Der Begriff Trading-Psychologie, der aus dem Bereich Behavioral Finance (Verhaltensökonomie) stammt, bezeichnet Phänomene, die mit der inneren Einstellung und unbewussten Handlungen von Tradern zu tun haben – die mentale Ebene des Tradings. Es geht also um die individuellen Denk- und Verhaltensweisen eines Traders. Beispielsweise erklärt Trading-Psychologie, warum es Tradern unterschiedlich schwer fällt Gewinne laufen zu lassen und Verluste zu begrenzen. Oftmals nimmt sich ein Anleger oder Trader für einen Trade etwas fest vor und weicht dann doch von seinen eigenen Vorgaben ab. Irgendetwas ist also offenbar während des Trades im Kopf des Traders passiert.

Die meisten Trading-Fehler passieren auf der emotionalen und psychologischen Ebene

Vor allem die besonders kostspieligen Fehler passieren an der Börse auf der emotionalen und psychologischen Ebene z.B. durch unbewusste Prägungen, Ängste und wenig hilfreiche Verhaltens- und Denkmuster. Dabei sind es eigentlich dieselben Mechanismen, die das Überleben unserer Spezies seit jeher sichergestellt haben. An der Börse sorgen diese psychologischen Faktoren jedoch dafür, dass viele Trader auf keinen grünen Zweig kommen oder sich zumindest am Thema „Beständigkeit“ die Zähne ausbeissen.

Trading Psychologie: Ängste und Emotionen verhindern konstanten Trading Erfolg

Profis zufolge hat erfolgreiches Trading vor allem mit Logik und Wahrscheinlichkeiten – also mit Rationalität – zu tun. Dennoch sorgen psychologisch und emotional bedingte Fallstricke dafür, dass es bei Tradern immer wieder zu kleineren und grösseren Planabweichungen kommt. Durch eine verzerrte Wahrnehmung und unbewusste, irrationale Fehler kann ein Anleger selbst das Chance-Risiko-Verhältnis eines sehr vorteilhaften Trading-System zu den eigenen Ungunsten verschieben. Oft sind es Ängste, die den Tradern das Leben schwer machen.

Trading Psychologie: Die drei häufigsten Trading-Ängste

1. Die Angst falsch zu liegen (und Geld zu verlieren)

Wer Angst vor Verlusten hat, der zögert oft bereits beim Einstieg in einen Trade und überlässt es seinen Emotionen zu filtern, welcher Trade eingegangen wird und welcher nicht. Auf diese Weise wird oftmals der Vorteil von rationalen, technischen Ansätzen wieder zu Nichte gemacht. Ein Trader der kein Geld verlieren will, versucht ausserdem oft unvermeidliche Verlust-Trades durch eine massive Erhöhung des Risikos (z.B. Nachkaufen im Verlust, Veränderung der Stoppkurse) doch noch herumzubiegen. Das geht früher oder später schief und führt dann vielfach zu hohen Verlusten.

2. Die Angst eine Kursbewegung zu verpassen

Kein Trader möchte gerne einen potenziellen Gewinn-Trade verpassen. Trotzdem heisst es diszipliniert zu bleiben und Trades weder zu früh noch zu spät einzugehen. Wird eine Position in Antizipation eines Einstiegssignals zu früh eingegangen, so sind die Gewinnchancen meist nicht annähernd so gut, als wenn tatsächlich ein Signal vorliegt. Ebenso ist das Chance-Risiko-Verhältnis verzerrt, wenn zu spät auf einen bereits fahrenden Zug aufgesprungen wird. Profitrader sprechen dann von „FOMO“ („Fear of missing out“), also der Angst leer auszugehen.

3. Die Angst erzielte Gewinne wieder zu verlieren

Die Angst davor, dass Gewinne wieder dahinschmelzen ist besonders tückisch. Da der Unterschied zwischen einer profitablen und einer unprofitablen Handelsstrategie oft sehr gering ist, fallen auch kaum merkliche Eingriffe ins Gewicht. Ein häufiges vorzeitiges Mitnehmen von Profiten führt deshalb bei vielen Tradern dazu, dass das Chance-Risiko-Verhältnis im letzten Moment unnötigerweise zu Ungunsten des Traders verschoben wird.

