XAUUSD Prognose Gold: no limits?

News: Aktuelle Gold Analyse des London Gold Spot

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen des London Gold Spot

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Einen derart bullischen Monat wie diesen September hat der Goldpreis selten gesehen. Es wundert nicht, dass das Edelmetall auf allen Zeitebenen markttechnisch heissgelaufen ist. Aber dem entgegen steht ein immenses Momentum und die Faszination der „magischen Marke“.

Etwas Ähnliches gab es vor fünf Jahren. Damals schwanden gerade die Hoffnungen, dass der Corona-Spuk bald ausgestanden sein würde. Die zuvor kräftig gestiegenen Aktienmärkte begannen zuerst zu stagnieren und dann Richtung Oktober zu kippen. Gold profitierte zunächst, im Juli 2020 wurde erstmals die 2.000-US-Dollar-Marke überboten, im August 2020 mit 2.075 US-Dollar ein neues Rekordhoch markiert. Dann aber ging es abwärts.

Goldpreis: Monats-Chart vom 29.09.2025, Kurs 3.827,60 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Goldpreis: Monats-Chart vom 29.09.2025, Kurs 3.827,60 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Sie sehen es im Chart auf Monatsbasis, der diese Phase von fünf Jahren mit abbildet: Es bildete sich ein Abendstern (grüne Kerze, Doji, rote Kerze), danach war längere Zeit auf der Oberseite nichts zu holen. Und der Grund von damals dafür muss nicht, könnte aber auch diesmal dafür sorgen, dass nichts – und eben auch nicht Gold – an der Börse eine Einbahnstrasse ist. Wo lag das Problem?

Expertenmeinung: Im Herbst 2020 kippten die Aktienmärkte. Das Geld, das im Frühjahr und bis zum Frühsommer dort hineingeflossen war, weil man hoffte, das Corona-Problem sei bald vorbei, floss wieder ab, weil man fürchtete, sich geirrt zu haben. Dass auch Kapital aus Gold abfloss, das ja eigentlich als „sicherer Hafen“ für genau solche Situationen gesehen wird, liegt daran, dass viele grosse Adressen dazu tendieren, in Phasen mit steigenden Risiken und fehlender Sichtweite nach vorne in allen Assetklassen ihre Barreserve zu erhöhen, um dann, wenn sich der Pulverdampf lichtet, zu entscheiden, wo man wieder einsteigt.

Im Fall 2020 blieb Gold zurück, weil der abrupte Aufwärtsschwenk im November 2020 auf den ersten einsatzfähigen Impfstoffen und der zugunsten Bidens ausgegangenen US-Wahl basierte. Man sah Aktien auf einmal nicht mehr als hoch riskant, sondern wieder als Top Pick an. Wozu also Gold? Tatsächlich wurde dieses im Sommer 2020 erreichte Hoch des Goldpreises erst gut zwei Jahre später überwunden. Dann aber, wie wir wissen, mit Schwung.

Mit einem Schwung, der momentan ungebrochen ist und zu einem vergleichbar drastisch überkauften, markttechnischen Zustand geführt hat wie im Sommer 2020. Zugleich beginnen die Aktienmärkte wackliger zu wirken. Warum also könnte sich die Geschichte nicht wiederholen und Gold zusammen mit einem stärker abrutschenden Aktienmarkt nach unten drehen, egal, ob es vorher noch die „magische“ 4.000-US-Dollar-Marke schafft oder nicht?

Das könnte tatsächlich so kommen, aber: Erstens wäre ein paralleles Abrutschen von Aktien und Gold zwar eher die Regel, aber zwingend ist das nicht. Zweitens wäre das Umfeld ein anderes, was hiesse: Die Wahrscheinlichkeit, dass die zunehmende Ernüchterung nebst Perspektivenschwund in Sachen Wachstum, Zinsen, Zölle und Geopolitik vergleichbar schnell in eine Phase neuer Hoffnung umschlägt, wie das 2020 passierte, als man Gold daraufhin zurückliess und Aktien favorisierte, ist im derzeitigen Umfeld ziemlich gering.

