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Brent Crude Oil Prognose Brent Crude Oil: Sprungbereit … aber es fehlt ein Auslöser

News: Aktuelle Analyse des Brent Crude Oil Futures

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen des Brent Crude Oil Futures

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Im Juni war die Rohöl-Sorte noch stramm Richtung 80 US-Dollar unterwegs gewesen. Charttechnisch sind jetzt die Bären vorne … und sie hätten durchaus Argumente, um weiter Druck zu machen.

Dass Donald Trumps Zollpolitik den Welthandel behindert, ist eine Sache. Aber dass Produktion und Verkehr wirklich deutlich gedrückt würden, glaubte zuletzt kaum noch jemand. Immerhin waren die US-Zölle für die meisten Länder zwar herb, aber nicht existenzgefährdend. Und der Handel der Länder ohne die USA wird dadurch ja nicht tangiert. Doch diese Sache mit Chinas Exportkontrolle für Seltene Erden und Trumps avisierte Retourkutsche hat dann eben doch ein anderes Format.

Auch wenn Seltene Erden nur für den militärischen Bereich nicht mehr exportiert werden sollten, wäre das ein Problem, das die Produktion in vielen Bereichen ausbremsen könnte. Und ein 100-prozentiger Zoll auf die ohnehin schon drastischen US-Zölle gegenüber China obendrauf – das würde das Volumen des wichtigen Güterverkehrs von China in die USA (und bei erneuten Antworten Chinas auch in die Gegenrichtung) schon deutlich bremsen. Und damit natürlich auch den Energiebedarf.

Aber was ist mit Indien und dem Thema russischen Öls? Müsste das nicht die Preise treiben, wenn Indien sein Öl zukünftig woanders kauft?

Expertenmeinung: Das muss es nicht. Davon abgesehen, dass sich Indien entgegen anfänglicher Aussagen des US-Präsidenten nur bereit erklärt hat, die Importe aus Russland um die Hälfte zu senken, kann man das a) schlecht kontrollieren und b) beeinflusst das ja den weltweiten Verbrauch nicht. Und Russland verkauft sein Öl dann einfach anderen – weder wird das Angebot dadurch geringer noch die Nachfrage grösser.

Dazu kam, dass diejenigen, die davon ausgingen, dass Trumps Zollpolitik die Rohöl-Nachfrage nicht nennenswert reduzieren würde, durch die Einschätzungen der Internationalen Energieagentur womöglich eines Besseren belehrt wurden. Denn dort sieht man für die nächsten Quartale ein Überangebot am Rohölmarkt, das in die Richtung von vier Millionen Barrel täglich gehen könnte. Bei einem weltweiten Bedarf von knapp über 100 Millionen Barrel ist das allemal eine Grössenordnung, die den Preis drücken kann – zumal die OPEC derzeit keine Anstalten macht, ihre Fördermengen wieder herunterzufahren.

Brent Crude Oil: Chart vom 17.10.2025, Kurs 61,30 US-Dollar, Kürzel: COIL | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil: Chart vom 17.10.2025, Kurs 61,30 US-Dollar, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Argumente für die Bären sind also da … und ein bärisches Signal im Chart ebenso. Wir sehen, dass Brent Crude Oil Anfang des Monats durch die drei wichtigen gleitenden Durchschnitte der letzten 50, 100 und 200 Börsentage nach unten ausbrach, dann an diese Linien zurücklief, abdrehte und das vorherige Zwischentief unterbot: ein Abwärtssignal, das durch einen Pullback bestätigt wurde. Danach ging es mit Schwung durch die Supportzone 63,21/64,00 US-Dollar (bezogen auf den hier gezeigten Futures-Frontmonat, Liefertermin Dezember). Das nächste Kursziel wäre das Ende Mai ausgebildete Zwischentief bei 59,23 US-Dollar.

