Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.
Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der US-Dollar verliert seit geraumer Zeit zum Euro an Wert, und der Euro legt dementsprechend zu. Diese Woche wurde ein weiteres Kaufsignal im Chart generiert, nachdem der Widerstandsbereich bei rund 1.1450 nach oben durchbrochen wurde.
In diesem Jahr gab es bereits einige technische Signale, welche den Euro in Richtung Norden trieben. Alles begann mit dem Bruch des Widerstands im März knapp über der Marke von 1.05. Dies führte dazu, dass als Nächstes die psychologisch wichtige Marke bei 1.10 anvisiert wurde. Nach ersten Gewinnmitnahmen bot die 20-Tage-Linie ausreichend Rückhalt, um das nächste Kaufsignal auszulösen. Danach ging es in Richtung des bisherigen Jahreshochs, welches noch diese Woche erreicht werden könnte. Der Trend gegenüber dem US-Dollar bleibt aus charttechnischer Sicht positiv.
Expertenmeinung: Beim Blick auf den längerfristigen Chart deutet sich an, wohin die Reise nun gehen könnte. Der nächste grössere Widerstand wäre im Bereich von 1.20 zu finden. Unter Umständen könnte diese Marke in der zweiten Jahreshälfte erreicht werden.
Das Vertrauen in den US-Dollar scheint unter Anlegern nach wie vor angeschlagen, und selbst das nach wie vor deutlich höhere Zinsniveau in den USA kann diese Schwäche derzeit nicht ausgleichen. Solange der Bereich zwischen 1.12 und 1.13 gehalten werden kann, bleibe ich optimistisch für den Euro.
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Ausserdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.
Vorherige Analysen von EUR.USD
Gültigkeit der Analyse: 1 year
Erwartung: Long / Buy
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Die EZB hat erneut den Leitzins gesenkt. Die Schere zwischen dem US-Leitzins und dem der Eurozone wird immer grösser – zu Gunsten der USA. Eigentlich müsste das den US-Dollar stärken, aber es ist der Euro, der seit Mitte Mai wieder steigt. Und das könnte so weitergehen.
Das Geld fliesst tendenziell dorthin, wo die Investoren die höheren Zinsen bekommen. Was die USA wären. Vergleicht man die aktuelle Verzinsung von Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit, so liegt diese Rendite für die US-Bonds momentan um die 4,40 Prozent, für deutsche Bundesanleihen – als Beispiel für den Euro-Raum – bei 2,58 Prozent. Da es der Kauf von Anleihen erfordert, zuvor die entsprechende Währung zu kaufen, müsste der US-Dollar angesichts dieses deutlichen Renditevorsprungs also eigentlich stark sein. Was er nicht ist, wie die Charts zeigen.
Wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass der Euro in der Relation zum US-Dollar im Winter eine saubere Bodenbildung vollzog und diese mit einem starken, bis Mitte April laufenden Hausse-Impuls vollendete. Es folgte zwar eine Korrektur. Aber die war gestern grossenteils bereits wieder aufgeholt.
Und der langfristige Chart auf Monatsbasis zeigt, dass der Euro dadurch wieder aus der 2023 und 2024 dominierenden Handelsspanne nach oben hinauslief.
Das nächste Kursziel wäre, sobald es gelingt, das bisherige Jahres-Verlaufshoch von 1,1573 US-Dollar pro Euro zu überwinden, das momentan bei 1,1825 US-Dollar verlaufende, obere Ende des 2022-Aufwärtstrendkanals, das ab August mit der Widerstandszone 1,1876 zu 1,2042 US-Dollar einen Kreuzwiderstand bilden würde.
Expertenmeinung: Dass der Euro so viel stärker wird, haben viele vermutlich zu Jahresbeginn nicht erwartet. Aber jetzt haben sich die Rahmenbedingungen eben verändert … wobei die Verzinsung von Anleihen nicht mehr ausreicht, um den US-Dollar zu stützen.
Was die Investoren in Anleihen ebenfalls sehen wollen, ist Sicherheit. Die Sicherheit, dass die Zinsen und das investierte Kapital absolut sicher sind. Und auch diejenigen, die in den USA in Unternehmen, Immobilien oder Aktien investieren, erwarten solide Bedingungen in Form klarer gesetzlicher Vorgaben, die auch übermorgen noch so sind wie aktuell. Und sie erwarten ein starkes, berechenbares politisches Umfeld. Und genau das haben sie derzeit eben nicht. Der ohne Not vom Zaun gebrochene Zollstreit, die wankelmütigen Entscheidungen im Weissen Haus, das hoch problematische Steuergesetz, all das führt dazu, dass sich die USA als Investmentziel gerade selbst demontieren. Und mit dieser Demontage verliert der US-Dollar den bislang unerschütterlichen Nimbus als sicherste Währung weltweit.
