Im Oktober 2023 begann eine Kaufwelle, die auf der Erwartung bald und deutlich sinkender Zinsen basierte. Aber während man beim DAX weiter so tut, als sei alles bestens, rudert man am Anleihemarkt längst zurück und testet beim Bund Future jetzt eine entscheidende Linie.
Kaum verbreitete sich die Erwartung, dass die ersten Leitzinssenkungen um die Ecke warten und der Zins dann, aufgrund einer restlos besiegten Inflation, massiv und schnell gesenkt würde, wollten immens viele Trader sofort am Anleihemarkt mitmischen. Denn da, im Herbst, waren die Renditen noch hoch. Die wollte man sich für Jahre sichern, zumal man bei sinkenden Renditen am Anleihemarkt noch zusätzlich die Chance hat, mit bereits im Depot befindlichen Anleihen Kursgewinne zu erzielen.
Obwohl diese Kaufwelle dies- wie jenseits des Atlantiks immense Summen in den Anleihemarkt leitete, reichte es am Aktienmarkt trotzdem für eine beeindruckende Hausse. Was jedoch impliziert, dass das freie Kapital bei den Investoren deutlich knapper geworden sein dürfte. Aber jetzt fliesst bei den Bonds wieder Geld ab, weil die gemeinhin erfahrenen und enger an den Fakten agierenden Investoren am Anleihemarkt erkannten:
Man hatte sich verleiten lassen, einen Frühstart hinzulegen. Statt im März kommen die Leitzinssenkungen später … und auch, wenn man unter den Anlegern den Beginn der Senkungen nur zögerlich nach hinten zu korrigieren bereit ist: Es ist noch nicht einmal sicher, dass die Notenbanken die Leitzinsen 2024 überhaupt über eventuelle kleine, kosmetische Schritte hinaus senken können und werden.
Und das führt dazu, dass die Hausse des Bund Future, des Kursbarometers für Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit am Futures-Markt, aktuell zu ziemlich genau 50 Prozent zurückgenommen wurde. Reicht das, um neue Käufe zu motivieren und in einer zweiten Welle das Dezember-Hoch bei 138,84 Prozent zu überwinden?
Expertenmeinung: Womöglich nicht. Ein Vorteil des bullischen Lagers wäre zwar, dass diese 50-Prozent-Korrektur nahe der 200-Tage-Linie läge, die über das Jahr 2023 immer wieder als effektiver Widerstand fungierte und daher jetzt, nachdem sie überboten wurde, eine wichtige Unterstützung darstellt. Aber genau die droht jetzt zu brechen, statt als Sprungbrett zu dienen.
Der Hintergrund: Am Mittwochabend wurde das Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung veröffentlicht. Und die Details dieser Sitzung bargen keine Argumente, dass Zinssenkungen in den USA früher kommen als man zuletzt einsehen musste. Die meisten Mitglieder des Offenmarktausschusses, des Entscheidungsgremiums der US-Notenbank, verwiesen auf die Risiken zu früh erfolgender Leitzinssenkungen. Und einige Mitglieder sahen sogar die Gefahr, dass die Fortschritte bei der Inflation stagnieren könnten. Dass die EZB einen anderen, in Sachen Zinssenkungen offensiveren Kurs fahren könnte, ist unwahrscheinlich … und das führte am Mittwochabend dazu, dass der Bund Future die bei 132,61 Prozent verlaufende 200-Tage-Linie unterbot.
Damit wäre der Weg für eine Fortsetzung der Abwärtskorrektur frei. Der Bund Future müsste zumindest über dem Vorwochen-Verlaufshoch bei 134,18 Prozent schliessen, um dieses gestrige, bärische Signal vom Tisch zu bekommen. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, aber mangels guter Argumente für die Bullen wäre ein weiterer Abstieg, der als nächstes Kursziel die Zone zwischen 129,56 und 131,11 Prozent hätte, die wahrscheinlichere Variante für die kommenden Wochen.
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