Was bedeutet es, wenn ein Grossinvestor wie Mohnish Pabrai plötzlich 40 % seines Portfolios in Offshore-Bohrungen steckt?
Was die Grossen kaufen
Es gibt wenige Dinge an der Börse, denen ich eine grössere Beachtung schenke als den 13F-Filings der US-Grossinvestoren. 99% aller Interviews von sogenannten Experten kann man vergessen.
Um eine Analogie zu bemühen: Das wäre so, als würde man sich einen Sportmoderator als Vorbild nehmen, um Spitzensportler zu werden. Stattdessen muss man sich selbstverständlich Spitzensportler als Vorbild nehmen, wenn man ähnliche Ambitionen hat.
Für die Börse gilt dasselbe. Das Beste daran ist, dass uns die erfolgreichsten Investoren in ihre Depots blicken lassen müssen. Jeder, der in den USA mehr als 100 Mio. USD verwaltet, muss seine Beteiligungen viermal im Jahr öffentlich machen.
Vor wenigen Tagen war es wieder so weit und natürlich habe ich mir die Filings für Sie angeschaut.
Es gab einige interessante Transaktionen, doch eine ist mir besonders ins Auge gestochen.
Ein Münzwurf mit ungleichem Ausgang
Mohnish Pabrai ist im ersten Quartal bei Valaris und Noble Corp. eingestiegen und hat kurzerhand über 40% des Portfolios in die beiden Aktien gesteckt. Pabrai ist seit jeher stark konzentriert und hält derzeit nur vier Aktien.
Die letzte grosse Richtungsänderung im Portfolio hat im zweiten Quartal 2023 stattgefunden. Damals hatte er drei Kohle-Produzenten gekauft. Core Natural Resources lief danach ordentlich, aber nicht bemerkenswert.
Warrior Met Coal hat sich allerdings verdoppelt und Alpha Metallurgical hat sich zeitweise verdreifacht.
Unter dem Strich dürfte Pabrai mit diesen Investments sehr gut verdient haben. Die damalige These war einfach: Kohle ist zwar auf dem absteigenden Ast, aber die Bewertung war so niedrig und der Cashflow der kommenden Jahre durch feste Abnahmeverträge gesichert.
Die Investments entsprechen einem System, dass er auch in seinem Buch „Dhando Investor“ beschreibt: „Heads i win, tails i dont loose much“.
Diese Redewendung beschreibt eine asymmetrische Risikosituation – also ein Szenario, in dem man viel zu gewinnen, aber wenig verlieren kann. Ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis eben.
Aus meiner Sicht sind die Investitionen in Valaris und Noble Corp. vom selben Gedanken geprägt.
Die Analyse soll das am Beispiel von Noble Corp aufzeigen.
Der Weg an die Spitze
Das Unternehmen entstand in seiner heutigen Form durch den Zusammenschluss von Noble Corp, Pacific Drilling und Maersk Drilling. Im vergangenen Jahr wurde Diamond Offshore Drilling für 1,6 Mrd. USD übernommen.
Dadurch ist Noble Corp. einer der führenden Akteure im Bereich der Offshore-Bohrungen geworden. Das Unternehmen besitzt die zweitgrössten Flotte an Bohrschiffen (sogenannten Floaters). Die Bilanz ist solide, der Vorstand anlegerfreundlich.
Der Kurs ist zuletzt erheblich eingebrochen, da die Dayrates aufgrund der schwachen Ölpreis-Entwicklung rückläufig waren.
Unter Dayrates versteht man die täglichen Vergütungssätze, die ein Öl- oder Gasunternehmen an einen Bohrdienstleister wie Noble für die Nutzung einer Bohranlage (z. B. Bohrschiffen) zahlt.
Mit 17 Bohrschiffen, von denen 14 der hochmodernen siebten Generation (7G) angehören, kontrolliert das Unternehmen rund 30 % des Marktes für diese begehrten Tier-1-Bohrschiffe.
Zusätzlich betreibt Noble acht Halbtauchbohrschiffe (Semi-Submersibles) und 13 Jackups (Schiffe für flache Gewässer), von denen fünf in extremen Umgebungen wie der Nordsee eingesetzt werden.
Ist die Dividende sicher?
Im Allgemeinen, und vor allem in Bezug auf die 7G-Schiffe, lässt sich sagen, dass die Branche von wenigen grossen Akteuren geprägt ist. Die meisten kleineren Wettbewerber besitzen einzelne Schiffe.
Noble Corp. und Valaris sind hingegen Grosskonzerne und dominieren die Branche.
Die rückläufigen Dayrates dürften sich als vorübergehendes Problem herausstellen. Darüber hinaus ist Noble Corp. selbst in einem schwierigen Umfeld wie derzeit in der Lage eine erhebliche Dividende zu zahlen.
In den letzten Quartalen hat man jeweils 0,50 USD je Aktie ausgeschüttet und man geht davon aus, dass die Dividende auch in den kommenden 2-3 Jahren auf diesem Niveau bleiben wird.
Derzeit entspricht das einer Dividendenrendite von etwas mehr als 2% pro Quartal und 8,3% pro Jahr.
Man kann sich natürlich niemals sicher sein, ob die Dividende auch in dieser Höhe ausgeschüttet wird. Der Auftragsbestand von Noble Corp ist zuletzt aber massiv gestiegen und hat einen Gesamtwert von 7,5 Mrd. USD erreicht.
Das entspricht mehr als dem Zweifachen des Jahresumsatzes.
Ein weiterer Faktor sind die zunehmenden Synergieeffekte, die durch die Fusionen und Übernahmen möglich geworden sind.
Das letzte Quartal zeigt das exemplarisch. Der Umsatz ist zwar von 927 auf 874 Mio. USD gesunken, der Gewinn ist jedoch von 97 auf 108 Mio. USD gestiegen.
Das ist auf eine zunehmende Profitabilität, aber auch auf eine sinkende Verschuldung zurückzuführen. Inzwischen hat Noble Corp. die Verschuldung auf ein problemlos vertretbares Niveau gedrückt.
Die Nettoschulden lagen zuletzt bei 1,68 Mrd. USD, die Liquidität bei 834 Mio. USD.

Aus charttechnischer Sicht befindet sich die Aktie im Niemandsland. Mit dem Anstieg über 22,50 USD hat sich die Lage wieder etwas entspannt, ein belastbarer Boden ist jedoch nicht zu erkennen.
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