Der schlagartig aufgekommene, aber nach Stunden bereits auf einen schon peinlichen Level gesteigerte Streit zwischen Donald Trump und Elon Musk, die bisherige Erfolglosigkeit auf aussenpolitischer Ebene in Bezug auf Nahost und die Ukraine, das bislang vergebliche Warten auf überzeugende „Deals“ als Ergebnis des Trump’schen Zoll-Hammers … all diese Aspekte zusammengenommen sägen am US-Dollar – da hilft eine höhere Anleiherendite als beispielsweise in Deutschland oder Japan gar nichts.
Und da es überraschend wäre, wenn sich diese Probleme in nächster Zeit zu Gunsten von das Vertrauen regenerierenden Entwicklungen erledigen, hätte der Euro grundsätzlich auch weiterhin die Chance, gegenüber dem US-Dollar an Stärke zu gewinnen.
Über den Autor
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Analysemethode
Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Erst kappt Donald Trump die 90-Tage-Frist für die EU, dann gewährt er sie doch wieder. Man könnte das als Erfolg verkaufen, weil er diesem wichtigen Handelspartner auf diesem Weg Beine gemacht hat. Am Devisenmarkt aber sieht man das nicht positiv, der Euro bleibt stark.
Mitte des Monats sah es so aus, als könnte die Stärke des Euros zum US-Dollar vorüber sein, als das Währungspaar unter das 2024er-Hoch bei 1,1214 US-Dollar pro Euro und damit zugleich zurück in die im Monatschart zu sehende Handelsspanne der Jahre 2023/2024 rutschte. Aber die Anschlussverkäufe blieben aus, der Kurs stabilisierte sich und zog zügig wieder an. Jetzt kommt langsam schon wieder das am 21. April markierte, bisherige Jahreshoch bei 1,1573 US-Dollar in Sicht.
Wieso wird der US-Dollar bzw. der „Greenback“, wie er am Devisenmarkt auch genannt wird, nicht stärker, nachdem diese Drohung gegen die EU dazu führte, dass man sich in Brüssel jetzt mit Vorschlägen für eine Einigung beeilt und weiss, dass Donald Trump nötigenfalls mit der Brechstange agiert, um seine Vorstellung einer starken US-Wirtschaft durchzusetzen?
Expertenmeinung: Zum einen, weil die Akteure am Devisenmarkt offenbar keineswegs der Ansicht sind, dass dieser Weg der richtige ist bzw. mehr Nutzen als Schaden nach sich zieht. Zum anderen, weil es weniger um diesen vom Weissen Haus losgetretenen Zoll-Händel an sich geht, sondern um die Intention, die insgesamt dahintersteht, und den Weg, mit dem sie durchgesetzt werden soll.
Eine Währung ist dann stark, wenn sie gesucht ist, weil internationales Kapital dort investieren will, sei es in Aktien, Immobilien oder Unternehmen. Und das tut man bevorzugt dort, wo die Wirtschaft stabil wächst, rechtliche Grundlagen nicht unverhofften Änderungen unterliegen und die Staatsfinanzen solide sind, sodass man getrost in Staatsanleihen investieren kann. Kurz: Das Geld fliesst bevorzugt dorthin, wo man Stabilität und Berechenbarkeit vorfindet.
Zwar ist die Eurozone kein Ausbund an Wachstumsstärke und Einigkeit. Aber es kommt ja immer auf den direkten Vergleich an. Und da haben die USA zuletzt deutlich an Boden verloren. Da geht es nicht nur um den Zollstreit, sondern, unter anderem, auch um Donald Trumps Steuersenkungspaket, das er mit aller Macht durchbringen will und von den Experten als waghalsig und für die Gesamtwirtschaft potenziell schädlich eingestuft wird. Es geht um eine Schlingerkurs fahrende Regierung, bei der die Investoren nicht sicher sein können, dass morgen noch gilt, was heute sicher scheint. Dass Moody’s den USA jüngst als letzte der drei grossen Ratingagenturen die Top-Bonität aberkannt hat, ist ein Symbol dieser Entwicklung. Eines, das am Devisenmarkt ebenso wenig übersehen wird wie bei den grossen, internationalen Investoren.
