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Natürlich ist es einem Unternehmen hoch anzurechnen, wenn es unerfreuliche Nachrichten ohne Zeitverzug veröffentlicht. Doch 16:22 Uhr an einem Freitag ist kein guter Augenblick, wie die -28,56 Prozent belegten, mit denen die secunet-Aktie eine Gewinnwarnung quittierte.
Per adhoc-Meldung kaum mehr als eine Stunde vor dem Handelsende der Woche, in einem immens nervösen Marktumfeld, eine Korrektur der Gesamtjahresprognose zu veröffentlichen, ist ein Kurseinbruch mit Ansage. Zumal das Chartbild da noch ein Übriges dazu beitrug.
Das Ergebnis war in der Tat ein Crash der Aktie, obgleich die Abwärts-Korrektur der Gewinnerwartung zwar nicht unwesentlich, aber auch nicht wirklich dramatisch war. secunet Security Networks, ein IT-Dienstleister im Bereich Sicherheit, korrigierte zugleich sogar die Umsatzerwartung ein wenig nach oben, indem man jetzt für das Gesamtjahr nicht mehr einen Umsatz von 375 Millionen Euro erwartet, sondern von „mindestens“ 375 Millionen (2022: 347,2 Millionen). Der Haken war das EBIT, d. h. der Gewinn vor Zinsen und Steuern:
Hier reduzierte secunet den bisherigen Ausblick von 50 Millionen Euro auf 42 Millionen. 2022 wurden 47 Millionen erreicht. Sprich: Statt einem leichten Gewinnanstieg rechnet man jetzt mit einem Rückgang um gut zehn Prozent. Ursache ist, man sieht es daran, dass der Umsatz weiterhin passt, Druck auf die Marge.
Expertenmeinung: Aber da steht secunet im derzeitigen Umfeld nicht alleine da. Und sicher, hätte die Aktie im Vorfeld eine wilde Hausse hingelegt, weil die Anleger sich völlig irrationalen Erwartungen an massiv steigende Profite hingegeben haben, es wäre womöglich sogar ein berechtigter Kurseinbruch gewesen. Aber wenn Sie sich diesen langfristigen Chart auf Wochenbasis ansehen: das Gegenteil ist der Fall.

Die Aktie war schon lange von bis Herbst 2021 in der Tat überzogenen Erwartungen an das Gewinnwachstum kuriert worden. Mit dem Freitags-Crash ist sie nicht von irgendeinem Gipfel geholt worden, sondern steuert auf das Corona-Crash-Tief vom März 2020 zu. Wieso also diese so extreme Reaktion auf eine deutlich weniger extreme Prognosesenkung?
Aus zwei Gründen: Erstens wegen dieses Zeitpunkts, quasi in der letzten Runde in einem Börsenfight, in dem den Bullen am Gesamtmarkt langsam der Schweiss ausbricht, weil sie einfach kein Bein auf den Boden bekommen. Zweitens, weil diese Verkäufe überraschter Trader zu einer Lawine an Stop Loss-Verkäufen führte. Denn wie eingangs geschrieben, war auch das Chartbild für einen solchen „Unfall“ prädestiniert.
Die Aktie hatte zuvor am oberen Ende der unteren Begrenzungszone einer seit Herbst 2022 geltenden Seitwärtsrange notiert. Mit den ersten Verkäufen fielen die weiteren Linien dieser Supportzone bei 178,50 und 163,80 Euro wie Dominosteine, die nächstgelegene Auffanglinie bei 151,50 Euro (das Jahreshoch 2019) wurde gleich mit abrasiert. Grund: Unter solchen wichtigen Supportmarken liegen Stop Loss-Verkaufsorders. Die dienen dazu, Verluste einzugrenzen und werden automatisch ausgelöst, wenn sie touchiert werden. Da secunet als SDAX-Aktie keine unbedingt riesigen Umsätze ausweist … an einem Freitag kurz vor dem Wochenende schon mal gar nicht … standen diesen Stop Loss-Verkäufen kaum Kauforders entgegen – und schon war das Malheur passiert.
Aber heisst das, die Aktie wäre jetzt ein „Schnäppchen“? Vorsicht, in einem Marktumfeld wie diesem sollte man in kein fallendes Messer greifen, auch, wenn es verlockend glänzt. Zumal die Bewertung der Aktie, vor zwei Jahren noch absurd hoch, jetzt zwar nicht mehr absurd ist, aber immer noch eher hoch, denn jetzt käme man für 2023 auf ein Kurs/Gewinn-Verhältnis um die 30. Mit Wachstum kein Problem, aber secunets Gewinne wachsen eben derzeit nicht … zumal sich das Unternehmen für 2024 zumindest vorsichtig zeigt. Daher: Zugreifen ist immens riskant, nur eines wäre wohl noch riskanter: Jetzt noch mit Ziel 2020er-Tief Short gehen zu wollen!
Quellen:
Vorab-Ergebnisse 3. Quartal und Prognosekorrektur, 27.10.2023: https://www.secunet.com/ueber-uns/presse/artikel/secunet-security-networks-ag-veraenderter-produktmix-und-hoehere-kosten-fuehren-zu-korrektur-der-ebit-prognose
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