Bei dem folgenden Artikel handelt es sich um einen Gastkommentar von Bahram Assadollahzadeh, dem Gründer und Geschäftsführer der Richtwert Capital Vermögensverwaltung.

Konventionelle Weisheit kann häufig falsch sein, insbesondere wenn es um Investitionen geht. Wenn wir zum Beispiel in Aktien investieren, hoffen wir, dass sie steigen und befürchten, dass sie sinken könnten. Je höher sie steigen, desto besser fühlen wir uns und umgekehrt.

Doch viele Anleger verdienen mehr als sie ausgeben. Sie sind “Nettosparer” und somit “Nettokäufer”, keine “Nettoverkäufer”. Entgegen der gängigen Meinung würden sie von sinkenden Aktien profitieren und nicht von steigenden. Stellen Sie sich vor, Sie haben in Wohnungen investiert und erzielen attraktive Renditen durch Mieten. Jetzt möchten Sie in zusätzliche Wohnungen investieren. Möchten Sie, dass die Wohnungspreise steigen oder fallen? Und wenn sie fielen, wären Sie wirklich besorgt um die gesunkenen Preise Ihrer existierenden Immobilien?

Gleiches gilt für Aktien. Wenn die Kurse Ihrer Aktien fallen, können Sie mehr von dem, was Sie bereits besitzen und schätzen zu noch niedrigeren Preisen kaufen, sofern Sie noch über Kapital verfügen. Doch selbst wenn Sie nicht nachkaufen können, profitieren Sie von fallenden Preisen.

  1. Aktienpreise grossartiger Unternehmen sinken oft, wenn weit verbreiteter Pessimismus oder Angst herrscht oder wenn sich die Wirtschaft verlangsamt. In solchen Zeiten treten schwächere Unternehmen auf die Bremse und hören auf, in Fabriken, Talente, Technologie, Distribution, Produktentwicklung, Werbung etc. zu investieren. Manager grossartiger Unternehmen hingegen ahnen eine aussergewöhnliche Gelegenheit, den Abstand zwischen sich und der Konkurrenz zu vergrössern und tun das Gegenteil. Daher profitieren sie von schwierigen Zeiten und kommen noch stärker als zuvor hervor.
  2. Niedrigere Aktienkurse bedeuten auch, dass grossartige Firmen möglicherweise ihre Wettbewerber zu niedrigeren Preisen aufkaufen können.
  3. Schliesslich bedeuten niedrigere Aktienkurse, dass Unternehmen möglicherweise ihre eigenen Aktien zu unterbewerteten Preisen zurückkaufen können. Hierdurch erhöhen sie den Unternehmenswert pro Aktie für bestehende Aktionäre.

Nun sagen Sie sich vielleicht: “Ich warte einfach, bis die Kurse fallen, bevor ich investiere.” Das Hauptproblem bei diesem Ansatz ist, dass man nicht wissen kann, wann und wie stark die Kurse fallen. Natürlich sollten Sie nicht in überbewertete Aktien investieren, aber wenn die Aktien, die Sie in Betracht ziehen, attraktiv bewertet sind, ist es irrational und nachteilig, auf erkennbar attraktive Opportunitäten zu verzichten, um auf potenziell noch attraktivere jedoch ungewisse Opportunitäten zu hoffen. Wenn Sie versuchen, den Markt zu “Timen”, verpassen Sie oft attraktive Renditen und die enorme Kraft des Zinseszins-Effekts. Albert Einstein sagte einmal: “Zinseszins ist das achte Weltwunder. Wer es versteht, verdient es … wer es nicht tut … bezahlt es.

Trotzdem denken Sie vielleicht: “Es wäre doch viel besser, wenn meine Aktien steigen während der Rest der Aktien sinkt. Dann verkaufe ich meine und kaufe die anderen.” Das Problem hierbei ist, dass das schwieriger zu bewerkstelligen ist, als man vielleicht denken mag, denn weit verbreiteter Pessimismus oder Angst verschont in der Regel auch nicht die Aktien grossartiger Unternehmen. Wenn dies doch eintritt, bedeutet das normalerweise, dass wir keinen weit verbreiteten Pessimismus erleben, sondern eher, dass die gesunkenen Aktien minderwertigeren Firmen angehören. In der Regel fahren Sie also besser, wenn Sie an den überlegenen Firmen festhalten, deren Aktien Sie bereits besitzen.

Natürlich werden auch langfristig orientierte Anleger ihre Aktien verkaufen wollen, wenn ihre Ertragskraft nachlässt und sie von “Nettosparern” zu “Nettoausgebern” werden. Sie können also nicht für immer auf Aktien sitzen, deren Preise gesunken sind und dies damit begründen, dass die Aktien zum Zeitpunkt des Kaufs attraktiv bewertet waren und nun aufgrund von Pessimismus oder einer temporären Krise noch viel attraktiver bewertet sind. Glücklicherweise zeigt die Historie der Kapitalmärkte, dass Aktienkurse nur kurzfristig wesentlich von ihrer wahren Werthaltigkeit abweichen. Mittel- und langfristig spiegeln Aktienkurse nämlich ihre tatsächliche Werthaltigkeit sehr gut wider und belohnen geduldige Anleger auf eindrucksvolle Weise. So fragen Sie sich vielleicht das nächste Mal, wenn Ihre Aktien fallen, ob Sie in grossartige Unternehmen investiert sind. Wenn das zutrifft, sind Sie vielleicht nicht traurig oder ängstlich, sondern freuen sich über die grossartige Opportunität, die Ihnen der Markt bietet.

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