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Lucid ist ein Hersteller von Luxus-Elektroautos, hat mit Saudi-Arabien einen kapitalkräftigen Investor und Käufer. Trotzdem ist die Aktie abgerauscht.
Das lohnt sich
Es lohnt sich immer, sich in den Top- und Flops der Indizes umzuschauen, egal ob die Kurse gerade steigen oder sinken.
Wer sich jeden Tag einige Sekunden dafür Zeit nimmt, dem werden gewisse Muster auffallen. Es tauchen auch immer wieder dieselben Namen auf.
Ziemlich oft aufgetaucht ist in den letzten Monaten Lucid Group, ein US-amerikanischer Hersteller von Elektroautos.
Ein Markt, in dem heutzutage scheinbar jeder mitmischen will.
Die Geschichte des Unternehmens geht allerdings auf das Jahr 2007 zurück, nennenswerte Umsätze erzielt man bis heute nicht. Aber selbstverständlich soll sich das bald ändern.
Um die Produktion aufzuziehen, entschied man sich 2020 für eine IPO. Sicherlich wollte man auch da äusserst vorteilhafte Börsenumfeld für sich nutzen, denn damals schluckte der Markt jeden Preis.
Anschliessend schossen die Kurse von 10 auf knapp über 60 USD, eine zweite Rally im vergangenen Jahr führt fast ebenso weit.
Aktuell befinden wir uns bei einem Kurs von 16,75 USD und somit eher am unteren Ende der Handelsspanne. Grund genug, um die Lage zu sondieren.
Vielleicht haben wir es ja mit einem Schnäppchen zu tun.
Trackrecord und Ausblick
Was den Trackrecord angeht, kann man wenig Rückschlüsse ziehen. Im letzten Jahr hat das Unternehmen einen Umsatz von 27 Mio. USD erzielt, im Verhältnis zum Börsenwert von 30 Mrd. USD also quasi nichts.
Im laufenden Geschäftsjahr will der Hersteller von Luxus-Elektroautos einen Umsatz von 785 Mio. USD erzielen.
Die Autos unterscheiden sich nach meiner unsachlichen Einschätzung zwar visuell nicht grossartig von einem Tesla (Link), kosten mit einem Preis von 218.000 Euro aber wesentlich mehr.
Sicherlich gibt es dafür eine Zielgruppe, man fragt sich nur, wer die sein soll. Wenn man über 200.000 Euro für ein Auto ausgibt, macht man das in der Regel nicht nur, weil das Auto technisch besonders toll ist, es soll auch Reichtum präsentieren.
Sicherlich scheiden sich hier die Geister, aber ein Elektro-Porsche (Taycan) kostet ziemlich genau die Hälfte.
Manch ein PS-Junkie wird nun sicherlich argumentieren, welche Leistung ein Lucid hat, aber auch hier stellt sich wieder die Frage, wie gross denn die 1.000-PS-Zielgruppe überhaupt ist.
Doch lieber einen Porsche oder Ferrari?
Man darf es jedenfalls infrage stellen, wenn ein aufstrebendes Unternehmen mit einer hochpreisigen Zielgruppe und Supersport-Wagen, aber ohne Trackrecord auf einen Börsenwert von 30 Mrd. USD kommt.
Zum Vergleich: Ferrari kommt auf einen Börsenwert von 38 Mrd. USD, hat einen Trackrecord und verdient Geld.
Die Zielgruppe ist zwar nicht identisch, aber am Ende des Tages beackert man eine ähnliche Kundschaft. Wie sicher kann man sich sein, dass sich Lucid mit diesem Konzept durchsetzt?
Können Sie es beantworten?
Wie wahrscheinlich ist es hingegen, dass es Ferrari in x Jahren noch geben wird? Das Unternehmen kann faktisch jeden beliebigen Preis aufrufen…
Es riecht schwer nach Spekulationsblase, obendrein in einem Markt (Elektroauto), in dem sich immer mehr Akteure tummeln.
Inzwischen gibt es mehr junge, aufstrebende Hersteller von Elektroautos als es zuvor Hersteller von Verbrennern gab – und die spielen natürlich auch mit.
Das gibt der Markt nicht her
Das Problem daran ist, dass der globale Automobilmarkt insgesamt nicht wesentlich wächst, er könnte durch Ride-Sharing usw. perspektivisch sogar schrumpfen.
Wie lässt sich daher rechtfertigen, dass der Börsenwert der Branche in den letzten Jahren regelrecht explodiert ist?
Die Antwort darauf ist einfach: Einige Wetten werden ganz erheblich schiefgehen.
Ferner bleibt die Frage, ob sich die „jungen Wilden“ durchsetzen können.
Die grössten Hersteller von Elektroautos schlafen schliesslich nicht und das sind eben Tesla, aber auch Toyota, BYD, GM, Volkswagen, SAIC oder BMW.
Die Absatzzahlen der genannten Unternehmen lagen im letzten Jahr zwischen 936.000 und 328.000 Fahrzeugen.
Lucid hat 125 Fahrzeuge verkauft (in Worten: hundertfünfundzwanzig).
Es wäre gut möglich, dass die Konsensschätzungen für Lucid wesentlich zu hoch sind. Bisher wird davon ausgegangen, dass der Umsatz bis 2024 auf über 5 Mrd. USD steigen wird.
Bisher scheint der einzige Kunde Saudi-Arabien zu sein.
Wer sind die Kunden?
Das Königreich besitzt rund 60% der Anteile am Unternehmen und scheint Lucid entsprechend stützen zu wollen.
Daher wird man in den kommenden 10 Jahren 50.000 Fahrzeuge kaufen, mit einer Option einer Aufstockung auf 100.000.
Der günstigste auf der Lucid-Homepage genannte Preis eines Autos liegt bei 218.000 Euro. Gehen wir davon aus, dass der Preis beispielsweise bei 200.000 Euro pro Fahrzeug liegen wird, ergeben sich daraus Einnahmen zwischen 10 und 20 Mrd. Euro, allerdings in einem Zeitraum von 10 Jahren.
Optimistisch stimmt mich das nicht, und zwar aus mehreren Gründen. Der saudische Staatsfonds hat nicht gerade einen überzeugenden Trackrecord, was Investments angeht.
Ausserdem reicht diese Nachfrage längst nicht aus, um die bisherigen Prognosen zu erreichen.
Das gilt umso weniger, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Lucid wohl auch operative Probleme hat.

Es ist nicht so einfach, derartige Produktionskapazitäten überhaupt zu schaffen, geschweige denn, effizient.
Lucid musste daher kürzlich die Produktionszahlen für 2022 halbieren. Ups.
Interessanterweise liegt die Zahl der reservierten Fahrzeuge derzeit bei 37.000 Fahrzeugen, also sogar unter dem, was Saudi-Arabien kaufen möchte.
Wäre es möglich, dass die Nachfrage abseits des Anker-Aktionärs gegen null tendiert?
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