Kann diese Linie auch noch fallen, Brent Crude danach an das bei 54,47 US-Dollar liegende Jahres-Verlaufstief rutschen … und sogar noch tiefer? Möglich ist das, sicher ist es aber natürlich nicht, denn das wird davon abhängen, was sich in Bezug auf den Handelskonflikt USA/China in den nächsten zwei Wochen tun wird. Sollten die USA wirklich diese 100 Prozent Aufschlag vollstrecken, wäre das ein Argument für deutlich tiefere Ölpreise. Da das aber völlig offen ist, liesse sich nur festhalten:

Short ist derzeit die trendfolgend richtige Seite, Long käme erst wieder ins Spiel, wenn Brent Crude über diese nahe beieinander um 66/66,50 US-Dollar laufenden drei gleitenden Durchschnitte steigen könnte. Bis dahin wäre jede erneut unterbotene Supportlinie eine Basis, um die Stop-Loss-Shorts nachzuziehen und dem abwärtsweisenden Trend zu folgen.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Erwartung: Neutral
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Mit der Meldung, dass sich Israel und die Hamas geeinigt haben und damit in Gaza die Waffen schweigen, ging Erleichterung und die vorsichtige Hoffnung einher, dass die Sache diesmal hält. Das hätte zu kräftigen Abgaben bei Brent Crude Oil führen können. Aber die blieben aus.

Das Chartbild zeigt zwar, dass der Kurs von Rohöl der Sorte Brent, hier abgebildet der Future mit Liefertermin Dezember, am Donnerstag an dem wichtigen Widerstandsbereich aus 50-, 100- und 200-Tage-Linie nach unten abdrehte. Aber dafür, dass man hoffen könnte, dass sich die Lage im Nahen Osten jetzt deutlich entspannt und die Risiken für Förderung und Transport von Rohöl sinken, fiel dieses Minus mager aus, Brent Crude Oil schloss trotz des Tages-Minus über dem Level, das der Kurs eine Woche zuvor gesehen hatte.

Brent Crude Oil: Chart vom 09.10.2025, Kurs 65,00 US-Dollar, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil: Chart vom 09.10.2025, Kurs 65,00 US-Dollar, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Zwar wäre damit jetzt der Weg für einen erneuten Test der Unterstützungszone 63,10 zu 64,06 US-Dollar pro Barrel geebnet. Aber wenn der Kurs am Donnerstag im Licht dieser Nachrichten über eine Einigung im Gaza-Konflikt nur so moderat nachgab, warum sollte er dann später weiter fallen und derart markante Auffanglinien brechen, die vom bullischen Lager vermutlich aktiv verteidigt werden? Es steht also die Frage im Raum:

Expertenmeinung: Wollte das bärische Lager nicht oder konnte es nicht mehr auf der Unterseite zuwege bringen … und kommt dieser Ausbruch nach unten noch – oder ist die Chance damit vergeben worden?

Grundsätzlich wäre ein Ausbruch nach unten zwar noch möglich, aber da müsste womöglich mehr kommen als die Gaza-Einigung. Zwei Aspekte dürften die Bullen motivieren, diese jetzt nahe gekommene Supportzone 63,10/64,06 US-Dollar im Dezember-Future zu verteidigen:

Zum einen die Hoffnung, dass ein baldiges Treffen zwischen Xi und Trump die Zollsituation USA/China aufhellt und sich damit wieder mehr Wachstum und mit ihm mehr Nachfrage nach Rohöl einstellt. Zum anderen die Befürchtung, dass die Situation in Nahost kritisch bleibt, solange offen ist, wie sich die Lage in Bezug auf den Iran weiterentwickelt.

Möglich wäre ein bärisches Signal zwar jederzeit. Aber wenn es gestern nicht zu einem solchen Impuls kam, wäre man wohl besser beraten, wenn man sich erst auf die Short-Seite schlagen würde, wenn diese wichtige Auffangzone tatsächlich unterboten wurde und so aus einer Möglichkeit ein bärisches Faktum wurde. Und sobald Brent Crude diesen „Cluster“ aus gleitenden Durchschnitten bei 66,30/66,40 US-Dollar, an dem der Kurs am Donnerstag nach unten abgedreht hatte, nach oben durchbricht, wäre ein bärisches Setup vorerst sogar ganz vom Tisch.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Erst eine Kursexplosion, dann ein Selloff von nahezu historischem Ausmass und jetzt das grosse Abwarten. Die Rohölsorte Brent Crude Oil ist an eine charttechnische Entscheidungszone zurückgefallen … und in der kommenden Woche dürfte es daher heissen: hopp oder topp?

