Dürr Aktie Prognose Dürr: Rekordumsatz und trotzdem im Abwärtstrend – wieso?

News: Aktuelle Analyse der Dürr Aktie

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Anfangs reagierten die Anleger auf die am Dienstagmorgen vorgelegten, vorläufigen 2023er-Ergebnisse von Dürr positiv, aber Richtung Handelsende schmolz das Plus langsam zusammen. Dabei wirkten die Zahlen gut, die Analysten waren bullisch – wo klemmt es?

Dürr ist ein Maschinen- und Anlagenbauer, der vor allem für die Automobilindustrie, aber auch für die Chemie- und Pharmabranche fertigt. Hinzu kommt die HOMAG-Gruppe, die Anlagen für die holzverarbeitende Industrie herstellt. Im Oktober musste Dürr in Sachen HOMAG einen massiv gesunkenen Auftragseingang melden, das sorgte für den im Chart zu sehenden Kurseinbruch. Seither läuft die Aktie seitwärts. Und obgleich das auf den ersten Blick wundert:

Dürr Aktie: Chart vom 27.02.2024, Kurs 20,56 Euro, Kürzel: DUE | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dürr Aktie: Chart vom 27.02.2024, Kurs 20,56 Euro, Kürzel: DUE | Quelle: TWS

Die gestern vorgelegten Zahlen vermochten das nicht zu ändern. Dabei kam es nicht zu negativen Überraschungen. Die Gewinnmarge lag zwar niedriger als vor der HOMAG-Meldung im Oktober angepeilt, aber das war eben seither bekannt. Und mit einem Umsatzrekord von 4,62 Milliarden Euro – 7,3 Prozent mehr als im Vorjahr – und einem Gewinn vor Zinsen und Steuern, der mit 280,4 Millionen laut diesen noch nicht geprüfte Zahlen um 20,8 Prozent zulegte, müsste doch eigentlich ein Befreiungsschlag möglich sein, zumal Dürr für 2024 aktuell mit erneut steigenden Umsätzen und Gewinnen rechnet?

Auch die Analysten nahmen die Ergebnisse grundsätzlich positiv auf, die gestern neu vergebenen oder bestätigten Kursziele bewegten sich zwischen 22 und 32,50 Euro, die Einstufungen lauteten auf „Halten“ oder Kaufen“. Überhaupt sieht kein Experte, auch nicht bei älteren Einschätzungen, diese Aktie als eine Verkaufsposition, das durchschnittliche Analysten-Kursziel liegt aktuell bei 26,60 Euro. Nur ziehen die Anleger eben nicht mit …was könnte dahinterstecken?

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Dürr Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Dahinter dürfte der Zweifel stecken, dass es wirklich auch 2024 vorangeht. Denn immerhin sank der Auftragseingang 2023 im Konzern insgesamt um 7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sicher, es war vor allem das HOMAG-Problem, das da Druck ausübte. Aber, so dürfte sich so mancher überlegt haben, sind denn nicht Automobil-, Chemie- und Pharmabranche gerade in einer schwierigen Phase, die grössere Investitionen in neue Anlagen vorerst weniger wahrscheinlich machen?

Solche Überlegungen haben zwar durchaus Hand und Fuss, zwingend ist ein grösserer Rückgang der Investitionen aber nicht. Zudem ist die Bewertung über das Kurs/Gewinn-Verhältnis günstig, liegt je nach Berechnungsbasis für 2024 zwischen acht und elf, weit niedriger als in früheren Jahren. Was bedeutet:

Die Anleger haben auf diesem Kursniveau eine Menge an Negativem bereits eingepreist, was den Spielraum nach unten einschränken würde, solange Dürrs eigener Optimismus sich nicht im Jahresverlauf als dramatisch falsch erweisen sollte. Aber auch, wenn die Aktie von der Bewertung her ebenso höher notieren könnte wie aus Sicht der Experten:

Aktuell ist der Abwärtstrend eben intakt, die Aktie kam heute an der mittelfristigen Abwärtstrendlinie erst einmal nicht vorbei. Daher kann man Dürr zwar als auf der Long-Seite spannend im Auge behalten. Aber zugreifen sollte man doch eher erst dann, wenn die Aktie die drei für einen Befreiungsschlag zu bezwingenden Hürden genommen hat: die mittelfristige Abwärtstrendlinie, das Januar-Hoch und die 200-Tage-Linie. Dazu müsste der Kurs über 24,30 Euro schliessen … und dazu wäre noch ein gutes Stück nach oben zu gehen.

Quellenangaben: Vorläufiges 2023er-Ergebnis, 27.02.2024:
https://www.durr-group.com/fileadmin/durr-group.com/Media/News/2024/Files/240227-duerr-preliminary-2023-DE.pdf
Analysten-Kursziele:
https://www.durr-group.com/de/investoren/aktie/analysen-analysten

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Vorherige Analysen der Dürr Aktie

Ist es die Sorge davor, dass die im Oktober erfolgte Prognose-Senkung in einen düsteren Ausblick auf 2024 führen wird, die den Kurs der Dürr-Aktie am Montag auffällig stark drückte? Oder sind da einfach nur charttechnisch orientierte Trader am Werk?

Eigentlich ist Dürr ein Maschinen- und Anlagenbauer, der vor allem Anlagen für die Automobilindustrie fertigt, dazu kommen Maschinen u. a. für die Chemie- und Pharmaindustrie. Aber seit knapp zehn Jahren hat der Konzern mit der HOMAG-Gruppe auch ein Standbein in der holzverarbeitenden Industrie. Und dieses Bein ist morsch geworden, wie man im Oktober meldete. Der Auftragseingang bei der HOMAG ist erheblich gesunken, dadurch liessen sich die vorher für 2023 angestrebten Margenziele nicht halten.

Aber das hatte der Markt ja bereits zum Zeitpunkt der Meldung „abgearbeitet“. Seither tastete sich die Dürr-Aktie vorsichtig wieder nach oben. So lange zumindest, bis die Käufe auf mittelfristig relevante, markantere Charthürden trafen. Zwar war es gelungen, die mittelfristige Abwärtstrendlinie leicht zu überbieten. Aber als durch diesen Anstieg der Aktie die grosse Kurslücke nach unten, die im Oktober durch die HOMAG-Meldung entstand, geschlossen war, kam umgehend wieder Verkaufsdruck auf. Ist es also „nur“ reines Trading, welches die Aktie gestern um 5,25 Prozent drückte?

Expertenmeinung: Vermutlich ja, sicher ist es nicht. Denn theoretisch könnte (könnte!) Dürr vorläufige Ergebnisse vorbereitet haben, die noch im Vorfeld der in drei Wochen regulär anstehenden Bilanz des vierten Quartals vorgelegt werden sollen. Von denen könnte jemand wind bekommen haben und massiv aussteigen oder gar leer verkaufen. Dass jemand, der auch noch imstande wäre, kräftig Druck zu machen, weiss, was wir alle noch nicht wissen, ist aber die weit unwahrscheinlichere Variante.

Nichtsdestotrotz wäre es ja gar nicht so abwegig, dass Dürr vor allem in Sachen Auftragseingang nicht so starke Zahlen präsentieren wird, wie die Analysten das derzeit mehrheitlich noch erwarten. Denn wenn man sich ansieht, dass die Hauptkunden-Branchen Autobauer, Chemie und Pharma sind, bei denen es derzeit in Sachen Nachfrage nicht so weit her ist, würde das ja nicht unbedingt wundern.