Aus derzeitiger Sicht kann Gold jederzeit korrigieren, ggf. auch deutlich, niemand könnte indes abschätzen, wie weit es bis zu diesem Moment noch höher geht. Das Momentum ist immens, 4.000 US-Dollar und mehr sind vorher zumindest nicht unmöglich. Aber wenn es zu einer solchen Korrektur kommt, ist die Chance, dass die nicht in ein ödes Seitwärts-Geschiebe mündet, sondern da dann Einstiegs- oder Zukaufkurse entstehen (auch weil Grossinvestoren dann ein Gold-affines Umfeld sehen dürften), hoch genug, um sich auf eine solche Korrektur eher zu freuen, als sie zu fürchten.

Goldpreis: Tages-Chart vom 29.09.2025, Kurs 3.827,60 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Goldpreis: Tages-Chart vom 29.09.2025, Kurs 3.827,60 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS
Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Sollte der Versuch des US-Präsidenten, die Unabhängigkeit der US-Notenbank effektiv zu beenden, erfolgreich sein, könnte der Goldpreis bis auf 5.000 US-Dollar steigen, meint man bei Goldman Sachs. Das klingt im ersten Moment überzogen. Aber ist es das denn wirklich?

Markttechnisch wäre der Goldpreis bereits jetzt auf allen Zeitebenen massiv heiss gelaufen. Aber dass das zu einer Korrektur führt, ist immer nur ein „Kann“, nie ein „Muss“. Solange der charttechnische Trend passt und die Argumente für die Käufer erhalten bleiben, muss das die Hausse nicht stoppen. Und beides ist derzeit gegeben.

Gold: Tageschart vom 09.09.2025, Kurs 3.643,75 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Online Broker LYNX
Gold: Tageschart vom 09.09.2025, Kurs 3.643,75 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Zum einen sehen wir im Chartbild einen perfekten Ausbruch aus einer mehrmonatigen Seitwärtsbewegung nach oben. Auch im Chart auf Monatsbasis sieht das hervorragend aus: Mehreren Dojis folgen zwei grüne Kerzen (wobei die aktuelle sich erst noch ins Monatsende retten müsste), wobei die erste ihren Ursprung dort hatte, wo Gold in den vier Monaten zuvor aus dem Handel gegangen war. Grundsätzlich eine ideale Basis für weitere Kursgewinne.

Gold: Monatschart vom 09.09.2025, Kurs 3.643,75 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Online Broker LYNX
Gold: Monatschart vom 09.09.2025, Kurs 3.643,75 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Zum anderen haben wir nun einmal eine ganze Reihe an guten Argumenten für Gold. Die Aktienmärkte sind immens teuer bewertet. Zugleich ist das Wachstum in China und Europa schwach und in den USA höchst gefährdet. Gefährdet sind auch die finanzielle Stabilität der USA und ihre Verlässlichkeit in Bezug auf Investitionen internationaler Investoren und Unternehmen. Und dass der US-Präsident nicht müde wird zu versuchen, die Unabhängigkeit der US-Notenbank zu untergraben, ist ein weiterer Grund, um sich zu fragen:

Expertenmeinung: Kann man weiter unbesorgt in den USA investieren, dort also, wo mit Abstand das meiste investierte Kapital weltweit liegt? Und wenn man da defensiver würde, wohin mit dem freiwerdenden Geld? Da andere Aktienmärkte ebenfalls längst „teuer“ sind, liegt die Alternative auf der Hand: Das Edelmetall mit dem Etikett des „sicheren Hafens“.

So gesehen ist diese Überlegung des US-Investmenthauses Goldman Sachs, dass Gold allemal auch bis 5.000 US-Dollar steigen könnte, falls sich die Lage zuspitzt, keineswegs unrealistisch. Man darf diese „Hausnummer“ nur nicht als Kursziel verstehen. Für Gold kann es keinen „korrekten Preis“ geben, es ist mit klassischen Bewertungsmustern nicht einzugrenzen und ist immer genau das wert, was gerade für die Feinunze bezahlt wurde.

Aber genau das bedeutet eben auch, dass es keinen Deckel für den Kurs gibt. Im Verhältnis zu den gigantischen Summen, die im Aktienmarkt liegen, ist der Goldmarkt eng. Wenn die Nachrichtenlage in kurzer Zeit viele Investoren dazu treibt, ihre Gold-Positionen aufzustocken, kann das daher zu sehr starken Kursbewegungen führen. 5.000 US-Dollar pro Feinunze … es ist definitiv kein Kursziel, aber ja, es ist nicht unmöglich!