Auslöser des Extrem-Peaks und dessen drastischen Endes war der Israel/Iran-Konflikt. Das wissen wir. Seitdem da wieder Ruhe eingekehrt ist, bewegen sich die Kurse der wichtigsten Rohölsorten in einer Range, in der sie sich in den letzten zwölf Monaten oft aufgehalten haben. Bei Brent Crude Oil ist das der Bereich zwischen 65 und 70 US-Dollar pro Barrel. Aber das dürfte keine Ruhezone sein, sondern nur die Basis für den nächsten, grösseren Impuls. Die Frage, die alle am Ölmarkt umtreibt, ist: Wohin wird der führen? Und das, das wissen wir nicht.

Expertenmeinung: Die Spannung ist gross, die Chance, mit Vorhersagen bzw. einer Positionierung von dem „Tag X“ richtig zu liegen, 50:50. Denn was wird am kommenden Mittwoch (oder in den Tagen kurz davor oder danach) passieren, wenn Donald Trumps Galgenfrist für seinen Zoll-Rundumschlag endet? Die Liste echter Vereinbarungen, die dazu führten, dass diese Länder am 9. Juli damit „raus“ sind, ist problematisch kurz: Grossbritannien und Vietnam. Wird Donald Trump vorher noch weitere „Deals“ in nennenswerter Zahl verkünden, hat er sich das vielleicht für den heutigen „Independence Day“ aufgespart? Oder werden nur noch ein paar Grundsatzvereinbarungen folgen und der Rest der betroffenen Staaten die „reziproken“ Zölle, die der US-Präsident am 2. April verkündet und am 9. April zeitweise eingefroren hatte, verpasst bekommen?

Brent Crude Oil Future: Chart vom 03.07.2025, Kurs 68,72 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil Future: Chart vom 03.07.2025, Kurs 68,72 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Das ist die Frage, um die sich in der kommenden Handelswoche alles drehen wird. Und die Antworten werden für Brent Crude Oil richtungsweisend sein. Würde die Galgenfrist verlängert oder eine beruhigende Zahl neuer Einigungen gemeldet, könnte das den Ölpreis wieder höher ziehen. Würden die Marktteilnehmer jedoch erkennen, dass die kommenden Monate von Druck auf den internationalen Handel durch fortgesetzte Unsicherheit und/oder hohe Zölle geprägt sein werden, wäre der Weg von Brent Crude nach unten grundsätzlich frei.

Das bullische Lager hat derzeit die leicht bessere Ausgangsbasis, weil der Kurs nicht in, sondern auf die immens wichtige, aus den wichtigsten gleitenden Durchschnitten, der Supportzone 65/66 US-Dollar und der ebenfalls dort verlaufenden Mai-Aufwärtstrendlinie bestehenden Unterstützungszone zurückgesetzt hat. Aber je nach Nachrichtenlage muss das nichts heissen. Schliesst Brent Crude Oil klar unter 65 US-Dollar, wäre der Weg nach unten aus charttechnischer Sicht wieder frei. Um ein frisches, bullisches Signal zu generieren, müsste sich Brent Crude idealerweise über 72,50/73,00 US-Dollar nach oben absetzen. Hopp oder topp … die kommende Woche dürfte den Weg weisen.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Mit 11,55 Prozent (vom Hoch gerechnet) war die Handelsspanne bei Brent Crude Oil am Montag die grösste seit vielen Jahren. Wäre das Teil eines gewaltigen, erneuten Kursanstiegs gewesen, hätte das wohl nur wenige gewundert. Aber das Gegenteil war der Fall.

Ein gewaltiger Intraday-Turnaround nach unten, ausgerechnet am ersten Handelstag, an dem die Märkte auf die zuvor nicht angekündigte Einmischung der USA in den Israel/Iran-Konflikt reagieren konnten … da kann man sich ein wenig wundern. Bis man sich die Argumentation des Selloffs ansieht. Danach kann man sich nämlich noch mehr wundern.

