhin eine erhebliche Unsicherheit.
Technologisch schreitet ASML weiter zügig voran. Die NXE 3800 (EUV-Hochleistungsmodell für 2 Nanometer) erreicht bereits die geplante Leistung, und die EXE 5200 (EUV-Hochleistungsmodell für Fertigungsgrössen unter 2 Nanometern, Kaufpreis etwa 400 Mio. USD) wird bereits für den Hochvolumenbetrieb installiert und hat eine rund 60 % höhere Leistung als das Vorgängermodell.
Auch im DUV-Bereich sieht ASML eine starke Dynamik, insbesondere durch den Übergang zu HBM- und DDR5-Produkten bei DRAM-Herstellern, wodurch mehr Schichten in EUV gefertigt werden.
Dem CEO zufolge strebt ASML bis 2030 einen Jahresumsatz von 44 bis 60 Mrd. Euro und eine Bruttomarge von 56–60 % an. Insgesamt sieht man sich trotz kurzfristiger Unsicherheiten klar auf Wachstumskurs.
An der Börse kamen diese Neuigkeiten nicht besonders gut an. Aktuell notiert die Aktie 7,39 % im Minus bei 653,90 Euro. ASML kommt demnach auf ein KGVe von 27,5. Langjährig schwankt das KGV um einen Wert von 35.

ASML ist übergeordnet bullisch, kurzfristig jedoch angeschlagen. Die Aktie ist mehrfach am Widerstand bei 713 Euro abgeprallt. Unter 650 Euro drohen weitere Kursverluste in Richtung 626 Euro, oder möglicherweise sogar 605 Euro.
Gelingt hingegen eine Rückkehr über 670 Euro, würde sich die Lage wieder entspannen.
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