Hermès ist der Branchenprimus der Luxusgüterindustrie. Andere in der Branche haben längst Umsatz- und Margenprobleme, Hermès aber präsentierte im 1. Halbjahr tadellose Zahlen. Die Aktie drehte zudem im August da, wo es darauf ankam, nach oben – doch jetzt bricht sie weg.
Hermès sticht schon seit 2021 positiv heraus. Als erster der grossen Luxusgüterkonzerne drehte Kering 2021 nach unten. 2023 sahen LVMH und die Schweizer Richemont ihre Rekordhochs und begannen abzurutschen. Hermès hingegen erreichte im März 2024 mit 2.436 Euro ein neues Allzeithoch. Einfach, weil das Wachstum hier noch passt. Der Haken: Die Fokussierung auf den Besten der Branche führte, so sinnvoll das im Prinzip auch ist, hier dazu, dass die Aktie viel zu teuer bewertet war … und selbst jetzt noch ist.
Auf Basis der durchschnittlichen 2024er Analysten-Gewinnerwartung liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) bei Hermès derzeit, trotz des wieder grossen Abstands zum Rekordhoch, bei 50. Die KGVs von LVMH, Richemont und Kering bewegen sich derweil zwischen 18 und 34. Das ist dünnes Eis, das zwar so lange nicht bricht, wie man mehrheitlich davon ausgeht, dass Hermès als einziger in diesem Kreis weiter solides Gewinnwachstum zeigt. Aber wenn sich das ändert, hätte die Aktie immensen Spielraum nach unten.
Das ist aber nicht einmal das für den Gesamtmarkt bedeutsame Problem, auch, wenn Hermès im Euro Stoxx 50 sowie im Heimatindex CAC 40 alles andere als ein Leichtgewicht ist. Was erfahrene Investoren beunruhigen dürfte, ist die charttechnische Ausgangslage ebenso wie der Zeitpunkt, an dem die Aktie auf einmal begann, wie ein Stein zu fallen.
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Expertenmeinung: Hermès hatte die im Herbst 2022 etablierte Aufwärtstrendlinie Anfang August kurzzeitig gebrochen, kehrte aber umgehend wieder in diesen Trend zurück und verwandelte den Ausbruch nach unten dadurch in eine Bärenfalle. Schnell gelang es, die kurzfristige Abwärtstrendlinie und die 200-Tage-Linie zu überwinden und die Korrektur so zu beenden. Ende August fuhr sich die Aktie zwar unter der Widerstandszone 2.226/2.248 Euro kurzfristig fest, aber das hätte allemal nur ein Atemholen vor dem Ausbruch in Richtung des bisherigen Rekordhochs sein können. Es kam ganz und gar anders: Hermès brach in der zweiten Hälfe der vergangenen Woche dramatisch ein. Weil?
Eben das ist der Punkt. Es gab keine wirklich relevanten Gründe dafür, nichts neues vom Unternehmen, keine massiv negativen Kursziele. Und nicht nur bei Hermès drehte die Tendenz, kaum dass der September begonnen hatte: Auch die anderen Luxus-Aktien kamen unter die Räder. Eine ganze Branche wird verkauft, ohne neue Nachrichten, aber kurz nach dem Start in einen neuen Börsenmonat: Das sieht aus, als hätten grosse Adressen wie z. B. Fonds ihre Branchenallokation angepasst und den Bereich Luxusgüter dabei gestrichen. Und das nicht, weil man hier hätte dicke Gewinne mitnehmen können, die anderen Aktien der Branche liefen ja klar schlechter als Hermès.
Man kann (und sollte m. E. auch) argwöhnen, dass die grossen Adressen hier deswegen ausgestiegen sind, weil man dort sieht, dass jetzt auch die Mittelschicht anfängt, den Gürtel enger zu schnallen. Also Verbraucher, die durchaus in den Jahren zuvor Kunden bei Hermès & Co waren, weil man sich auch mal etwas Luxus gönnen wollte und konnte. Ohne diese Käufer kann sich die Lage hier deutlich eintrüben. Und wenn grosse Player ausgerechnet diese Branche und da auch den Branchenprimus mit verkaufen, ist das eine Warnung:
Aktienhausse und Realität laufen in zwei verschiedene Richtungen … und Druck auf die Luxusgüter-Aktien kann da leicht nur der Anfang sein. Hermès selbst ist jetzt binnen weniger Tage durch all die Chartmarken gerutscht, die die Aktie zuvor zurückerobert hatte. Aktuell klammert sie sich an das August-Tief bei 1.899 Euro … das halten könnte, aber ganz und gar nicht muss. Die Aktie müsste mindestens wieder über 2.131 Euro und damit über der 200-Tage-Linie schliessen, bevor sie kurzfristig aus der Gefahrenzone wäre. Solange das nicht der Fall ist, gälte hier: don’t touch!
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