In den letzten zwei Wochen haben sich zahlreiche US-Notenbankmitglieder zu Wort gemeldet und ihre Zweifel hinsichtlich baldiger Zinssenkungen geäussert. Am Aktienmarkt sträubt man sich noch gegen diese „neue Realität“. Am US-Bondmarkt sieht das anders aus.
Eigentlich ist das fast grotesk, aber es gibt einen Future, der nicht Abbild realer Anleihen ist, sondern bei dem man auf den Level des zukünftigen Leitzinsniveaus der US-Notenbank wetten kann. Aber immerhin hat man so einen recht klaren Blick darauf, was die Trader in Sachen Zinssenkungen von der US-Notenbank erwarten. Derzeit ist das wenig, aber das sah schon mal ganz anders aus. Zur Jahreswende, als das Zinssenkungsfieber umging, hatte man zeitweise sogar sechs Senkungen um jeweils 0,25 Prozent bis Silvester 2024 eingepreist. Aktuell liegt man bei knapp unter zwei. Und das zeigt sich auch in den Kursen und Renditen der realen US-Staatsanleihen, hier der Chart des Kursverlaufs der US-Staatsanleihen mit Laufzeit zehn Jahre, kurz US-T-Bonds 10y oder Treasuries 10y. Sie sehen:
Nach der Rallye im November und Dezember hielten sich die Kurse einen Monat lang auf hohem Niveau, d. h. die Renditen waren gedrückt, in Erwartung baldiger und schneller Zinssenkungen, das nahm man so schon einmal vorweg. Für viele war sicher: Im März geht es los und dann wird der US-Leitzins Schlag auf Schlag bei jeder Sitzung ein Stück gesenkt.
Wir wissen heute: Das war wohl nichts. Auf Basis dessen, was die Mitglieder des FOMC (Federal Open Market Committee, das Entscheidungsgremium der „Fed“) zuletzt von sich gaben, ist jetzt auch der „Optimisten-Ausweichtermin“ Juni für den ersten Zinsschritt äusserst fraglich, eine Kette schneller Zinssenkungen sogar quasi vom Tisch. Der Grund:
Expertenmeinung: Nachdem man im Januar und Februar über den Erwartungen liegende Inflationsraten sah, hatte man gehofft, dass das nur eine kurzfristige Verzerrung sei, die den steten Weg der Teuerung an die Zielzone um zwei Prozent nicht stoppen werde. Doch da jetzt auch noch die März-Daten höher liegen als gedacht, kann man nicht ignorieren, dass die damit auf 3,5 Prozent gestiegene Gesamt- und die bei 3,8 Prozent verharrende Kernrate der Inflation eben doch noch deutlich zu hoch liegen, um in nächster Zeit die Zinsen zu senken, zumal:
Der Immobilienmarkt bleibt stark, die Löhne steigen zu markant, der Arbeitsmarkt bleibt eng. Und die Verbraucher, denen das Geld noch nicht ausgegangen ist, konsumieren weiter, als wäre alles wie immer, zugleich liegen die Neukredite immer noch auf hohem Niveau. Das Umfeld, das ein Ende steigender, ggf. sogar leicht sinkender Preise ermöglichen würde, existiert somit bislang nicht.
Kein Wunder also, dass der T-Bonds-Future 10y gerade dabei ist, die Zinssenkungs-Rallye vom Herbst komplett auszupreisen. Das bisherige Tief, im Oktober 2023 bei knapp über 106 US-Dollar markiert, ist fast wieder erreicht. Ob das bricht, ist zwar fraglich, das würde dann schon fast weitere Leitzinserhöhungen einpreisen. Aber bevor nicht die Widerstandszone der drei wichtigsten Gleitenden Durchschnitte (50, 100 und 200 Tage) und die etwas darüber laufende, mittelfristige Abwärtstrendlinie bei derzeit 112 4/32 US-Dollar überboten wurde, sollte man sich hüten, hier erneut auf den Beginn der grossen Zinssenkungs-Welle zu setzen.
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