Aber ob es solche Erwägungen sind, die hinter dem Druck stehen oder „nur“ reines, chart- und markttechnisch orientiertes Trading: Nüchtern betrachtet macht das keinen Unterschied. Denn würde Dürr im Zuge des Bilanztermins am 27. Februar überraschend starke Zahlen liefern, wäre man, hätte man jetzt auf Baisse gesetzt, auf jeden Fall auf dem falschen Dampfer, egal, mit welcher Motivation Short gegangen wurde. Nur bis zu neuen Unternehmensdaten wäre die Charttechnik die einzige Ebene für neue Fakten. Und da kommt es jetzt nur auf eines an:

Dürr Aktie: Chart vom 05.02.2024, Kurs 20,20 Euro, Kürzel: DUE | Online Broker LYNX
Dürr Aktie: Chart vom 05.02.2024, Kurs 20,20 Euro, Kürzel: DUE | Quelle: TWS

Hält die seit dem HOMAG-Abverkauf entstandene Aufwärtstrendlinie, auf welche die Aktie mit dem gestrigen Minus genau aufgesetzt hat, oder hält sie nicht? Hält sie, kann das umgehend zu einem erneuten Anlauf an den Widerstandsbereich 22,90/23,10 Euro führen. Hält sie nicht, wäre das nächste charttechnische Kursziel das 2023er-Verlaufstief bei 18,54 Euro. Kurzfristig wird die Aufwärtstrendlinie also das Zünglein an der Waage sein. Aber Vorsicht, selbst ohne mögliche Vorab-Zahlen wären es bis zur Bilanz nur noch drei Wochen, mittelfristige Entscheidungen sollte man also erst dann treffen und, wenn man nicht selber kurzfristig tradet, die Trader bis dahin „machen lassen“.

Die Konzerntochter Homag macht Dürr zu schaffen. Die Prognose wurde gekappt. Sollte man den Rücksetzer jetzt zum Einstieg nutzen?

Überblick über die Geschäftsbereiche

Die Dürr AG hat sich als einer der weltweit führenden Anbieter von Systemen und Maschinen für die Automobilproduktion etabliert. Doch das ist noch nicht alles.

Mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz hat das Unternehmen Technologien entwickelt, die die Umweltauswirkungen der Produktion erheblich reduzieren. Von energieeffizienten Lackieranlagen bis hin zu innovativen Lösungen zur Abgasreinigung – Dürr setzt Massstäbe für eine sauberere Industrie.

Der Konzern gliedert sich in die drei Bereiche Dürr, Homag und Schenk.

Das Kerngeschäft von Dürr entfällt auf eine breite Produktpalette für alle Bereiche der Lackierung, Fahrzeugendmontage und Abluftreinigung.
Homag ist der weltweit führende Anbieter von integrierten Lösungen für die Produktion in der holzbearbeitenden Industrie und dem Handwerk.
Schenk ist auf Auswucht- und Diagnosetechnik spezialisiert.

Nach eigenem Bekunden ist die Kernkompetenz von Dürr das Engineering effizienter Produktionstechnik. Man unterstützt die Kunden sowohl mit Einzelmaschinen als auch mit kompletten Fertigungssystemen.
Dabei gewinnt das Angebot für die digitale Vernetzung und Steuerung von Produktionssystemen immer mehr an Bedeutung.

Das ist eine gute Strategie

Dürr agiert in Nischenmärkten, in denen man mit Marktanteilen von 15 bis 55 % jeweils zu den grössten Anbietern zählt oder Marktführer ist. Im Jahr 2022 entfielen 57 % des Konzernumsatzes auf den Maschinenbau und 43 % auf den Anlagenbau. Im Maschinenbau strebt man eine EBIT-Marge von 10 % oder mehr an, im Anlagenbau sind es über 6 %.

Bei der Kapitalrendite (ROCE) wollte man ab 2024 wieder 25 % oder mehr erzielen. Ab 2025 sollte der Free Cashflow dauerhaft mindestens 80 % des Nachsteuerergebnisses betragen.

So oder ähnlich dürften die Bullen die Lage einschätzen und so sieht sich auch das Unternehmen selbst.
Doch ich kann es gerne vorwegnehmen, meine Einschätzung der Lage sieht etwas anders aus.

