Der Flugzeugtriebwerkshersteller MTU Aero Engines hob im Zuge der Pariser Luftfahrt-Messe überraschend seine 2025er Jahresprognose an – und das durchaus nennenswert. Die Aktie reagierte und wurde zum Tagessieger im DAX. Aber das Plus an sich blieb überraschend klein.
Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt, wenn man sich auf die Ziele konzentriert, die seit April neu vergeben oder bestätigt wurden, bei 351 Euro. Das hatte die Aktie bereits mehrfach in diesem Jahr erreicht, jedes Mal setzten Gewinnmitnahmen ein. Und als der Kurs zur Monatswende Mai/Juni über das bisherige, im März erreichte Rekordhoch hinauslief, blieben die Anschlusskäufe aus. Neue Argumente für die Käuferseite taten also Not. Und MTU Aero Engines lieferte genau das am Dienstag.
Die 2025er-Umsatzprognose wurde von bislang 8,3 bis 8,5 Milliarden Euro auf 8,6 bis 8,8 Milliarden angehoben. Was prozentual zwar überschaubar ist, aber dadurch, dass MTU zugleich mit höheren Margen kalkuliert – die indes nicht konkret benannt wurden – sieht man den Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) jetzt nicht mehr im mittleren Zehner-, sondern im mittleren Zwanziger-Prozentbereich steigen. Das ist schon ein Wort. Und damit nicht genug:
MTU Aero Engines gab ein Fünf-Jahres-Ziel aus. 2030 will das Unternehmen beim Umsatz zwischen 13 und 14 Milliarden Euro liegen. Gegenüber dem jetzt angehobenen Umsatzziel für 2025 wären das noch einmal zwischen 48 und 62 Prozent mehr. Zugleich soll die EBIT-Gewinnmarge, die 2024 bei 12,9 Prozent lag, in den Bereich zwischen 14,5 und 15,5 Prozent vorstossen.
Mit der bisherigen Gewinnerwartung wäre die Aktie mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis um 22 im Vergleich zu den ruhigeren Jahren vor 2020 zwar schon am oberen Ende der Bewertungsspanne. Aber jetzt sieht man den Gewinnanstieg ja höher. Und wenn sich der Plan für 2030 erfüllen sollte, käme man im Schnitt auf Gewinnsteigerungen von jeweils um die 15 Prozent in den kommenden Jahren … da wäre ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis zwischen 25 und 30 durchaus denkbar. Sprich: Von der Bewertung her hätte die Aktie jetzt genau das Argument, das die Bullen bräuchten. Und man kann vermuten, dass einige Analysten das in den kommenden Tagen honorieren werden.
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Expertenmeinung: Aber für dieses neue Argument, trotz des starken Anstiegs in den Vorwochen weiter zuzugreifen, war das Plus des Dienstags von 1,69 Prozent überraschend dünn. Zumal der Anstieg zwar auf Gewinnmitnahmen traf und der Gesamtmarkt am Dienstag eher nach unten tendierte. Aber auch am Tageshoch waren nicht mehr als drei Prozent Zugewinn erreicht worden. Und kaum hatte der Kurs mit einem Tageshoch von 360,00 Euro Tuchfühlung zum bisherigen Verlaufsrekord von 361,70 Euro (am 29.5.) aufgenommen, ging nichts mehr voran. Ein böses Omen?

Noch sollte man da die Flinte nicht ins Korn werfen. Der grosse Abrechnungstermin am Terminmarkt übermorgen könnte als Bremse gewirkt haben, falls man dort Positionen hält, die an Gewinnpotenzial verlieren, wenn die Aktie zu weit über das obere Ende der bisherigen Handelsspanne hinausläuft. Ausserdem ist der Kurs ja im Vorfeld seit dem „Crash“-Tief vom April um in der Spitze 45 Prozent gestiegen. Da kann es gut sein, dass das Boot der Bullen kurzfristig überbesetzt ist, man sich zwar über solche „good news“ freut, aber nicht schon wieder zukaufen will.
Aber trotzdem, die Reaktion ist mager genug, um jetzt ein wenig vorsichtiger zu werden. Denn erstens sind Prognosen eben Prognosen und nichts, das man bereits als sicher abhaken könnte. Zweitens wäre die Aktie, sollte eine Korrektur einsetzen, so schnell auch nicht als „billig“ zu bezeichnen, das können schon mal zehn und mehr Prozent Rücksetzer drin sein, auch wenn mittelfristig jetzt mehr Spielraum nach oben wäre als zuvor.
Achten Sie daher auf das Vorwochen-Verlaufstief bei 337,20 Euro. Würde das fallen, kann es durchaus zu einem Rücksetzer in die Region 302 bis 315 Euro kommen. Das wären dann zwar aus aktueller Sicht interessante Kurse, um über einen möglichen Einstieg nachzudenken. Aber nur wer gezielt mittel- und langfristig agiert, dürfte es sich leisten wollen, eine solche Korrektur voll investiert mitzumachen.
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