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An Volatilität hat es bei Okta wahrlich noch nie gemangelt. Ein Kurssturz von über 30% ist trotzdem einmalig. Ist das eine Gelegenheit oder geht es noch viel tiefer?
So langsam ist es schmerzhaft
Wer während des Hypes um Wachstumsaktien 2020 in die entsprechenden High-Flyer investiert und die Gewinne nicht eingetütet hat, für den dürfte sich die Börse inzwischen als sehr schmerzhaft herausgestellt haben.
Kurzfristig können Aktienkurse weit von dem wahren Wert eines Unternehmens abdriften, am Ende kommen sie allerdings immer auf den Boden der Tatsachen zurück.
Man darf sich dennoch die Frage stellen, ob der laufende Abverkauf nicht zu weit führt.
Dass Okta bei Kursen von mehr als 200 USD überbewertet war, steht ausser Frage, aber davon sind wir inzwischen auch weit entfernt.
Am wichtigsten ist aber, dass man aus seinen Fehlern lernt, oder besser noch, aus denen von anderen.
Bei Okta ist es genau dazu gekommen, wovor wir seit Jahren gebetsmühlenartig warnen.
Wenn die Bewertung ausufernd hoch ist, reicht eine Kleinigkeit, um eine Implosion auszulösen. Bei Wachstumsaktien ist der Auslöser meistens simpel: Sinkende Wachstumsraten.
Wie kam es zu dem 33%-Absturz?
Am Donnerstag hat Okta kurzerhand ein Drittel an Wert verloren, rund 5 Mrd. USD wurden vernichtet.
Schaut man sich die Zahlen an, fragt man sich allerdings, warum?
Das Ergebnis lag mit -0,10 je Aktie weit über den Erwartungen von -0,30 USD. Der Umsatz übertraf mit 452 Mio. die Analystenschätzungen von 435 Mio. USD ebenfalls. Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzsprung von 43%.
Ab jetzt fangen allerdings die Problemchen an.
Okta stellt für das kommende Quartal nur einen Umsatz von 464 Mio. USD in Aussicht, was einem Rückgang des Wachstums von über 40% auf 31% entsprechen würde.
Die Dynamik scheint also spürbar nachzulassen.
Das wird am offensichtlichsten, wenn man sich vergegenwärtigt, wie gering die Umsatzsteigerungen von Q2 zu Q3 nur noch ausfallen dürften.
Darüber hinaus gelingt es dem Unternehmen auch nicht, die Profitabilitätskennzahlen in den Griff zu bekommen.
Dass ein Verlust gemeldet wird, ist nicht das grosse Problem und für Unternehmen in dieser Phase und derartige Geschäftsmodelle normal.
Viel wichtiger ist der Blick auf den Cashflow, und genau da hakt es eben auch. Die FCF-Marge hat sich auf Jahressicht von -1% auf -5% verschlechtert.
Ein Scherbenhaufen
Okta verbrennt also nach wie vor ordentlich Geld und es ist keine Besserung in Sicht. Als die Aktie durch die Decke gegangen ist, hat das niemanden interessiert, inzwischen geht die Angst um.
Man sollte dieses Problem auch nicht unterschätzen, denn dadurch ist Okta gezwungen, ständig neue Aktien auszugeben. Im letzten Geschäftsjahr ist die Zahl der ausstehenden Aktien von 127 auf 157 Millionen Stück gestiegen.
Geht man jetzt davon aus, dass das Umsatzwachstum auf 30% sinken würde, gleichzeitig aber die Zahl der Aktien um über 20% pro Jahr steigt, bleibt nicht viel übrig.
Auch das hat während des Hypes niemand interessiert.
In den Börsenmedien wird allerdings ein anderer Grund für den Absturz angeführt. Demnach gebe es Probleme mit der Integration von Auth0.
Den Zukauf hatte man sich im vergangenen Jahr ganze 6,5 Mrd. USD kosten lassen.
Heute ist Okta inklusive des Zukaufs an der Börse nur noch 10,1 Mrd. USD Wert.
Dass man zu viel gezahlt hat, dürfte daher sicher sein.
Dafür spricht auch der Zeitpunkt der Übernahme, denn 2021 war quasi alles überbewertet, vor allem in diesem Sektor.
Was bleibt, ist ein Scherbenhaufen.
Licht am Ende des Tunnels
Falls Sie an dieser Stelle noch nicht die Flinte ins Korn geworfen haben, können wir jetzt die Frage erörtern, ob der Abverkauf nicht trotzdem zu weit führt.