In den meisten Fällen ist es eine gute Unternehmensstrategie, sich auf eine Vielzahl von Nischen zu konzentrieren und diese dann zu beherrschen.
Es gibt Konzerne, die nichts anderes tun, als dominante Nischenplayer zu kaufen und das mit grossem Erfolg.

Es ist nicht alles Gold…

Dürr ist allerdings in vergleichsweise schwierigen Branchen aktiv. In vielen Bereichen sind der Wettbewerbsdruck und Kapitalbedarf hoch, das Wachstum gering.
Darüber hinaus ist der Maschinen- und Anlagenbau konjunkturanfällig, die Automobilbranche ebenfalls.

Unter dem Strich konnte man den Umsatz in den zurückliegenden fünf Jahren nicht nachhaltig steigern. Zu Beginn dieser Zeit lag er bei 3,87 Mrd. Euro, heute bei 4,31 Mrd. Euro.
Inflationsbereinigt liegt das Wachstum an der Null-Linie.

Der Gewinn pendelte in dieser Zeit zwischen -0,23 und +2,27 Euro je Aktie, wobei das beste Ergebnis vor fünf Jahren erzielt wurde, zuletzt lag es bei 1,89 Euro je Aktie.

Die operative Marge erreichte in der Spitze etwas mehr als 6%. Von den selbstgesteckten Zielen ist man also weit entfernt.

All das spiegelt sich in der Kursentwicklung wider. Da es mit dem Geschäft tendenziell seitwärts geht, gilt das auch für die Aktie.

Endlich der Durchbruch?

Zeitweise schien es jedoch so, dass sich Dürr endlich freikämpfen könnte. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres konnte der Umsatz um 9% auf 2,13 Mrd. Euro gesteigert werden.
Gleichzeitig verbesserte sich die Profitabilität und der Gewinn konnte von 0,59 auf 0,83 Euro je Aktie deutlich gesteigert werden.

Darüber hinaus hatte sich die Dynamik im zweiten Quartal weiter beschleunigt.

Der Auftragsbestand kletterte auf 4,41 Mrd. Euro. Man konnte also davon auszugehen, dass es bei Dürr vorerst rund laufen würde und genau das kommunizierte das Unternehmnen auch.

Die Prognose wurde bestätigt und man stellte für 2023 einen Umsatz von 4,5 – 4,8 Mrd. Euro sowie ein Nachsteuerergebnis von 160 – 210 Mio. Euro in Aussicht.
Den Schätzungen zufolge sollte der Gewinn in diesem Jahr von 1,89 auf 2,42 Euro je Aktie deutlich zulegen.

Als Anleger sollte man sich in solchen Situationen mehrere Fragen stellen.
Darunter beispielsweise:
Warum ist die Lage plötzlich so viel besser und was trägt dazu bei?
Ist die Nachfrage in der Branche im Allgemeinen gut oder sind die Fortschritte hausgemacht?
Handelt es sich um Einmaleffekte oder nachhaltige Fortschritte?
Ist der Gewinn überhaupt „real“?

Das sind die Kernfragen

Die ersten Fragen sind etwas schwieriger zu beantworten als die letzte und man kann zu verschiedenen Antworten kommen.
Dass es in der Automobilindustrie derzeit aber vergleichsweise gut läuft, sollte hinlänglich bekannt sein. Das deutet zumindest darauf hin, dass externe Faktoren eine Rolle spielen und nicht alle Fortschritte hausgemacht sind.

Das spricht wiederum auch dafür, dass (bisher) noch kein nachhaltiger Aufwärtstrend erkennbar ist. Dafür wäre deutlich mehr notwendig, als nur zwei gute Quartale.
Grundlegende Veränderungen finden beispielsweise dann statt, wenn Unternehmen bahnbrechende neue Produkte auf den Markt bringen oder ähnliches. Das scheint bei Dürr nicht der Fall zu sein.