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Eigentlich hätten die Investoren Gold am Freitag verkaufen müssen wie sauer Bier, nachdem jetzt angeblich in den USA wieder kräftige Zinssenkungen anstehen und der Aktienmarkt damit freie Bahn hat. Aber der Goldpreis legte zu. Und damit bleibt es hier spannend.

Eigentlich müsste man sich darüber wundern: Wenn man sich das Chartbild des Goldpreises, des S&P 500 und des Euro/US-Dollar-Kurses ab Freitagnachmittag so ansah, stellte man fest: Da passte kein Blatt dazwischen. Direkt mit Beginn der Rede des US-Notenbankchefs zum Thema US-Wirtschaftslage, Perspektiven, Risiken und Leitzinsen schossen alle drei Assets nach oben, begannen dann aber eine Stunde später mit Wassertreten – es ging seitwärts, ohne dass Käufer oder Verkäufer da dann noch Grosses versucht hätten.

Aber wieso stiegen US-Aktien und Gold zugleich – ist das nicht unlogisch? 

Expertenmeinung: Der Anstieg des Goldpreises war keine nennenswerte Wertung der am Aktienmarkt wahrgenommenen, gestiegenen Wahrscheinlichkeit in Kürze sinkender US-Leitzinsen und deren wirtschaftlicher Bedeutung. Dass Gold eine parallele Bewegung zum Euro/US-Dollar-Kurs vollzog, der auch die gleiche Grössenordnung hatte, hiess:

Der US-Dollar ist wohl gefallen, weil man da die Wirkung naher Zinssenkungen einpreiste. Bei Gold glich man wohl nur den Wertverlust, den Gold durch den fallenden US-Dollar für internationale Investoren erlitten hätte, durch einen steigenden Goldpreis aus. Die Kursveränderung in diesem Gold in US-Dollar ausweisenden Chart war daher zwar deutlich, in anderen Währungen, z. B. in Euro, zeigte Gold am Freitag aber keine nennenswerte Veränderung.

Gold: Chart vom 22.08.2025, Kurs 3.373,40 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Online Broker LYNX
Gold: Chart vom 22.08.2025, Kurs 3.373,40 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Zwar muss ein solcher Währungs-Ausgleich nie erfolgen, kommt aber recht oft vor. Gold wurde damit also vor allem für die US-Anleger wertvoller. Was man aber nicht nur wegen dieser Ausgleichsbewegung nicht als entscheidend ansehen darf, sondern auch wegen des Chartbilds. Denn dieser etwa ein Prozent ausmachende Anstieg hat den Kurs nicht nennenswert von der Mitte seiner seit Monaten dominierenden Handelsspanne loslösen können.

Diese Range liegt zwischen 3.245 und 3.440 US-Dollar. Besonders schmal ist sie damit also nicht, aber seit Gold zu einem hochvolatilen Asset wurde, ist eine derart überschaubare Spanne nichts, das kurzfristigen Tradern allzu viel Freude bereiten würde. Da kann man zwar ein wenig Range-Trading betreiben, aber eigentlich will man, wenn man hier aktiv tradet, einen starken Trendimpuls sehen. Für den es bislang offenkundig noch nicht genug Anschub gab, aber:

Diese Handelsspanne begleitet die Akteure schon seit drei Monaten. Das macht ungeduldig. Da ist man dann, je länger nichts vorangeht, auch bereit, weniger dramatische „News“ zum Anlass zu nehmen, um hier wieder Schwung in das Edelmetall zu bekommen. Der Kesseldruck für einen Befreiungsschlag steigt also. Das Problem dabei: Argumente könnte man für beide Richtungen beibringen. Wie geht man damit um?

Vor allem mit erhöhter Vorsicht. In solchen Situationen können sich Fehlausbrüche in beide Richtungen die Klinke in die Hand geben. Irgendwann, ob beim ersten, zweiten oder x-ten Versuch, wird ein Impuls dann vorhalten und dynamisch werden. Aber welcher das sein wird, weiss man nach solchen langen Seitwärtsbewegungen nie. Daher: Wer in Ausbruchsrichtung aktiv werden wollte, sollte auf jeden Fall im Hinterkopf haben, ggf. mehrfach ansetzen zu müssen, und daher mit engen Stopps arbeiten, statt im Fall einer Schieflage zu lange auf der falschen Seite auszuharren.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Ende letzter Woche wurde gemeldet, der drastische Einfuhrzoll von 39 Prozent, zu dem die USA die Schweiz verdonnert haben, würde auch für die dort gegossenen Goldbarren gelten. Am Montagabend wurde das vom US-Präsidenten dementiert – aber Gold stieg nicht. Wieso?