Der psychologische Teufelskreis vieler Trader

Nicht nur Trading-Anfänger machen also die Erfahrung, dass Ihnen in kritischen Situationen immer wieder die notwendige Disziplin fehlt, um an ihrer Strategie festzuhalten. Unbewusst nagt diese Erkenntnis dann am Selbstbewusstsein, sowie am Vertrauen in Strategie und Fähigkeiten. Je härter das eigene, oft unbewusste Selbsturteil ausfällt, desto schwerer fällt der psychologisch souveräne Umgang mit unvermeidlichen Loser-Trades – ein Teufelskreis.

Auch positive Emotionen verzerren die Wahrnehmung

Doch nicht nur Ängste und negative Emotionen, sondern auch positive Empfindungen wie Erleichterung oder Freude machen Tradern oft das Leben schwer. Denn sie verlieren dadurch den rationalen Blick auf das Geschehen und handeln dann nicht mehr im Sinne der eigenen Trading Ziele, sondern im Einklang mit den jeweiligen Gefühlen. So verkaufen Trader bei einer Kurserholung oft erleichtert +/- Null und verzichten damit trotz des zuvor eingegangenen Risikos auf potenzielle Gewinne. Oder die Freude über Gewinne führt dazu, dass es zu einer Selbstüberschätzung kommt und der Trader die Risiken überhöht.

Vier Grundregeln der Trading Psychologie für systematisches Trading

Emotionen können beim Trading am besten ausgeschaltet werden, indem ein mechanischer bzw. charttechnischer Trading-Ansatz befolgt wird. Dadurch, dass dabei alle Parameter vorab festgelegt sind, entstehen keine Situationen in denen spontane Entscheidungen oder das an der Börse oft trügerische „Bauchgefühl“ gefragt sind. Die folgenden vier Grundregeln der Trading Psychologie sollte ein Trader dabei beherzigen:

1. Tradeausführung

Trader sollten in der Lage sein, neu identifizierte Trades ohne Wenn und Aber einzugehen. Liegt eine gültige Trademöglichkeit (auch Trade-Setup genannt) vor, so sollte dieser Trade ohne Zweifel und Zögern ausgeführt werden. Wichtig ist vor allem, dass nicht Emotionen wie Angst oder Zweifel filtern, welcher Trade eingegangen wird und welcher nicht. Denn oft haben gerade Trades die psychologisch schwerfallen und etwas Überwindung kosten besonders gute Erfolgsaussichten.

2. Verlustbereitschaft und Verlustbegrenzung

Zum Trading gehört es, unvermeidbare Verluste zu 100 % zu akzeptieren. Verluste durch regelkonformes Handeln können beipielsweise als „Kosten des Tradings“ verbucht werden. Jeder neue Trade kann ggf. zu einem Verlust werden, unabhängig vom Ergebnis der vorangegangenen Trades. Der Trader hat keinerlei Einfluss darauf, welche Trades ihm Gewinne und welche Verluste bescheren.

Durch einen vorher festgelegten Stopp wird das Risiko eines Trades begrenzt. Der Betrag zum Stopp zuzüglich einer eventuellen Slippage (Ausführungskurs liegt meist etwas vom Stoppkurs entfernt) stellt dabei den Einsatz dar, der gebracht werden muss, um einen Trade einzugehen. Ein Trader investiert diesen Betrag ähnlich wie z.B. ein Händler, der Ware einkauft, um diese mit Gewinn weiter zu veräussern. Gelingt dies nicht, so müssen die Produkte entweder mit hohen Preisnachlässen und Verlusten verkauft werden oder (z.B. bei verderblicher Ware) abgeschrieben werden. Genauso ist es auch beim Trading.