Doch auch abseits von diesen Themen gab es bereits Warnzeichen. Im ersten Halbjahr hat man zwar einen Gewinn von 58,4 Mio. Euro gemeldet, der freie Cashflow lag jedoch bei -7,6 Mio. Euro.

Für diejenigen, die es wie der berühmte Wirtschaftswissenschaftler Alfred Rappaport halten, wäre die letzte Frage damit geklärt, denn er sagte einst: „profits are an opinion, cash is a fact.“

Für das laufende Geschäftsjahr stellte Dürr zuletzt noch einen Gewinn von 160 – 210 Mio. Euro sowie einen FCF von 50 – 100 Mio. Euro in Aussicht.

HOMAG macht Probleme

Diese Prognose wurde am 19. Oktober nochmal bestätigt, doch gleichzeitig musste man den Ausblick für das kommende Jahr kappen.

Statt der bisher angestrebten EBIT-Marge vor Sondereffekten von 8 % wird im kommenden Jahr nun ein Niveau von 4,5 bis 6,0 % erwartet bei einem Umsatzwachstum von 5 bis 10 %.

Grund ist der anhaltende Abschwung in den Märkten der Konzerntochter HOMAG. Bei dem Spezialisten für Holzbearbeitungsmaschinen sank der Auftragseingang von Januar bis September 2023 im Vorjahresvergleich um über 30 %.
Daher plant das Management von HOMAG Kapazitätsanpassungen, um Kosten zu senken.

Trotz der Rücknahme für 2024 verfolgt der Dürr-Konzern das Ziel einer EBIT-Marge vor Sondereffekten von 8 % weiter. Aus heutiger Sicht dürfte es frühestens 2026 erreicht werden, sofern sich das Geschäft bei HOMAG entsprechend erholt.

Fazit:
Verfolgen kann man viel, erreichen ist schwieriger. Der realwirtschaftliche Gewinn von Dürr ist geringer als es der Blick auf das Ergebnis je Aktie erahnen lässt.
Durch die Übernahme von BBS Automation werden die Nettoschulden von 46,4 auf 490 – 540 Mio. Euro erheblich steigen.

Im Verhältnis zum Börsenwert von etwa 1,36 Mrd. Euro und dem freien Cashflow von 50-100 Mio. Euro ist das eine erhebliche Summe.
Man wird Jahre benötigen, um die Schulden abzutragen.

Daher stellt sich die Frage, wie sinnvoll die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 0,93 Euro je Aktie ist.
Sollte es zu einer Kürzung kommen, was Sinn ergäbe, werden trotzdem viele Anleger verschnupft reagieren. Das könnte den Kurs abermals unter Druck bringen.

In Summe ist das Chance-Risiko-Verhältnis nicht besonders gut, obwohl der Kurs massiv zurückgekommen ist.

Dürr Aktie: Chart vom 20.10.2023, Kurs: 19,48 - Kürzel: DUE | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dürr Aktie: Chart vom 20.10.2023, Kurs: 19,48 – Kürzel: DUE | Quelle: TWS

Aus technischer Sicht haben die Bullen aber noch eine Chance. Gelingt zeitnah eine Rückkehr über 20,00 Euro, oder besser noch 21,30 Euro, ist die Kuh vorerst vom Eis.

Sollte das jedoch nicht gelingen, bleibt nur die Hoffnung, dass die Unterstützung bei 19 Euro halten wird.
Sollt das nicht der Fall sein, könnte das Tief aus dem Jahr 2020 angesteuert werden.

Der Dürr-Konzern ist ein Anlagenbauer, der zwar auch, aber nicht nur Anlagen für die Automobilindustrie fertigt. Am Dienstag meldete das Unternehmen die Übernahme von BBS Automation, die Anleger griffen zu. Aber noch fehlt ein Stück für ein klar bullisches Signal.

