Wenn Aktien unter starken Abgabedruck geraten, passiert das selten ohne Grund – aber es kommt vor. Und wenn man wie im Fall der niederländischen Wolters Kluwer keine guten Argumente für die Bären findet, kann man sich eine solche Aktie schon mal genauer ansehen.
Dieses im Euro Stoxx 50 gelistete niederländische Unternehmen gehört zu den weltweit grössten Verlagshäusern für Fachliteratur und entsprechende Software, vor allem in den Bereichen Steuern, Recht und Healthcare. Damit wurden 2024 sagenhafte 5,92 Milliarden Euro umgesetzt. Und 2025 sollen es mehr werden:
Am 30. Juli hatte Wolters Kluwer mit seinen Halbjahresergebnissen die Analystenerwartungen übertroffen. Der Umsatz stieg zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent, der operative Gewinn um 13, der Nettogewinn um neun Prozent. Das war gut genug, um die bisherige 2025er-Prognose leicht anzuheben. Man blieb zwar bei der Erwartung eines um sechs Prozent zulegenden Umsatzes, bei der operativen Gewinnmarge wurde man aber etwas optimistischer. Insgesamt gute, erfreuliche Ergebnisse, die seitens der Analysten positiv honoriert wurden. Zwar stuft die Mehrzahl der Experten die Wolters Kluwer-Aktie nur mit „Halten“ ein. Aber alle Kursziele wurden vor dem markanten Abverkauf vergeben, den wir im Chart sehen. Der Schnitt der Kursziele liegt bei 159 Euro … und damit sehr weit über dem derzeitigen Kursniveau.

Auffallend war, dass die Aktie am Bilanztag, dem 30. Juli, zunächst kräftig stieg. Doch noch am selben Tag setzten Verkäufe ein, die in einen zweiwöchigen Abwärtsimpuls mündeten, der erst vor wenigen Tagen einem Bodenbildungsversuch wich. Warum dieser Druck?
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Expertenmeinung: Das ist eine Frage, auf die man derzeit keine taugliche Antwort findet. Die Bilanzdaten waren gut, die Analysten sehen die Aktie deutlich höher … und dass das Verlagswesen im Bereich Fachliteratur unmittelbar vor dem Niedergang stünde, liesse sich auch nicht vermuten. Zwar kann es immer sein, dass Anleger mehr erhofft hatten als das, was die Analysten prognostiziert hatten und das Unternehmen geliefert hat. Aber ein derart drastischer Selloff wäre allein aus einem solchen Grund, nicht nachvollziehbar. Zumal die Aktie jetzt nicht mehr teuer bewertet ist. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis läge derzeit um 22, das ist im historischen Vergleich eher im unteren Bereich.
Natürlich könnte irgendjemand mehr wissen als die Allgemeinheit. Aber das müsste schon etwas äusserst Finsteres sein, um diesen Abriss von den 144,30 Euro, die die Aktie am Tag der Halbjahreszahlen erreicht hatte, auf das jüngste Tief bei 111,94 Euro zu rechtfertigen. Und selbst wenn irgendetwas im Busch wäre, so hätte der Kurs darauf ja bereits deutlich reagiert.
Gerade jetzt, in einer Börsenphase, in der sich viele Anleger Gedanken machen, wo sie ihr Kapital vor starken Schwankungen schützen könnten, sind Aktien wie Wolters Kluwer, deutlich gefallen, markttechnisch überverkauft und in einer „ruhigen“ Branche unterwegs, einen Blick wert. Und der plötzliche, kräftige Anstieg dieser Aktie am Mittwoch deutet an, dass einige das in der Tat so sehen.
Ob daraus eine Aufwärtswende wird oder diese Käufe umgehend erneutem Druck weichen, ist natürlich nie sicher vorhersehbar. Aber binnen weniger Monate ist diese Aktie von einem eher zu teuren Kurslevel auf eines weggebrochen, das man – wenn sich die Lage im Unternehmen so entwickelt, wie man das dort erst vor drei Wochen kommuniziert hatte – als günstig einordnen kann.
Direkt die Hand aufzuhalten ist immer mit erhöhten Risiken verbunden, die man als „First Mover“ eingeht. In diesem Fall hätte man allerdings den Vorteil, dass das bisherige Tief bei 111,94 Euro und die untere Begrenzungslinie des steilen, Anfang des Jahres etablierten Abwärtstrendkanals bei aktuell 108 Euro nahe genug für einen nicht allzu weiten Stop-Kurs lägen. Allemal eine Situation, die man sich genauer anschauen könnte.
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