Natürlich wird es trotz alledem mit dem Euro nicht wie an der Schnur gezogen aufwärtsgehen. Aber solange die USA ohne all die Attribute dastehen, die dem Greenback in den Jahrzehnten zuvor seine Stabilität und Stärke gegenüber dem Euro verliehen hatten, könnte Letzterer durchaus weiter Boden gutmachen. Ein Anlauf an die nächste, langfristig relevante Widerstandszone im Bereich 1,1876 zu 1,2042 US-Dollar pro Euro wäre, solange sich die Rahmenbedingungen mit Blick auf die USA nicht deutlich verbessern, auf Sicht einiger Monate keine allzu grosse Überraschung.
Über den Autor
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Analysemethode
Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Bereits im Vorfeld hatte es eine kleine Toppbildung gegeben, mit der überraschend deutlichen Senkung der Einfuhrzölle zwischen den USA und China wurde die vorherige Hausse des Euro zum US-Dollar dann vorerst beendet. Aber kehrt die alte Dollar-Stärke jetzt wirklich zurück?
Rein charttechnisch betrachtet ist der Euro auf kurzfristiger Ebene jetzt erst einmal bärisch, der US-Dollar bullisch. Wir sehen, dass der Euro zum Greenback am Montag als Reaktion auf die positiven Meldungen in Bezug auf China nachgab, womöglich zum Teil auch wegen der Hoffnung, Donald Trump habe jetzt doch etwas in Bezug auf die Ukraine-Thematik bewegt. Das Währungspaar durchbrach die immens steile, Anfang März etablierte Aufwärtstrendlinie sowie die Unterstützungslinien, die sich von den beiden Hochs vom August und September 2024 bei 1,1202/1,1214 und vom Zwischenhoch vom Dezember 2023 bei 1,1140 US-Dollar pro Euro ableiten.
Das nächste Kursziel wäre der Bereich der Hochs vom November 2024 und März 2025 bei 1,0937/1,0955 US-Dollar. Bis dahin wäre ein Rücksetzer allemal denkbar, ohne dass das zwingend einen Paradigmenwechsel für das Währungspaar bedeuten müsste. Erst, wenn auch diese, jetzt ja schon recht nahe gekommene Linie fallen sollte und man darunter um die bei aktuell 1,0795 US-Dollar verlaufende 200-Tage-Linie ringt, würde es mittelfristig bedeutsam. Könnte es dazu kommen?
Expertenmeinung: Das könnte es aus aktueller Sicht eigentlich nur, wenn seitens der USA mehr an Erfolgen und vernunftbetonten Entscheidungen auf den Tisch kommt als bisher. Denn ja, es wirkt auf den ersten Blick, als hätten die USA China jetzt zu Zugeständnissen gebracht. Nur gibt es die wohl noch gar nicht. Man hat Kanäle geschaffen, um zu verhandeln und beiderseitig guten Willen suggeriert. Aber konkrete Schritte hin zu einem „Deal“ gab es nicht, nur diese Geste gesenkter Zölle für die Dauer von 90 Tagen, um die eigentlichen Verhandlungen unter geringerem wirtschaftlichem Druck führen zu können.
Das ist also bei genauem Hinsehen zumindest bis jetzt noch keine Gemengelage, die die Verlässlichkeit und Berechenbarkeit der USA als Investitionsstandort und damit das „Standing“ des US-Dollars wiederherstellen könnte. Man hat einfach beiderseits erkannt, dass man die Zölle erst einmal herunternehmen muss und das umgehend, um Schäden zu verhindern, die man danach nicht mehr so leicht würde reparieren können. Aber:
Ein Währungspaar hat natürlich immer zwei Seiten, was hiesse: Ob der Euro in Kürze oberhalb mittelfristig wichtiger Unterstützungen die „zweite Luft“ bekommt oder nicht, hängt auch davon ab, wie sich die EU jetzt geopolitisch und wirtschaftspolitisch präsentiert. Ob Zölle oder Ukraine, die Forex-Trader werden sich beide Seiten, die Eurozone ebenso wie die USA, in den kommenden Wochen genau ansehen und erst dann mittelfristig relevante Weichen stellen. Kurzfristig stehen die zu Gunsten einer US-Dollar-Erholung. Aber das sollte man im Trading dann auch mit entsprechend kurzfristigem Zeithorizont angehen und das Fell der US-Dollar-Bären besser nicht verkaufen, bevor sie erlegt sind … denn das sind sie bislang ohne Zweifel noch nicht.
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
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Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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In den letzten Tagen ist der Abstieg des US-Dollars zum Euro einer Gegenbewegung gewichen … und zugleich ziehen auf einmal US-Aktienindizes und US-Bonds wieder an. Was hat da was motiviert, wer liefert die Vorgaben, die Aktien, die Anleihen oder der Devisenmarkt?
