Verkäufe in dieser Grössenordnung hat Buffett noch nie durchgeführt. Die Barmittelreserven von Berkshire sind auf 277 Mrd. USD in die Höhe geschossen. Was wird die Börsenlegende mit dem Geld anfangen?
Warren Buffett hat 50 % seiner Apple-Anteile verkauft
Berkshire Hathaway, das von dem Milliardär Warren Buffett geleitete Konglomerat, hat seinen Anteil an Apple im zweiten Quartal drastisch reduziert und dadurch seinen Bargeldbestand auf einen Rekordwert von 277 Milliarden Dollar erhöht.
Wie am Samstag durch Bloomberg bekannt wurde, hat Berkshire insgesamt Aktien im Wert von 75,5 Milliarden Dollar verkauft.
Neben Apple stand bei Bekshire auch Bank of America auf der Abschussliste. Ende des letzten Quartals handelte es sich noch um die zweitgrösste Position im Portfolio, doch immer wieder wurden Pflichtmitteilungen veröffentlicht, wonach Berkshire Anteile an der Grossbank abgestossen hat.
Seit dem 17. Juli hat man insgesamt fast 80 Millionen Aktien von Bank of America mit einem Gesamtwert von etwa 3,4 Mrd. USD verkauft.
Das hat es so noch nicht gegeben
Wie aus dem jüngsten Quartalsbericht hervorgeht, sind die Barmittelbestände von Berkshire Hathaway dadurch binnen 12 Monaten von 147,3 auf atemberaubende 277 Mrd. USD in die Höhe geschnellt.
Buffet scheint ganz offensichtlich der Meinung zu sein, dass US-Staatsanleihen derzeit eine bessere Anlage als Aktien sind.
Bisher liegt Buffett mit dieser Einschätzung goldrichtig. Er hat die Höchstkurse der letzten Wochen für sich genutzt und Gewinne mitgenommen.
Jetzt könnte er die abgestossenen Aktien günstiger zurückkaufen, doch das dürfte überhaupt nicht der Plan sein.
Ende des dritten Quartals hatte Berkshire 234,6 Mrd. USD in kurzlaufende US-Staatsanleihen geparkt. Die werfen aktuell 5,10 % ab.
Berkshire kassiert aktuell ziemlich genau eine Milliarde Dollar Zinsen – pro Monat.
Erste Andeutungen in diese Richtung gab es bereits auf der Aktionärsversammlung im Mai, nachdem bekannt wurde, dass Berkshire auch im ersten Quartal 2024 schon Aktien von Apple abgestossen hatte.
Dort hatte Buffet gesagt, dass Apple ein „noch besseres“ Unternehmen sei als American Express und Coca-Cola, an denen er ebenfalls beteiligt ist. Trotzdem habe man keine Bedenken, den Bargeldbestand weiter auszubauen.
Steuerliche Überlegungen hätten ebenfalls eine Rolle gespielt.
Was könnte Berkshire jetzt kaufen?
Es wäre gut möglich, dass Berkshire die Schwäche an den Aktienmärkten für sich nutzen wird, um Käufe zu tätigen.
Die wahrscheinlichsten Ziele von Käufen, sind die Unternehmen, bei denen man in den letzten 3-6 Monaten ebenfalls aktiv war.
Die heissesten Kandidaten sind demnach Occidental Petroleum oder Chubb Limited.
Es wäre sogar möglich, dass Berkshire eine gigantische Übernahme plant und daher die Barmittelbestände derartig aufgeblasen hat.
Auch hier gilt wieder: Occicental und Chubb sind die wahrscheinlichsten Ziele.
Occidental hat einen Börsenwert von 51,1 Mrd. USD und Berkshire besitzt bereits 28,8 % der Anteile.
Occidental wäre daher ein verdaubarer Brocken. Da Berkshire in dem Bereich noch nicht selbst aktiv ist, würde eine Übernahme vermutlich auch auf wenig Widerstand durch die Kartellbehörden stossen.
Das sind die wahrscheinlichsten Ziele
Zumindest in deutlich geringerem Umfang als es bei Chubb der Fall wäre. Denn Berkshire zählt auch ohne Chubb schon zu den grössten Versicherern der Welt. Wenn man in diesem Sektor nochmal für über 100 Mrd. USD zukaufen würde, würde das mit Sicherheit die Kartellbehörden auf den Plan rufen.
Derzeit besitzt Berkshire 6,3 % der Aktien von Chubb, die Beteiligung hat einen Wert von etwa 7 Mrd. USD.
Eine weitere Möglichkeit wären Aktienrückkäufe. Berkshire hatte bereits im April und Mai zu einem durchschnittlichen Preis 620.809 und 626.685 USD Buybacks durchgeführt.
Sollte die A-Aktie von Berkshire wieder auf dieses Niveau zurückkommen, könnte man wieder zuschlagen.
Bei der B-Aktie würde das einem Kurs von 413,87 – 417,79 USD entsprechen.
Fazit:
Die drastische Reduzierung der Apple-Beteiligung und die damit verbundene Erhöhung des Bargeldbestands signalisieren eine strategische Neuausrichtung von Berkshire Hathaway.
Ob das ein weiteres Verkaufssignal für den Markt darstellt oder lediglich eine Anpassung an die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen ist, bleibt abzuwarten. Das Timing von Berkshire hat sich bisher als goldrichtig herausgestellt.
Fest steht auch, dass Warren Buffett weiterhin einen vorsichtigen und bedachten Ansatz verfolgt, um das Vermögen seines Unternehmens zu sichern und zu mehren.
Wie zuvor beschrieben, eröffnen die enormen Barmittel jetzt eine ganze Reihe von strategischen Optionen.
Vorbörslich notiert Berkshire 4,3 % im Minus bei 410 USD. Damit wäre der Kurs wieder auf dem Niveau angekommen, auf dem Buffett zuletzt Aktienrückkäufe durchgeführt hat.
Aus technischer Sicht wäre jetzt der Weg in Richtung 398 – 405 USD frei. Darunter muss mit einer Ausdehnung der Korrektur bis 370 USD gerechnet werden.
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