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Die US-Immobilienbranche steht vor einer gigantischen Krise. Zumindest hört man das seit etlichen Monaten. Passiert ist bisher wenig und Häuslebauer wie Lennar verdienen nach wie vor blendend, sind aber so bewertet, als wäre das nicht der Fall.
Im Endeffekt zieht sich dieses Thema bereits seit einer halben Ewigkeit. Ich hatte in etlichen Artikeln zu einer ganzen Reihe von US-Baukonzernen darauf hingewiesen.
Die Bewertungen im Sektor sind ausserordentlich niedrig, im Fall von Lennar liegt die P/E bei knapp über 6.
Das ist nur dadurch zu erklären, dass Anleger einen grossen Knall erwarten.
Bisher bleibt der aber aus.
Wir hatten in den letzten Monaten, in einer ganzen Reihe von Artikeln zu NVR, DR Horton, PulteGroup und Toll Brothers, mehrfach auf die Situation hingewiesen.
Kann man nicht vergleichen
Zu jung sind die Erinnerungen an die Immobilienkrise von 2008/2009.
Damals war der Sektor heissgelaufen, der Immobilienbestand war zu hoch, die Finanzierungen waren wackelig und es wurde massiv spekuliert. Als die Preise dann anfingen zu fallen, kam es zu einem Domino-Effekt.
Das sitzt Anlegern bis heute in den Knochen. Dabei wird vermutlich übersehen, dass die Rahmenbedingungen nicht mehr dieselben wie 2008 sind. Die sind vollkommen anders.
US-Banken haben ihre Richtlinien zur Kreditvergabe nach der Finanzkrise erheblich gestrafft.
Es gibt auch keine überbordende Spekulation im Sektor, ganz im Gegenteil, es fehlen Wohnungen.
Darüber hinaus ist der US-Arbeitsmarkt noch immer robust. Die Arbeitslosenquote steigt nicht und es werden jeden Monat hunderttausende neuer Jobs geschaffen.
Eine erheblich steigende Arbeitslosenquote und Massenentlassungen wären aber die Voraussetzung für den erwarteten Kollaps des US-Immobiliensektors. Solange die Menschen Arbeit haben, zahlen sie auch ihre Baukredite.
Gleichzeitig spricht die Inflation für Sachwerte. Die gestiegenen Rohstoffpreise und Baukosten führen zwar zu einer vorübergehend gedämpften Bauaktivität, verschärfen aber den Mangen an Unterkünften noch weiter.
Denn im Gegensatz zu unseren Gefilden, wächst die Bevölkerung im Einwanderungsland USA weiter. Aktuell leben in den USA rund 332 Millionen Menschen, im Jahr 2025 sollen es bereits 340 Millionen sein.
Auch sie benötigen ein Dach über dem Kopf.
Das kann sich sehen lassen
Man könnte durchaus die These vertreten, dass die führenden US-Wohnungsbauer seit der Immobilienkrise durchweg unterbewertet waren und dass sich die Lage jetzt nochmal verschärft hat.
Die Reaktionen der meisten Anleger sind gut nachvollziehbar. Kurz nach der Immobilienkrise hatte man schichtweg Angst, in den Sektor einzusteigen. Nach dem vorgegangenen Debakel hatte man jegliches Vertrauen verloren.
Wie gesagt, das ist nachvollziehbar, hätte man die Chance allerdings genutzt, hätte man gutes Geld verdienen können – selbst, wenn man erst Jahre nach der Finanzkrise zugeschlagen hätte.
Denn die Geschäftszahlen von Lennar und auch den meisten grösseren Konkurrenten können sich wahrlich sehen lassen.
Lennar konnte den Umsatz in der zurückliegenden Dekade von 4,11 auf 27,13 Mrd. USD massiv steigern.
Gleichzeitig hat sich die operative Marge von 7,8% auf 18,9% erheblich verbessert.
Das Ergebnis kletterte im selben Zeitraum von 3,00 auf 14,27 USD je Aktie. Trotzdem war die Bewertung stets niedrig, die Vorbehalte der Anleger hatten Bestand. Im durchschnitt lag die P/E in dieser Zeit bei 12,6.
Das ist nicht gerade viel, aber noch deutlich mehr als die aktuelle P/E von 6,1.
Ausblick und Bewertung
Wie bereits angeschnitten, eine derartige Bewertung ergibt nur dann Sinn, wenn man von einem zyklischen Hoch der Profitabilität ausgeht.
Es wäre gut möglich, dass das der Fall ist, doch wie weit müsste der Gewinn sinken, damit das gerechtfertigt ist?
Wir könnten beispielsweise unterstellen, dass das Ergebnis auf 10 USD je Aktie sinkt und danach nie ein organisches Wachstum stattfindet. Das ist pessimistischer als die aktuellen Konsensschätzungen.
Doch selbst in diesem Szenario käme Lennar auf eine P/E von 9,4, was das Unternehmen dazu befähigen würde, im grossen Stil eigene Aktien zurückzukaufen
Und genau das macht man, nachdem man zuvor die Bilanz bereinigt hatte, auch. Im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr hat man die Zahl der ausstehenden Aktien kurzerhand von 307 auf 296 Millionen Stück reduziert.
Fällt die Krise sogar komplett aus?
In Q4 lag der Gewinn mit 5,02 je Aktie weit über den Erwartungen von 4,90 USD. Der Umsatz entsprach mit 10,2 Mrd. die Analystenschätzungen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 20% und einem Gewinnsprung um 15%.
Bisher lässt sich also keine Krise erkennen, auch wenn sie schon seit etlichen Monaten gebetsmühlenartig herbeigeredet wird.
Den meisten Aufschluss über die weitere Entwicklung liefern aber andere Kennzahlen. Im ersten Quartal erwartet Lennar 12,0 – 13,5k neue Bestellungen und ebenso viele Fertigstellungen.
Das bedeutet, dass sich Angebot und Nachfrage auch im ersten Quartal noch die Waage halten werden. Das ist zumindest das, was sich nach etwa sechs Wochen abzeichnet.
Bei Lennar weiss man ja bereits, wie die erste Hälfte des Quartals verlaufen ist.
Hinzu kommt der Auftragsbestand, der zuletzt zwar rückläufig war, aber noch immer 18.900 Einheiten umfasst.
Selbst, wenn die Nachfrage also weiter nachlassen würde, würde es eine gewisse Zeit dauern, bis wirkliche Probleme entstehen und selbst dann dürften sie nicht von Dauer sein.
Seit der letzten Analyse zu Lennar (Link), hat diese Aktie im Krisensektor mal eben um 43% zugelegt.

Mit dem Ausbruch über 89,50 sowie 93 USD wurden jeweils prozyklische Kaufsignale ausgelöst.
Die Rallye könnte also längst nicht zu Ende sein. Aus technischer Sicht ist der Weg in Richtung 100 USD frei.
Darüber kommen Kursziele bei 108 und 112,50 USD sowie das Allzeithoch ins Visier.
Antizyklische Investoren dürften hingegen darauf hoffen, dass die Aktie nochmal unter 89,50 USD zurückfällt und die Unterstützungen bei 85 oder 81 USD ansteuert.
Theoretisch könnte der Kurs auch nochmal zum Aufwärtstrend zurückkommen.
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