In den ersten beiden Teilen (Teil 1: Trendfolge-Indikatoren und Teil 2: Gleitende Durchschnitte) unserer Kurzserie zu einfachen Handelssystemen wird Ihnen eines aufgefallen sein: Wenn der zugrundeliegende Kurs keinen intensiven Trend aufweist, erleiden solche Systeme Verluste. Die werden in Trendphasen zwar mehr als kompensiert, so dass unter dem Strich dennoch ein Gewinn bleibt. Aber natürlich wäre es phantastisch, wenn es möglich wäre, auch in Seitwärtstrends Geld zu verdienen. Und ja, grundsätzlich geht das auch. Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel zwei Möglichkeiten hierfür, die als Signalgeber Indikatoren verwenden, die überkaufte bzw. überverkaufte Zonen aufweisen und in Seitwärtsbewegungen recht schnell reagieren.

Trading auf Basis des Stochastik-Oszillators

Eine probate Möglichkeit wäre der Stochastik-Oszillator, der mit einer überkaufen (>80) und einer überverkauften (<20) Zone die Möglichkeit bietet, dann Trades zu installieren, wenn der Indikator diese Zonen wieder verlässt oder aber, wie in der folgenden Abbildung gezeigt, immer dann einen Trade zu starten, wenn der Indikator seine hier rot markierte Signallinie kreuzt, hier gezeigt am Beispiel des MDAX.

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Dabei lassen sich zahlreiche unterschiedliche Parameter wählen. Man kann hier entweder den normalen Stochastik-Oszillator einsetzen oder die geglättete “Slow Stochastik”, eine schnelle oder eine langsamere Reaktion über die Zahl der für den Indikator berechneten Handelstage wählen – das sollte man einfach ausprobieren und individuell nach eigener Trading-Neigung für sich festlegen. Dabei sollte man grundsätzlich mit engen Stoppkursen agieren, denn eines ist unübersehbar:

Kein Indikator kann die Zukunft voraussagen. Jeder Indikator ist “nur” eine mathematische Ableitung vergangener Kurse. Daraus entstehen Signale, die eine gute Wahrscheinlichkeit haben, relevant zu werden, vor allem, wenn es sich um Indikatoren handelt, wie wir sie hier vorstellen: Indikatoren, die von vielen Akteuren benutzt und berücksichtigt werden. Aber es kommt an der Börse permanent zu Impulsen durch Nachrichten, die überraschend auftauchen und Akteure zum sofortigen Handeln zwingen. Das kann jederzeit und in jedem Asset der Fall sein, daher: Nur mit konsequent engen Stoppkursen, die man regelmässig überwacht und nachzieht, funktioniert das Trading.

Trading auf Basis des Relative Stärke Index RSI

Der Relative Stärke Index (RSI) bietet ebenfalls die Möglichkeit, seine Signale als Basis für Trading in volatilen, trendarmen Phasen einzusetzen, wenn man eine “schnelle” Einstellung verwendet, in diesem Fall mit der Berechnung auf 5 Handelstage statt der Standardeinstellung von 14 Tagen.

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“Hellsehen” kann aber auch der RSI nicht. Und natürlich kann man nicht erwarten, genau am Tief Long und am Hoch Short gehen zu können, den zunächst muss ja eine Bewegung in die Gegenrichtung erfolgen, um den RSI aus der überverkauften Zone unter 30 oder aus der überkauften Zone über 70 wieder hinauszutragen. Zu versuchen, gleich antizyklisch zu agieren, wenn der Indikator in diese Zonen eintritt, rechnet sich nicht. Denn ja, man kann Glück haben. Aber wenn es zu einem intensiven Trendimpuls kommt, kann ein oszillierender Indikator, ob nun Stochastik, RSI oder ein anderer Indikator aus dieser Gruppe, bisweilen wochenlang in einer Extremzone verharren und man würde zu lange auf der falschen Seite stehen.

Die Kombination Stochastik & RSI

Kann man diese beiden Indikatoren kombinieren? Durchaus, sie gehören ja in denselben “Stall”. Der folgende Chart zeigt die beiden Indikatoren in schnellen Einstellungen (6/3/3 bei der Stochastik und 5 beim RSI) und die daraus generierten Signale.

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Hier wäre es aber sinnvoll, nur die Signale des Stochastik-Oszillators zu verwenden, die aus der überkauften bzw. überverkauften Zone herausführen und ein Crossover des Indikators innerhalb der neutralen Zone zwischen 20 und 80 zu ignorieren, weil man sonst mit dem RSI in Konflikt geriete. Der Chart zeigt Signale, die generiert werden, nachdem beide Indikatoren aus ihren Extremzonen heraus ein Signal erzeugt haben.