Weil es zuvor auch nicht gefallen war. Denn für die Schweiz, in der der Grossteil der gängigen, grossen Ein-Kilo- und 100-Unzen-Barren gegossen wird, wäre das zwar ein Schlag gewesen, nicht aber für die Goldnachfrage an sich. Man wäre, wenn es denn zu einem solchen, diese Barren in den USA natürlich komplett unrentabel machenden Zoll gekommen wäre, einfach auf andere Wege ausgewichen, wenn man sein Gold wirklich „physisch“ haben möchte. Daher gab es aufgrund dieser Meldung auch keinen Sell-off beim Goldpreis. Warum also hätten Trader jetzt, nachdem Donald Trump erklärte, Gold werde nicht mit Zoll belegt, einsteigen sollen?

Aber dann hätte der Goldpreis ja wenigstens stabil bleiben können. Warum fiel er am Montag? Aus anderen Gründen. Das mit den Zöllen fiel nur zufällig zeitlich mit einem schwachen Tag beim Goldpreis zusammen. Drei Faktoren dürften dafür, dass Gold zum Wochenstart schwächer notierte, entscheidend gewesen sein:

Expertenmeinung: Erstens verkündete das Weisse Haus, man habe – auf den letzten Drücker – die Frist bis zum Beginn der zuletzt wegen der Verhandlungen gesenkten Einfuhrzölle auf chinesische Waren um weitere 90 Tage verlängert. Damit wurde ein Damoklesschwert für die Börsen erst einmal wieder ein Stück höher gehängt.

Zweitens erklärte Donald Trump am Montag, dass er nicht vorhabe, beim Treffen mit Putin am Freitag einen „Deal“ zu machen. Einfach, weil er dafür nicht zuständig sei, das müssten Russland und die Ukraine tun. Das reduziert aus Sicht der Investoren die Gefahr, dass es bei diesem Treffen zu einer heftigen Konfrontation mit entsprechend problematischen geopolitischen Folgen kommt. Und damit gab es keinen Grund, mit Blick auf diesen Termin in Alaska gezielt Gold als vermeintlich „sicheren Hafen“ zu kaufen.

Und drittens war der Goldpreis einigermassen „reif“ für einen Rücksetzer, weil er der oberen Begrenzung der immerhin schon seit Ende Mai geltenden, engen Handelsspanne nahegekommen war. Da es keine neuen Argumente für die bullische Seite gab, wechselten die ganz kurzfristigen Range-Trader einfach die Seite.

Gold könnte jederzeit nach oben ausbrechen. Dazu müsste der Kurs die Widerstandszone 3.440 zu 3.500 US-Dollar bezwingen. Aber dazu bräuchte es einen unmittelbaren Anlass, der stark genug wirkt, um entweder zu verhindern, dass die Range-Trader „oben“ ihre Positionen drehen, oder der so starke Käufe generiert, dass diese die kurzfristigen Akteure einfach überrennen.

Käme es zu einem Ausbruch, könnte der leicht rasend schnell erfolgen, sodass man hier, wenn man auf eine Einstiegs- oder Zukaufchance long lauert, recht aufmerksam agieren müsste. Aber aus aktueller Sicht wäre ständige Wachsamkeit dem Vorgriff auf einen Ausbruch definitiv vorzuziehen. Da sollten erst klare, charttechnische Fakten vorliegen, bevor man bei Gold auf neue Rekorde setzt.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Auf Monatsbasis ist Gold markttechnisch überkauft, dass es einem schwindlig werden kann. Die beiden Vormonate präsentieren sich im Candlestick-Chart als Dojis unterhalb des Rekord-Hochs. Alles eine Grundlage für eine Korrektur. Aber die Bullen treten trotzdem wieder an.

