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Ein starkes, beendetes Geschäftsjahr, aber ein vorsichtiger Ausblick auf 2022/2023 und eine enttäuschende Dividende: Das war es, was die Akteure als erstes sahen und die Aktie des Metall-Recyclers Aurubis anfangs stark verkauften. Doch dann sahen einige genauer hin …
… und kauften. Denn der Ausblick war gar nicht so negativ, wie das im ersten Moment wirkte. Und so gelang es, die zeitweise dramatische 9,1 Prozent im Minus liegende Aktie bis zu 6,6 Prozent ins Plus zu heben, bevor sie dann mit +2,75 Prozent ins XETRA-Handelsende ging. Wichtig dabei: Diese Achterbahnfahrt mit einem für die Bullen guten Ende hat auch charttechnische Aussagekraft – und das sogar dreifach.
Das Tagestief lag unmittelbar über der Unterstützungszone 70,76/71,42 Euro. Dass der Kurs ausgerechnet dort auf Käufe traf, unterstrich: Die Bullen waren trotz an diesem Punkt ja gewaltigen Minus nicht geschlagen, sondern im Gegenteil imstande, den Short-Sellern den Schneid abzukaufen bzw. einzusammeln, was diejenigen auf den Markt warfen, die sich die Aussagen von Aurubis nicht genau angesehen hatten.
Darüber hinaus wurde, das ist der zweite, positive Aspekt, die Unterstützungslinie bei 78,46 Euro verteidigt. Diese im Mai das Monatstief und im November das Monatshoch stellende Linie war zuvor überboten worden, die Aktie kam danach aber nicht ins Laufen. Durch diesen Turnaround des Mittwochs aber wurde diese Linie deutlicher überboten und als Support bestätigt.
Am wichtigsten war aber, dass die Aurubis-Aktie dadurch die 20-Tage- und die 200-Tage-Linien hielt, die gerade erst ein bullisches Crossover vollzogen hatten. Da drunter zu schliessen, hätte äusserst negative Strahlkraft gehabt. So aber stünde die Aktie da wie eine Eins in Sachen zukünftiger Käufe … vorausgesetzt, die Argumente der Käufer gestern waren stichhaltig. Also, wie kann man das einstufen, was Aurubis gemeldet hatte?
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Aurubis Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: Das am 30.9. beendete und gestern berichtete Geschäftsjahr 2021/2022 war perfekt gelaufen. Der Umsatz legte um knapp 14 Prozent zu, der operative Gewinn vor Steuern (EBT) stieg um gut 39 Prozent. Unter dem Strich stand ein Gewinnanstieg um knapp 17 Prozent auf 16,37 Euro pro Aktie, klar mehr als seitens der Analysten erwartet. Was den Anleger zunächst aber gar nicht gefiel, bezog sich nicht auf den Blick zurück, sondern auf den nach vorne.
Aurubis sieht für das seit 1.10. laufende Geschäftsjahr 2022/2023 ein EBT von 400 bis 500 Millionen Euro, nachdem 2021/2022 532 Millionen erreicht wurden. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital, in etwa mit einer operativen Gewinnmarge zu vergleichen, sieht man im Bereich 11 bis 15 Prozent nach 19 Prozent im Jahr 2021/2022.
Darüber hinaus will Aurubis für das beendete Geschäftsjahr nur eine Dividende von 1,80 Euro nach 1,60 Euro zuvor zahlen. Mehr zwar, im Verhältnis zum Gewinn aber nur eine Ausschüttung von 11 Prozent, während man in den Vorjahren 25 Prozent an die Anleger weiterreichte und das auch als grundsätzliche Grössenordnung kommuniziert hatte. Jetzt will Aurubis die Ausschüttung flexibel gestalten. Das klingt in der Tat im ersten Moment negativ.
Aber wenn man sieht, dass Aurubis zugleich ein 530 Millionen Euro grosses Investitionspaket beschlossen hat, mit dem man sich noch stärker im Wettbewerb präsentieren will, ist es nachvollziehbar, dass man mit einem geringeren Gewinn kalkuliert, denn auch, wenn diese 530 Millionen nicht in einem Jahr abgehen, diese Kosten schmälern natürlich den Gewinn und die Marge. Nur ist das dann eben nicht wegen eines schwach laufenden Geschäfts so, sondern wegen Investitionen, die darauf abzielen, danach nur umso stärker zu sein. Und da ist dann auch eine flexibel auf Basis der jeweiligen Lage dimensionierte Dividende nachvollziehbar. Statt sich auf dem Erfolg auszuruhen, will Aurubis den Schwung des Geschäftsverlaufs und die Rekordgewinne nutzen, um sich noch besser aufzustellen:
Das ist positiv und das war es, was diejenigen honorierten, die diesen Turnaround der Aktie erreichten. Dass ODDO BHF als erstes Analysehaus nach den Zahlen sein Kursziel für Aurubis von 90 auf 100 Euro anhob und mit „Outperform“ einstufte, unterstreicht, dass dieser Ausblick in der Tat nicht so finster war, wie man es auf den ersten Blick hätte denken können.

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