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Die Quartalszahlen von Nike haben ein Kursfeuerwerk ausgelöst. Andere Erkenntnisse sind aber viel wichtiger.
Heute so, morgen so
Im Nachhinein ist es fast lustig. Die letzte Analyse zu Nike erschien, nachdem das Unternehmen die Zahlen zum ersten Quartal vorgelegt hatte und der Kurs um 9% einbrach (Link).
Am 20. Dezember wurden dann die Zahlen zum zweiten Quartal vorgelegt, woraufhin der Kurs 12% in die Höhe geschossen ist.
Doch damals wie heute sind es nicht die Quartalszahlen, die wichtig sind.
Folgend ein Auszug aus der letzten Analyse.
Im Kern dient Nike nur als Beispiel für eine viel weitreichendere Erkenntnis.
Nike stürzt nach den Zahlen um mehr als 9% ab. Warum das in Wirklichkeit bedeutungslos ist, zeigen wir Ihnen in dieser Analyse.
Wer zur Quelle will…
Dass die Börse einen relativ kurzen Zeithorizont hat, dürfte hinlänglich bekannt sein. Die meisten Anleger machen sich bestenfalls über die nächsten 6-12 Monate Gedanken.
Anders ist es nicht zu erklären, dass es nach Quartalszahlen ständig zu massiven Kurssprüngen oder Crashs kommt.
Nehmen wir beispielsweise Nike, die gestern nach den Zahlen um 9% abgestürzt ist.
Wenn man die Sache wirklich zu Ende denkt, bedeutet das, dass die Börse ihre Meinung zu Nike schlagartig und massiv geändert hat.
Mathematisch wäre eine derartige Reaktion nur zu rechtfertigen, wenn man davon ausgeht, dass Nike in allen kommenden Jahren 9% weniger Cashflow und Gewinn generieren kann als bisher angenommen.
Das ist natürlich Nonsens. In Wirklichkeit ist es vielmehr so, dass es an der Börse ständig und geradezu im Wechsel zu Überreaktionen kommt, sowohl zur Ober- als auch zur Unterseite.
Vorübergehende Themen werden so eingepreist, als wären sie von dauerhafter Natur.
Wer es nicht glaubt, möge sich den Kursverlauf des S&P 500 der letzten 20 Jahre ansehen, oder aber die 20 Jahre davor oder die davor oder… Sie verstehen, was ich meine.
… muss gegen den schwimmen
Man muss sich doch nur eine Sache vergegenwärtigen:
Der S&P 500 hat sich binnen weniger Jahre vor der Jahrtausendwende vervielfacht. Dann bis 2002 nahezu halbiert, bis 2007 verdoppelt, in der Finanzkrise wieder halbiert.
Anschliessend 2020 mehr als verdreifacht, dann 30% verloren, sich wieder verdoppelt und in den letzten Monaten wieder massiv verloren.
Daraus ergibt sich zwangsweise die Erkenntnis, dass der Markt zu Überreaktionen neigt.
Läuft es gerade gut, steigen die Bewertungen auf ein Niveau, als ginge es ewig so weiter und umgekehrt. Selbstverständlich ist das ein Trugschluss.
Einer der wichtigsten Schlüssel zum langfristigen Börsenerfolg ist daher, diese Übertreibungen zu erkennen und für sich zu nutzen.
Aber dazu muss man eben einen anderen Blickwinkel einnehmen und einen längeren Zeithorizont haben.
9% über Nacht
Denken Sie also nicht darüber nach, was die nächsten Monate bringen und wie sich Dax oder S&P 500 in dieser Zeit entwickeln mögen.
Denken Sie besser darüber nach, wo ein spezifisches Unternehmen in 10 Jahren stehen wird.
Und da wären wir wieder bei Nike. Man kann natürlich auch zu einem anderen Schluss kommen, aber ich bin recht zuversichtlich, dass es Nike auch noch in 10 Jahren geben wird.
Ich wage noch eine „steile These“: Nike wird in diesem Zeitraum wachsen und am Ende wesentlich mehr Umsatz und Gewinn erzielen als heute.
Wenn man zu diesem Schluss kommt, ergeben sich eigentlich nur zwei Fragen. Ist das Unternehmen qualitativ so stark aufgestellt, dass es meine persönlichen Investment-Kriterien erfüllt?
Und welchen Preis wäre ich bereit zu zahlen?
Vor allem bei der Preisfrage hilft ein Abverkauf von 9% über Nacht erheblich.
