International Flavors & Fragrances Aktie Prognose Bei dieser Aktie schlagen Grossinvestoren zu

International Flavors & Fragrances steht ganz oben auf den Kaufzetteln. Jetzt könnte man günstiger einsteigen als die Grossinvestoren es getan haben.

Einblicke in die Investmentstrategien der Grossinvestoren

Es gibt wenig Dinge an der Börse, denen ich eine grössere Beachtung schenke als den 13F-Filings der US-Grossinvestoren. 99% aller Interviews von sogenannten Experten kann man vergessen.

Um eine Analogie zu bemühen:
Das wäre so, als würde man sich einen Sportmoderator als Vorbild nehmen, um Spitzensportler zu werden. Stattdessen muss man sich selbstverständlich Spitzensportler als Vorbild nehmen, wenn man ähnliche Ambitionen hat.

Für die Börse gilt dasselbe. Das Beste daran ist, dass uns die erfolgreichsten Investoren in ihre Depots blicken lassen müssen. Jeder, der in den USA mehr als 100 Mio. USD verwaltet, muss seine Beteiligungen viermal im Jahr öffentlich machen.

Damit verraten sie ihre Geheimnisse des Erfolgs und während die wenigsten von uns jemals 2 Meter hochspringen werden, kann jeder mühelos den Koryphäen der Investment-Branche nacheifern.
Dazu sind keine besonderen Fähigkeiten notwendig.

Die Auswertung der sogenannten 13F-Filings ist äusserst aufschlussreich. Erzählen können die Fondsmanager schliesslich viel, aber durch die Offenlegung ihrer gehaltenen Positionen wird klar, in welche Unternehmen sie ihr Geld investieren.

Ganz oben auf den Kurszetteln

In den meisten Quartalen kristallisieren sich einige Aktien heraus, die auf besonders grosses Interesse gestossen sind und so war es auch im Auftaktquartal 2023.
Ich beobachte eine ganze Reihe von Grossinvestoren, viele davon bereits seit etlichen Jahren und sie alle eint eine Sache:
Sie haben den Markt langfristig deutlich geschlagen und sie alle nutzen die Grundsätze des Value-Investings.

Durch einen Blick in die Depots erhält man nicht nur wertvolle Anlagetipps, man kann auch viel lernen.

Bei einer Aktie scheinen sich die Koryphäen der Branche derzeit besonders einig zu sein, International Flavors & Fragrances (IFF).

Unter den von mir beobachteten Grossinvestoren gab es keinen, der im letzten Quartal Aktien von IFF abgestossen hat, jedoch ein halbes Dutzend Käufer.
Hillman Value ist eingestiegen und hat die Aktie unmittelbar mit 2,76% des Portfolios gewichtet.
Daniel Loeb (Third Point), Steven Romick (FPA Crescent), Robert Olstein (Olstein Capital), First Eagle Investment sowie Viking Global haben ihre Beteiligungen aufgestockt.

Daher dürfte es sich lohnen, einen Blick auf die Aktie zu werfen. Das gilt umso mehr, da die Kurse nach dem Ende des zweiten Quartals weiter gefallen sind. Man könnte jetzt also zu einem Kurs einsteigen, der unter dem liegt, den die genannten Grossinvestoren gezahlt haben.

Oligopol

International Flavors & Fragrances ist einer der weltweit führenden Hersteller von Duft- und Geschmacksstoffen sowie kosmetischen Inhaltsstoffen.

Beliefert werden Parfüm-, Kosmetik-, Getränke- und Nahrungsmittelhersteller, die pharmazeutische Industrie sowie Produzenten von Nahrungsergänzungsmitteln, Heimtierfutter und Babynahrung.

Dabei handelt es sich um ein krisensicheres Geschäft, welches auf einer äusserst breiten Basis steht. Darüber hinaus wird der Markt für Duft- und Geschmacksstoffe von einer Handvoll Unternehmen beherrscht. Die vier grössten Akteure (International Flavors & Fragrances, Givaudan, Symrise und DSM-Firmenich) haben gemeinsam einen Marktanteil von etwa 50-60 %.

International Flavors & Fragrances hat derzeit trotzdem enorme Probleme. Dem Unternehmen ist es nicht gelungen, die gestiegenen Rohstoffpreise an die Kunden weiterzugeben.

Das hat die Margen unter Druck gebracht, doch das ist nicht die einzige Baustelle. Der Absatz war zuletzt rückläufig, was die Vermutung naheliegt, dass man Marktanteile verliert.

Grossinvestoren nutzen den Kurssturz

Denn während der Umsatz von IFF in diesem Jahr um 8% sinken dürfte, wird er bei Givaudan voraussichtlich nur um 2% sinken und bei Symrise sogar um 4% steigen. Darüber hinaus erwarten die beiden Konkurrenten jeweils neue Rekordgewinne, während das Ergebnis bei International Flavors & Fragrances in diesem Jahr um 40% einbrechen dürfte.

Im Gegenzug hat sich die Aktie aber auch halbiert. Die US-Grossinvestoren scheinen darauf zu setzen, dass die Probleme nur vorübergehend sind und vermutlich werden sie damit am Ende auch recht haben.
Sollte es zu einer geschäftlichen Erholung kommen, hätte die Aktie erhebliches Potenzial.

Mich persönlich überzeugt das Setup jedoch nicht, doch das liegt nicht an den aktuellen Problemen, sondern an der Tatsache, dass International Flavors & Fragrances schon seit vielen Jahren der Underperformer der Branche ist.

Was mich zusätzlich abschreckt, ist die hohe Verschuldung vom IFF. Wenn man sich den letzten Quartalsbericht (Seite 8) etwas genauer anschaut, stellt man schnell fest, dass das langsam zum Problem wird.

Haken und Ösen

Die Zinsaufwendungen (Interest expense) sind im ersten Halbjahr um 50% gestiegen und zehren inzwischen den Grossteil des operativen Gewinns auf.
International Flavors & Fragrances muss sehr schnell einen Turnaround bewerkstelligen, sonst wird man die Dividende kürzen oder streichen müssen und das würde wohl den nächsten Kurssturz auslösen.

Letzt Woche gab man jedoch bekannt, dass sich die Absatzmengen in der zweiten Jahreshälfte doch nicht erholen werden.
International Flavors & Fragrances legte nicht nur schwache Zahlen vor, sondern kappte auch noch die Prognose.
Statt einem stagnierenden Umsatz stellt man jetzt einen Rückgang im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich in Aussicht.

Vorerst sieht es nicht nach Erholung aus und daher stellt sich die Frage, ob nicht einige der Grossinvestoren, die im zweiten Quartal eingestiegen sind, nicht direkt die Reissleine ziehen.
Denn eine Spekulation auf eine schnelle Erholung in der zweiten Jahreshälfte wäre nach diesen neuen Informationen hinfällig.

Die Kursmuster sprechen jedoch gegen diese These und der Zeithorizont der ausgewerteten Grossinvestoren ist auch sehr viel länger als wenige Quartale.

Nach den schwachen Zahlen und der Prognosekürzung ist es zwar zu einem Kurssturz gekommen, doch seitdem läuft die Aktie seitwärts.
Das spricht dafür, dass auf diesem Niveau einige grosse Adressen die Hände aufhalten und die Aktien einsammeln.