In der bisherigen 2025er-Performance hat der DAX die grossen US-Indizes deutlich abgehängt. Das ist ungewöhnlich. Aber dass der Goldpreis wiederum den DAX deutlich hinter sich gelassen hat, das ist noch weit ungewöhnlicher. Gold ist nicht mehr „nur“ ein vermeintlich sicherer Hafen für diejenigen, die in einem sehr spekulativ gefärbten Aktienmarkt imstande sind, auch die Risiken wahrzunehmen. Gold ist selbst ein brandheisses, spekulatives Asset geworden.

Gold: Monats-Chart vom 22.07.2025, Kurs 3.431,70 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Gold: Monats-Chart vom 22.07.2025, Kurs 3.431,70 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Was indes nicht zwingend bedeutet, dass hier eine vergleichbare hohe Gefahr existiert, dass es zu einem „Sudden Death“ der Hausse kommen muss. Aber wer hier auf der Long-Seite unterwegs ist, sollte besser nicht einfach davon ausgehen, dass die bislang gut 30 Prozent Kursanstieg des Edelmetalls erst der Beginn der Super-Hausse sind. Das kann tatsächlich so sein. Aber auch, wenn hier immer mehr Akteure einfach spekulativ traden und dem Trend folgen, muss es nicht so kommen. Das Problem dabei ist:

Expertenmeinung: Ob und wann der Goldpreis nennenswert neue Höhen erreicht, hängt sehr von der geopolitischen Entwicklung und der Politik im Weissen Haus ab. Von den Zöllen und ihren Auswirkungen, von der Fiskalpolitik und nicht zuletzt davon, wie es mit der US-Notenbank weitergeht. Angenommen, dem US-Präsidenten würde es wirklich gelingen, einen Notenbankchef zu installieren, der tut, was Trump von ihm verlangt, egal, ob das mit Jerome Powells Absetzung geschähe oder nach dem regulären Ende von dessen Amtszeit im kommenden Mai: Gold würde vermutlich heiss begehrt sein. Würde es nicht zu einem eher gütlichen Ende des Zoll-Theaters kommen, wovon viele am Aktienmarkt derzeit ausgehen, würde das Gold ebenso unterstützen.

Aber würde das alles weit weniger heiss gegessen, als es jetzt gekocht wird, so kann es gut sein, dass Gold eine grössere Korrektur beginnt. Je nach Lageentwicklung sogar eine sehr grosse. Das Dumme ist: Man kann es nicht absehen, wie sich diese für Gold so wichtigen Dinge entwickeln werden. Und das erhöht das Risiko.

Aber hier und heute läuft die Frist für die Zölle noch. Die für China sogar deutlich über den 1. August hinaus. Auch in Bezug auf die Notenbank wäre eine ganz kurzfristige Entscheidung eher überraschend, sprich: Die Trader hätten Zeit, Fakten zu schaffen, ohne vom Nachrichtenticker kalt erwischt zu werden. Und das bullische Lager versucht jetzt genau das.

Gold: Tages-Chart vom 22.07.2025, Kurs 3.431,70 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Gold: Tages-Chart vom 22.07.2025, Kurs 3.431,70 US-Dollar, Kürzel: XAUUSD | Quelle: TWS

Sie sehen im Chart auf Tagesbasis, dass die zur Jahreswende etablierte Aufwärtstrendlinie zwar seit Monatsanfang immer wieder belagert, zum Schlusskurs aber jeweils gehalten wurde. Das ist das Sprungbrett, von dem aus der Goldpreis jetzt anzieht und dabei die entscheidende, auf der Oberseite durch das Verlaufshoch begrenzte Widerstandszone 3.440/3.500 US-Dollar attackiert. Da der Kurs in den vergangenen Wochen relativ ruhig seitwärts unterwegs war, würden die markttechnischen Indikatoren für einen Ausbruch nach oben den nötigen Spielraum bieten, das kann also klappen.

Aber „kann“ birgt eben auch die Möglichkeit, dass der Kurs in dieser Zone abgewiesen wird oder es zu einem Fehlausbruch kommt. Daher kann es nicht schaden, wenn man für sehr spekulative und ggf. hoch gehebelte Long-Positionen mit Stoppkursen arbeitet, die man im Fall eines Ausbruchs über diese bisherige Bestmarke von 3.500 US-Dollar umgehend in den Bereich kann unterhalb dieser Januar-Aufwärtstrendlinie nachzieht. Denn die für Gold so wichtige Nachrichtenlage ist aktuell eben eine Wundertüte, die ggf. auch mal etwas für die Gold-Bären enthalten könnte.

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