Ein Nachteil wird in diesen Chart aber schon deutlich, wenn man sich den jüngeren Kursverlauf mit diesem intensiven Aufwärtsimpuls seit Ende August 2017 ansieht. Der Rücksetzer, den es Anfang Oktober gab, löste ein Short-Signal aus. Durchaus gut in Seitwärtstrends. Aber sollte sich der Anstieg des MDAX fortsetzen, d.h. der Trend intensiv bleiben, hätte man da ein Signal, das man nicht brauchen kann, denn in Trendphasen will man ja nicht bei jedem kleinen Rücksetzer aus seiner Position aussteigen und auf die Gegenseite wechseln, um dann doch mit einem blauen Auge wieder in eine Position in Trendrichtung wechseln zu müssen. Was tun? Ein Gedanke kommt dabei auf: Liessen sich z.B. Trendfolge-Systeme und antizyklische Trading-Systeme nicht kombinieren, wie in der folgenden Abbildung der MACD mit dem RSI?

Kombinationen aus Trendfolge- und antizyklischen Trading-Systemen

Theoretisch ja, aber unter einer Voraussetzung: Man müsste eine klare Vorgabe haben, wann man von Trendfolge auf Oszillatoren und wieder zurück wechseln müsste. Denn ein Oszillator und ein Trendfolge-Indikator als kombinierte Signalindikation einzusetzen funktioniert nicht, die beiden sind zu verschieden. Es ginge nur entweder oder, wie der nachstehende Chart auch zeigt. In Trendphasen (violette Kästen) bewährt sich der MACD und andere “Trendfolger”, in volatilen Seitwärtstrends (blaue Zone) Oszillatoren wie die Stochastik.

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Aber woher bekommt man die Vorgabe, wann es umzuschalten gilt? Es gibt sogenannte Volatilitätsindikatoren. Die bilden ab, wie stark die Dynamik eines Kurses ist. Da man unterstellen darf, dass diese im Zuge von Seitwärtsbewegungen geringer wird, klänge es logisch, dass man einen solchen Indikator, im Fall des folgenden Charts ist dies der “Chaikin Volatility Index”, als Entscheidungsgrundlage verwenden kann. Aber Sie sehen im Chart, der den Chaikin-Index mit dem RSI und dem MACD abbildet, dass die Sache einen Haken hat:

Der Indikator indiziert geringe Volatilität, wenn er unter die Nulllinie rutscht. Die Phasen, in denen ein negativer Wert längere Zeit vorherrscht, sind im Chart grün markiert. Gerade in der zweiten Phase sieht man deutlich: Er kommt zu spät. Als der Chaikin-Index regelmässig im negativen Terrain notiert und man den RSI statt des MACD als Signalgeber einsetzen würde, ist der Seitwärtstrend schon relativ “alt”. Wieso das?

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Weil ein solcher Indikator eine bestimmte Zeitspanne in der Vergangenheit mit einer aktuellen Kursspanne vergleichen muss, um zu “wissen”, was bei einem bestimmten Kursverlauf eine niedrige Volatilität ist. Und wenn man diese Zeitspanne zu kurz wählt, würde der Indikator zum einen dauernd vom positiven in den negativen Bereich springen, so dass man kein taugliches Umschalten von Trendphase und Seitwärtstrend hätte und zum anderen jede kleine Konsolidierung in einem ansonsten intensiven Trend eine Seitwärtsphase suggerieren würde. Und genau das will man ja nicht haben. Man hat also die Wahl: Entweder der Indikator kommt mit seinen Vorgaben zu spät oder er ist zu unzuverlässig. Sie sehen:

Im Zweifel auf das eigene, geübte Auge setzen!

Da gibt es keine ideale Lösung. In diesem Fall wäre mein Tipp: Urteilen Sie mit dem Blick auf den Chart selbst, ob Sie den Kursverlauf als Trendphase oder als Seitwärtstrend sehen und wählen anhand dessen Ihre Indikatoren, die Ihnen die Handelssignale generieren. Denn oft ist es eben doch so: Erfahrung und das menschliche Auge können durch Formeln bisweilen nicht ersetzt werden … und beim Wechsel zwischen Trend-Trading und antizyklischem Trading ist das der Fall!

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Hinweis: Charts mit Trader Workstation erstellt

Weitere Artikel unserer Serie über einfache Handelssysteme:

Trading mit Systemen (1): Trendfolge-Indikatoren

Trading mit Systemen (2): Gleitende Durchschnitte

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