So schnell dreht der Wind
Seitdem ist der Kurs von 86,40 auf 116,39 USD gestiegen. So schnell kann das gehen, in nur drei Monaten ein Plus von 34%.
Das zeigt, wie kurzfristig an der Börse gedacht wird. Der Zeithorizont der Mehrheit ist viel zu kurz.
Wer damals allerdings ein bisschen weiter geblickt hat, kam zu einem vollkommen anderen Ergebnis.
Wie zuvor beschrieben spielt ein einzelnes Quartal keine Rolle, die wirklich wichtigen Fragen finden auf einer ganz anderen Zeitebene statt.
Was damals so wichtig erschien, interessiert schon Tage später niemanden mehr und so ist das an der Börse eigentlich immer.
Das gilt für einzelne Quartale wie auch für die vermeintlich wichtigen Themen auf makroökonomischer Ebene.
Vielleicht liefert die folgende Grafik von Ritholtz Wealth Management einige Denkanstösse:

Am Ende des Tages hatten die wenigsten Gründe für einen vermeintlichen Crash auch wirklich Auswirkungen auf die Kurse und wenn es so war, konnte man es nicht vorhersehen.
Als Anleger muss man sich damit abfinden, dass man nicht weiss, was der Markt als Nächstes tun wird.
Die gute Nachricht ist, dass sie es auch gar nicht wissen müssen. Warren Buffett weiss es auch nicht.
Sie müssen nur wissen, wie sie reagieren werden, wenn der Markt zum Beispiel um 20% abstürzen wird.
Werden sie panisch ihre Investments verkaufen, versuchen mit Hedging noch gegenzusteuern und am Ende der nächsten Rallye hinterherlaufen?
(Denn sind wir ganz ehrlich: Die absolute Mehrheit derer, die nachdem die Börse um -15% eingebrochen ist, aus Angst vor weiteren Kursverlusten verkauft, um später wieder günstiger einzusteigen, wird bei -20% oder -25% nicht plötzlich mutig.)
Oder werden Sie ruhig und gelassen mit der Sache umgehen? Weil Sie wissen, dass die kurzfristige Kursentwicklung mit der wirtschaftlichen Realität wenig zu tun hat. Weil Sie wissen, dass Sie Top-Unternehmen im Depot haben, die Krisen bewältigen können und in 5 oder 10 Jahren sehr viel besser dastehen werden als heute.
Es ist ihre Wahl.
Nike: Quartalszahlen
Kommen wir zurück zu Nike. In der Realität hat sich das Unternehmen in den letzten drei Monaten nur marginal verändert, Kurs und Bewertung allerdings schon.
Damals war die Stimmung schlecht, heute ist sie scheinbar wieder gut. In beiden Fällen ist der Auslöser gleich unbedeutend, nämlich einzelne Quartale.
Schauen wir sie uns trotzdem gemeinsam an.
Der Gewinn lag in Q2 mit 0,85 je Aktie weit über den Erwartungen von 0,65 USD. Der Umsatz übertraf mit 13,3 Mrd. die Analystenschätzungen von 12,6 Mrd. USD ebenfalls.
In Nordamerika legte der Umsatz um 31% zu und ohne die negativen Währungseffekte hätte man auch in allen anderen Teilen der Welt Wachstumsraten von 33-34% erzielt, abgesehen von China.
Doch auch dort dürfte sich die Entwicklung zukünftig wieder verbessern, da die Regierung ihre Null-Corona-Politik aufgegeben hat.
Bei Nike läuft es erstaunlich gut und selbst wenn das aktuell nicht der Fall wäre, wäre das nicht die Frage, die man überhaupt stellen sollte.
Die wichtigste Frage ist, wo Nike in 5 oder 10 Jahren steht. Was das angeht, bin ich heute so optimistisch wie vor drei Monaten.

Grössere Rücksetzer dürften sich demnach als Gelegenheit herausstellen. Antizyklische Investoren müssen also darauf hoffen, dass ein Ausbruch über 113 USD und somit eine Rückkehr in den oberen Aufwärtstrend vorerst scheitert.
In diesem Szenario wäre anschliessend ein Rücksetzer in Richtung 104,50 USD denkbar.
Darunter rücken Kursziele bei 100 sowie 89,50 – 93,50 USD in den Vordergrund. Aus technischer Sicht würde ein Einstieg zwischen 89,50 – 93,50 USD natürlich das beste Chance-Risiko-Verhältnis bieten.
Bricht Nike jedoch über 113 USD aus, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 120 – 122 sowie 130 USD.
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