Dass Brent Crude Oil am frühen Montagmorgen mit einem Plus von über fünf Prozent in den Handel startete, basierte auf der Sorge, dass der US-Beschuss der iranischen Atomanlagen zu einer umgehenden, massiven Eskalation der Lage führen würde.

Doch bereits unmittelbar nach der Eröffnung wurde in den Kurssprung hinein verkauft. Das Plus war zur Mittagszeit dahin, zugleich zogen die Aktienmärkte wieder an. Das Argument: Die USA könnten mit dieser Aktion bereits mit ihrem Iran-Engagement „durch“ sein. Und der Iran könnte auf eine Reaktion verzichten, weil eine Eskalation das Regime gefährden könnte, nachdem Donald Trump am Sonntag auf seiner Plattform offen darüber nachdachte, dass ein solcher Regimewechsel womöglich eine gute Sache sein könnte.

Als der Iran dann am Abend einige Raketen auf US-Stützpunkte abfeuerte, wurde das nicht als Eskalation, sondern als Schlusspunkt der Auseinandersetzung ausgelegt. Der Iran hat offiziell dagegengehalten, dabei aber keinen Schaden angerichtet oder US-Bürger getötet, sondern nur sein Gesicht gewahrt. Sprich:

Man unterstellt, dass die grösste Gefahr jetzt vorbei ist und auch eine Sperrung der Strasse von Hormus als extrem wichtigem Transportweg für Rohöl vom Tisch ist. Also wurde bei Brent Crude Oil und den anderen wichtigen Ölsorten nach den iranischen Raketenangriffen nur umso heftiger verkauft. Aber diese Argumentation hat einen Haken: Sie muss nicht zutreffen.

Expertenmeinung: Ob es der Iran damit bewenden lässt oder diese Raketen auf US-Stützpunkte nur eine Finte waren, während andere Reaktionen noch anstehen, kann man definitiv nicht sicher vorhersagen. Immerhin hatte auch Trump eine Finte angewandt, als er behauptete, Bedenkzeit zu brauchen. Und dann doch am Sonntag zuschlug. Es kommt auch darauf an, was Israel weiter tut. Von „sicher“ kann man hier in keiner Weise sprechen. Aber am Ölmarkt agierte man, als wäre es so. Und das ist riskant.

Brent Crude Oil Future: Chart vom 23.06.2025, Kurs 70,70 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil Future: Chart vom 23.06.2025, Kurs 70,70 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Rein aus chart- und markttechnischer Sicht haben wir hier natürlich ein mächtiges Signal. Ein „bearish engulfing pattern“ aus einer massiven Widerstandszone heraus bei zugleich überkauften markttechnischen Indikatoren, das ist schon was. Aber die Dimension dieses Selloffs ist nicht zwingend vergleichbar mit dem Mass, mit dem die Trader wirklich von einer endgültigen Entwarnung überzeugt sind, denn hier dürfte der Lawinen-Effekt gegriffen haben.

Man darf unterstellen, dass die immense Dynamik des vorherigen Kursanstiegs dazu führte, dass ungewöhnlich viele hoch gehebelte Long-Trades im Markt waren. Und je höher der Hebel oder je grösser die Zahl der Long-Positionen im Future, desto geringer ist die Risikotoleranz. Solche Positionen muss man mit eher engen Stop Loss-Verkaufsorders absichern. Und mit jeder Supportlinie, die brach, wurden solche Stop Loss-Verkäufe ausgelöst, die den Druck aufrechterhielten, den Kurs tiefer schickten, bis die nächste Linie brach und erneut Stop Loss-Verkäufe einsetzten. Eine klassische Verkaufslawine, die irgendwann aus sich selbst heraus läuft und nicht zu stoppen ist. Zumindest nicht, bis ein Kurslevel erreicht wurde, auf dem die zu spekulativen Bullen aus dem Markt geflogen sind. Ein Level wie der, den diese Lawine gestern erreichte?