Diese Frage lässt sich nie völlig sicher beantworten. Je nachdem, welche Einflussfaktoren Bewegungen auslösen, können Konjunkturdaten oder Unternehmensbilanzen dazu führen, dass die Trader am Aktienmarkt einen Impuls anstossen, dass auf Basis von Bond-Auktionen oder Statements der Notenbank zunächst die US-Anleihen reagieren und der US-Dollar dann nachzieht. Aber die Grundtendenz ist:
Wenn der US-Dollar dieser Tage einem Impuls bei Aktien oder US-Bonds nicht glaubhaft folgt, ist Vorsicht geboten. Denn ein schwacher US-Dollar ist ein Signal dafür, dass internationale Investoren gerade nicht in den US-Markt hinein-, sondern eher aus ihm herausgehen. Und eine Rallye bei Aktien und/oder Anleihen, die nicht von ausländischen Tradern mitgetragen wird, steht auf tönernen Füssen. Und wenn wir momentan sehen, dass der Euro zum US-Dollar zwar aktuell etwas zurückkommt, der Aufwärtstrend des Euro und damit der Abwärtstrend des US-Dollars an sich aber intakt bleiben, hat sich am negativen Sentiment gegenüber US-Anlagen eben noch nichts grundlegend verändert. Und aktuell müsste man hinzufügen: wie auch?
Expertenmeinung: Zwar versucht man in Washington dieser Tage, die Wogen weiter zu glätten, nachdem man bereits mehrfach in Bezug auf die Zölle zurückrudern musste, weil man sah, wie extrem negativ die Börsen darauf reagierten. Was in einem Land, in dem es normal ist, einen Gutteil der Altersvorsorge über Aktien aufzubauen, fatal ausgehen kann. Aber diese Versuche fallen nicht besonders überzeugend aus.
Wenn man von einer denkbaren Halbierung der Zölle auf China-Importe spricht, lägen diese danach immer noch katastrophal hoch. Wenn Donald Trump sagt, man sei bereits in täglichem Kontakt mit China und das dortige Aussenministerium erklärt, es gebe keinerlei Kontakte, ist das keine Basis für die Rückkehr des Vertrauens in die US-Regierung bzw. in US-Investments, von der Entwicklung in Bezug auf die Ukraine ganz zu schweigen.
Das spiegelt sich im Aufwärtstrend des Euro zum US-Dollar wider, der seit Anfang Februar deutlich an Boden verloren hat. Dass es da auch mal zu Gegenbewegungen kommt, ist völlig normal. Aber erst, wenn wir hier ein klares charttechnisches Signal sehen würden, dass der US-Dollar wieder gekauft wird und die Dollar-Bären sich zurückziehen, könnte man davon ausgehen, dass die Stimmung sich wieder so weit zu Gunsten der USA als Anlageziel verändert hat, dass Aufwärtsbewegungen am US-Aktien- und am US-Anleihemarkt eine Chance haben, beständig zu sein.
Ein solches Signal liesse sich dann unterstellen, wenn die Euro/US-Dollar-Relation, die jetzt erst einmal im ersten Anlauf an der Widerstandszone 1,1495/1,1704 hängen geblieben ist, die jetzt als Unterstützung dienende Zone 1,1140/1,1276 US-Dollar pro Euro unterschreiten sollte. Das wäre ein Indiz dafür, dass grosse internationale Adressen massiv Kapital zurück in den US-Dollar-Raum transferieren. Aber solange man die US-Politik mit dem Wort „irrlichternd“ beschreiben könnte, ist das ein Szenario, das auf der Wahrscheinlichkeitsliste nicht ganz oben steht.
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
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Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Einen Tag, nachdem Donald Trump am 2. April die nächste Zollrunde verkündete, fielen die Aktien weltweit erheblich … und der US-Dollar verlor zum Euro deutlich an Boden. Dann wurde es ruhiger um diese Währungsrelation – bis gestern. Und das ist ein bemerkenswertes Votum.
Als Reaktion auf diese überraschend drastisch ausgefallene und zugleich willkürlich wirkende Welle an „reziproken Zöllen“ sackte der US-Dollar am 3. April erheblich weg, der Euro gewann also zum „Greenback“ an Wert. Das Ergebnis: Ein neues Jahreshoch, das den Euro/US-Dollar-Kurs an eben diesem 3.4. auf im Hoch 1,1146 US-Dollar pro Euro und damit nahe an das 2024er-Jahreshoch trug. Danach beruhigte sich die Sache aber wieder, es setzte eine Konsolidierung ein, der Euro kam etwas zurück, wenngleich er seinen kurzfristigen Aufwärtstrend hielt. Gestern aber war es mit der Ruhe auf einmal vorbei.