Tatsächlich hat Okta nämlich auch die Prognose für das Gesamtjahr erhöht. Beim Umsatz stellt man jetzt 1,81-1,82 Mrd. USD in Aussicht, bisher waren es 1,78-1,79 Mrd. USD.
Beim Ergebnis erhöhte man den Ausblick von -1,27 bis -1,24 auf -1,14 bis -1,11 USD je Aktie.
Weitere positive Signale sendet der Umsatzmix und Auftragsbestand. Inzwischen ist nahezu der komplette Umsatz von wiederkehrender Natur.
Der Wert der laufenden Verträge kletterte um 43% auf 2,71 Mrd. USD.
Plötzlich stellt sich die Sache doch nicht ganz so pessimistisch dar, nicht wahr?
Ich wollte damit exemplarisch zeigen, wie man auf Basis derselben Daten zu vollkommen unterschiedlichen Schlüssen kommen kann, je nachdem, auf welchen Teil des Quartalsberichts man sich konzentriert.
Was fängt man mit all diesen Informationen an? Die Lage bei Okta ist schwer einzuschätzen, sowohl Bullen als auch Bären haben zahlreiche Argumente.
Die Bewertung ist mit einem KUV von 6,9 nicht ausufernd hoch, erfahrungsgemäss nützt das aber wenig, wenn kein freier Cashflow oder Gewinn erzielt wird.
Das KUV ist im Gegensatz zu einem Gewinn oder FCF für Anleger nicht wirklich greifbar.
Bewertung (?)
Zur Einordnung: Seit dem Börsengang lag das KUV durchschnittlich bei 23,4. Am Tief waren es 3,2 und am Hoch 43.
In der Zeit vor dem Hype von 2020/21 lag das KUV durchschnittlich bei 19,1.
Das zeigt wie gross die Spannbreite ist. Für Unternehmen, die keinen nennenswerten Cashflow aufweisen, ist das nicht unüblich.
Was aber für das Unternehmen spricht, ist das Verhältnis von Cashburn und Wachstum, sowie die gute Kapitalisierung.
Derzeit hat Okta 2,48 Mrd. USD an Barmittel und ist für die weitere Expansion gut gerüstet.
Daher soll die Zahl der ausstehenden Aktien in diesem Geschäftsjahr erstmals nicht massiv steigen. Es wird lediglich ein Anstieg von 154 auf 157 Millionen Stück anvisiert.
In Summe dürften die Chancen auf diesem Niveau überwiegen, wenngleich aus charttechnischer Sicht bisher kein Boden in Sicht ist.
Was macht Okta überhaupt?
Abschliessend sollten wir vielleicht noch klären, womit Okta überhaupt sein Geld verdient.
Okta ist einer der führenden Anbieter von Cloud-Lösungen für die Sicherung von Unternehmensnetzwerken.
Im Kern geht es um Benutzerauthentifizierung, was vor allem bei dem zukünftig steigenden Anteil von Fernarbeit (Home-Office) immer wichtiger wird.
Denn die schwerwiegendsten und teuersten Attacken sind darauf zurückzuführen, dass ein Mitarbeiter einen Fehler begeht.
Die grössten Sicherheitsrisiken gehen von Insidern und deren Passwörter aus, rund zwei Drittel aller Cyberangriffe greifen an dieser Stelle an.
Das soll durch die Systeme von Okta verhindert werden. Gleichzeitig ist es möglich, eine Vielzahl von Zugängen über sogenanntes „Single Sign On (SSO)“ zu verwalten.
Der User hat also einen einzigen Zugang und die Zugangsberechtigungen sowie Zugangsdaten können extern verwaltet werden.
Der User/Mitarbeiter kann die Passwörter und Zugangsdaten also nicht kompromittieren, denn die liegen verschlüsselt bei Okta.
Für den Anwender bringt das den Vorteil mit sich, dass er mit einem Zugang auf alle notwendigen Anwendungen und Plattformen zugreifen kann, egal ob Office, Google Docs oder meinetwegen das CRM-System von Salesforce.

Wie bereits angerissen, kann man aus charttechnischer Sicht keinen nachhaltigen Boden ableiten. Ganz im Gegenteil, durch den Absturz am Donnerstag wurde mit Unterschreiten von 75 USD, ein neues Verkaufssignal ausgelöst.
Mögliche Kursziele liegen bei 60 sowie in der Unterstützungszone bei 49-52 USD. Es wird sich erst noch zeigen müssen, ob sich auf diesem Niveau endlich ein Boden bilden wird.
Erste positive Signale ergäben sich im Falle einer Rückkehr über 75 USD.
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