Die Aktie der London Stock Exchange ist nach einem Höhenflug wieder unter Druck geraten. Könnte das die perfekte Einstiegschance sein?
Das ist ein einträgliches Geschäft
Die London Stock Exchange (LSE) gehört zu den ältesten und renommiertesten Börsen Europas und blickt auf eine Geschichte zurück, die bis ins Jahr 1698 reicht.
Der Hauptmarkt, bekannt als Main Market, ist die Bühne für etablierte Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung, sogenannte Bluechip-Unternehmen, die strenge Anforderungen erfüllen müssen.
Parallel dazu existiert der Alternative Investment Market (AIM), ein spezieller Markt für kleinere, wachsende Unternehmen, die von flexibleren Bedingungen profitieren und so leichter Zugang zu Kapital erhalten.
Ergänzt wird das Angebot durch EDX London, eine Plattform, die sich auf den Handel mit Derivaten wie Optionen und Futures konzentriert.
Börsenplätze sind ein einträgliches Geschäft. In den meisten Ländern handelt es sich um faktische Monopole, da der absolute Grossteil der Handelsaktivität an einzelnen Börsen stattfindet.
Teilweise beschränkt sich das Monopol auch „nur“ auf eine Produktkategorie wie Futures oder Optionen. In allen Fällen führt das zu einer ausserordentlich hohen Profitabilität.
Viel mehr als nur ein Börsenbetreiber
Die London Stock Exchange Group ist jedoch weitaus mehr als nur der Börsenbetreiber der Londoner Börse.
Das Unternehmen gliedert sich in vier Geschäftsbereiche:
Markets umfasst nicht nur den Börsenhandel in London, sondern auch an der Borsa Italiana in Mailand sowie die Handelsplattform Turquoise.
Hinzu kommt der Bereich FTSE Russell. Dabei handelt es sich um einen weltweit führenden Anbieter von Börsenindizes und Benchmarking-Dienstleistungen. Unter diesem Dach werden bekannte Indizes wie der FTSE 100 und der Russell 2000 entwickelt, verwaltet und laufend angepasst.
Der dritte Bereich ist Risk Intelligence. In diesem Teil der Unternehmensgruppe liegt der Fokus auf der Erkennung, Bewertung und Überwachung von finanziellen, regulatorischen und operationellen Risiken. Hierzu gehören insbesondere Dienstleistungen zur Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.
Abgerundet wird das Angebotsspektrum durch Data & Analytics. In diesem Bereich stellt das Unternehmen umfangreiche Finanzmarktdaten, historische und aktuelle Informationen sowie Analyseplattformen zur Verfügung. Diese Daten und Tools helfen Finanzinstitutionen, Investoren und Analysten dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Die richtige Dividenden-Strategie
Neben schönen Worten glänzt das Unternehmen aber auch mit schönen Zahlen.
Der Umsatz konnte in den letzten zehn Jahren von 1,42 auf 8,90 Mrd. GBP gesteigert werden.
Das Ergebnis legte von 1,29 auf 3,64 GBP je Aktie zu.
Umsatz und Gewinn sind kontinuierlich gestiegen, es gab kein einziges Jahr, in dem ein nennenswerter Gewinneinbruch verzeichnet wurde. Lediglich 2016 und 2023 war das Ergebnis um 2 und 1 Prozent rückläufig. Es gibt wenige Unternehmen, die derartig verlässlich den Gewinn steigern, vor allem nicht in dieser Geschwindigkeit.
Die durchschnittlichen Gewinnsteigerungen lagen in der letzten Dekade bei 15 % per annum.
Die Dividende wurde in dieser Zeit in jedem einzelnen Jahr erhöht, in Summe von 0,24 auf 1,20 GBP je Aktie.
Die London Stock Exchange ist eines der vielen Beispiele, die belegen, dass es für Anleger auf lange Sicht in der Regel die bessere Wahl ist, Unternehmen zu kaufen, die die Dividende kontinuierlich steigern können, und nicht die, die bereits eine hohe Dividende ausschütten.
Wer vor 10 Jahren Aktien der LSE gekauft hat, würde heute über 6 % Dividende kassieren. Obendrein hat sich der Kurs mehr als vervierfacht.
Irgendwann korrigiert jede Aktie
Das hat die Aktie jedoch nicht davor bewahrt, von Zeit zu Zeit eine grössere Korrektur zu vollziehen.
Die letzte Analyse zur London Stock Exchange hatte ich bei einem Kurs von 70 GBP geschrieben. Anschliessend stieg der Kurs auf über 120 GBP, doch zuletzt ist die Aktie wieder deutlich zurückgekommen.
Als die Quartalszahlen dann am 31. Juli vorgelegt wurden, führte das zu einem regelrechten Crash der Aktie. Aber ist das wirklich gerechtfertigt? In den Börsenmedien wurde das schwache Wachstum des Abogeschäfts als Grund genannt. Das kann man natürlich so sehen, man kann die Lage auch komplett anders einschätzen.
Aus meiner Sicht hatte der Kurssturz andere Gründe. Wenn das Chartbild angeschlagen ist, suchen Anleger gerne das Haar in der Suppe und begründen damit die sinkenden Kurse.
Wir erleben das an der Börse ständig. Solange die Kurse steigen, wird die Aktie hochgejubelt und Probleme werden ignoriert. Ist eine Aktie im Sinkflug, konzentriert sich die Mehrheit ausschliesslich auf die negativen Aspekte.
Der Gewinn lag im ersten Halbjahr mit 2,09 GBP je Aktie über den Erwartungen von 2,04 GBP. Mit einem Umsatz von 4,49 Mrd. GBP wurden die Analystenschätzungen von 4,45 Mrd. GBP ebenfalls übertroffen.
Die Ergebnisse lagen zwar nicht weit über den Erwartungen, aber dennoch darüber.
Viel wichtiger ist aber die Entwicklung im Zeitverlauf – und die kann sich sehen lassen. Auf Jahressicht konnte der Umsatz um 7 % gesteigert werden und der Gewinn um 20 %.
Der freie Cashflow verbesserte sich um 23 % auf 935 Mio. GBP.
Unterschätzt?
Zum Wachstum haben alle Geschäftsbereiche beigetragen, die jeweiligen Umsatzsteigerungen lagen zwischen 5,1 und 13,7 Prozent.
Darüber hinaus wurden Aktienrückkäufe mit einem Volumen von 1,0 Mrd. GBP beschlossen, was etwas mehr als 2 % des Börsenwerts entspricht.
Die Interimsdividende wurde um 15 % auf 0,47 GBP erhöht. Die Ausschüttung erfolgt am 17. September an alle Anleger, die die Aktie am Stichtag (15. August) halten.
Den Konsensschätzungen zufolge soll das Ergebnis um 10 % auf 3,99 GBP je Aktie steigen. London Stock Exchange käme demnach auf eine forward P/E von 23,6. Langjährig pendelt die P/E um einen Wert von 27,4.
Da der Gewinn im ersten Halbjahr jedoch um 20 % gestiegen ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Erwartungen zu niedrig sind.

Aus technischer Sicht ist die Aktie auf ein interessantes Niveau zurückgekommen. Zwischen 93,50 und 80,00 GBP reihen sich die Unterstützungen regelrecht auf. Für antizyklische Anleger könnte dieser Bereich interessant sein.
Der langfristige Aufwärtstrend verläuft in etwa bei 85 GBP.
Gelingt ein Anstieg über 97 GBP, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 100 sowie 106 und 115 GBP.
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