Im März 2021 erreichte die VW Vorzugsaktie mit 252,20 Euro fast das bisherige Jahrhundert-Hoch aus dem Jahr 2015. Jetzt sind über zwei Drittel dieses damaligen Kurses verloren. Das wirkt, als wäre die Aktie ein Schnäppchen … aber die Lage hat sich seither eben verändert.
2021 war das Jahr der grossen Hoffnungen. Die Mehrheit war fest überzeugt: Corona wird bald nur noch eine böse Erinnerung sein … und dann werde es losgehen mit dem Raketen-Wachstum. Die in den Lockdown-Phasen eingesparten Gelder werden in den Konsum fliessen, Optimismus wird Denken und Handeln beherrschen, zumal die Kredite weiter billig sind und Inflation kein Thema. Das trieb sehr viele Aktien massiv höher, erst Anfang 2022 kam bei den allerletzten Himmelsstürmern die Realität an.
Eine Realität, die Lieferengpässe statt einem Füllhorn an Waren brachte, rasant steigende Preise statt einem Verbraucher-Schlaraffenland und schnell steigende Kreditzinsen statt dem schon so sehr gewohnten, billigen Geld. Der Volkswagen-Konzern parierte die Inflation auf die einfachste Weise: Man hob die Preise an. Und das saftig. Was dazu führte, dass das Unternehmen 2023 mit 31,92 Euro pro Aktie so viel Gewinn erzielte wie noch nie. Die Aktie war da aber längst auf dem absteigenden Ast. Der Grund:
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Expertenmeinung: Zunächst war man nur skeptisch, ob die Verbraucher dieses Spiel auf Dauer mitmachen würden. Zwar führten die Lieferengpässe 2022 zu vielen „Panik-Käufen“, weil einige dachten, lieber teuer kaufen als gar nichts bekommen. Aber die 2021 bis 2023 gegenüber den Vorjahren deutlich gestiegenen Gewinne machten ja für jeden sichtbar, dass die Preise nicht nur die gestiegenen Kosten ausglichen, sondern dass man im Kielwasser der Inflation auch dafür sorgte, dass die eigene Kasse lauter klingelt. Und genau so kam es auch:
Die Verkaufszahlen fielen. Und wie auch andere grosse Autobauer machte man es, wie man es nicht machen sollte: Weniger Verkäufe wurden durch noch höhere Preise kompensiert. Ein Weg, den so manches BWL-Erstsemester als fatal einordnen würde. Das Ergebnis: VW spricht längst von „Krise“, will, dass der Staat hilft, plant Entlassungen in fünfstelliger Höhe und Werksschliessungen. Die IG Metall und der Betriebsrat stehen auf den Barrikaden und wollen verhindern, dass die Belegschaft für die Entscheidungen des Vorstands büssen muss, kurz:
Die Lage ist aufgeheizt. Und Lösungen, die dazu führen könnten, dass sich diese Misere schnell und nachhaltig in Wohlgefallen auflöst, sind nicht in Sicht. Und die potenziellen Käufer bekommen das alles live mit und dürften keineswegs „amused“ sein.
Dass die Aktie auf Basis der 2024er-Gewinnschätzung ein selbst für einen Automobilkonzern untypisch niedriges Kurs/Gewinn-Verhältnis von 3,7 ausweist liegt daran, dass Gewinn und Aktie in etwa im Gleichschritt gefallen sein dürften. Für 2025 läge dieses Kurs/Gewinn-Verhältnis sogar nur bei 3,0. Aber das basiert darauf, dass viele Analysten unterstellen, dass der Konzerngewinn im kommenden Jahr wieder anzieht … und das ist etwas, was man angesichts dieser verfahrenen Lage und dem damit verbundenen Image-Schaden für VW zumindest als „äusserst offen“ einstufen sollte.
Die Aktie ist stark gefallen, sie versucht, in der Nähe des Corona Crash-Tiefs von 2020 bei 79,38 Euro einen Boden zu bilden … aber ein Schnäppchen, das ist die VW Vorzugsaktie trotzdem nicht, auch diese Unterstützung könnte, wenn jetzt auch noch Streiks auf die Bilanz drücken fallen. Bevor nicht Lösungen statt Streit die Nachrichten dominieren, wäre meine Einstufung: wegbleiben!

Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.