Mit der Übernahme der bayerischen BBS Automation baut der Stuttgarter Dürr-Konzern seinen Bereich Automatisierungstechnik aus. Ob sich das mit den Jahren rechnet, muss sich, wie bei allen Übernahmen, zwar erst erweisen. Und viel hängt da von der weltwirtschaftlichen Gesamtsituation ab, die man gemeinhin nicht präzise vorhersehen kann. Aber BBS Automation passt grundsätzlich in den Konzern, dementsprechend positiv honorierten die Anleger diese Meldung. Aber fest davon auszugehen, dass das gestrige Plus von knapp sechs Prozent als Reaktion auf die Übernahme bereits ein „Game Changer“ in Sachen Aktie war, wäre gewagt, denn:

Als Dürr am 9. Mai die Ergebnisse des ersten Quartals 2023 vorlegte, fiel die Aktie, durchbrach in der Folge die 200-Tage-Line und fing sich erst Ende Mai wieder knapp über der mittelfristigen Aufwärtstrendlinie. Was nachvollziehbar gewesen wäre, wenn die Ergebnisse die Erwartungen deutlich verfehlt hätten, aber im Grossen und Ganzen lagen die Zahlen im Rahmen der Analystenerwartungen. Umsatz und Auftragseingang lagen über dem Vorjahreszeitraum, das EBIT (Gewinn vor Steuern und Zinsen) leicht darunter: Das hätte keinen grösseren Abgabedruck auslösen müssen, es sei denn …

Expertenmeinung: … dass relativ viele Marktteilnehmer für die weiteren Quartale skeptisch gewesen und die Ergebnisse bereits als Beleg für ihre Zweifel gesehen hätten. Und wenn die Akteure eine Aktie mit Vorsicht geniessen, muss sich diese Sicht der Dinge mit einer Übernahme nicht verändern. Dass die Aktie zulegte, ändert daran nichts, denn es wäre nicht untypisch, wenn diejenigen, die mittelfristig eher pessimistisch und zugleich noch investiert sind, bei einem kräftigen Anstieg erst einmal abwarten, ob da nach oben nicht mehr drin ist, um dann idealerweise zu noch besseren Kursen aussteigen zu können.

Diese Verkaufsbereitschaft würde sich bei vielen wohl verringern oder sogar erledigen, wenn die Dürr-Aktie mit einem überzeugenden, bullischen Signal aufwarten könnte. Aber noch ist das nicht der Fall. Die Aktie hat einen ersten, wichtigen Schritt getan, aber noch ist diese Messe nicht gelesen. Sie sehen im Chart, dass es gelang, die im Februar etablierte, mittelfristige Abwärtstrendlinie um 29,60 Euro zu überwinden, auch das März-Verlaufstief bei 30,00 Euro wurde bezwungen. Aber an der im Chart dick schwarz hervorgehobenen 200-Tage-Linie stoppte die Rallye am Dienstag erst einmal.

An dieser bei 30,27 Euro verlaufenden Linie muss der Kurs vorbei, darüber hinaus wäre es ideal, wenn Dürr mit Schlusskursen über 31,40 Euro auch die nächsten beiden horizontalen Widerstände überbieten würde. Dann könnte man von einem überzeugend bullischen Signal sprechen, das nicht nur aus dem Augenblick heraus generiert wurde, sondern durch Anschlusskäufe zuwege gebracht wurde, die unterstreichen, dass sich die Sichtweise der Trader spürbar zum Positiven gewandelt hat. Wer ein wenig vorsichtiger agiert, sollte dem besser nicht vorgreifen.

Dürr Aktie: Chart vom 13.06.2023, Kurs: 30,26 Euro, Kürzel: DUE | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dürr Aktie: Chart vom 13.06.2023, Kurs: 30,26 Euro, Kürzel: DUE | Quelle: TWS

Quellenangaben: Ergebnis 1. Quartal 2023:

https://www.durr-group.com/de/media/news/news-detail/view/duerr-konzern-mit-rekordauftragseingang-in-das-jahr-2023-gestartet-87967