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Die Aktie des IT-Dienstleisters Nagarro startete den Börsenhandel im Dezember 2020 mit einem Kurs von 69 Euro. Anfang 2022 erreichte sie mit 212 Euro ein Rekordhoch, jetzt ist sie wieder nahe am Kurs, mit dem alles begann. Aber gehört die Aktie auf dieses tiefe Niveau?
Am Montag legte Nagarro das Ergebnis des ersten Quartals 2023 vor. Der Umsatz war im Vergleich zum Vorjahresquartal um fast 24 Prozent gestiegen, der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) kletterte um gut acht Prozent. Der unterproportionale Gewinnanstieg basierte auf einer von 15,6 auf 13,7 Prozent gesunkenen EBITDA-Gewinnmarge. Was nicht gut ist, aber in dieser Phase stark steigender Kosten normal, das findet sich auch bei vielen anderen Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen.
Auffällig war indes, dass Nagarro am Freitag nach dem europäischen Handelsende seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr senkte, von zuvor 1,02 Milliarden auf jetzt 0,94 Milliarden Euro, also um etwa acht Prozent. Den Ausblick für die EBITDA-Marge behielt man mit 15 Prozent bei. Natürlich fragt man sich, wieso das Unternehmen am Freitagabend in einer adhoc-Meldung die Umsatzprognose senkt, wenn am Montag ohnehin die Quartalszahlen kommen. Denkbar wäre: Die Bilanz war fertig … und da man für die Abwärtskorrektur des Umsatz-Ausblicks auch den April mit einbezogen hatte, wollte man das gesondert weitergeben. Vielleicht war es so, ungewöhnlich bleibt es dennoch.
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Expertenmeinung: Doch grundsätzlich bedeutet auch diese angepasste Prognose, dass der IT-Dienstleister 2023 zum Vorjahr wenn, dann nur leicht weniger verdienen würde. Doch die Aktie notiert weit tiefer als vor einem Jahr und hätte mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis auf Basis der momentanen Gewinnschätzungen eine für ein grundsätzlich wachsendes Unternehmen günstige Bewertung von 16-17. Auch sind die Analysten deutlich positiver als das Chartbild. Derzeit liegt der Schnitt der Analysten-Kursziele bei etwa 160 Euro. Würde die Aktie dort notieren, wäre die Bewertung für einen IT-Dienstleister ein wenig hoch, aber noch akzeptabel. Aber sie notiert eben nur knapp über der Hälfte des Durchschnitts-Kursziels. Da stellt sich die Frage, ob man hier nicht getrost einsteigen könnte?

Ein Problem dürfte sein, dass die Aktie Ende Februar massiv verkauft wurde, als die Meldung umging, Nagarro sei ins Visier grosser Shortseller geraten. Da argwöhnen Anleger natürlich, dass da etwas im Busch sein müsse, dass die Short-Seller schon wüssten, warum sie gezielt Druck machen. Bislang gab es nichts, das das bestätigen würde, die moderate Senkung der Umsatzprognose war auf jeden Fall kein Argument. Aber immer dann, wenn man sie ein Damoklesschwert fürchten, ob es nun vorhanden ist oder nicht, werden die Trader vorsichtig.
Daher kann die Aktie auf diesem Niveau günstig sein, zumal sie immerhin auf Schlusskursbasis das 2022er-Jahrestief bei 83 Euro halten konnte. Aber solange zu viele hier eher pessimistisch sind … ob zu Recht oder nicht, spielt keine Rolle … sollte man mit Vorsicht agieren, was hiesse: Erst sollte diese Aktie die zahlreichen, über dem Kurs den Weg nach oben zustellenden Charthürden überwinden und damit ein charttechnisch bullisches Signal abliefern, bevor man mit einem tauglichen Chance/Risiko-Verhältnis agieren könnte. Und dazu müsste Nagarro klar über 110,20 Euro, dem Rallye-Hoch vom April, schliessen.
Quellen:
Quartalsergebnis Q1 2023, 15.05.2023:
https://www.nagarro.com/hubfs/Investors/Recordings/Nagarro%20SE_2023%2005%2015%20Q1%20Earnings%20deck%20vF%20(1)%20(1).pdf
adhoc-Meldung Prognosesenkung, 12.05.2023:
https://www.nagarro.com/de/investor-relations/ad-hocs-news-and-notifications?id=2511963&type=adhoc&locale=de
Kursziele Analysten: https://www.nagarro.com/de/investor-relations/financial-and-stock-information
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