3. Keine ausserplanmässigen Eingriffe in laufende Trades

Professionelle Trader greifen ausserplanmässig in der Regel nicht in laufende Trades ein.  Das bedeutet, dass im Nachhinein Positionsgrössen nicht erhöht und Stopps nicht willkürlich verändert werden. Der Nachkauf im Verlust sowie das Ausweiten der Stopp-Loss-Spanne sind die häufigsten Fehler, die zu besonders hohen Verlusten führen. Die einzigen zulässigen Eingriffe sind tatsächliche Fehlerkorrekturen und mögliche planmässige Anpassungen von Ausstiegs-Levels an den Kursverlauf.

4. Gewinnrealisation

Auch dann, wenn Gewinne regelmässig vor dem Erreichen des eigentlichen Kursziels mitgenommen werden, kann sich dies sehr negativ auf die Performance und das Chance-Risiko-Profil eines Traders auswirken. Gewinne laufen zu lassen, bis das definierte Gewinnlevel erreicht wurde, ist für ein positives Chance-/Risikoprofils von entscheidender Bedeutung. Die langfristige Gewinnwahrscheinlichkeit eines Trading-Systems kann nur dann voll ausgeschöpft und aufrecht erhalten werden, wenn Profite nicht vorzeitig realisiert werden. Selbst wenn es zum Erreichen des Kursziels nicht mehr weit ist, beschneidet sich der Trader dadurch unnötigerweise auf der Gewinnseite.

Wiederholung schafft Disziplin und Talent

Durch die Beachtung dieser vier Faktoren gelingt es den bestehenden Vorteil einer Trading-Methode gegenüber dem Markt auszuspielen und ein vorhandenes positives Chance-Risiko-Verhältnis konstant aufrecht zu erhalten. Je besser es einem Trader gelingt, diese Grundregeln zu verinnerlichen, desto einfacher fällt es Trade für Trade korrekt auszuführen. Auch an der Börse gilt: Wiederholung schafft Talent. Je mehr Trades in Folge fehlerfrei d.h. nach vorab festgelegten Regeln oder Grundsätzen ausgeübt werden, desto disziplinierter verhält sich ein Trader und desto stabiler und beständiger sind dann in der Regel auch dessen Ergebnisse. 

Trading Psychologie meistern

Trading Psychologie ist ein weites Feld mit vielen kleinen und grösseren Tretminen. Indem ein Anleger sich selbst und seine eigenen, typischen Verhaltensweisen analysiert und kennenlernt kann er seine Trading Psychologie verbessern und schliesslich meistern. Es gilt: Je emotionaler ein Anlegercharakter ist, desto mechanischer sollte dessen Trading-Methode sein. Denn wenn alle Handelsparameter strikt vorgegeben sind, gibt es beim Befolgen der Strategie keinen Handlungsspielraum der Fehler erlauben würde. Klare Regeln und Strukturen helfen deshalb beim Thema Trading Psychologie vorzubeugen. Darüber hinaus reicht es oft auch schon die Positionsgrössen deutlich zu verringern, um den störenden Einfluss von Emotionen merklich zu mindern.

Der bester Tipp aus der Trading Psychologie: Trading-Tagebuch führen

Hilfreich ist es, Anlage(miss)erfolge in einem persönlichen Trading-Tagebuch festzuhalten. Dabei sollten neben den messbaren Resultaten und erkannten Fehlern auch Gedanken und Gefühle, vor dem Einstieg, während der Haltephase und nach dem Verkauf notiert werden. Denn die Emotionen verändern sich mit dem Einstieg und dem Verkauf oft postwendend. Indem diese beleuchtet und bewusst gemacht werden, ist der erste Schritt zur Bewältigung der eigenen Emotionen und individuellen Fehleranfälligkeiten getan.

Ziel der Trading Psychologie: Die besten Rahmenbedingungen für profitables Trading schaffen

Generell sollte es das Ziel eines jeden Traders sein, für sich selbst die bestmöglichen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen zu schaffen, um Trading-Disziplin und mentale Stärke aufzubauen.  Dann steht am Ende der Entwicklung im Optimalfall eine profitable und professionelle Trader-Routine.

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