Das kommt auf die Nachrichtenlage der kommenden ein, zwei Tage an. Wirklich massiv würde der Support aus charttechnischer Sicht erst im Bereich der Kreuzunterstützungszone 63,80 zu 67,95 US-Dollar. Bis dahin könnte Brent Crude, wenn es in Bezug auf den Iran keine Überraschungen gibt, durchrutschen. Aber um diese Zone nach unten zu durchbrechen, müsste schon weitaus mehr passieren, daher: Hierin den Beginn der Super-Baisse beim Ölpreis zu sehen, könnte sich als falsch erweisen … es ist gut denkbar, dass der grössere Teil des Abverkaufs bereits hinter uns liegt.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Brent Crude Oil hat am Mittwoch eine Phalanx an Widerständen nach oben durchbrochen und den Ausbruch am Donnerstag gegen Gewinnmitnahmen verteidigt. Ausgerechnet jetzt kann steigende Ölpreise kaum jemand gebrauchen … aber genau danach sieht es momentan aus.

Auslöser der Mittwochs-Rallye war die Meldung, dass die USA Botschaftspersonal aus dem Irak abziehen. Eine klare Begründung wurde nicht gegeben, aber Donald Trump erklärte auf Anfrage: „Weil es ein gefährlicher Ort sein könnte“. Man geht davon aus, dass die Massnahme vorsorglich erfolgt, um im Fall eines – mittlerweile erfolgten – israelischen Angriffs auf den Iran als Druckmittel im Rahmen der wie immer schleppend verlaufenden Atomverhandlungen USA/Iran nicht im Fadenkreuz iranischer Vergeltungsschläge zu stehen. Kurz:

Der Ölpreis stieg, weil die Käufer auf eine erneute Zuspitzung der Lage im Nahen Osten und eine damit einhergehende Angebotsverknappung nebst Bedrohung der Schifffahrtswege spekulieren. Ob es so kommt, ist offen. Aber käme es so, hätte dann nicht längst gekauft, wer kaufen wollte, sodass aufgrund dieses Vorgriffs das Kursrisiko nach oben begrenzt ist?

Expertenmeinung: Das ist zumindest fraglich, darauf verlassen sollte man sich lieber nicht. Denn auch, wenn die Weltpolitik immer wieder Auslöser für starke Kursausschläge bei Rohöl liefert: Wenn dadurch erst einmal charttechnische Fakten geschaffen wurden, können die sich leicht verselbständigen, denn der Anteil an kurzfristiger, rein chart- und markttechnisch orientierter Spekulation ist beim Ölpreis hoch. Und jetzt wurden solche Fakten geschaffen:

Brent Crude hat durch den starken Anstieg des Mittwochs die bereits am Vorabend erreichte Widerstandszone zwischen 66,41 und 67,36 US-Dollar überboten und damit eine tadellose, untere Umkehrformation vollendet. Damit nicht genug: Zugleich überbot der Kurs auch noch die 100-Tage- sowie die 200-Tage-Linie und die mittelfristige, im Januar etablierte Abwärtstrendlinie. Viel markanter kann ein bullisches Signal kaum daherkommen.

Brent Crude Oil Future: Chart vom 12.06.2025, Kurs 69,70 USD, Kürzel: COIL | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil Future: Chart vom 12.06.2025, Kurs 69,70 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Damit wäre der Weg frei bis zunächst an das Anfang April ausgebildete Zwischenhoch bei 73,79 US-Dollar, danach wäre ein Widerstandsbereich bei knapp 75 US-Dollar dran, bevor es dann bereits um das Jahres-Verlaufshoch von 78,93 US-Dollar ginge. Das wäre ein Impuls, der für die Hoffnung, dass die inflationären Impulse der Zollpolitik durch niedrigere Energiepreise ausgeglichen werden, fatal wäre. Aber das würde die bullischen Trader wohl kaum davon abhalten, hier weiter auf der Long-Seite zu agieren.

Um dieses Aufwärtsrisiko beim Ölpreis vom Tisch zu bekommen, müsste dieses bullische Signal zur Bullenfalle werden. Das wäre dann zu unterstellen, wenn Brent Crude Oil den kompletten Aufwärtsimpuls zurücknimmt und mit Schlusskursen unter 64 US-Dollar durch die Kreuzunterstützung aus Mai-Aufwärtstrendlinie und 50-Tage-Linie fiele. Unmöglich wäre das nicht, aber darauf zu setzen, bevor das wirklich passiert ist, wäre hochriskant.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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