Der Euro stieg immens, d.h. der US-Dollar verlor massiv an Boden. Das US-Dollar-Minus lag in der Spitze bei 2,66 Prozent zum Vorabend. Dadurch lief der Euro an die beiden nahe beieinander liegenden Hochs vom vergangenen Sommer bei 1,1201/1,1214 US-Dollar heran, hatte zeitweise sogar darüber gelegen. Der Chart auf Wochenbasis zeigt dabei, dass es hier eigentlich um eine seit zwei Jahren geltende Seitwärtsspanne geht, die das 2023er-Hoch bei 1,1276 mit einschliesst.
Euro / US-Dollar: Wochenchart vom 10.04.2025, Kurs 1,1197 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS
An diesen „Deckel“ klopft der Euro … und ginge es hier durch, hätte er aus rein charttechnischer Sicht Spielraum bis an die nächste Widerstandszone 1,1496/1,1704 US-Dollar. Das ist die Nackenlinienzone der grossen Toppbildung, die mit Beginn der Biden-Präsidentschaft vollendet wurde und zu einer deutlichen Aufwertung des US-Dollars, sprich zu einem Abstieg von Euro/US-Dollar führte.
Die Frage ist jetzt: Warum sah der Euro ausgerechnet am gestrigen Donnerstag einen derartigen Aufwärtsimpuls bzw. der US-Dollar einen solchen Verkaufsdruck?
Expertenmeinung: Wir wissen, was eine starke Währung ausmacht: Vertrauen in die Wirtschaft des Landes, eine verlässliche Politik, idealerweise eine nur mässige Inflation, ein gutes Investitionsumfeld. Dazu kommen gute, gegenüber der anderen Hälfte des Währungspaars höhere Renditen im Anleihebereich. Ist das alles gegeben, zieht es Investitionen an, in Aktien, Anleihen und Unternehmen gleichermassen, und stärkt damit die Nachfrage nach der entsprechenden Währung. Lange Zeit war all das in Bezug auf die USA so gegeben und führte zu einem schwachen Euro zum US-Dollar. Seit Anfang 2025 geht es indes in die Gegenrichtung: Der Euro zieht immer weiter an, der „Greenback“ verliert an Boden.
Das bildet ab, was das internationale Kapital von Donald Trumps Plänen und bisherigen Entscheidungen hält. Man sieht die Verlässlichkeit als wichtige Basis für unternehmerische Investitionen schwinden, die Wirtschaft schwächer werden, fürchtet sinkende Renditen durch Leitzinssenkungen. Die Stimmung ist also umgeschlagen. Und dass es ausgerechnet gestern zu einem derart deutlichen Abriss des US-Dollars kam, nachdem der davor liegende Schwächeanfall die Reaktion auf Trumps „reziproke Zölle“ war, lässt eines stark vermuten:
Der Schuss in Form dieses 90-Tage-Moratorium für Länder, die sich nicht gegen diese Zölle gewehrt haben, ging nach hinten los. Der Aktienmarkt mochte eine wilde Kaufwelle gesehen haben, weil man da von dieser unerwarteten Entscheidung überrumpelt wurde. Aber der Euro/US-Dollar-Kurs gab bereits am Mittwochabend im Tagesverlauf erreichte Gewinne wieder ab, aus diesem Tag ging der US-Dollar im Vergleich zum Dienstag nur geringfügig höher hervor. Und dann, einen Tag später, als man Zeit gehabt hatte, die Sache durchzudenken, dieser Abverkauf beim Dollar.
Das deutet an, dass die internationalen, grossen Adressen diesen Rückzieher nicht als kluge Entscheidung hin zu einer moderateren Politik, sondern als Planlosigkeit und Schwäche auslegen und weiterhin Geld aus dem Dollar-Raum abziehen. Der US-Aktienmarkt verlor am Donnerstag zwar nur einen Teil der Vortags-Gewinne. Aber wenn man dieses Signal, das der Abstieg des US-Dollars zum Euro aussendet, ernst nimmt, müsste man konstatieren, dass nicht nur der Euro gute Chancen hat, die nächste Widerstandszone zu erreichen, sondern auch die US-Aktien trotz der Mittwochs-Rallye weiterhin mit anderthalb beinen über dem Abgrund hängen. Denn wenn das internationale Geld den Daumen senkt, wird es auch am Aktienmarkt eng, denn ohne dieses Kapital ist eine tragfähige Aufwärtswende bei den US-Aktien kaum zu schaffen.
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Analysemethode
Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.